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Outdoor against Cancer

Wie Bewegung und Sport in der Natur im Kampf gegen Krebs wirken - Schnellere Genesung, mehr Lebensqualität, bessere Prognosen

AutorPetra Thaller, Thorsten Schulz
VerlagKailash
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641230098
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Sport ist die beste Medizin
Sport ist bei Krebserkrankungen so wichtig wie Medikamente - das belegen weltweit über 2000 Studien. Denn insbesondere Bewegung im Freien aktiviert das Immunsystem, reguliert den Stoffwechsel und sorgt für gute Laune und ein besseres Körperbewusstsein. Diese Erfahrung machte auch Petra Thaller, als sie selbst mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert war. Die Gründerin der Initiative 'Outdoor against Cancer' erklärt zusammen mit dem Sportwissenschaftler Thorsten Schulz, was die Wissenschaft über die Wirkung von Outdoor-Aktivitäten weiß, welche Sportarten infrage kommen, wie man den inneren Schweinehund überwindet und warum die innere Einstellung so wichtig für die Genesung ist. Ihr Leitspruch: Der wichtigste Schritt ist der vor die Haustür.

Petra Thaller ist Journalistin und war u. a. Chefredakteurin des Bergsportmagazins AllMountain und ist Herausgeberin des Online-Magazins Mountains4U. Anfang 2015 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Noch während der Chemotherapie gründete sie die Initiative Outdoor against Cancer (OaC), um Krebskranken einen Zugang zu Bewegungs- und Sportangeboten im Freien zu ermöglichen.

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Leseprobe

2. Fokus

Das Leben im Fokus

Wer die Diagnose Krebs erhält, bekommt die Angst vor dem Tod gleich mitgeliefert. In den meisten Fällen sind es nicht die Ärzte, die diese Angst auslösen – meist sind es Menschen, die bis dahin nur vom Hörensagen etwas über eine Krebserkrankung erfahren haben. Menschen, die jemanden kennen, der jemanden kennt, der an Krebs gestorben ist. Viele von uns haben auch im engeren Umfeld schon jemand, der an Krebs gestorben ist, und nehmen dann genau diese Erfahrung mit in die ersten Tage nach der Diagnose. Und genau diese Angst ist es, die uns lähmt, die uns daran hindert, uns auf das Positive, auf das Leben zu fokussieren.

Als ich meine Diagnose bekam, hatte ich zwei Menschen vor Augen: eine Freundin meiner Eltern und meine Mutter. Beide sind an Brustkrebs erkrankt. Die Freundin starb innerhalb kürzester Zeit. Meine Mutter dagegen überlebte, und sie lebt auch heute noch mit zwei Mastektomien im Alter von 78 Jahren ihr Leben.

Lassen Sie mich am Beispiel dieser beiden Frauen skizzieren, wie ich anfangs die Situation empfunden habe. Meine Mutter, damals 40-jährig, hatte ab dem Zeitpunkt der Diagnose nur noch eines im Sinn: zu leben. Das Einzige, woran ich spontan dachte, war meine überlebende Mutter – das war mein großes Glück. Ich hatte daher ein positives Beispiel, das mich ab dem Zeitpunkt der Diagnose auf Weiterleben programmierte. Wenn mich jemand fragte, ob ich Angst hätte zu sterben, konnte ich dies mit einem klaren Nein beantworten.

Warum ich? Gibt es nicht!

Tun Sie mir bitte einen Gefallen, fragen Sie nicht nach dem Warum. Darauf werden Sie nie eine Antwort erhalten. Warum habe ich diese Krankheit bekommen, was habe ich falsch gemacht, warum ich? Genau diese oder ähnliche Fragen habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder von Krebspatienten gehört. Doch es reicht bei weitem nicht, den Fragenden zu verdeutlichen, dass es hierfür keine Antwort gibt und damit die Frage nach dem Warum überflüssig ist. Unser Verstand funktioniert leider nicht so einfach. Oft braucht es handfeste, nachhaltige Beispiele, die sich gedanklich manifestieren können und die so einprägend sind, dass sie jederzeit hervorgeholt werden können, wenn sich die Angst und die Frage nach dem Warum einschleichen.

In meinen Vorträgen und persönlichen Gesprächen zeige ich die Antwort auf die Frage nach dem »Warum« in dramatischen Bildern auf.

Sie selbst müssen wissen, was Sie in Ihrem Leben gemacht haben: Haben Sie stetig Alkohol getrunken, durchgängig geraucht, ungesund gegessen und sich nicht bewegt – dann finden Sie in diesen vier Faktoren die Antwort auf Ihre Frage. Auch wenn Sie nur einen oder zwei dieser Faktoren erfüllen, steigt die Gefahr, an Krebs zu erkranken, erkennbar an.

Wenn Sie aber, so wie die meisten Menschen, lediglich ab und zu ein Glas Wein trinken, in Ihrer Jugend die eine oder andere Zigarette geraucht haben und gelegentlich eine Pizza auf die Hand essen, außerdem immer Sport machen und versuchen, sich möglichst zu Fuß fortzubewegen, dann gehören Sie in die Kategorie derjenigen, die es bei einer fünfzigprozentigen Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, einfach getroffen hat. Das ist Pech, mehr nicht. Gehören Sie jedoch zur ersten Kategorie, ist jetzt der Moment gekommen, etwas an Ihrem Leben zu ändern.

Wenn Sie selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld an Krebs erkrankt sind, dann tun Sie sich den Gefallen und fokussieren Sie sich auf das Leben. Bereits diese Änderung in Ihrer Lebenseinstellung kann viel Positives bewirken. Auch wenn bis dato in der Psychoneuroimmunologie[21], einem interdisziplinären Forschungsgebiet, das sich unter anderem mit der Wechselwirkung von Psyche und Immunsystem auseinandersetzt, noch keine aussagekräftigen Ergebnisse vorhanden sind, zeigen eigene Erfahrungen: Wer positiv denkt, nimmt positiv wahr und handelt positiv.

Verscheuchen Sie bewusst Ihr negatives Gedankengut zugunsten positiver Vorstellungen.

Die US-amerikanische Non-Profit-Organisation Mayo Clinic[22] hat hierfür einen kurzen Leitfaden entwickelt, den ich Ihnen in Auszügen ans Herz legen möchte:

  1. Fragen Sie sich im Laufe des Tages immer wieder, ob Sie gerade positiv oder negativ denken. Ersetzen Sie negative Gedanken durch positive. Lassen Sie nicht zu, dass diese sich selbstständig in die negative Richtung davonmachen.
  2. Lachen Sie, am besten auch dann, wenn Ihnen nicht danach ist.
  3. Pflegen Sie einen gesunden Lebensstil und verwöhnen Sie sich selbst mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Begegnungen in Harmonie.
  4. Umgeben Sie sich mit Menschen, die positiv denken. Schwarzseher verbannen Sie aus Ihrem Leben.
  5. Dieser Punkt ist besonders wichtig: Denken Sie nichts Schlechtes über sich selbst. Behandeln Sie sich gut (siehe Punkt drei). Schieben Sie ab sofort Selbstvorwürfe beiseite und überlegen Sie, was Sie künftig besser machen können.

Fakten zu Krebs: Vergessen Sie die Schuldfrage

Eigentlich bin ich ein intuitiver, kreativer Mensch, der sich gerne von Emotionen leiten lässt – Krebs hat mich gelehrt, dass kühle Fakten eine wunderbare Sache sind. Mutmaßungen hingegen sind sinnlos. Was wäre wenn? Vergessen Sie das! Die nachfolgenden Ausführungen klären Sie über Fakten auf, nehmen Angst, machen Mutmaßungen überflüssig und geben Zuversicht. Eines muss Ihnen klar sein, wir berichten über Tatsachen. Eine Tatsache ist allerdings auch, dass wir an Krebs sterben können. Die Frage ist, wann wir das tun. Was haben wir bis dahin erlebt und wie haben wir gelebt?

Im Laufe meiner Arbeit für Outdoor against Cancer hatte ich den Fall einer sehr jungen Krebspatientin, deren Aussichten auf Heilung äußerst schlecht waren. Ob sie das in ihrem Innersten wusste, kann ich nicht sagen. Sie war eine Kämpferin, eine großartige, Mut machende junge Frau, die es liebte, draußen zu sein, Sport in der Natur zu treiben. Selbst noch in Zeiten, in denen die Krankheit sie deutlich zeichnete, war sie positiv gestimmt und lebte so gut es ging ihr Leben. Fortschritte und Rückschläge bestimmten zwei Jahre ihren Rhythmus, bis sie schließlich starb. Wider aller Fakten und Wahrscheinlichkeiten hat diese junge Frau gelebt; kurz vor ihrem Tod ist sie nochmals mit ihren Freunden und ihrer Familie ans Meer gefahren – ein wunderbarer Abschluss für ein viel zu kurzes, prall gefülltes Leben.

Auf der anderen Seite habe ich in meiner Trainingsgruppe eine Patientin, die vor lauter Panik über das »Geschwür« in ihrer Brust jede klärende Untersuchung verweigert. Sie lebt in der permanenten Angst, dass dies ein bösartiger Tumor sein könnte, anstatt die erforderlichen Untersuchungen machen zu lassen, um sich dann den Tatsachen zu stellen. Es könnten schließlich auch gute sein. Fakten sind sehr heilsam und öffnen eine Vielfalt von Handlungsmöglichkeiten.

Wissen ist Macht! Damit sind Sie der Boss in Ihrem eigenen Leben. Denn so viel ist sicher: Untersuchung ja oder nein, die Fakten bleiben.

Ich kann nur meine eigene Geschichte hier als Bestätigung anführen. Als ich bei meinem Staging war, wusste ich ebenso wenig wie jeder andere Mensch auch, welches Ergebnis ich am Ende des Tages bekommen würde. Und natürlich habe ich auch darüber nachgedacht, was wäre wenn … Doch sehr schnell habe ich erkannt, dass dies komplett sinnlos ist. Es ist so, ganz gleich, ob Sie in Ihren Körper hineinschauen lassen oder nicht; die Tatsache ändert sich nicht – nur deren Ausgang kann Richtung Leben korrigiert werden.

Haben Sie schon einmal etwas über Schrödingers Katze gehört? Erwin Schrödinger (1887–1961) war ein österreichischer Physiker und Wissenschaftstheoretiker, der 1933 den Nobelpreis für Physik erhielt. In einem Gedankenexperiment sperrte Schrödinger seine Katze mit einer kleinen Menge eines radioaktiven Präparats, einem Geigerzähler, einem Hammer und einer Giftampulle in eine undurchsichtige Kiste. Der Physiker selbst nannte seine fiktive Konstruktion eine Höllenmaschine. Wichtig zu wissen: Die einzelnen Bestandteile in der Kiste waren alle voneinander abhängig. Eine geraume Zeit passiert nichts. Dann jedoch löst der Zufall den Geigerzähler aus, der wiederum den Hammer betätigt; der Hammer zerschlägt die Giftampulle, die imaginäre Katze wird vergiftet und stirbt – so die Hypothese. Von außen sieht man nichts. Rein theoretisch könnte die radioaktive Substanz auch nicht zerfallen und die Katze lebendig sein. Fakt ist: In eine undurchsichtige Kiste kann man nicht hineinsehen, man weiß also nicht, was passiert. Worum aber geht es in diesem theoretischen Experiment? Ganz einfach – solange wir in die Kiste nicht hineinsehen können, wissen wir nicht, ob die radioaktive Substanz zerfallen, der Hammer gefallen, die Giftampulle zerschlagen ist und damit die Katze getötet wurde oder nicht. Es geht also nicht darum, ob die Katze tot ist oder lebt, sondern darum, ob die radioaktive Substanz zerfallen ist oder nicht. Genauso verhält es sich mit dem Inneren Ihres Körpers: Sie können hin und her theoretisieren – Sie werden keine Klarheit erhalten, wenn Sie nicht hinsehen!

Es liegt folglich vor allem an uns selbst, wie wir leben und vor allem, dass wir leben. Für mich schließt sich hier der Kreis von Emotion und Fakten zu einem perfekten Ganzen. Lassen Sie sich auf das Leben ein. Tot sind Sie noch lange genug!

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