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E-Book

Horror im Wolkenkuckucksheim

Ein Christ mit Schizophrenie berichtet

AutorJacob Blackbird
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783752807455
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Bis heute bleibt rätselhaft, warum es zum Ausbruch einer Schizophrenie im Leben eines Menschen kommen kann. Zahlreiche Mythen ranken sich um diese Geisteskrankheit. Man kann sie bis heute noch nicht befriedigend erklären. In dieser wahren Geschichte, dieser Biografie, wird aufgezeigt, was passiert, wenn man sich in (s)einer geschaffenen Welt im Kopf verliert. Aus dem anfänglich angenehmen Wolkenkuckucksheim im Verstand, in welches man sich in Notzeiten zurückzog, kann ein finsterer Ort werden, von dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ich litt nicht nur an merkwürdigen Vorstellungen wie religiösem Wahn, sondern auch an Allmachtsfantasien und sehr großer Angst. Wie diese Krankheit entstehen kann und wie man mit ihr kämpft, wird hier beschreiben. Auch der Gott der Bibel hat ein Wort mitzureden.

Bei Jacob Blackbird handelt es sich um das Pseudonym eines realen Menschen. Aufgrund des brisanten Inhalts dieses Buches bleibt er lieber unerkannt. Er war Kind, Jugendlicher, berufstätig, freizügig, liebend, hassend und Konsument. Sein Leben verlief jedoch ab einem gewissen Zeitpunkt sehr schwierig. Das ist seine Geschichte. Und nein: Er ist kein Messias!

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Leseprobe

Kapitel 1


Vater trinkt und Gott ist streng


Rückblende 1 – Der Schimmelreiter

Ich habe Angst. Ich bin jetzt in der ersten oder zweiten Klasse - also acht bis neun Jahre alt. Im Fernsehen läuft gerade der „Schimmelreiter“. Der Vorspann macht mir Angst. Ein vermummter, anonymer Mann reitet nachts die Deiche der Nordsee entlang. Niemand weiß, woher er kommt und niemand weiß, was er vorhat, oder wer er ist. Er ist ein Phantom ohne Gesicht. Er verbreitet Angst, wenn er auftaucht. Und niemand weiß, wo er als Nächstes erscheinen wird.

Ich muss gleich los. Meine Eltern sind noch verheiratet, aber zuhause kriselt es schon. Mein Vater trinkt und trinkt. Es liegen Ärger und Aggressionen in der Luft. Meine Eltern streiten sich ständig. Beide scheinen an mir zu zerren, und jeder will mich auf seine Seite ziehen. Ich soll für einen der beiden Partei ergreifen, aber ich kann nicht. Ich liebe meine Mutter und meinen Vater und kann nicht einen gegen den anderen eintauschen.

Eigentlich stehen aber mein Vater und sein Alkoholismus im Vordergrund. Obwohl niemand darüber spricht, ahne ich doch, dass in unserer Familie etwas nicht stimmt. Weil mein Vater mal sehr nett ist und dann wieder total verletzend, wenn er trinkt, weiß ich nicht, woran ich bei ihm bin. Er ist auch ablehnend meiner Mutter und mir gegenüber, wenn er stark betrunken ist. Und so versuche ich es ihm recht zu machen, damit er ruhig bleibt.

Ich versuche ein guter Sohn zu sein, der nicht negativ auffällt. Ich will Anerkennung und Wertschätzung von meinem Vater, aber er trinkt meistens mit seinen Freunden am Küchentisch und beachtet mich nicht groß. Ich ziehe mich dann häufig zurück und spiele Lego in meiner eigenen Fantasiewelt. Hier habe ich das Sagen. Hier bin ich der Held. Die Situation, die ich real nicht meistern kann, löse ich in meiner Welt. Dort werde ich von vielen Feinden bedrängt, aber ich komme rechtzeitig aus brenzligen Situationen heraus. Ich vernichte den Feind und bekomme die Frau, die mich so liebt wie ich bin – ein Held.

In der realen Welt bin ich kein Held. Ich bin ein Waschlappen. Ich bin feige und wage es nicht, meinem Vater die Stirn zu bieten. Und ich habe Angst. Angst vor meinem Zuhause und Angst vor dem Schimmelreiter, der draußen in der Nacht herumreitet. Ich musste schon viel zu früh erwachsen werden. Daher musste ich mit der Angst, die ich hatte, alleine fertig werden.

Es ist ein Herbstabend. Es ist schon früh dunkel, und dort draußen ist Nebel. Meine Aufgabe in der Familie ist es, Milch zu holen. Jeden Abend begebe ich mich auf den Weg zu einem Bauern. Er wohnt einige Häuser weit entfernt von uns. Ich gehe jeden Abend dorthin und lasse mir die frisch gemolkene Milch in eine Milchkanne füllen. Der Bauer verlangt jedes Mal achtzig Pfennig, die ich ihm aushändigen werde, wenn ich da bin. Doch der Weg durch die Dunkelheit vom Elternhaus zum Bauernhof ist das Schlimmste für mich. Ich habe Angst vor dem Namenlosen. So wie der Schimmelreiter jeden Abend im Fernsehen reitet und Furcht verbreitet, fühle ich mich bedroht und verfolgt von einem namenlosen, anonymen Wesen. Die Fremdheit und das Ungewisse und eine bedrohliche, dunkle Gestalt, die eine Maske trägt und von der niemand weiß, welches Gesicht darunter liegt, machen mir zu schaffen. Während ich durch die schwarze Nacht gehe, fühle ich mich verfolgt. Jedes Geräusch lässt mich aufhorchen. Anfang des Weges gehe ich. Ich habe unbeschreibliche Angst. Die Angst wird stärker. Am Ende des Weges renne ich. Endlich, sehnlich erwartet, trete ich in das gedämpfte Licht des Stalls. Die Bäuerin gießt mir Milch in die Kanne. Dann ist die Angst wieder da. Ich muss wieder hinaus in die Dunkelheit und in den Nebel. Ist das Namenlose, Gesichtslose noch da draußen? Wieder gehe ich, zum Schluss renne ich. Ich kann mit niemandem über diese Angst reden. Niemand kommt mit, ich muss ganz alleine da durch.

Rückblende 2 – Gott ist streng

Ich bin in die Schule gekommen und ca. sieben Jahre alt. Es macht mir keinen Spaß dort. Wir haben einmal in der Woche einen Gottesdienst für Schüler. Er ist langweilig. Ich verstehe nicht, was dort genau vor sich geht. Alles ist geheimnisvoll. Gott ist geheimnisvoll. Ich höre, dass man es Gott recht machen muss, wenn man ihm gefallen will. Gott ist streng. Wer nicht alles gibt, was er kann und hat, kann nicht in den Himmel kommen.

Trotzdem bin ich interessiert. Wir haben auch Religionsunterricht, den der Pfarrer unseres Dorfes hält. Er erzählt uns von den Heiligen und von Gott. Als ich einmal eine Frage über 'Gott' stelle, weist mich der Pfarrer zurecht: „Für Dich ist das immer noch der `liebe Gott´“, sagt er.

Einmal erklärt der Pfarrer, wie man in den Himmel kommt. Er ruft einen Schüler auf und stellt ihn an die Tafel: Arthur. Er erklärt, dass Arthur in seinem Leben gute und böse Dinge tut. Er macht eine Liste an der Tafel. Für jede gute Tat, die Arthur tut, bekommt er einen Strich auf der linken Seite. Für jede böse Tat einen Strich auf der rechten Seite. Die Tafel ist voll von Strichen. Der Pfarrer sagt, dass am Schluss abgerechnet wird. Gibt es mehr gute Taten als schlechte, kommt Arthur in den Himmel. Gibt es aber mehr schlechte Taten als gute, kommt er in die Hölle. So verläuft Gottes Gericht am Ende der Tage, vor Gottes Thron. Arthur hat es gerade noch geschafft, wie es den Strichen auf der Tafel zu entnehmen ist.

Ich bezweifle, dass ich das schaffe. Irgendwie weiß ich, dass ich nicht so viele gute Taten vorweisen kann, und ich glaubte irgendwie auch, dass man nur als Heiliger, der sich sehr, sehr anstrengt und schließlich für Jesus stirbt, in den Himmel kommen kann. Diese ungeheuren Anstrengungen der Heiligen, die im Unterricht beschrieben werden, können ja nur die wenigsten Menschen aufbringen. Alle anderen werden vor der Himmelstür abgewiesen.

Die Schule macht mir keinen Spaß. Alles hier ist so streng und grau und ich kann mit niemandem reden, was zuhause vor sich geht. Ich muss einfach dorthin, ob es mir gefällt oder nicht. Das quält mich. Wie kann ich es Gott recht machen? Interessiert er sich für mich? Muss ich wie Jesus am Kreuz sterben? Mag mich Gott überhaupt?

Vater trinkt und Gott ist streng

Wie passen alle Rückblenden zusammen? Um jetzt etwas Ordnung in die Geschichte zu bringen, beginne ich von vorn. Ich kam am 18.11.1976 auf die Welt.

Mein Vater erzählte mir die Geschichte öfter: Als meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde, kam ich durch Kaiserschnitt zu früh auf die Welt. Direkt nach meiner Geburt kam ich in den Brutkasten.

Mein Vater, der gehört hatte, dass meine Mutter im Krankenhaus entbunden hatte, beschloss, erst mal richtig zu feiern. Als er sich mit seinem Freund auf den Weg zum Krankenhaus machte, besuchten sie aus Versehen das falsche Krankenhaus. So etwas kann eigentlich nur meinem Vater passieren. Noch heute muss ich lachen, wenn er davon erzählt und er lacht dann auch.

Wir wohnten damals noch in dem Ort, in dem mein Großvater drei Häuser gebaut hatte. Eines gehörte meinen Großeltern, das andere meiner Tante und eines meinem Vater, meiner Mutter und mir. Hier wuchs ich auf. Mein Vater arbeitete in der Zimmerei meines Onkels und meine Mutter arbeitete in einer Bank als Putzfrau. Daher war es klar, dass ich in den Kindergarten gehen musste, weil beide Elternteile berufstätig waren.

Die Ferien verbrachte ich hauptsächlich bei meinen Großeltern mit meinen vielen Cousinen. Die Ferien waren immer schön. Wir schauten das Ferienprogramm. Wir lagen sonnenbadend im Garten und machten viele Spiele wie z. B. Stadt-Land-Fluss, Begriffe-raten und Verstecken. Diese Ferien sind mir in schöner Erinnerung geblieben. Auch meine Kindergartenzeit war schön. Wenn wir Enkelkinder bei Oma und Opa waren, kümmerten sie sich gut um uns. Aber viel weiß ich nicht mehr davon, erinnere mich nur noch gut an schöne Sommer, Grillen mit den Nachbarn und schöne Weihnachtsfeste, bei denen man sich auf die Geschenke freute. Ich erinnere mich auch an Schlittenfahrten im Winter und einen Dackel, der uns gehörte und der den Fußball mit der Schnauze führen konnte.

Später kam die Grundschulzeit. In die Grundschule ging ich nicht gerne. Zuhause hatte es schon angefangen zu kriseln. Mein Vater kam oft angeheitert von der Arbeit und trank zuhause weiter. Manchmal ging er auch in die Kneipe und kam spätabends nach Hause und begann mit meiner Mutter zu streiten. Die Stimmung zuhause war gespannt und es lag immer Aggressivität in der Luft, wenn mein Vater getrunken hatte.

Darum begann ich, mich immer mehr zurückzuziehen in mein Spielen und in meine Traumwelt. Schon seit frühester Kindheit hatten meine Eltern mir Lego-Steine geschenkt. So hatte ich eine beachtliche Sammlung, aus der ich mir Raumschiffe, Häuser und Fahrzeuge baute. Meine Eltern hatten einen Videorekorder, den ich schon früh bedienen konnte. Deshalb schaute ich mir oft Science-Fiction-Filme oder Filme mit James Bond an. Die Filmszenen übernahm ich in mein Legospiel. Hier war aber ich der Held und meisterte immer die schwierigen Situationen und bekam am Schluss die Frau. Während die bedrückende Stimmung...

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