Richard Wagner besaß eine eminente schauspielerische Begabung, war aber physisch für die professionelle Schauspielerlaufbahn ungeeignet. Er kompensierte diese Verhinderung auf mehrere Weisen: Zum einen las und sang er sehr gerne dramatische Texte vor. Zum zweiten betätigte er sich als Regisseur, und zwar als erster Regisseur im modernen Sinne. Zum dritten hob er den Schauspielvortrag seiner Zeit - sowohl dessen akustische Komponente, die Sprechkunst, als auch dessen optische, die Gestik des Akteurs - in seiner Musik auf. Um diese Thesen zu erhärten, wird erstmals das gesamte dramatische Vokalschaffen Wagners analysiert, werden sämtliche Inszenierungen Wagners, sofern sie dokumentiert sind, rekonstruiert, seine theoretischen Schriften unter diesem Aspekt ausgewertet und, um sein Profil als Theaterrezipient herauszuarbeiten, alle überlieferten Theaterbesuche Wagners erfaßt. Dadurch wird eine wesentliche Schicht seines Schaffens, die über ein Jahrhundert hinweg vergessen war, wieder freigelegt.
Martin Knust, Studium der Musikwissenschaft, Schulmusik, evangelischen Theologie und Philosophie an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Humboldt- Universität Berlin und der TU Dresden. Promotion 2006 in Greifswald. Lehrbeauftragter für Musikgeschichte an der Universität Greifswald. Seit 2001 zahlreiche Veröffentlichungen, vor allem zu Wagner, in Fachzeitschriften, Kongressberichten, Tageszeitungen und Rundfunk.
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