Teil II: Erzeugung und Verwertung von Nahrungsmitteln
Anbau von Gemüse
Gemüse anzubauen ist keine Wissenschaft. Es gilt jedoch einige grundsätzliche Voraussetzungen für ein Gelingen zu beachten und, was viele nicht bedenken, es ist eine Aktivität, die das ganze Jahr über anhält, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Neben dem zeitgerechten Aussäen oder Pflanzen gilt es den Boden zu düngen, was sachgerecht geschehen muss, denn zu viel Dünger ist genauso schädlich für die Pflanzen wie zu wenig. Der Boden muss bearbeitet, Beete geplant und angelegt werden. Die Nährstoffaufnahme (gering, mittel, stark) der unterschiedlichen Pflanzen ist zu beachten. Eine Pflanze, die nur wenige Nährstoffe benötigt, beispielsweise das Radieschen, auf ein frisch gedüngtes Beet auszusäen, dürfte zu keinen zufriedenstellenden Erfolgen führen. Auch gilt es die Fruchtfolge zu beachten. Es sollte nie mehr als zwei Jahre hintereinander die gleiche Frucht auf das gleiche Beet gepflanzt werden, da der Boden zu sehr von den für die Frucht spezifischen Nährstoffen ausgelaugt ist. Auch die Schädlinge dieser Frucht werden sich im Boden konzentrieren. Mit einem guten Ertrag und gesunden Gemüse dürfte so nicht zu rechnen sein.
Planung und Anlegen eines Gemüse- und Kräutergartens
Die Aufteilung des Gemüsegartens ist von der Größe und der Form abhängig und ist nicht in eine feste Planungsvorgabe zu zwingen. Es gibt jedoch einige grundsätzliche Regeln, die zu beachten sind. Wichtig ist: Je kleiner der Garten, desto sorgfältiger muss geplant werden, damit so wenig Gartenland wie möglich für Wege verloren geht.
Der Garten sollte möglichst in der Mitte von einem Weg in zwei Teile geteilt werden. Dieser Weg ist der Hauptwirtschaftsweg. Von ihm zweigen die kleineren Wege zwischen den Beeten ab. Der Wirtschaftsweg sollte etwa 80 Zentimeter breit sein und einen festen Belag bekommen, damit er auch bei Regen mit einer schwer beladenen Schubkarre befahren werden kann. Der kostbare Mutterboden sollte bis zu einer Tiefe von 10 bis 15 Zentimetern abgehoben und auf die beiden Beetseiten verteilt werden. In die so entstandene Vertiefung wird dann Schotter, Schlacke, Split, Kiesel etc. aufgefüllt. Das Füllmaterial wird anschließend festgestampft. Damit das Regenwasser abfließen kann, sollte sich der Weg zu beiden Seiten hin leicht neigen. Gut geeignet sind auch einfache Gehwegplatten. Sie haben den Vorteil, dass man die Platten wieder aufnehmen und den Wirtschaftsweg problemlos verlegen kann. An den beiden Enden des Weges werden zwei Wendeflächen angelegt. Die Flächen sollten etwa zwei mal drei Meter groß sein. Bei sehr kleinen Gärten, zum Beispiel bei Reihenhäusern oder Doppelhaushälften, sollte auf die Wendefläche verzichtet werden. Die Breite des Weges könnte hier auf 50 bis 60 Zentimeter reduziert werden.
Rechts und links vom Wirtschaftsweg werden die Beete angelegt. Eine Breite von 1,20 Meter hat sich in der Praxis gut bewährt. Getrennt werden die Beete von etwa 30 Zentimeter breiten Arbeitswegen, von denen aus die Beete bearbeitet werden. Sie sind einfach angelegt, in dem die Erde mit den Schuhen festgetrampelt wird.
In dem Bereich des Gartens, der sich nur wenig zum Anbau von Gemüse eignet (zu sandiger Boden, zu viel Schatten etc.), sollte man einen Geräteschuppen aufstellen und/oder Platz für drei Komposter anlegen. Der Platzbedarf beträgt für einen kleinen, für die Grundausstattung völlig ausreichenden Geräteschuppen, etwa 1,20 x 1,30 Meter. Ein Schuppen dieser Größe kann für unter 200 Euro angeschafft werden. Für einen Komposter zuzüglich Arbeitsfläche für das Be- und Entladen reichen ein mal zwei Meter aus. Komposter aus verzinktem Stahl gibt es bereits ab etwa 25 Euro. Für kleine Gärten eignen sich die im Handel angebotenen Schnellkomposter aus Kunststoff oder Holz.
Vor dem Anlegen der Beete sollte ein Bewirtschaftungsplan erstellt werden. Dieser Plan legt fest, auf welchem Beet welche Vorfrucht, Hauptfrucht und Nachfrucht angebaut werden soll. Der Anbau dieser drei Fruchtarten bietet eine maximale Ausnutzung des Gartens, was bei kleinen Gärten wichtig ist. Das Konzept geht davon aus, dass es Nutzpflanzen mit unterschiedlichen Wachstumsperioden, Aussaatterminen und Erntezeiten gibt. Die Kunst des Planens liegt nun darin, diese Kriterien so zu kombinieren, dass jedes Beet über die ganze Anbausaison genutzt wird und von einem Beet unterschiedliche Gemüse geerntet werden können.
Tabelle 2: Bewirtschaftungsplan am Beispiel eines Beetes |
Hauptfrucht | Winterweißkohl |
Bodenbearbeitung, Aussaat und Ernte |
November | Düngen mit Mist, umgraben |
März | Umgraben, ebnen, säen |
April 1. Drittel | Ausdünnen auf 20 Zentimeter, Aussaat der Hauptfrucht im Frühbeet |
Ende April/Anfang Mai | Aussaat der Zwischenfrucht im Frühbeet |
Ende Mai/Anfang Juni | Beendigung der Ernte der Vorfrucht, Düngen mit Mist und/oder Kompost und Umgraben, Einebnen und Bepflanzen mit Haupt- und Zwischenfrucht, Hauptfrucht 3 Reihen und 60 Zentimeter Abstand von Pflanze zu Pflanze, Zwischenfrucht zwei Reihen |
Juli 2. Hälfte | Ernte der Zwischenfrucht, Düngen mit reichlich Jauche |
Oktober 2. Hälfte | Ernte der Hauptfrucht |
Vorfrucht ist die Gemüsesorte, die vor der Hauptfrucht angepflanzt werden kann. Sie ist wenig anfällig gegen Kälte, wächst schnell und kann geerntet werden, bevor die Hauptfrucht den Platz zum Auswachsen benötigt.
Hauptfrucht ist das Gemüse, das die größte Zeitspanne der Pflanzsaison zum Ausreifen beansprucht.
Zwischenfrucht ist das Gemüse, das sich dazu eignet, zwischen Gemüsesorten gepflanzt zu werden, die wegen ihrer späteren Ausdehnung weit auseinander gepflanzt werden müssen. Die großen Abstände zwischen den einzelnen Pflanzen kann durch andere Pflanzen so lange genutzt werden, bis der Raum für die Hauptfrucht gebraucht wird.
Nachfrucht kommt zu Ende des Sommers auf die abgeernteten Beete. Die Pflanzen können entweder noch im Herbst oder aber im Winter geerntet werden.
Für dieses Konzept haben sich schon seit Langem die in Tabelle 3 aufgeführten Gemüsekombinationen bewährt.
Tabelle 3: Beispiel für Kombinationen von Gemüsesorten in einem Beet |
Hauptgemüse | Vorgemüse | Zwischengemüse | Nachgemüse |
Weißkohl (Winter) | Kopfsalat, Radieschen, Spinat | Salat | |
Rotkohl (Winter) | Mairüben, Spinat, Kohlrabi | | |
Wirsing (Winter) | Frühmöhren, Kohlrabi, Spinat | Sommerrettich | |
Gurken | Radieschen, Frührettich, Feldsalat | Rosenkohl, Frühblumenkohl, Rettich, Radieschen, Kohlrabi | Rosenkohl |
Grünkohl | Reisererbsen | Herbstkohlrabi | |
Steckrüben | Frühmöhren | Endiviensalat | |
Sellerie | Feldsalat, Spinat | | |
Buschbohnen | Spinat | | Mairüben |
Tomaten | | Rettich, Radieschen, Buschbohnen, Kohlrabi | |
Stangenbohnen | | Rettich, Radieschen | |
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