SO FINDEST DU DAS PASSENDE BIKE
Das Bike sollte die Verlängerung deines Körpers sein. Die Grenzen zwischen dir, deinem Bike und dem Trail verschwimmen allmählich: So entsteht Flow. Um beim Fahren richtig Spaß zu haben, suchst du dir ein Bike aus, das zu deiner Körpergröße und deinem Fahrstil passt, und stellst es dann exakt auf dich ein. Die Ausrüstung ist ein enormer Faktor für Leistungssteigerung. Mit einer besseren Ausrüstung ist man schneller, hat bessere Bodenhaftung und fährt durch Gelände und über Hindernisse, die einem früher sehr schwierig vorkamen oder das eigene Fahrkönnen überstiegen. Verschaffe dir einen Überblick über die vielfältigen Equipment-Optionen, damit du die richtigen Entscheidungen für das Set-up triffst – und deine neu erworbenen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringst: So kannst du jedes Terrain, das nach deinem Geschmack ist, auch richtig auskosten.
DER KAUF DES RICHTIGEN BIKES
Mountainbikes werden immer besser: leichter, effizienter, robuster; sie bieten mehr Spaß und vor allem auch mehr Feintuning für jede Fahrkategorie.
Wenn du das Mountainbiking ernsthaft betreiben willst, wirst du feststellen, dass die Wahl deines Bikes viel über dich aussagt (ist für dich ein Specialized Racerhead, ein Ellsworth Classic, ein Yeti Soul Rider das Passende oder bist du doch eher der gemütliche Typ?) und darüber, wie du die Welt – oder zumindest die Singletrail-Strecken – erleben willst.
Nimm nur das Beste. Spitzenrahmen und -komponenten funktionieren nicht nur besser, sie verschaffen auch ein besseres Fahrgefühl und halten länger als Billigvarianten. Lee ist jahrelang mit denselben Shimano-XTR-Komponenten gefahren, die dementsprechend mehrere Räder erlebt haben. Einige seiner Shimano-Pedale halten seit Jahrzehnten. Dasselbe gilt für seine FOX-Gabeln und -Stoßdämpfer. Bei richtiger Pflege hält eine Topausstattung ewig. Wenn man keine Kosten scheut und ein Spitzenbike wie das Ellsworth Rogue 60 XTR oder das S-Works von Specialized fährt, gibt es bezüglich des Materials jedenfalls keine Entschuldigung mehr. Da heißt es: Klappe halten und lernen, wie man das Teil fährt!
Und wenn man sich das Beste nicht leisten kann? Wenn man (Gott sei Dank!) gesponsert wird oder Geld keine Rolle spielt, ist ein Geländerad für rund 10 000 Euro wie ein Ford Raptor fantastisch! Allerdings bietet es dir vermutlich mehr, als du brauchst.
Solange du eine angesehene Marke wählst und bei einem seriösen Einzelhändler kaufst (nicht beim Discounter!), kannst du sicher sein, für dein Geld auch ein tolles Bike zu bekommen. Wenn du Spitzenleistung willst, ohne eine Wahnsinnssumme hinzublättern, teste die zweitbeste Option. In der Specialized-Palette ist das normalerweise das Expert-Modell. Bei Ellsworth wäre es das Ellsworth Epiphany Alloy Shimano SXL. Für etwas Hochwertiges schaue dich im Mittelfeld um, bei Specialized ist das normalerweise das Comp-Modell.
Kaufe bei deinem Fahrradhändler vor Ort. Du kannst tolle Onlineangebote finden, besonders für das Zubehör, aber ein lokaler Fahrradhändler ist dir bei der Wahl des richtigen Bikes behilflich, stellt es richtig ein und sorgt für die passende Ausstattung. Wenn du einen Laden mit fachkundigem Personal und den gewünschten Teilen findest, baue Kontakt zu den Mitarbeitern auf. Vielleicht zahlst du etwas mehr als beim Onlinekauf, aber die Erfahrung und der Service machen den Unterschied mehr als wett. Du kannst ja mal versuchen, dein per Mail geordertes Bike am Abend vor einer Ausfahrt repariert zu kriegen – viel Spaß dabei.
Und wenn man lieber online bestellt? Wir haben jahrzehntelang dieselben Fahrradläden vor Ort unterstützt. Und so sehr wir unsere lokalen Händler schätzen: Es ist an der Zeit, dass der Onlinekauf eines Bikes praktikabler wird.
Tatsache ist, dass der Fahrradhandel ein hartes Geschäft ist, das viel Know-how erfordert, aber geringe Gewinnmargen hat. Nur wenige Fahrradläden können erfahrene Profis beschäftigen. Aus diesem Grund wird es immer schwieriger, Läden zu finden, die beim Fahrradkauf einen echten Mehrwert bieten, vor allem, wenn man in einem kleineren Bike-Segment unterwegs ist.
Seit ein paar Jahren beweisen Direktvermarkter wie Canyon, Commencal und YT Industries, dass sie in der Lage sind, tolle Produkte mit tollem Service zu tollen Preisen anzubieten. Kleinere Firmen wie Guerrilla Gravity können sich den Markt ohne Fixkosten für den Verkauf erschließen und Bikes genau so bauen und ausliefern, wie sie die Fahrer haben wollen.
Sogar Supermarken wie Trek und Giant kommen mit Kombiangeboten heraus, bei denen Fahrer ihre Bikes online bestellen und bei Händlern vor Ort abholen. Das Internet dürfte in der Bike-Welt eine große Zukunft haben.
Wenn der Onlinehandel für dich hilfreich ist, um ein tolles Rad zu einem für dich erschwinglichen Preis zu ergattern, ist daran nichts auszusetzen. Wenn du schlau bist, baust du allerdings auch zu deinem Händler vor Ort Kontakt auf, und zwar aus zwei Gründen: Erstens unterstützt du jemanden in deiner Nachbarschaft, der seine Familie genauso ernähren muss wie du, und zweitens ist dein Laden vor Ort für dich da, wenn du Hilfe brauchst. Was machst du sonst, wenn am Tag vor deiner Tour eine Bremsentlüftung nötig ist?
Nachrüsten, wenn es sein muss. Fange nicht damit an, dir deine Bike-Teile zurechtzuschweißen. Fahre das Ding einfach. Nachstehend die wichtigsten Upgrades:
•Ein kürzerer Vorbau. Bei den meisten Rädern bewirkt ein kürzerer Vorbau ein wesentlich besseres Fahrverhalten und deutlich mehr Verlässlichkeit und Sicherheit. Sollte dein Mountainbike werkseitig mit einem Vorbau ausgestattet sein, der länger als 90 Millimeter ist, wechsle ihn aus, bevor du den Laden verlässt (oder besorge dir einen längeren Rahmen). Mehr dazu im Abschnitt über Vorbauten weiter unten in diesem Kapitel.
•Lenker in passender Breite. Dein Lenker sollte zu deinem Körper passen. Mehr dazu im Abschnitt über Lenker.
•Sattelstütze. Wenn du keine absenkbare Sattelstütze hast, besorge dir eine. Ernsthaft.
•Sattel. Auf einem Plastikamboss wird man kaum Spaß haben.
•Reifen. Suche die passenden Reifen für deine Fahrbedingungen aus.
Eventuell kannst du Vorbau und Lenker vor dem Kauf austauschen. Erkundige dich bei deinem Händler. Alles andere fährst du so lange, bis es kaputtgeht oder verschlissen ist.
Von Brian lernen
Die Auswahl ist so groß, dass es für Anfänger und selbst für routinierte Veteranen verwirrend sein kann, sich das beste Bike für die jeweiligen Bedürfnisse auszusuchen.
Der Austausch mit Bikern, die unzählige Stunden damit verbringen, auf dem Rad zu sitzen, Fachartikel zu lesen, zu Demodays zu gehen und Testfahrten zu absolvieren, ist eine sehr gute Möglichkeit, sich Rat für seine Entscheidung zu holen. Da es so viele Firmen mit einem jeweils sehr breit gefächerten Angebot gibt, wird man diese Entscheidung kaum über Nacht fällen.
Und sollte in Sachen Stil, Bauart und Preis die Entscheidung einmal gefallen sein, ist die Sache noch nicht ausgestanden. Kaufst du das Rad, weil der Kundendienst gut ist oder der Laden, der die Marke führt, ganz in der Nähe ist? Oder weil du mehr fürs gleiche Geld bekommst oder ein bestimmtes Stoßdämpfersystem oder eine bestimmte Rahmengeometrie im Auge hast? Wo auch immer du dein Bike kaufst, suche dir einen Laden vor Ort für die Wartung, denn irgendwann wirst du an deinem Rad etwas machen lassen müssen.
HARDTAIL ODER FULLY?
Früher hatte man gar keine Wahl, weil alles starr war. Als die Federgabeln aufkamen, haben sich die Downhill-Fahrer auf sie gestürzt, aber die Gewichtsfetischisten zogen weiter auf ihren Hardtails ihres Weges. Inzwischen ist fast jedes Mountainbike mit einer Federgabel ausgestattet. Als dann die Hinterbaufederung aufkam, waren es wieder ausschließlich Downhill-Fahrer, die darauf einstiegen. Mit verbessertem und leichterem Design tauchte die Hinterbaufederung dann vom Spitzen- bis zum Billigprodukt an allen Rädern auf – für Hardcore-Downhill wie für ausgedehntes Cross Country.
Hardtails sind nach wie vor leichter und günstiger als gefederte Bikes mit der gleichen Ausstattung und sie sind für zwei Bedingungen auch tatsächlich besser geeignet: für Cross Country auf glatten Trails und für Dirtjumps und Pumptracks auf ebenen Strecken. Die leichteren, steiferen Bikes übertragen mehr Kraft auf den Boden, weswegen manche Rennfahrer so gut wie immer auf einem Hardtail unterwegs sind.
In fast allen sonstigen Offroad-Situationen fährt man mit Full-Suspension-Bikes (»Fullys«) schneller und auf rauerem Untergrund komfortabler und mit mehr Kontrolle. Das Fahren macht einfach mehr Spaß – trotz des leichten Mehrgewichts und vielleicht eines Hauchs an Krafteinbuße. Für die meisten Mountainbiker sind Fullys das...