Dieses Buch ist John Doyle gewidmet. Kurz nachdem John in den Ruhestand gegangen war, zogen er und seine Frau von Ohio nach Kalifornien um. Sie wollten in der Nähe ihres Sohnes wohnen, um ihr neugeborenes Enkelkind aufwachsen zu sehen und in einem ganzjährigen Outdoorparadies zu leben. Zwei Wochen nach dem Umzug jedoch spürte John, als er seine zweijährige Enkelin hochhob, wie ein reißender Schmerz durch seinen Rücken zog. Was eine herkömmliche Zerrung hätte sein können, die innerhalb weniger Tage von selbst verheilt, wurde immer schlimmer – so schlimm, dass er beim Duschen Hilfe brauchte. Als duldsamer Mensch ertrug er die Schmerzen zwei Wochen lang, bevor er zum Arzt ging. Das Röntgenbild zeigte einen merkwürdigen Schatten und das MRT identifizierte diesen Schatten als gutartige Wucherung an einem Nerv. Der Arzt meinte, diese könne die Schmerzen verursachen. John schätzte sich glücklich, dass der Tumor entdeckt worden war, bevor er inoperabel wurde. Also kam er in Begleitung seiner Frau ins Krankenhaus in Napa, in dem ich arbeitete, um sich einem vermeintlich unspektakulären neurochirurgischen Eingriff zu unterziehen. Zu dem Zeitpunkt verließ John das Glück.
Die Operation verlief alles andere als routiniert. Als Komplikation trat eine Infektion auf und als Komplikation dieser Infektion ein Blutgerinnsel in Johns Rückenmark, das es ihm damals, als wir uns kennenlernten, unmöglich machte, sich fortzubewegen oder Blase und Darm zu kontrollieren. Als die für John zuständige Allgemeinärztin sah ich ihn mehrmals pro Woche und jedes Mal gab es ein neues Problem. Der Verlauf war tragisch. Bis heute erinnere ich mich im Detail an diesen Fall. Ich erinnere mich an die Frustration, jedes Mal mit einem neuen medizinischen Problem konfrontiert zu sein, wenn er in die Sprechstunde kam, nur um ein paar Tage später ein weiteres Problem zu diagnostizieren. Alles, was ich durch das Schreiben von Büchern, das Posten von Artikeln auf meinem Blog, öffentliche Vorträge sowie durch all meine Arbeit versucht hatte, war zu verhindern, dass guten Menschen schlimme Dinge passieren, wie dies nun bei John geschah. Sein Körper verfiel zusehends. Das hätte verhindert werden können, aber ich hatte nicht die Möglichkeit gehabt, früher für ihn tätig zu werden. John wurde erst mein Patient, als bereits alles zu spät war.
Dieses Buch ist auch Johns Frau Margaret gewidmet. Sechs Monate nachdem wir uns erstmals begegnet waren, war John Doyle tot. Seine Infektion konnte nicht eingedämmt werden, er entwickelte ein weiteres Blutgerinnsel, das schließlich zum Herzstillstand führte. Nach dem Tod ihres Mannes, mit dem sie beinahe 50 Jahre verheiratet gewesen war, wurde das Leben im Wohnmobil für sie schwierig, mit dem Margaret und John hatten reisen wollen, und abgesehen von ihrem Sohn und ihren Enkeln kannte Margaret niemanden in Clearlake. Sie zog in eine Seniorensiedlung in Napa, wo ich sie weiterhin wegen Schlaflosigkeit, Depression und Unruhezuständen behandelte. Im Gegensatz zu John hatte sie immer versucht, sich vernünftig zu ernähren, daher war sie abgesehen von den belastungsbedingten Beschwerden in guter Form. Ihr Sohn neigte leider eher zu Johns Essgewohnheiten als zu Margarets, er maß gesundem Essen keine Bedeutung bei und setzte seine Kinder dadurch unbeabsichtigt Risiken aus.
Dieses Buch ist auch Johns jüngster Enkelin Kayla gewidmet. Ihr Vater und seine Lebensgefährtin waren hingebungsvolle Eltern. Als Kayla im Säuglingsalter ein Ekzem bekam, riet der Kinderarzt, auf einen Muttermilchersatz umzustellen. Das Ekzem besserte sich davon jedoch nicht. Bis das deutlich wurde, hatte ihre Mutter jedoch keine Milch mehr. Mit drei Jahren begann Kayla zu hinken. Wie sich herausstellte, war dies die Folge eines Hirntumors. Margaret fuhr ihr Wohnmobil wieder nach Clearlake und campte in der Zufahrt zum Haus ihres Sohnes, um dort zu helfen. Wie viele meiner gesundheitsbewussten Patienten blickte sie auf zwei Generationen mit Gesundheitsproblemen, ein Szenario, das selbst viele Ärzte einfach als Pech verbuchen würden.
Lebensgeschichten wie die der Familie Doyle, mit Hoffnungen, Träumen und Plänen, die eine plötzliche unglückliche Wendung nehmen, sehe ich in meiner Praxis ständig. Es sind Geschichten, die glücklicher verlaufen könnten.
Der Bericht über diese Familie wäre anders ausgegangen, wenn sie von Vorsorgemaßnahmen profitiert hätte. Aber in unserem derzeitigen Gesundheitssystem erhalten die Menschen zu selten die wirksamste Form präventiver Medizin: eine umfassende Ernährungsberatung. Wir hören ständig von eingeschränkten Gesundheitsleitungen für jedermann, aber das war bei John Doyle nicht das Problem. Er hatte eine umfassende Versicherung, die alle Rechnungen bezahlte und ihm die Behandlung bei jedem Facharzt ermöglichte. Was Johns Ärzte ihm nicht bieten konnten – und was nur wenige Ärzte ihren Patienten bieten können –, war ein Crashkurs über gesundes Essen. Ohne dieses Wissen blieb er anfällig für eine überaus heimtückische Todesursache: die westlich geprägte Wohlstandsernährung.
Seine bisherigen Ärzte hatten mit ihm nie über seine Ernährung gesprochen. Und wie sollten sie auch? Ärzte lernen im Studium eben nicht, dass die – schlechte – Ernährung eines Menschen noch zu anderen Erkrankungen beitragen kann außer Fettleibigkeit, Diabetes oder Herzkrankheiten. Was wir in Amerika in der Ausbildung über Krankheitsvorbeugung lernen, ist so nutzlos, dass kaum ein Arzt es selbst beherzigt. Jeder Mediziner, der sich für Ernährung interessiert, muss sich also selbst um eine entsprechende Fortbildung kümmern. Und jeder Arzt, der gänzlich verstehen möchte, wie Nährstoffe und Toxine im Körper wirken, bräuchte ein fundiertes Hintergrundwissen über Biochemie und Zellphysiologie.
Als sich meine eigene Gesundheit 2001 verschlechterte, stützte ich mich auf meine Studien in Biochemie und Molekularbiologie an der Rutgers und an der Cornell University. Ich versuchte, jede mögliche Verbindung zwischen meinen Gesundheitsproblemen und meiner Ernährung aufzudecken. Je tiefer ich bohrte, desto wichtiger wurde dieses Studium. Meine neuen Erkenntnisse waren so grundlegend, dass ich sie sofort zum Nutzen meiner Patienten einsetzte.
Wie die meisten Ärzte habe ich für jeden Patienten im Durchschnitt sieben Minuten Zeit. Obgleich also nicht genügend Zeit zur Verfügung stand, um Ernährungsfragen ausführlich zu besprechen, konnte ich ihnen zumindest einige Basisinformationen geben – wie das Vermeiden von Pflanzenölen und das Reduzieren des Zuckerkonsums –, was sehr oft verblüffende Ergebnisse zeigte. Damit meine ich die Senkung erhöhter Triglyceridwerte, des Bluthochdrucks, der Rückgang von Ekzemen, die Verminderung wiederholter Infektionen, Reduzierung von Migräneanfällen und mehr.
So gern Krankenhäuser und Kliniken sich Wellness und Prävention auf die Fahne schreiben, sieht die Realität doch so aus, dass gesundes Essen in einer üblichen Sprechstunde nicht sinnvoll zur Sprache gebracht werden kann. Um daher den Punkt »Hinweise zur Ernährung« abzuhaken, setzt man auf knappe Aussagen wie »Essen Sie nach Farben«, was ohne Erklärung nicht viel besagt, oder »Alles in Maßen«, was je nach Interpretation sogar ein schädlicher Rat sein kann. Um den Patienten eine echte Hilfe und Anleitung für ihre Ernährung zu bieten, ist sehr viel mehr Zeit nötig, als bei den aktuellen Kassensätzen möglich ist. Man könnte ein ganzes Buch mit all den Themen füllen, die besprochen werden müssten, damit sich jeder rundum gesund ernähren könnte – und genau deshalb habe ich 2003 begonnen, dieses Buch hier zu schreiben.
Fünf Jahre später war Zellnahrung (Originaltitel Deep Nutrition) fertig und das Buch verkaufte sich gut. Menschen aus aller Welt schrieben mir ihre Geschichte, wie sich ihr Leben zum Besseren verändert hatte, nachdem sie die genannten Prinzipien umgesetzt hatten. Kurze Zeit später interessierte sich das Baseballteam L.A. Lakers für meine Thesen. Cheftrainer Gary Vitti und der Kraft und Ausdauertrainer Tim DiFrancesco hatten den Eindruck, eine gute Ernährung würde in der NBA (National Baseball Association) bislang zu wenig berücksichtigt. Daher entwickelten sie mit mir als Mitglied des Trainerteams das Ernährungsprogramm PRO (Performance Recovery Orthogenesis) und gingen eine Partnerschaft mit Naturkostgeschäften ein, um sicherzustellen, dass kein Spieler, ob unterwegs oder zu Hause, ungewollt auf Junkfood zurückgreifen musste. Inzwischen sind auch weitere NBA-Teams solche Kooperationsabkommen mit Naturkostgeschäften eingegangen und haben damit bereits ausgezeichnete Ergebnisse erzielt – der Trend zu guten Lebensmitteln im Profisport wird sicher weiter zunehmen.
Ich verstehe Zellnahrung nicht als reinen Ernährungsratgeber. Es ist ein Buch, das Ihnen wieder die Kontrolle über Ihre eigene Gesundheit gibt. Es versteht sich als Alternative dazu, diese Kontrolle den finanziellen Interessen von Krankenhäusern und multinationalen Konzernen zu überlassen – Institutionen, die in Ihnen kaum mehr als ein Röntgenbild sehen und gern ein Auge zudrücken bei lukrativen Verfahren, die ohne zwingende medizinische Indikation angewendet werden. Sie wollen nicht von irgendjemandem – ob wohlmeinend oder nicht – abhängig sein, um Ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Und das ist auch nicht nötig.
Zellnahrung ist mehr als ein Ernährungsratgeber. Es ist für Leser mit Visionen wie »Ich will mein Rentenalter genießen« oder »Ich bin nicht von Medikamenten abhängig« oder »Meine Kinder sind gesund« oder »Ich habe die Energie, die ich brauche« oder »Ich werde den Studienabschluss meiner Enkelin erleben« oder »Ich kann jeden beliebigen Sport ausüben« oder »Ich kann alles machen, was...