Wachteln als Ziergeflügel halten
Die Ziergeflügelhaltung begann wohl schon im 17. Jahrhundert und beschränkte sich am Anfang darauf, Blickfang meist in Schlossgärten, Parks oder Volieren der Aristokratie zu sein. Später wurden die Vögel populärer und auch botanische Gärten und Zoos hielten Ziergeflügel, um ihre Anlagen attraktiver zu gestalten. Schließlich nahmen sich auch Hobbyzüchter des Ziergeflügels an und züchteten neue, prächtigere Rassen.
Wenn der Begriff Ziergeflügel genannt wird, dann denken die meisten Menschen an die bunte Vogelschar, Wasservögel wie Enten, Gänse und Schwäne sowie an die verschiedenen Hühnerrassen. Irgendwo hat man diese Tiere schon selbst gesehen oder in Zeitschriften und Büchern darüber gelesen. Wachteln kannten bis vor etwa 30 Jahren noch viele Menschen von der biblischen Geschichte, die sie im Kindergottesdienst gehört hatten (nachzulesen in der Bibel bei 2. Mose 16, 12–13). Heute ist diese Geschichte weitgehend unbekannt. Weil nur sehr wenige Menschen Wachteln in der Natur oder im Zoo gesehen haben und es auch kaum Literatur gibt, sind sie als Ziergeflügel nur wenig bekannt. Diese Lücke zu füllen, ist ein Ziel dieses Buches. Lernen Sie die lustige Wachtelschar kennen, sie soll nicht länger unbekannt bleiben, denn sie hat es verdient, be- und geachtet zu werden.
Vorüberlegungen
Die Minihühnchen, wie die verschiedenen Wachtelarten auch liebevoll genannt werden, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Doch bevor man sich Wachteln zulegt, sollte man folgende Dinge beachten und klären:
• Wozu will ich die Wachteln halten? Als Zier- oder als Nutzgeflügel?
• Wie viel Platz steht mir zur Verfügung? Reicht er für eine Voliere, ein kleineres Gehege oder gar nur einen Käfig?
• Wie viele Wachteln kann ich unterbringen? Die artgerechte Haltung muss sichergestellt sein, dies bestimmt die Anzahl der Tiere.
• Wie empfindlich sind meine Mitbewohner und die Nachbarschaft auf „natürliche“ Geräuschbelästigung? Wachtelhähne rufen beispielsweise in der Dämmerung. Ihre Schreie sind sehr unterschiedlich in Klang und Lautstärke. Die Nachbarn vorher also besser fragen.
• Habe ich genug Zeit, um die Wachteln zu pflegen? Anfallende Arbeiten sind Füttern, Ausgestaltung der Voliere, Reinigung der Voliere oder des Käfigs und der Futter- und Trinknäpfe.
• Woher bekomme ich das nötige Futter? Man braucht Körner-, Weich- und Grünfutter, Mineralien und ab und zu auch Lebendfutter (z. B. Mehlwürmer).
• Wie verhalten sich die jeweiligen Wachtelarten? Dies ist wichtig für die richtige Gestaltung und Einrichtung der Voliere, des Geheges oder des Käfigs.
• Welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit sich die Wachteln auch ganzjährig wohlfühlen? Dabei an Wind und Regen, Hitze und Kälte und die Lichtverhältnisse denken.
Erst wenn man sich über diese Grundlagen ausreichend informiert hat, ist man in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen. So werden Misserfolge in der Haltung und Zucht und Ärger mit den Mitbewohnern und Nachbarn vermieden.
Virginiawachtel Hahn (Colinus virginianus). Er liebt erhöhte Standorte, um sein Revier zu überwachen.
Kleine, einfache Wachtel-Gartenvoliere Marke Eigenbau. Drei Seiten sind geschlossen, nur die Front ist offen.
Bau einer einfachen Gartenvoliere
Für die Unterbringung der Wachteln eignet sich eine kleine Gartenvoliere. Sie sollte teilweise von der Sonne beschienen werden und kann gut zwischen oder hinter Buschwerk im Halbschatten angeordnet werden. So wird Mutters Gartenfläche kaum beschnitten.
Ausgestaltung
Wenn beim Bau der Voliere alle Bedürfnisse der Wachteln berücksichtigt wurden, stellt sich auch der Zuchterfolg von selbst ein. Ausgestattet wird die Voliere deshalb entsprechend der Bedürfnisse der Zwergwachteln:
• Sie verstecken sich gerne im Gestrüpp, deshalb sind Grasbüschel, Farnkraut, Sträucher, Heide und beispielsweise Fichtenzweige, die in der Voliere angeordnet werden, wichtig.
• Sie scharren gerne im Boden, füllen Sie also einen Teil des Bodens mit lockerer Walderde auf.
• Wachteln baden gerne im Sand, eine flache Kiste mit Vogelsand gibt ihnen die Gelegenheit dazu.
• Sie sitzen gerne auf Anhöhen wie auf Steinen, Holzstücken und Ähnlichem.
• Sie nisten gerne in dunklen, geschützten Ecken. Ein etwa 20 cm breites und 30 cm langes Brettstück schräg in eine Volierenecke gestellt, bietet den nötigen Unterschlupf.
Bauanleitung
Steht der Platz für die Gartenvoliere fest, wird der Boden einen Spatenstich tief ausgegraben. Dann legt man die Grube mit einem verzinkten Maschendrahtgewebe mit einer Maschenweite von ca. 12,5 mm aus. So wird verhindert, dass Mäuse von unten eindringen können.
• Aus imprägnierten Schalungsbrettern ca. 24 × 200 mm fertigt man einen Rahmen an, Länge und Breite sollten gemäß der Bodengrube gewählt werden. In die vier Innenecken werden imprägnierte Dachlattenstücke so befestigt, dass diese nach oben 5 cm und nach unten etwa 20 cm über die Rahmenhöhe überstehen. Der Rahmen wird in die vorbereitete Grube gesetzt und die überstehenden Dachlatten an den vier Ecken in den Boden versenkt. Nun kann die Bodengrube wieder mit Erde und Sand aufgefüllt werden.
• Auf diesen Unterbau wird dann die Voliere gesetzt und an den überstehenden Dachlatten angeschraubt. So steht sie fest und kann nicht umgestoßen werden.
• Natürlich lässt sich eine Voliere auch massiv aus Beton, Mauerwerk und Stahl- oder als Alu-Konstruktion bauen.
Für den Anfänger genügt aber durchaus zunächst die einfache Holzkonstruktion.
• Die Voliere sollte nur an einer Seite offen und nur mit Maschendraht versehen sein. Die drei durch Holz- oder Verkleidung mit anderen Materialien vollständig geschlossenen Seiten bieten Schutz vor Zugluft und Störungen. Nach oben sollte die Voliere mit einem glatten Abschluss aus Brettern oder Spanplatten versehen werden, damit sich die Wachteln nicht so leicht verletzen können, wenn sie hochfliegen.
Gehegedraht mit kleiner Maschenweite hält die Mäuse draußen.
• Ein wasserdichtes Dach mit Gefälle aus Plexi-Wellplatten, Bitumen-Wellplatten oder einfach Dachpappeschweißbahn schützt die ganze Anlage vor Regen und Schnee. Die Maschenweite des Drahtes an der offenen und bei zu öffnenden Seitenwänden der Voliere oder des Geheges muss so gewählt sein, dass Mäuse draußen gehalten werden. Sonst füttert der Wachtelhalter bald mehr von ihnen als Wachteln. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Maschenweite nicht größer als 12,5 mm sein sollte und selbst dort zwängen sich noch kleinere Mäuse hindurch.
Innenansicht einer Wachtelvoliere. Die schwenkbare Abtrennung kann zum Trennen von Wachteln und als Sperre bei Reinigungsarbeiten dienen.
Vorderfront mit verschiedenen Öffnungsklappen zur Versorgung der Wachteln und zur leichteren Reinigung der Voliere.
Eine solche Ausgestaltung der Voliere entspricht den Bedürfnissen der Wachteln.
In einem an die Voliere angebauten, kleinen Schutzraum können die Wachteln an ganz kalten Tage mit Temperaturen unter minus 10 °C untergebracht werden.
Außenbereich einer kleinen Außenvoliere für Wachteln.
Bepflanzung
Damit die Wachteln ihre ganze Schönheit und ihre Verhaltensmerkmale entfalten können, sollte die Voliere bepflanzt werden. Es ist auch ein Vergnügen, die Vögel in einer Umgebung beobachten zu können, die einer Landschaft im Miniaturformat nahekommt.
Das Verhalten der jeweiligen Wachtelart im Umgang mit Pflanzen muss dabei beachtet werden. Weil Zwerg- und Legewachteln gerne die Blattpflanzen im unteren Bereich bis ungefähr 20 cm über dem Boden abfressen, empfiehlt es sich, hochwüchsige Pflanzen zu wählen und wenn nötig, die abgefressenen Pflanzen hin und wieder gegen neue zu ersetzen.
Die Straußwachtel bildet in diesem Verhalten eine Ausnahme, denn sie frisst nur ganz selten an Pflanzen. Daher können in ihrer Voliere vielerlei Blattpflanzen eingesetzt werden. So bleibt die Bepflanzung auch länger schön, ohne dass man allzu oft mit gärtnerischen Korrekturmaßnahmen eingreifen muss.
Für Volieren mit Halbschatten eignet sich folgende Bepflanzung
Blasenspiere (Physocarpus „Darts Gold“)
Wuchs: 2–3 m...