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Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ein Appell zum mutigen Bekenntnis

AutorUlrich Parzany
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783775174190
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
An Gott glauben und ihm gehorsam sein - was bedeutet das heute konkret? Was lange selbstverständlich als Wille Gottes galt und wenigstens in den christlichen Kirchen anerkannt wurde, wird von vielen heute als menschenfeindlich verurteilt. Kann man als Christ überhaupt immer sicher wissen, was von Gott her geboten ist? Ulrich Parzany ist überzeugt: Das kann man! Die Bibel vermittelt uns die Leitlinien und alle Grundlagen dafür. Er erläutert, was Wahrheit und Freiheit bedeuten.

Jahrgang 1941, war Leiter der Projektarbeit von ProChrist. Er war Vikar in Jerusalem, Jugendpfarrer in Essen und Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland. Mit seiner Frau Regine lebt er in Kassel, hat drei Kinder und fünf Enkel.

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KAPITEL 1


Die ersten Christen


»Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.« In welchem Zusammenhang wurde dieser Satz gesagt und geschrieben?

Aufgeschrieben wurde er von Lukas in der Apostelgeschichte 5,29. Gesprochen wurde er von Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat, der Regierung in Jerusalem. Die Jesus-Nachfolger hatten in Jerusalem großes öffentliches Aufsehen erregt. Sie trafen sich nach der Entstehung der Gemeinde nicht nur regelmäßig in Hausversammlungen, sondern auch täglich in den weitläufigen Vorhöfen des Tempels. Sie verkündeten öffentlich, dass der gekreuzigte Jesus von Gott auferweckt worden war. Sie bezeugten Jesus als den Retter und Herrn der Menschen. Außerdem war durch die wunderbare Heilung eines gelähmten Bettlers besonderes Aufsehen erregt worden. Die Regierung befürchtete Unruhen und Schwierigkeiten vonseiten der römischen Besatzungsmacht. Darum verbot sie den Leitern der Gemeinde, öffentlich von Jesus Christus zu reden:

(Sie) sprachen: Was wollen wir mit diesen Menschen tun? Denn dass ein offenkundiges Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen bekannt, die in Jerusalem wohnen, und wir können’s nicht leugnen. Aber damit es nicht weiter einreiße unter dem Volk, wollen wir ihnen drohen, dass sie hinfort zu keinem Menschen in diesem Namen reden. Und sie riefen sie und geboten ihnen, keinesfalls zu verkünden oder zu lehren in dem Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen um des Volkes willen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient hätte; denn alle lobten Gott für das, was geschehen war.

Apostelgeschichte 4,16-21

Warum bleiben die Apostel standhaft? Sie geben eine objektive und eine subjektive Begründung. Sie nennen die bekannten, objektiven Tatsachen: Gott hat den gekreuzigten Jesus vom Tod auferweckt. Durch Jesus geschah die Heilung des Gelähmten. Und diesen Jesus müssen sie verkünden:

Wenn wir heute wegen der Wohltat an dem kranken Menschen verhört werden, wodurch er gesund geworden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kundgetan: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.

Apostelgeschichte 4,9-12

Das griechische Wort »sozein«, das Luther mit »selig werden« übersetzt, bedeutet eigentlich »gerettet werden«. Aus dieser Tatsache ergibt sich die subjektive Begründung, der persönliche Beweggrund: »Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben« (Vers 20).

Die Apostel berichten der Gemeinde von dem Verhör und dem Redeverbot. Die Gemeinde reagiert, indem sie gemeinsam betet. Man sollte erwarten, dass sie um Hilfe in den Schwierigkeiten bitten wird. Sie betet jedoch überraschend anders. Zuerst vergegenwärtigt sie sich betend, wer Gott ist: »Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht« (Vers 24). Damit klärt sie sozusagen die Machtverhältnisse in der Welt. Die Regierung mit ihrem Redeverbot rutscht ganz weit nach unten. Der Schöpfer und Herr des Himmels und der Erde ist die höchste Instanz. Er hat das Sagen.

Dann erinnert sie sich und Gott an sein Wort in Psalm 2,1-2: »du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt: ›Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was vergeblich ist? Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus‹« (Vers 25-26).

Diese Beschreibung findet die Gemeinde in der aktuellen Lage bestätigt: »Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt haben, dass es geschehen sollte« (Vers 27-28). Damit ist erst einmal klar, dass die Situation unter Gottes Kontrolle ist. Er ist der Schöpfer der Welt und der Herr der Weltgeschichte. Die Feinde Gottes können nichts gegen seinen Plan tun. Welche Zuversicht!

Was erbittet die Gemeinde jetzt? »Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus zur Heilung und lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus« (Vers 29-30). Sie bittet um Freimut für die Verkündigung und um Bestätigung durch Wunder!

Das Wort »Freimut« hat Martin Luther wohl aus den Worten Freiheit und Mut neu gebildet. Damit übersetzte er das griechische Wort »parrhäsía«, das eine doppelte Bedeutung in sich trägt. Es bezeichnet die Redefreiheit, die z. B. eine Regierung durch Gesetz gewährt, aber auch die innere Freiheit zum Reden, die ein Mensch empfindet. Die Jerusalemer Regierung erteilte den Aposteln Redeverbot. Weil solche Redeverbote mit Strafandrohungen verbunden sind, bewirken sie bei den Bedrohten eine innere Blockierung – jedenfalls sollen sie diese bewirken. Die Gemeinde wendet sich jedoch an die höchste Instanz, an den Schöpfer der Welt und Herrn der Geschichte, und erbittet von ihm Redefreiheit. Der auferstandene Herr Jesus Christus hat es nicht nur erlaubt, sondern seine Jünger sogar beauftragt, zu reden. Die Redefreiheit ist tatsächlich von oberster Stelle gewährt. Nun soll der Herr auch die innere Redehemmung wegnehmen, die durch die Drohung der Regierung verursacht wurde. Darum also bittet die Gemeinde – um objektive und subjektive Redefreiheit, die Gott gibt.

Und ihr Gebet wird erhört: »Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut« (Vers 31). Die Apostel lassen sich nicht einschüchtern. Sie reden weiter öffentlich in den Tempelvorhöfen. Sie werden erneut verhaftet, aber wunderbar durch einen Boten Gottes befreit. Der Engel Gottes bestätigt ihren öffentlichen Auftrag: »Geht hin und tretet im Tempel auf und redet zum Volk alle Worte dieses Lebens« (Apostelgeschichte 5,20). Sie werden wieder verhaftet und dem Hohen Rat vorgeführt. »Und der Hohepriester fragte sie und sprach: Haben wir euch nicht streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen« (Vers 27-28).

Privat hätten sie alles glauben können. Vermutlich hätte die Regierung nicht einmal gegen Hauskreise etwas einzuwenden gehabt. Aber die Apostel waren zu weit gegangen: »ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre«! Die Stadtregierung befürchtete, dass ihr Handeln möglicherweise die öffentliche Ruhe und Ordnung und dann auch die Sicherheit gefährden würde. Ein ähnlicher Vorwurf wurde Paulus und der christlichen Gemeinde in Saloniki gemacht. Sie »schleiften« einige Mitglieder der gerade gegründeten Gemeinde »vor die Oberen der Stadt und schrien: Diese, die den ganzen Erdkreis erregen, sind auch hierher gekommen; … Und diese alle handeln gegen des Kaisers Gebote und sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus. So brachten sie das Volk auf und die Oberen der Stadt, die das hörten« (Apostelgeschichte 17,6-8).

Der Konflikt entsteht über die öffentliche Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus. Muss es denn unbedingt sein, dass man das Evangelium öffentlich verkündet? Sollte es nicht eher persönlich vermittelt werden? Nun, das taten die Apostel zu Anfang wie die Missionare in allen Jahrhunderten selbstverständlich. Aber das Evangelium gehört auch in die Öffentlichkeit, weil sein Inhalt eine öffentliche Wahrheit ist. In Jesus hat sich Gott, der Schöpfer und Erhalter der Welt, offenbart. Das geht alle an. »Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber« (2. Korinther 5,19) – auch diese Botschaft geht also alle Welt an. Das Evangelium ist seinem Wesen nach eine öffentliche Wahrheit, die nicht in der privaten Nische versteckt werden darf.

Die Apostel bezeugen dies: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apostelgeschichte 5,29). In der ersten Auseinandersetzung zwischen der christlichen Gemeinde und einer Regierung geht es um die öffentliche Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus!

Den Jesus-Nachfolgern war von Anfang an klar, dass sie in Konflikte mit Menschen in ihrer Umgebung geraten würden, das hatte Jesus deutlich angekündigt. Das Taufbekenntnis der Christen lautete »Herr ist Jesus«. Wenn die Gebote einer Regierung den Geboten Gottes widersprachen, war klar, dass dem Wort Gottes die Vorfahrt gehörte, zumindest grundsätzlich und theoretisch. Praktisch musste das immer wieder gegen die Widerstände von außen und von innen durchgesetzt werden.

Schon bei diesem ersten Konflikt mit einer Regierung hätte es ja in der christlichen Gemeinde unterschiedliche Überlegungen geben können. Hätten die Verantwortlichen nicht der Forderung der Regierung mit guten Gründen nachgeben können? Tausende waren in wenigen Wochen zum Glauben an Jesus gekommen. Die Apostel hatten extrem viel zu tun, um für gesundes inneres Wachstum des Glaubens zu sorgen. Da kam...

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