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E-Book

Siegen wie ein Shaolin

Die acht Wege zu innerer Stärke und Durchsetzungskraft

AutorBernhard Moestl
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783426453582
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Alltäglich werden wir angegriffen, manipuliert, beeinflusst. Ob bei der Arbeit, in der Familie oder in der Öffentlichkeit. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen, damit wir handeln können wie ein weiser Shaolin-Mönch: Ein Meister beendet einen Kampf, bevor er begonnen hat. Bestsellerautor und Coach Bernhard Moestl weiß, wie wir das hier im westlichen Alltag für uns umsetzen können. Ausgehend von Tai-Chi, Kung-Fu und anderen asiatischen Formen der Selbstverteidigung zeigt er, wie wir unsere Gegner einschätzen, uns Angriffsflächen bewusst machen und lernen, uns im Alltag durchzusetzen. Denn auch wir können wie ein Shaolin ohne Kampf siegen und das Leben führen, das wir uns vorstellen. Mit zahlreichen Denkanstöße und wertvolle Umsetzungstipps gelingt es, unsere Alltagsprobleme zu bewältigen und zu innerer Stärke und Durchsetzungskraft zu gelangen. Wenige Schritte sind dafür notwendig: Wir lernen, die Wahrheit auch dort zu sehen, wo sie unbequem erscheint.. Wir lernen, unsere gesamte Energie auf den gegenwärtigen Augenblick zu konzentrieren. Wir lernen, uns von unserer eigenen Kraft zu befreien. Wir lernen, dass Schnelligkeit nur zu Energieverlust und Fehlern führt. Wir lernen, dass wir selbst durch Gier viele Angriffe erst möglich machen. Wir lernen, dass niemand uns einschränken kann, außer wir uns selbst. Wir lernen, dass Nicht-Wollen allein zu keiner Veränderung führt. Und wir lernen, dass wir anderen als der erscheinen, als der wir uns selbst sehen.

Bernhard Moestl, geboren 1970 in Wien, ist Vortragsredner und Business-Coach mit den Schwerpunkten Bewusstsein und Führung. Er ist Autor erfolgreicher Sachbücher, in denen er die Erfahrungen zugänglich macht, die er bei Aufenthalten in Asien gesammelt hat, wo er u.a. im Shaolin-Kloster die Kampfkunst der Mönche erlernt hat. Diese Erkenntnisse nutzt er für seine Bücher und Seminare. www.bernhardmoestl.com

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Leseprobe

Lerne, deine gesamte Energie auf den gegenwärtigen Augenblick zu konzentrieren


In einem Buch über die Kampfkunst von Shaolin heißt es, dass ein guter Kämpfer seinen Gegner immer als eine willkommene Ergänzung des eigenen Ichs wahrnimmt. Er stimmt sich dadurch auf die Handlungen seines Gegenübers ein und versucht, möglichst jeden Fehler seines Gegners auszunutzen und dessen verwundbare Punkte festzustellen, ähnlich Wasser, das jede Höhlung eines Steines füllt. Während des gesamten Zweikampfes darf den Kämpfer nie der Zustand der völligen Konzentration verlassen, auch wenn die Anspannung der Schläge und Blöcke ständig mit Entspannung abwechselt. In jedem Augenblick muss die psychische Einstellung des Kämpfers auf den Sieg gerichtet sein, weil manchmal allein der Austausch von Blicken über den Ausgang eines Kampfes entscheiden kann. Derjenige, in dessen Augen Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit aufblitzen, ist von vornherein zur Niederlage verurteilt.

Ein guter Kämpfer befindet sich mit Körper und Geist immer dort, wo der Kampf stattfindet: im Hier und Jetzt.

Diese Fähigkeit mussten aber selbst die legendären Kampfmönche immer wieder trainieren.

So erzählt man sich in Shaolin, dass ein Meister einen Schüler hatte, der selbst längst zum Meister geworden war. Er hatte die Erleuchtung erfahren und war im höchsten Bewusstsein. Doch er konnte dieses Bewusstsein noch nicht ständig halten. Also fragte er seinen Meister: »Wie kann ich diesen letzten Schritt tun?« Der Meister antwortete: »Ich kenne einen König in einem entfernten Land, der ist ständig im höchsten Bewusstsein. Frage ihn, ob er dir sein Geheimnis verrät.« Der Schüler machte sich auf den langen Weg. Als er endlich sein Ziel erreicht hatte, trat er vor den König, grüßte diesen von seinem Meister und fragte ihn, ob er ihm das Geheimnis verraten wolle, wie man ständig im höchsten Bewusstsein bleibt. Der König sagte: »Ich will dir mein Geheimnis gern verraten, aber zuvor musst du eine Prüfung ablegen. Ich möchte nämlich sicher sein, dass du auch würdig bist. Doch die Prüfung ist gefährlich und kann dich dein Leben kosten.« Der Schüler erwiderte: »Ich habe alles im Leben erreicht, aber es bedeutet mir nichts ohne diesen letzten Schritt. Auch wenn es mein Leben kostet, bin ich bereit.« Der König erklärte ihm, worin die Prüfung bestand. »Du gehst vor den Palast und bekommst eine Schüssel randvoll mit Wasser. Diese musst du einmal um den Palast tragen. Aber hinter dir geht mein Scharfrichter mit gezogenem Schwert. Wenn du nur einen einzigen Tropfen verschüttest, schlägt er dir den Kopf ab.« Der Schüler war einverstanden. Er ging vor den Palast, bekam eine Schüssel randvoll mit Wasser und trug sie in höchster Konzentration um den Palast – Schritt für Schritt. Hinter sich hörte er die Schritte des königlichen Scharfrichters und wusste, wenn er auch nur einen einzigen Tropfen verschüttete, wäre sein Leben beendet. Im Zustand höchster Konzentration schaffte er es, die Schüssel einmal um den ganzen Palast zu tragen, ohne dabei einen Tropfen zu verschütten. Erleichtert ging er zum König und sagte: »Du siehst, ich lebe noch. Ich habe die Prüfung also bestanden. Bist du nun bereit, mir dein Geheimnis zu verraten?« Der König nickte und sagte: »Ich bin bereit. Aber du kennst das Geheimnis bereits. Ich mache es genau so wie du eben, nur ständig!«

Nehmen wir nun einmal an, der Meister hätte seinen Schüler nicht zu diesem König geschickt. Vielmehr hätte er ihn einfach gefragt, ob er auch wirklich im Augenblick lebe. Was hätte der Schüler wohl geantwortet? Vermutlich wäre er überzeugt gewesen, genau das zu tun, und hätte es als Ursache für sein Problem ausgeschlossen. Und doch war es nicht so. Wäre die Prüfung nämlich exakt die gleiche gewesen, mit dem einzigen Unterschied, dass kein Scharfrichter hinter dem Mönch gegangen wäre, hätte sie wohl zu demselben Ergebnis geführt? Schreiben Sie Ihre Antwort bitte in Ihr Heft.

Wie auch der Schüler in der Geschichte sind die meisten Menschen der Meinung, einen Großteil ihrer Zeit im Hier und Jetzt zu verbringen. Wahrscheinlich gehören auch Sie dazu. Aber versetzen Sie sich doch einmal in die Situation des Prüflings. Ihre Aufgabe ist es, mit einer Schüssel Wasser rund um einen Palast zu gehen und nach Möglichkeit dabei nichts zu verschütten. Wenn Sie bei dieser Prüfung allein sind, woran denken Sie während des Gehens? Konzentrieren Sie sich wirklich auf die Schüssel und den Moment? Oder denken Sie vielmehr an das Abendessen, den Jahresabschluss oder den nächsten Urlaub? Notieren Sie auch das.

 

Bevor wir uns jetzt darüber unterhalten, wie ein Leben im Augenblick vielleicht gelingen kann, stellt sich zuerst einmal die Frage, wozu das überhaupt gut sein soll. Solange wir selbst damit glücklich sind, in der Vergangenheit oder der Zukunft zu leben, wäre es im Grunde doch völlig gleichgültig, wo wir gerade mit unseren Gedanken sind. Mit einem einzigen Vorbehalt:

Jeder Angreifer könnte unsere geistige Abwesenheit im Jetzt für seine Zwecke gegen uns verwenden.

Das beginnt damit, dass jemand, der im Geist nicht in der Gegenwart ist, auch nicht wahrnehmen kann, was in dieser passiert. Der chinesische Philosoph Konfuzius hat einmal gesagt: »Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.« Daher wird ein kluger Angreifer wo immer möglich versuchen, den Blick seines Opfers auf die Berge zu richten, damit es den Maulwurfshügel direkt vor seinen Füßen übersieht.

Lassen Sie mich das anhand eines Beispiels illustrieren. Angenommen, ich mache Ihnen bei einer Gehaltsverhandlung zwei verschiedene Angebote. Die erste Variante sieht vor, dass ich Ihnen zwar im Moment recht wenig bezahle. Gleichzeitig stelle ich Ihnen aber in Aussicht, in Zukunft richtig viel zu verdienen. Bei Variante zwei biete ich Ihnen sofort ein mittelmäßiges Gehalt an, betone aber, dass das auch künftig so bleiben wird. Ganz spontan: Für welche der beiden Varianten entscheiden Sie sich? Schreiben Sie Ihre Antwort bitte in Ihr Heft, und notieren Sie darunter den Grund für diese Entscheidung.

Denken Sie wie die meisten Menschen, dann haben Sie sich für die erste Variante entschieden. Was durchaus verständlich ist. Schließlich ist der Gedanke viel verlockender, in der Zukunft einmal richtig gutes Geld verdienen zu können, als sich ein Leben lang mit einem mittleren Einkommen zufriedengeben zu müssen! Vielen wäre allein diese Aussicht durchaus das Opfer wert, im aktuellen Moment auf einen Teil des Gehalts zu verzichten.

Abgesehen davon, dass niemand wissen kann, ob es das Unternehmen in der Zukunft überhaupt noch geben wird, habe ich in beiden Fällen nicht von einer Garantie, sondern lediglich von einer Aussicht geschrieben. Es spräche also nichts dagegen, sich jetzt für das mittlere Gehalt zu entscheiden und trotzdem später einmal in Geld zu schwimmen. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass sich das spärliche Einkommen der Gegenwart auch in Zukunft nicht bessert.

Dennoch gilt:

Viele Menschen sind bereit, für ein Versprechen in einer ungewissen Zukunft im Hier und Jetzt auf etwas zu verzichten.

Das zeigt auch das Beispiel des Glücksspiels. Hier verzichtet nämlich jeder, der einen Lottoschein erwirbt, erst einmal vorrangig auf jenes Geld, das er für die Teilnahme an der Lotterie bezahlt. Die einzige Gegenleistung, die er dafür bekommt, ist der Traum, vielleicht einmal eines Tages ein Vielfaches der Investition zurückzubekommen.

Sie sehen: Der Blick auf die Zukunft verstellt uns den Blick auf die Gegenwart und auf die wahren Absichten unseres Gegners. Das Ziel, das die Lotteriegesellschaft verfolgt, ist nämlich nicht, ihre Kunden möglichst reich zu machen, sondern selbst maximal viel Geld zu verdienen.

Unsere Unfähigkeit, im Augenblick zu leben, zählt zu den wichtigsten Schwachpunkten, an denen ein Angreifer uns attackieren kann. Wer mit dem Kopf nicht auf dem Kampfplatz ist, der ist für seinen Gegner ein leichtes Opfer.

Verstärkt wird dies durch eine häufig übersehene Tatsache:

Wir können nicht an zwei Dinge gleichzeitig denken.

In Shaolin heißt es: »An der Vordertür wehrst du den Tiger ab, und durch die Hintertür kommt der Wolf ins Haus.« Denn wir können eben nicht mit unseren Gedanken zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten sein.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären frisch verliebt und betrachteten eng umschlungen mit dem neuen Partner einen wunderschönen Sonnenuntergang. Auf einmal fällt Ihnen ein, dass Sie eine ganz ähnliche Situation schon einmal mit Ihrer ersten großen Liebe erlebt haben. In diesem Moment formt die Erinnerung vor Ihrem geistigen Auge ein konkretes Bild, und Sie gleiten mehr und mehr in die Vergangenheit ab. Als die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden ist, holt Sie eine vertraute Stimme abrupt in die Gegenwart zurück: »Das war ja richtig schön jetzt, findest du das nicht auch?« Verstehen Sie, worauf ich hinausmöchte? Ihre Unfähigkeit, im Augenblick zu sein, hat Ihnen etwas genommen, das es so nie wieder geben wird. Einfach, weil Sie nicht gleichzeitig in der Vergangenheit schwelgen und den Moment genießen können. Das Gleiche gibt es natürlich auch umgekehrt.

Sie kennen sicher diese Situationen, wo jemand mitten in einen wunderbaren Moment hinein die Frage stellt: »Bleiben wir noch lange?«

»Jetzt«, so möchte man dem anderen dann entgegenschreien, »jetzt sind wir hier. Und alles Weitere sehen wir, wenn es so weit ist.«

Schreiben Sie bitte die letzten drei Situationen in Ihr Heft, in denen Sie selbst davon betroffen waren, dass jemand nicht im Hier und Jetzt...

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