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E-Book

Richard Strauss-Jahrbuch 2016

VerlagHollitzer Wissenschaftsverlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl183 Seiten
ISBN9783990123614
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis48,99 EUR
Der Band enthält als Erstveröffentlichung den Briefwechsel zwischen Richard Strauss und dem Verlag C. F. Peters, betreffend op. 57, weiters drei Studien amerikanischer und australischer Universitätsprofessoren zum Verhältnis Richard Strauss' als dramatischer Symphoniker bzw. symphonischer Dramatiker sowie Strauss' Leitmotivpraxis 1893-1901. Joseph E. Jones beschäftigt sich mit den Orchesterskizzen zu Der Rosenkavalier und Arabella. Oswald Panagl steuert Paralipomena zur Liedergruppe op. 67 bei, Günter Brosche besprocht 'Nicht ausgeführte Opernpläne' in Zusammenhang mit dem Feindbild Hans Pfitzner und zuletzt schildert Günther Lesnig die Entstehung seiner fundamentalen Publikation in zwei Bänden 'Die Aufführungen der Opern von Richard Strauss im 20. Jahrhundert'.

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Leseprobe

1. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS
BERLIN, 4. NOVEMBER 1906

Berlin W. 15, den 4. Nov. 1906
Joachimsthalerstr. 17.

Sehr geehrter Herr!

Ich habe zwei preußische Militärmärsche für Orchester geschrieben1 (Klavierauszug liegt ebenfalls vor2), die ich Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser widmen will. Beide sind für populäre Concerte gut geeignet u. können auch im Dienst des Heeres verwendet werden. Der erste ist ein rascher Defiliermarsch3, der zweite ein etwas breiterer Kriegsmarsch4 der preußischen Garde. Ich hatte sie Herrn Fürstner zum Preise von 6000 Mark angeboten; derselbe wollte aber nur 4000 M. dafür geben. Da ich nun in dem einmal angesetzten Preise nicht gern heruntergehe u. Sie sich mir s. Z. [seiner Zeit] äußerten, daß Sie den Wunsch hegten, mit mir gelegentlich in weitere Geschäftsverbindung zu treten, frage ich ergebenst an, ob Sie beide Märsche zu dem Honorar von 6000 M. erwerben wollen. Vielleicht ließe sich diesem Anfang dann später Größeres u. Ernsteres angliedern. Wie sind Sie [mit] dem Vertrieb des Berlioz5 zufrieden?

In Erwartung Ihrer baldgefälligen Rückäußerung

Ihr in vorzüglichster Hochachtung ergebenster

Dr. Richard Strauss.

Quelle: StA-L,, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 27; handschriftlich; 1 Blatt (bedrucktes Briefpapier), Hochformat, einseitig beschrieben.

 

1 TrV 221/1: 26. Oktober 1906, TrV 221/2: 25. Oktober 1906.

2 Die erste Fassung für Klavier datiert bereits vom 2. Juni 1906.

3 „Defilirmarsch“: zum Vorbeimarschieren („Defilieren“) bei einer Parade. Für den Druck änderte Strauss den Titel schlicht in „Militärmarsch“ (siehe Brief vom 3. März 1907).

4 Zur Namensgebung der beiden Märsche vgl. Hofer (wie Fußnote 10).

5 Gemeint ist die bei C. F. Peters erschienene Strauss-Berlioz’sche Instrumentationslehre (s.o. Fußnote 5).

2. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS
[LEIPZIG], ZWISCHEN 4. UND 9. NOVEMBER 1906

[4. – 9.11.1906]1

Sehr geehrter Herr Dr.!

In Beantwortung Ihrer [–] Zeilen spreche ich Ihnen meinen verbindlichen Dank für Ihre freundliche Anfrage aus. Natürlich hat es großen Reiz für mich [–]2 die beiden Militärmärsche zu veröffentlichen, wenngleich ich offen zugebe, [dass ich] des Herrn Fürstners Ansicht weg. des Honorars nur teilen kann. In Anbetracht dessen aber, daß ich an der Instrumentationslehre große Freude habe und es für meinen Verlag nur eine Zierde sein kann, Ihren Namen in der Novitätenliste vertreten zu sehen, erkläre ich mich bereit, die beiden Märsche mit allen Verlagsrechten für M 6000.- | zu erwerben. Ich darf wohl hoffen, daß Sie mir das hohe Honorar bei dem [–] in Aussicht gestellten ernsteren Werk (vielleicht ein Kammermusikwerk?) zu Gute halten, denn wenn ich auch wie übrigens bekannt bei der Veröffentlichung moderner Werke bezüglich der pekuniären Frage fast ausschließlich das Interesse des Autors im Auge habe, so muß doch meiner Meinung nach auch die Möglichkeit bleiben, bei aller „Ehre“ auch dem Verleger als Geschäftsmann zu seinem Rechte zu verhelfen.

Ich sehe also der Übersendung der Part., Stimmen, 2händigen Klavierauszug mit besonderem Vergnügen entgegen und zeichne in größter Hochachtung

Ihr ergebenster

Henri Hinrichsen

Quelle: StA-L,, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5033, Bl. 491; handschriftlich; 1 Blatt, Querformat, einseitig in zwei Hälften beschrieben, beginnend rechts.

 

1 Datum nicht lesbar. Der Brief ist eine Antwort auf Strauss’ Brief vom 4. November 1906; er muss deutlich vor dem 20. November geschrieben worden sein, weil Strauss an diesem Tag auf den Brief eingeht mit einer Entschuldigung, ihn nicht früher beantwortet zu haben, da er auf Reisen gewesen sei (Brief Nr. 3). Zudem scheint die Tagesziffer einstellig zu sein.

2 Gestrichene / gelöschte Zeile; nicht zu entziffern.

3. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 20. NOVEMBER 1906

Berlin W. 15, den 20. Nov. 1906
Joachimsthalerstr. 17.

Sehr geehrter Herr!

Verzeihen Sie, daß ich Ihren freundlichen Brief nicht früher beantworte. Erstens war ich auf Reisen1, zweitens warte ich noch auf Bescheid, ob Seine Majestät der Kaiser die Widmung der Märsche annehmen u. die Märsche eventuell noch hören will, bevor ich sie dem Druck übergebe. Sobald dies erledigt, schicke ich Ihnen die Manuscripte zu. Was Ihren Wunsch nach einem Kammermusikwerk betrifft, so sieht es damit allerdings windig aus, da ich gar keine Kammermusik mehr schreibe.

Opern, Orchesterwerke, Lieder mit Klavier u. Orchester, Chorwerke, darauf ist wohl zu rechnen, wenn mir die Muse weiter treu bleibt. Angefangen ist vorläufig nur eine neue Oper.2 Ich habe ein altes Jugendwerk noch da liegen, welches als Manuscript öfters gespielt: eine viersätzige Suite für 13 Blasinstrumente wie mein Vermerk op. 7.3 Sie würden sich | im 4 händigen Arrangement nicht übel machen; aber ich lege, wie gesagt keinen Werth auf ihre Veröffentlichung. Einmal schon hat mir ein Verleger 2000 Mark dafür geboten; ich konnte mich damals doch nicht entschließen, das Jugendwerk herauszugeben. Wenn Ihnen ein besonderer Gefallen damit geschieht, will ich es Ihnen aber geben; bin aber, wie gesagt, nicht im geringsten böse, wenn sie es refüsieren4. Da ein opus 4 von mir überhaupt nicht existiert, könnte man es höchstens unter dieser frühen Opuszahl u. mit ausdrücklicher Nennung des Entstehungsjahres als Jugendwerk edieren. Aber wie gesagt, nur wenn Sie besonderen Wert darauf legen; ich mache mir gar Nichts daraus, wenn es gedruckt wird, möchte Ihnen nur gern einen persönlichen Gefallen erweisen, da es mich freut, daß Sie die Märsche genommen haben, die ja allerdings wohl kaum ein Bombengeschäft repräsentieren.

Mit verbindlichstem Gruß

Ihr ergebenster
Dr. Richard Strauss

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 28; handschriftlich; 1 Blatt (bedrucktes Briefpapier), Hochformat, beidseitig beschrieben.

 

1 Strauss hielt sich vom 6. bis 11. November 1906 in Frankfurt a.M. auf, machte am 12./13. des Monats einen Zwischenstopp in Berlin und fuhr dann weiter nach Breslau, wo er bis zum 16. November blieb. Siehe Franz Trenner, Richard Strauss. Chronik zu Leben und Werk, hrsg. von Florian Trenner, Wien 2003, S. 282f.

2 Gemeint ist Elektra (UA Dresden 25. Januar 1909).

3 Als op. 7 (TrV 106) ist Strauss’ Serenade für Blasinstrumente (1881) Es-Dur überliefert, als op. 4 (TrV 132) die Suite B-Dur für 13 Blasinstrumente (1884). Dem weiteren Verlauf des Briefes ist zu entnehmen, dass es Strauss dem Verlag C. F. Peters nicht gerade schmackhaft machte, dieses Werk zu publizieren – wozu es auch nicht gekommen ist: Es erschien 1911 bei Fürstner in Berlin.

4 veraltet für: ablehnen.

4. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 8. MÄRZ 1907

Berlin, 8.3.07.

Hochgeehrter Herr!

Habe letzten Mittwoch [6.3.1] in der Probe des Hofconcertes S. Majestät die beiden Märsche vorgespielt. Sie haben dem Kaiser außerordentlich gefallen, der Defiliermarsch mußte sofort wiederholt werden.2 Sie erhalten von der Generalintendantur nun Partitur u. sämtliche Orchesterstimmen (einfach) zugeschickt zum Druck. Bitte der Generalintendantur die jetzt überlassenen Stimmen durch ein moegliches gedrucktes Material zu ersetzen. Die beiden Klavierauszüge3, die noch bei Exc. [Exzellenz] von Hülsen4 liegen, folgen in circa 8 Tagen. Die Märsche können nun auch sofort für Infant[e]riemusik | gesetzt werden.

Titel des Defilirmarsches einfach: Militärmarsch.

Des zweiten: Kriegsmarsch.

Das Honorar bitte ich s. Z .[seiner Zeit] direkt bei der

Berliner Discontogesellschaft: Berlin, unter den Linden auf meinen Namen einzubezahlen.

Mit verbindlichstem Gruß

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Dr. Richard Strauss

| Gesamttitel:

2 Militärmärsche

für großes Orchester

componirt von

Richard Strauss

op. 57

Aufführungsrecht vom Componisten vorbehalten.

2. Seite5

Seiner Majestät dem Kaiser
Wilhelm II.
in tiefster Ehrfurcht
gewidmet.

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 79–80; handschriftlich; 2 Doppelblätter, Hochformat, in der Mitte gefaltet, drei Halbseiten beschrieben.

Siehe das Faksimile am Ende des Beitrags.

 

1 Der 8. März 1907 (Datum des Briefes) war ein Freitag.

2 Trenners Strauss-Chronik (wie Fußnote 1 zu Brief Nr. 3) vermerkt auf S. 288 unter Datum vom 6. März 1907 zu Strauss: „Dirigiert Hofkonzert: Parade-Marsch Es-Dur (da capo; 213); De Brandenburgsche Mars (214); Militärmarsch Es-Dur (221/I) dem Kaiser vorgespielt [Hervorhebung im Original].“ Strauss schreibt...

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