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E-Book

Business Innovation

CIOs im Wettbewerb der Ideen

AutorChristoph Witte, Walter Brenner
VerlagFrankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783899814903
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Im Wettbewerb um die besten Ideen Neue Technologien, wie Web 2.0, Smartphones und Social Media, verändern Geschäftsmodelle, Prozesse und Strukturen. Um die Potentiale der Informations- und Kommunikationstechnik nutzen zu können, ist der Chief Information Officer gefragt. Er muss sein Wissen und seine Erfahrung einbringen, damit die Unternehmen zukunftsfähig bleiben. Das Buch 'Business Innovation' zeigt, wie Chief Information Officers mit den neuen Möglichkeiten umgehen. Hiefür haben Brenner und Witte die CIOs großer Unternehmen (u.a. Bosch und Siemens, Deutsche Bank, VW, Deutsche Telekom), einen Unternehmer (Infowerk), einen Berater (McKinsey) sowie einen Professor der Stanford University in Palo Alto interviewt. Offen reden die Gesprächspartner über ihre Erfahrungen, Probleme und Prognosen. Denn eines ist klar: Es ist nicht immer einfach, im Kampf um die besten Ideen die Nase vorn zu haben. Das Buch geht zudem detailliert auf die Methode 'Design Thinking' ein, die sich als guter Weg erwiesen hat, um den Innovationsprozess zu professionalisieren. Mit teils überraschenden, aufschlussreichen Ergebnissen

Walter Brenner, Prof. Dr. oec., ist Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen und geschäftsführender Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik. Zudem ist er freiberuflich als Berater für Informationsmanagement und die Vorbereitung von Unternehmen auf die digitale Welt tätig. Christoph Witte ist ein langjähriges Mitglied der ITK- und Online-Community. Er arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT/Publishing/Kommunikation. Hier bündelt er seine vielfältigen Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater.

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Leseprobe

Kapitel 1


Warum ist Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik überhaupt noch ein wichtiges Thema

Dieses Buch zeigt, wie durch die Informations- und Telekommunikationstechnik (IKT)1 Innovationen geschaffen werden und die Weiterentwicklung von Unternehmen vorangetrieben werden kann.

In den vergangenen 50 Jahren hat es fünf große Entwicklungen, „Wellen“, der IKT gegeben, die struktur- und verhaltensverändernden Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft hatten. Abbildung 1 zeigt diese „Wellen“ in ihrem zeitlichen Ablauf. Jede dieser Wellen hat einen großen Schub an innovativen Entwicklungen im geschäftlichen und privaten Leben ausgelöst.

Abbildung 1: Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik

In den 60er Jahren begannen Computer, Einzug in Unternehmen und öffentliche Verwaltungen zu halten. Erste kleine Anwendungen liefen auf diesen Rechnern. Im Mittelpunkt der nächsten „Welle“ stand die Software. In den 70er Jahren verbreitete sich der Einsatz von Software über die Unternehmen. In großer Geschwindigkeit entstanden für viele Funktionsbereiche und Branchen Softwarelösungen.

In den 80er Jahren folgte die dritte „Welle“. Es gab immer mehr Personal Computer (PC) in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen. An jedem Arbeitsplatz stand auf einmal Rechen- und Speicherkapazität zur Verfügung, die noch wenige Jahre zuvor nur in den größten Rechenzentren gefunden werden konnte. Bereits wenige Jahre nachdem der Siegeszug des PCs in den Unternehmen begonnen hatte, wurde er auch für private Zwecke eingesetzt. Strukturen im geschäftlichen und privaten Leben veränderten sich.

Am Ende der 90er Jahre überrollte das Internet als vierte „Welle“ noch schneller als der PC zuerst das geschäftliche und unmittelbar danach auch das private Leben. Das Internet – wie zuvor der PC – veränderte Strukturen grundlegend und hat bis heute massive Auswirkungen auf das private Leben und die Art und Weise, wie geschäftliche Herausforderungen gelöst werden. Das World Wide Web ermöglichte es, Informationen sehr rasch und weltweit zu publizieren, und bildet die Grundlage für das sogenannte Electronic Business. Die Electronic Mail mit der Option, Dokumente anzuhängen, ermöglichte schnelle Kommunikation und Dokumentenaustausch für jedermann.

In den vergangenen Jahren ist durch die unerwartet rasche Verbreitung des mobilen Internets vor allem durch Smartphones, Web-2.0-Anwendungen und das Nutzen von Geräten aus der Unterhaltungselektronik im geschäftlichen Umfeld die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass eine fünfte „Welle“ mit struktur- und verhaltensverändernden Effekten bevorsteht. Unternehmen – wie Google, Apple, Facebook oder Twitter – haben neue Software und teilweise auch neue Hardware erfunden, die Grundlage dieser fünften „Welle“ sein können.

Vier Gründe bewegten uns, das Thema Innovation durch Informationsund Kommunikationstechnik im Jahr 2011 erneut aufzugreifen:

Wachsende Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnik: Es gibt heute fast keine Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle mehr, die nicht von Produkten und Dienstleistungen der IKT unterstützt werden. Zudem schafft die Weiterentwicklung der IKT ständig neue Möglichkeiten, Prozesse und Produkte zu verbessern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Deshalb muss die Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik ein integraler Bestandteil der Unternehmensführung sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Massive Einstellungs- und Verhaltensänderungen der Menschen: Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Produkte aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik in ihr berufliches und privates Leben integriert. Digitale Fotografie, Reisebuchungen, Partnersuche oder Kommunikation über digitale soziale Netzwerke und Microblogs, wie Facebook und Twitter, sind heute aus dem Leben vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Auch im Berufsleben spielt die elektronische Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Software eine immer größere Rolle. Die stationäre E-Mail war der Anfang, mobile E-Mails und mobiler Datenaustausch waren die Fortsetzung, und die Verwendung mobiler Applikationen, wie sie von immer mehr Unternehmen beispielsweise für das iPhone entwickelt werden, stellen die Zukunft der 24x7-Ökonomie dar. Unternehmen und öffentliche Verwaltungen haben die Chance, von den Verhaltensänderungen zu profitieren, wenn sie für die Käufer und Mitarbeiter der Zukunft entsprechende Angebote bereitstellen. Sowohl im Wettbewerb um Kunden als auch im „War for Talents“ stellen innovative Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnik ein nicht zu unterschätzendes Potential dar.

Wachstum der „grauen“ Informations- und Kommunikationstechnik2 in Unternehmen: Die Allgegenwärtigkeit der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft führt dazu, dass fast jeder Mitarbeitende mit immer einfacher zu bedienenden Rechnern und Software unterschiedlichster Couleur versiert umgehen kann. Aus dieser intensiven Nutzung und dem Know-how resultieren immer öfter Ideen beziehungsweise Anforderungen für weitere Anwendungen, die nicht mehr aus den zentralen IT-Abteilungen3 stammen. Sie kommen von den Nutzern selbst oder von kleinen, schnellen Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche. Sie bieten diese Anwendungen beispielsweise als Miniprogramme über das Internet so an, dass sie von „normalen“ Mitarbeitenden eingesetzt werden können, ohne die IT-Abteilung überhaupt zu involvieren.

Das bekannteste Beispiel sind Applikationen des Suchmaschinenspezialisten Google. Dieser stellt kostenfrei Dokumentenverarbeitung, Tabellenkalkulation, Mail und Instant Messaging sowie einfache Collaboration-Tools über das Internet bereit. Inzwischen nutzen mehrere Millionen Mitarbeitende in Unternehmen diese Werkzeuge, weil sie schnell sind, einfach zu bedienen und nicht eigens durch die zentrale IT-Abteilung implementiert werden müssen.

Diese Entwicklung setzt die zentrale IT-Abteilung in den Unternehmen unter enormen Druck. Auf der einen Seite ist sie gefordert, schnell gewünschte Funktionalität bereitzustellen, und sie muss diese Anwendungen in das Gesamtkonzept der Informations- und Kommunikationstechnikarchitektur des Unternehmens mit ihren Sicherheits- und Compliance-Anforderungen integrieren. Auf der anderen Seite entstehen in der digitalen Welt durch Konzepte wie serviceorientierte Architekturen und Cloud Computing4 gezielte digitale Dienstleistungen, die die traditionelle Software-Entwicklung und ihre behäbige Geschwindigkeit langsam aussehen lassen. Vor diesem Hintergrund bleibt Innovation für die Chief Information Officers (CIO) auch in Krisenzeiten ein zentrales Thema. Wehklagen über die „graue“ Informatik, die außerhalb seines Verantwortungsbereichs entsteht, helfen nicht weiter. Der CIO muss sich dieser Herausforderung stellen und sein Wissen und seine Erfahrung über den Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik in den Innovationsprozess einbringen.

Unsystematischer Umgang mit Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik: Wir haben beobachtet, dass Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik in den meisten Unternehmen nicht als eigenständige Aufgabe existiert und es so gut wie keine etablierten Prozesse und Strukturen oder Methoden und Werkzeuge gibt. Die innovative Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik scheint dem Zufall überlassen zu bleiben. Die Fachbereiche entwickeln Ideen, aber die mit der Umsetzung betrauten externen Lieferanten scheinen eher zufällig ausgewählt und nur unsystematisch kontrolliert zu werden. Am deutlichsten wird diese ambivalente Einstellung zur Innovation – einerseits wird es als wichtiges Thema gesehen, aber im Alltag erfährt es zu wenig Aufmerksamkeit – durch die Aussage von Chief Information Officers, die Innovation als ihr „Hobby“ bezeichnen. Innovation als eine Art Freizeitvergnügen zu betrachten ist diesem Thema, das entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beiträgt, nicht angemessen. Hätten Gottfried Daimler, Thomas Alva Edison, Bill Gates, Steve Jobs oder die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page Innovation als Hobby betrachtet, wären ihre Firmen nicht zu den Ikonen der Industrie- und postindustriellen Gesellschaft geworden.

Ziel dieses Buches ist es, das Thema Innovation, das in der digitalen Welt nur Innovation mit und durch Informations- und Kommunikationstechnik heißen kann, wieder an den zentralen Platz zu rücken, an den es gehört. Auch die IT-Abteilungen sollten sich die verändernde Kraft der Innovation wieder zunutze machen. Der innovative Einsatz von IKT muss für Unternehmen und damit für Kunden nachhaltigen Nutzen schaffen. Dazu reicht es nicht, für neue Hardware und Software aus den Laboren der Hersteller Einsatzmöglichkeiten im Rechenzentrum, auf oder unter dem Schreibtisch von Benutzern zu finden.

Im zweiten Kapitel erklären wir, was wir unter Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik verstehen. Wir stellen dar, dass „Innovate the Business“ und „Innovate the IT“ die beiden grundsätzlichen Stoßrichtungen dafür darstellen. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels gehen wir auf unterschiedliche Ansätze von Innovation durch Informations- und Kommunikationstechnik in der Praxis ein und belegen diese Ansätze durch Fallstudien der Lufthansa, der ZF Friedrichshafen, der Hubert Burda Media, der Migros, den Swisscom IT Services, von Bischofszell und von Atizo. Den Abschluss dieses Kapitels stellt die Darstellung einer Befragung von Führungskräften aus IT-Abteilungen dar, die den...

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