1. Faszien Stress Release – FSR
Entspannung pur – Was Sie darüber wissen sollten
Was ist FSR?
FSR ist eine ganzheitliche Entspannungsmethode zur Reduktion und zum Abbau von Stress, Spannung und Schmerzen. Sie beruht auf dem Prinzip der körpereigenen Selbstregulation: dem neurogenen Zittern. Dieser Vorgang ist in seinem Ursprung eine sehr alte biologische Schutzfunktion.
Unser Körper besitzt die Fähigkeit des unwillkürlichen Zitterns. Neurologische und physiologische Prozesse des menschlichen Körpers lösen diese Stressenergie aus. Sie wird vor allem in den Faszien gespeichert, dem Bindegewebe, das den gesamten Körper durchzieht.
Der Schlüssel zu dieser sehr einfachen Entspannungstechnik ist das unwillkürliche Körperzittern. Stress und viele dadurch ausgelöste Reaktionen werden so einfach abgeschüttelt. Die Faszien werden auf diese Weise spontan entladen – ohne große Anstrengung. Das Zittern ist das A und O für den Stressabbau.
FSR ist Hilfe zur Selbsthilfe. Sie können FSR jederzeit und ohne fremde Hilfe selbst anwenden, bei körperlichen Einschränkungen sollten Sie aber Ihren Arzt fragen, ob etwas gegen die Übungen spricht.
Das neurogene Zittern wirkt, ohne zu sprechen und ohne nachzudenken. Damit überschreitet es Kultur-, Sprach- und Landesgrenzen. Aus diesem Grund wird es auch in der Flüchtlingsarbeit hilfreich eingesetzt. Es wirkt bei allen Menschen gleich und unterstützt uns, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Wir fördern unseren Körper, seine selbstregulativen Fähigkeiten zu nutzen. Wenn eine gewisse Grundspannung im Körper abgebaut ist, hat unser Körper wieder Platz und Beweglichkeit. Grundgefühle, die zum menschlichen Leben dazugehören, wie Angst, Wut, Scham, Trauer und dergleichen können so besser integriert und verarbeitet werden.
Durch FSR entwickeln viele Menschen wieder ein stimmiges Körpergefühl. Sie fühlen sich mehr im eigenen Körper zu Hause. Dieses Gefühl ist für uns Menschen sehr wichtig bei der Entwicklung unserer Widerstandsfähigkeit gegen Stress und Krisen – auch Resilienz genannt.
Hanna, eine junge Sozialpädagogin schreibt:
»Meine Geschichte mit dem Zittern ist noch nicht allzu lang, ich mache das jetzt seit vier Monaten.
Mir geht es sehr unterschiedlich nach meinen Übungen. Manchmal bin ich müde, manchmal aber auch energiegeladen. Manchmal begleiten mich aufgekommene Gefühle noch eine ganze Weile, manchmal beende ich meine Übung und habe kein bestimmtes Gefühl. Aber in der Regel merke ich nach der Übung irgendwann, wie entspannt ich bin, vor allem im Bauch- und Oberkörperbereich.
Trotz meiner relativ kurzen Geschichte mit FSR hat sich schon eine Menge bei mir getan. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich feststelle, wie viel sich schon für mich seit meinem Einstiegsseminar verändert hat. Am präsentesten ist für mich ein ganz neuer Bezug zu meinem Körper. Ich habe ein neues Körpergefühl bekommen, das ich immer weiterentwickle. Ich habe mich nie wirklich wohl in meinem Körper gefühlt, habe ihn immer sehr kritisch betrachtet und mir sogar manchmal einen anderen Körper gewünscht. Ich habe ihn eher als Hülle gesehen, in dem ich zwar irgendwie lebe, aber keine richtige Verbindung gespürt.
Seitdem ich die Übungen mache, habe ich anfangen können, mich in meinem Körper wohl und zuhause zu fühlen. Ich nehme mich in meinem Körper intensiver wahr und bin feinfühliger dafür, was mir guttut und was nicht. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis Sport zu machen und habe automatisch abgenommen. Ich bin insgesamt selbstbewusster, entspannter und kann klarer denken. Zittern zu lernen war für mich eine der lebensbereicherndsten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe. Ich bin sehr froh, diese Technik entdeckt zu haben.
Zudem bin ich selbstbewusster geworden. Ich bin mehr bei mir, habe mehr Lebensenergie und fühle mich rundum wohler. Natürlich kommen auch manchmal alte Gefühle wie Trauer und Wut hoch, aber es tut gut, sie zu fühlen und zu merken, dass man die alten Situationen überlebt hat und sie in der Vergangenheit ablegen kann.
Chronischer Stress, dauerhafte Spannungszustände, anhaltende Ängste und auch traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Leben. Da sie in unserem Körper gespeichert sind, können sie negative Auswirkungen auf alle unsere Lebensbereiche haben und Schäden bewirken. Manchmal bemerken wir dies, indem wir Spannungen im Körper und im Geist wahrnehmen: muskuläre Verspannungen in Form von Rücken-, Bauch- oder Kopfschmerzen, nächtliches Knirschen mit den Zähnen, Schlafstörungen oder auch ein Gefühl von innerer Unruhe, Gereiztheit oder Angst. Manchmal verändert sich, schleichend und fast unbemerkt, auch unser soziales Verhalten. Wir sind erschöpft, kommen nicht mehr auf die Beine oder ziehen uns ganz von anderen Menschen und Aktivitäten zurück. Nichts macht mehr Freude, Lebendigkeit und Kreativität gehen immer mehr verloren.
Durch FSR wird unsere Fähigkeit zu zittern aktiviert. Dadurch breitet sich eine tiefe Entspannung in uns aus. (Lebens-) Energie, die lange in uns festgesteckt hat, wird freigesetzt. Der ganze Körper kommt dabei in Bewegung. Durch das Zittern wird die überschüssige Stress- und Belastungsenergie, die in Faszien und in Muskeln gespeichert wird, automatisch gelöst. Der Körper regeneriert sich.
FSR besteht aus leichten Übungen. Einfache, gezielte Dehnungen rufen auf sanfte Weise das unwillkürliche Faszien- und Muskelzittern hervor. Die Übungen werden im Stehen und im Liegen durchgeführt. Tiefliegende fasziale und muskuläre Verspannungen und Verhärtungen werden wie von selbst im Körper aufgelöst.
Durch die Dehnungs- und Anspannungsübungen erhält der Körper Anregungen, um die Muskeln zunächst zu aktivieren und in Spannung zu bringen. Sie werden ein wenig ermüdet. Diese Muskelermüdung senkt den Widerstand vor dem Loslassen, dem Zittern. Schon durch diese Übungen erhält der Körper also die Information über den Folgeablauf: anspannen – loslassen – anspannen – loslassen. Das folgende Zittern oder Vibrieren, das unseren Körper bis ins Innerste in Bewegung bringt, ist nichts anderes als vorhandene Spannung loszulassen. Der Körper bewegt sich einfach, ohne dass ich dafür aktiv Energie aufbringen muss, Entspannung stellt sich ein – wie von selbst. Das erleben Menschen als ungemein wohltuend. Ich muss mich nicht anstrengen, ich werde bewegt und erhalte Entspannung.
Damit unterscheidet sich diese Methode in ihrer Wirkungsweise von traditionellen klassischen und alternativen Entspannungs- und Stressmanagement-Methoden wie
Fasziengymnastik, Yoga oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, deren Wirkungsprinzip auf aktiver Bewegung beruht.
Jede stressige Erfahrung löst bei uns Menschen automatisch und unwillkürlich das genetisch festgelegte Stress-Reaktionsmuster aus. Faszien und Muskeln ziehen sich spontan zusammen, um den Körper wie in einen Kokon einzuhüllen. Damit ist vor allem die Region des Unterbauches vor Verletzungen geschützt. Die Psoas-Muskeln, auch die Hüftbeuger oder Lendenmuskulatur genannt, ziehen sich zusammen.
In kürzester Zeit wird im ganzen Körper unwillkürlich eine Muskelspannung aufgebaut, die dem Körper die Energie für lebensnotwendiges Verhalten bereitstellt: Angreifen oder Fliehen. Das ist ein altes, archaisches Muster – aber es wirkt bis in unsere Zeit. Dieses Muster ist tief in unseren Genen verankert und hat unseren Vorfahren beim plötzlichen Auftauchen des Säbelzahntigers häufig das Leben gerettet. Ob wir die automatisch bereitgestellte Energie überhaupt brauchen, hängt von der jeweiligen Situation ab. Denn nicht immer können wir in stressigen Situationen angreifen oder fliehen; manchmal bleiben wir mehr oder weniger bewegungslos. Denken Sie zum Beispiel an langanhaltende Streit- oder Konfliktsituationen in der Familie oder im Arbeitsleben. Meinen Chef kann ich nicht einfach stehen lassen und den Raum verlassen – geschweige denn angreifen. Auch wenn man es am liebsten tun möchte. Was aber passiert dann mit der aufgebauten Energie?
Normalerweise kommt der Körper wieder in seinen sicheren Entspannungszustand zurück, wenn die Gefahr vorüber ist und ich gekämpft habe oder geflohen bin. Ich kann danach wieder entspannen. Anspannung – Entspannung, ein völlig normaler zum Leben gehöriger ...