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E-Book

The Force

Wie wir unsere innere Kraft befreien -

AutorBarry Michels, Phil Stutz
VerlagArkana
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641226039
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Die Superkraft in uns.
Jeder Mensch hat Zugang zu einem unbegrenzten Potenzial an Kraft. Je mehr davon er sich erschließt, desto höher seine Lebensqualität. Phil Stutz und Barry Michels, Autoren des Bestsellers »The Tools«, zeigen eindringlich, was wir an Glück, Erfolg und gelingenden Beziehungen erreichen können, wenn wir uns entscheiden »The Force« zu aktivieren. Doch erstaunlich viele Menschen geben sich mit wenig zufrieden. Sie überlassen sich dem inneren Verhinderer, der jeden von uns herausfordert. Er speist sich aus Energielosigkeit, falschen Hoffnungen, verletzten Gefühlen und unguten Belohnungsstrategien. Vier Power-Tools helfen, sich aus seinen Fängen zu befreien und Meister unseres Lebens zu werden.

Phil Stutz studierte am City College in New York Medizin und promovierte an der New York University. Er arbeitete als Gefängnispsychiater auf Rikers Island, bevor er seine eigene psychotherapeutische Praxis eröffnete. Er lebt und arbeitet in Los Angeles.

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Leseprobe

2. KAPITEL

Für die Lebenskraft kämpfen

Barry lernt, Part X zu erkennen und zu besiegen, und entdeckt so seine Lebenskraft – und damit ein Maß an Begeisterung, Enthusiasmus und Kreativität, das er sich nie zuvor hätte vorstellen können.

In keiner Situation fühlt man sich so unfähig wie bei der ersten psychotherapeutischen Sitzung, Auge in Auge mit seinem Klienten. Bei mir kam dieser Augenblick in einer heruntergekommenen Agentur eines sozialen Dienstes, wo ich während meines ersten Semesters ein Praktikum machte. Mein Büro bestand aus einer kleinen Zelle mit einem Teppich voller Kaffeeflecken, einem Kunststoffstuhl für die Klienten und ein paar zerfledderten Postern aus früheren Zeiten an der Wand: »Make Love Not War«, »Freeze Rents Not Wages« [»Mach Liebe, nicht Krieg«, »Friert die Renten ein, nicht die Löhne« – Anm. d. Ü.]. Ich saß in einem durchgesessenen Chefsessel, der jedes Mal hintenüberkippte, wenn ich mich zu weit zurücklehnte. Ich war immer knapp davor, mich zum Narren zu machen.

In gewissem Sinn war ich tatsächlich ein Narr. Jeder Neuling ist das. Die Lektüre vieler Fachbücher, der Besuch von Vorlesungen, die vielen Examen können einen unmöglich auf die Behandlung realer Personen vorbereiten, die in ihrem Schmerz (oft verzweifelt) vom Therapeuten eine Lösung erwarten. Meine Klienten kamen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Viele stammten aus armen Verhältnissen, aber zu meiner Überraschung gehörte die Mehrheit der Klienten zur Mittelschicht und war ohne eigenes Verschulden in Not geraten. Fast alle waren älter als ich und hatten entsprechend mehr Lebenserfahrung, die sie in abgeschiedenen privilegierten Schulen und gesicherten Arbeitsplätzen gesammelt hatten.

Was mich jedoch am meisten verblüffte, war ihre Bereitschaft, mir ihr Herz auszuschütten und sich mir vertrauensvoll und verwundbar auszuliefern. Ich bewunderte sie für diesen Mut und wollte ihnen unbedingt helfen, um ihren Glauben an mich zu rechtfertigen.

Ich scheiterte, immer und immer wieder. Es lag jedoch nicht an den mangelnden Versuchen. Ich hatte mich in die damals vorherrschende Methodik der psychodynamischen Psychotherapie vertieft. Nach dieser Theorie sollten die Symptome der Klienten verschwinden, sobald sie die Ursache ihrer Probleme erkannt hatten. Ein Klient klagte über permanente Angstzustände, und wir konnten sie auf die trostlose Umgebung seiner Kindheit zurückführen: Sein Vater litt an einer unheilbaren Krankheit, seine Mutter war ständig überarbeitet und unerreichbar. Eine andere Klientin wollte sich nicht mehr zu emotional unzugänglichen Männern hingezogen fühlen. Wir entdeckten, dass sie einen kaltherzigen, gleichgültigen Vater hatte, nach dessen Liebe sie sich immer gesehnt, sie jedoch nie erhalten hatte.

Meine Klienten waren froh, die Ursachen für diese Verhaltensmuster zu erkennen, die Erklärungen allein führten jedoch nicht zur Auflösung der Muster. In mir wuchs der Zweifel an der Theorie der Psychodynamik. Ich stellte mir wiederholt die Frage: »Warum sollte das Wissen um die Ursache eines Problems es gleichzeitig lösen? Sollte der Klient nicht vielmehr im Hier und Jetzt anders handeln?«

Ich hatte keine Antwort auf diese Frage. Aber ich wollte meinen Klienten mehr als nur das Verstehen ihrer Vergangenheit mitgeben – nämlich etwas, mit dem sie ihr Leben in der Gegenwart verändern konnten. Damals hatte ich noch keinen Einfall, aber ich sehnte mich nach einer revolutionären Form der Heilung, wie ich sie von Phil Stutz lernen sollte.

Da das Schicksal uns damals noch nicht zusammenbringen wollte, eröffnete ich nach meiner Ausbildung und meinem Praktikum eine eigene Praxis. Ich experimentierte mit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), einem alternativen Behandlungsverfahren aus der Psychotherapie. Anstatt die Vergangenheit zu analysieren, arbeitet ein KVT-Therapeut mit dem Klienten an der Veränderung seiner Gedanken und Verhaltensmuster in der Gegenwart. Diese Theorie ergab einen Sinn für mich. Wenn die Tochter eines Klienten ihre Matheprüfung nicht bestanden hatte, arbeitete ich mit dem Klienten daran, seine übertriebene Schlussfolgerung (»So schafft sie es nie an die Uni!«) durch eine realistischere zu ersetzen (»Es ist normal, dass sich junge Leute anstrengen müssen, und es gibt Ressourcen, die ihr helfen können, beim nächsten Mal besser abzuschneiden.«). Der Klient machte sich weniger Sorgen und übte dementsprechend auch weniger Druck auf seine Tochter aus. Er nahm ihr gegenüber eine lösungsorientierte Haltung an. Schrittweise übertrugen wir diesen Ansatz auf sein allgemeines Katastrophendenken.

Den KVT-Ansatz habe ich sogar bei mir selbst angewandt. Den größten Teil meines Lebens hat mich eine irrationale, scharfe Selbstkritik geplagt: Eine verächtliche Stimme in meinem Kopf wertete alles ab, was ich tat. »Du taugst überhaupt nichts als Therapeut. Du bist kein guter Freund. Du wirst es nie weit bringen. Als Mensch bist du nicht besonders nützlich.« Der KVT-Methode folgend dachte ich jedes Mal an die vielen gegenteiligen Beispiele, sobald ich diese Stimme in mir vernahm. »Ich habe mein Studium innerhalb von drei Jahren abgeschlossen und meine Abschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden, meine Freunde mögen mich, und bisher kommen meine Klienten immer wieder zu mir. Demnach muss ich irgendetwas richtig machen.«

Manchmal funktionierte es. Häufig blieben diese Realitätstests jedoch ohne Wirkung. Ehrlich gesagt klangen sie oft lächerlich, wie diese närrischen Selbstbestätigungen aus der amerikanischen Saturday Night Live-Fernsehshow mit Stuart Smalley [ein fiktiver Charakter, dargestellt vom US-Satiriker und Komödianten Al Franken – Anm. d. Ü.]: »Ich bin gut genug, ich bin clever genug, und verdammt noch mal, die Leute mögen mich!« Schlimmstenfalls provozierten meine Versuche der Selbstberichtigung noch bösartigere Kommentare der inneren Stimme: »So, du meinst also, deine Klienten kommen zu dir zurück, weil du ihnen hilfst? Sie kommen zurück, weil sie verzweifelt sind. Der einzige Unterschied zwischen dir und einem Drogendealer liegt darin, dass du falsche Hoffnungen anstatt Drogen verkaufst.«

Ich hatte das Gefühl, als ob ich es mit etwas weitaus Mächtigerem zu tun hatte als mit dysfunktionalen Gedanken, wie die KVT sie bezeichnete. Die innere Stimme war eher ein mächtiger Sog, der mich in eine Welt hinunterzog, in der Veränderung unmöglich war, in der ich jämmerlich unzureichend war und immer sein sollte. In dieser Welt würde kein Beweis des Gegenteils jemals einen Unterschied machen.

Ich war nicht der Einzige, der in diesem schmerzhaften Loch steckte; ich beobachtete, wie ein Klient nach dem anderen dort hineinrutschte. Ihre Symptome waren unterschiedlich – Ängste, Einsamkeit, Mangel an Motivation, zwanghafter Zorn –, aber die meisten von ihnen stellten fest, dass eine Veränderung ihrer Gedanken sie nicht aus diesem Loch herausholen konnte.

Ich hatte die psychodynamische Methode verworfen, da ihr Fokus auf die Vergangenheit dem Klienten keine Möglichkeit dazu bot, sich in der Gegenwart zu verändern. Die KVT erkannte die Notwendigkeit zur Veränderung in der Gegenwart, aber sie unterschätzte die Herausforderung: Die Techniken der KVT konnten es nicht mit einer inneren Kraft aufnehmen, die das rationale Denken besiegte und Veränderung unmöglich erschienen ließ.

Zwei Theorien taugten demnach nichts, und ich fühlte mich unter Druck, da meine Klienten Vertrauen in mich gesetzt hatten und ich ihnen helfen wollte. Im Grunde wollte ich mehr an mich selbst glauben. Welche Theorie würde mir dabei helfen?

Die Lebenskraft entdecken

Ich stand kurz davor, die Wahrheit zu entdecken: Theorien sind nicht entscheidend; nur die Lebenskraft konnte mir das geben, wonach ich suchte. Allerdings hatte ich noch nie von dem Begriff Lebenskraft, the Force gehört. Selbst wenn, so hätte es zum Verständnis nicht gereicht: Man muss die Lebenskraft erfahren, um ihre Vorteile zu nutzen. Glücklicherweise entschied das Schicksal, mich nun mit Phil zusammenzubringen. Ein Freund erzählte mir von einem Psychiater, der ein Seminar veranstaltete. Er fügte geheimnisvoll hinzu, dass dieser vollkommen anders sei als die, die er bisher kennengelernt hatte. Auf der verzweifelten Suche nach Lösungen ging ich hin.

In den ersten fünf Minuten des Seminars wurden meine sämtlichen Vorstellungen von Psychotherapie auf den Kopf gestellt. Es begann schon mit Phil selbst: Durch seinen starken New Yorker Akzent und seinen Hang zum Alltagsjargon beim Sprechen war er vom Typ das Gegenteil eines gängigen Psychotherapeuten. Meine Eltern waren selbst in den psychoanalytischen Kreisen in Los Angeles aktiv, und ich hatte bereits einige Psychotherapeuten kennengelernt. Mit einigen nennenswerten Ausnahmen waren die meisten steif, zurückhaltend und förmlich. Sie alle kannten Theorien über das menschliche Verhalten, hielten sich die Menschen jedoch vom Leib, als ob sie schlecht riechen würden. Im Gegensatz dazu war Phil alles andere als förmlich; er machte Witze, auch auf eigene Kosten. Als er mich kennenlernte, machte er sich sogar über mich lustig. Er hatte einen unendlichen Vorrat an Begeisterung und einen ansteckenden, unerschütterlichen Glauben an das Potenzial jedes Einzelnen; man bekam das Gefühl, dass er alles sagen oder tun würde, um dieses Potenzial in einem zu fördern.

Als Person entsprach Phil meinen Erwartungen, aber als Seminarleiter zerschlug er sie. Als ich meinen...

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