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E-Book

Die zwölf Stunden

Originaltext in neuer Rechtschreibung

AutorJakob Lorber
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783752864779
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Das außergewöhnliche Buch "Die zwölf Stunden" gleicht einem zwölfstündigen Vortrag, wobei sich der Vortragende als Gott selbst zu erkennen gibt, und seine Zuhörer, zu denen sich auch der geneigte Leser zählen darf, als seine Kinder bezeichnet. Es geht um ein Thema, das zwar klein erscheint, aber doch so atemberaubend und anspruchsvoll ist, dass sogar Erzengel zu einem, der darüber alles wüsste, in die Schule kämen. Der Vortragende beginnt mit einer Schilderung der Welt des 18. und 19. Jahrhunderts im natürlichen und geistigen Sinn - ein apokalyptisches Bild, das die Abgründe der menschlichen Seele beschreibt, das zugleich aber auch eine furiose Anklage ist vor allem der kolonialistischen Lebensweise, die zum Leidwesen aller auch heute noch gepflegt wird. Doch dies ist nur der äußere Anschein. Es geht vor allem um eine innere Anschauung, damit man die Welt in sich erkenne, sie verachte und aus Liebe zum Herrn fliehe. Der Geist Gottes im Menschen soll erweckt werden.

Jakob Lorber (1800-1864) führte ein einfaches und bescheidenes Leben als Musiker und Hauslehrer, hatte dabei aber Zugriff auf einen unermesslichen geistigen Reichtum. In seinem vierzigsten Lebensjahr hörte er morgens am 15. März 1840 deutlich eine innere Stimme, die ihm zurief: "Steh auf, nimm deinen Griffel und schreibe!" Er gehorchte diesem geheimnisvollen Ruf, worauf ihm innerhalb von vierundzwanzig Jahren, bis zu seinem Tod, mehrere Bücher und etliche Nebenworte diktiert wurden.

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Leseprobe

Kapitel 3


Dritte Stunde


Fruchtlose Bemühungen

Afrika. Der Abgott Mohammed. Raub, Mord,
Sklaverei und Tyrannei überall. Letzte unverdorbene
Menschen in Zentralafrika. Gräuel
des Sklavenhandels.

  1. Nun, da seht her, das Land, das sich euren Blicken auf der weißen Tafel darstellt, ihr mögt es wohl erkennen, es ist Afrika. Seht es nur recht wohl an, es ist keine Landkarte, sage Ich euch, sondern das wirkliche Land im treuen Bild.
  2. Seht hier die nördlichen Küsten, seht hier im Norden das alte Ägypten; seht weiter hin gegen Westen all die euch bekannten Raubstaaten, beseht allda die schroffen Gebirgsmassen und zwischen ihnen wieder unabsehbare Sandwüsten und Steppen.
  3. Seht, überall herrscht der Abgott Mohammed; überall Raub, Mord, Sklaverei, und andererseits Despotismus und Tyrannei im höchsten Grad!
  4. Seht, alle diese Einwohner, die da noch irgendein Gewerbe treiben, sind nichts als Leibeigene ihrer Herrscher; das Schwert des Despoten umschwirrt beständig ihren bloßen Nacken, so sie nicht alles beinahe, was sie sich erworben, abgeben an ihren Herrscher.
  5. Seht, wie ihre Priester ihnen von ihren Türmen Fluch und Trug, aber keinen Segen predigen, und sättigen die Armen mit ihrer elysäischen Luft; während diese ihnen für dieses Nichts noch das, was ihnen der Herrscher gelassen, wenigstens zur Hälfte opfern müssen.
  6. Seht, wie einige wenige Christen hier eine ganz elend klägliche Figur machen, während wieder andere mächtigere Namen-Christen wohlbewaffnet in mächtigen Heeren herumziehen und die Elenden noch elender machen, als sie ohnedies sind, und bringen ihnen, wie ihr seht, statt Meinem Segen und Meiner Gnade, Krieg, Tod, Verheerung, Hungersnot und noch andere zahllose Übel. Wahrlich, so arg hat es Paulus (Saulus, d. Ed.) nicht getrieben in seiner Christen-Verfolgung, als diese Christen es treiben mit den Elenden. Jedoch lassen wir diese Küste da oben, und sehen wir ein wenig nach Ägypten.
  7. Seht dieses schöne Land, diesen einstmaligen Segen Jakobs. Seht hin, wie es aussieht; wahrlich, die Hure Babels ist eine reine Jungfrau dagegen.
  8. Es bewässert zwar noch der alte Nil den Boden, da Joseph herrschte und dem Pharao alles war; aber welches Land bewässert dieser Nil jetzt?
  9. Als das israelitische Volk von Mir heimgeführt wurde aus diesem Land, war dasselbe heimgesucht mit 7 harten Plagen auf eine kurze Zeit nur, bis die Kinder entlassen wurden; allein was waren diese Plagen gegen die jetzigen, deren Zahl kein Ende hat, ja, sie waren ein wahres Manna des Himmels dagegen.
  10. Damals beherrschten dasselbe Land Heiden zwar; aber sie waren doch wenigstens Menschen, und wussten wohl zu achten den Wert des Menschen, und ihre Lehre war eine, die, wie die mittelasiatische, aus den Zeiten Noahs herrührte, und war ihnen wohl bekannt das Wesen des großen Gottes; und waren aus dieser Kenntnis in mannigfacher Weisheit, welche sie freilich nur gewisse Menschen durch ihre Mysterien lehrten, und taten dieses darum, damit der große Gott nicht durch irgend einen Unfähigen und Unwürdigen entheiliget werde; aus welchem Grund ihr Land denn auch strotzte von den sogenannten Weltwundern aller Art, und ihre Weisheit und ihre Schule war bei allen Nationen als groß anerkannt.
  11. Noch heutigen Tages seht ihr großartige Überreste der vormaligen Größe dieses Landes über den heißen Sand emporragen; aber nun seht dieses Land jetzt an. Seht dessen arme Völker, wie sie gleich andern Tieren gejagt werden; seht da ziemlich südlich einige friedliche Hütten, eingeschlossen von beinahe unübersteigbaren Bergen.
  12. Doch daher blickt, und schaut kühne, bewaffnete Kletterer des Despoten kühn ersteigen die Bergspitzen, und seht hin, wie sie sich hinabstürzen auf die friedlichen Hütten, all die friedlichen Bewohner übel umbringen, und ihre ganze Habe fortschleppen, und setzen andere gefangene Menschen an ihre Stelle und legen ihnen bei der fürchterlichsten Todesstrafe die saure Pflicht auf, wenigstens für 10 Jahre im Verlauf von 3 Jahren den Tribut für den Despoten zu erarbeiten.
  13. Seht hierher, da ist eine andere solche Landschaft, da vor 3 Jahren solches geschehen; seht, wie diese Tribut-Erheber sich soeben jenen dahin gestellten Sklaven nähern, und ihnen alle ihre erworbene Habe nehmen und fortschleppen, nachdem sie sie zuvor grausam misshandelt, und alle ihre Weiber und Mägde genotzüchtigt haben.
  14. Nun, da seht weiter herauf, seht hier mehrere despotische Kriegsknechte mit Schlingen, Schwertern und Schießgewehren versehen; daher seht, wie soeben die Schlingen über die flüchtigen Bewohner dieser Gebirgsgegend hin und her geworfen werden; seht da ein wenig gegen Westen, wie einige über Felsen kletternd die Flucht ergreifen, Väter, Mütter, Kinder. Jung und Alt klimmen mit blutenden Fingern, um zu entrinnen den Wüterichen; aber seht auch zugleich, wie ihnen diese nachsetzen, und nun eines um das andere von den Felsen herabschießen; und nun seht, wie sie da schon eine Menge Gefangener, Männer und Jünglinge, zusammenknebeln, um sie auf die elendeste und niederträchtigste Weise an den Ort ihrer militärischen Bestimmung zu bringen.
  15. Und nun geht mit eurem Blick wieder herab von den Bergen, und seht da einen befugten Machthaber und Tributspächter des Despoten, wie er, um seine Geilheit aufzufrischen, einen ganzen Tross von Sklavinnen mit einer Peitsche durcheinander treibt, um dann wieder eine unter seinen mächtigen Hieben Blutende beschlafen zu können; anderer Gräuel, die hier in diesem Land jetzt zahlreich verübt werden, nicht zu gedenken.
  16. Nun seht, wie dieses Land aussieht; vergleicht diese Plagen mit den einstigen sieben, und wahrlich, ihr müsst es gestehen, dass sie ein reines Manna des Himmels waren; denn wollt ihr euch den höchsten Grad der höllischen Verworfenheit denken, so reist nach Ägypten, und ihr werdet ihn buchstäblich finden.
  17. Denn Ich sage, und kann euch nicht mehr sagen, so weit ist es allhier gekommen, dass sogar eine Wohltat, die alldort ausgeübt wird von den Großen dieses schönen Reiches, eine allerbarste Grausamkeit ist.
  18. Da seht nur ein wenig hierher in die Krankenhäuser, Hospitäler und Irrenanstalten; seht, wie die Kranken mit allerlei Mitteln gemartert werden, die Armen beinahe mit Unrat gefüttert, und die Irrsinnigen gleich den Mumien in den Mauerlöchern, versehen mit einem eisernen Gitter, kauern, schreien und wehklagen.
  19. Ich will euch die Sache nicht näher auseinandersetzen, und es genüge, wenn ich sage, dass alldort eine Wohltat eine barste Grausamkeit ist; denkt euch selbst, unter welcher Gestalt dann erst die Grausamkeit selbst erscheint.
  20. Nun lassen wir diesen nördlichen Teil dieses elenden Landes, wie auch den von ganz Afrika, und dahier seht die unbekannte Mitte dieses Landes! Seht hier noch hie und da die Hütten zerstreut, seht, dieses Land ist groß und ist ringsum eingeschlossen von den unübersteiglichsten Bergen; seht, das ist der einzige Punkt der Erde, da sich noch eine unverdorbene, höchst gutmütige Menschenklasse vorfindet.
  21. Seht, diese Menschen sind alle noch im innern Schauen, und außer einem von Mir abgesandten Jünger des Apostels Thomas hat noch kein fremder Fuß dieses Land betreten, und so ist dieses freilich kleine Völklein, welches sparsam nur die heißen Gegenden bewohnt, in Meiner reinen Lehre, die bis auf diese Stunde noch nicht getrübt worden ist.
  22. Das ist zugleich der einzige kleine Anhängepunkt, der die Erde noch verbindet mit Meinem Himmel, und merkt euch wohl, was Ich euch soeben sagen werde: Wenn ein frecher Fuß dieses Heiligtum habsüchtig betreten wird, will Ich Meine Fackel über die Erde schleudern.
  23. Aber seht da eben von diesem Land aus gegen Osten und gegen Westen, wie zwei Hauptnationen voll Habsucht und Gier schon alle möglichen Leitern an die Gebirge anlegen, um in diesem Lande ihren unersättlichen Durst nach dem vermeintlichen Gold zu stillen.
  24. Ja, Ich sage euch, es wird ihnen auch bald gelingen, und sie sind nahe daran, da hinein zu dringen; aber wahrlich, sage Ich, sie werden kein Gold finden, darnach sie dürsten. Sie werden zwar ein Gold finden; aber dieses Gold wird mit seiner Schwere die ganze Erde übel erdrücken.
  25. Und nun begebt euch noch ein wenig hierher, an die südwestliche Küste dieses Landes. Seht da dem löblichen Menschenhandel ein wenig zu, seht, wie allda despotische Wucherer ihre unter allen Namen verruchten Schiffe mit den armen unsterblichen Menschen vollauf bepacken; seht ein wenig herein in dieses Schiff; seht, wie es ringsum kaum spannhohe Brettergalerien hat, und wie da auf diese Galerien gleich Holzscheiten diese Armen nebeneinander hin auf dem Bauch liegend geschichtet werden.
  26. Nun seht, es ist ein solches Schiff bepackt mit 600 bis 1 000 solcher Unglücklichen; vor eines jeden Mund wird zu seiner Nahrung von dieser Küste aus bis nach Amerika hin ein 4 Pfund schwerer Steinbrotziegel gelegt, vorne gegen den Mund zu läuft überall eine Rinne, da für alle einmal des Tages Wasser hineingegossen wird.
  27. Seht, mit dieser Kost muss ein so armer Mensch eine Reise von...
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