Einführung
„Ich habe bereits alle möglichen Auszeichnungen bekommen, ich habe Preise gewonnen und bin in meinem persönlichen Leben erfolgreich. Jetzt will ich mehr!“ Diese Worte stammen von Barry1, dem Typen, an den sich alle seine Freunde vom College erinnern, weil er derjenige war, der mit seinem heldenhaften Wurf in letzter Sekunde den Gewinn der Meisterschaft in seinem Abschlussjahrgang sicherte.
Heute ist Barry ein Geschäftsführer mittleren Alters, der Jesus Christus nachfolgt – ein begabter starker Leiter mit einem eindrucksvollen Lebenslauf und einem Bankkonto, das einen vor Neid erblassen lässt. Wenn Menschen einen Raum betreten, in dem Barry ist, meinen sie, er habe das Sagen. Barry weiß, wie man leitet.
Es ist noch nicht so lange her, dass Barry das Gefühl hatte, seine Leitungsgabe würde sich nicht weiterentwickeln. Irgendetwas schien ihm zu fehlen. Als ein Nachfolger Christi wünschte er sich, mehr Einfluss in seinem Leben zu haben. Ein Mentor forderte ihn heraus: „Du hast viel in deinem Berufsleben erreicht. Wovon träumst du als Nächstes? Barry wollte sein Leitungspotenzial maximieren, doch alle Versuche – so heldenhaft sie auch waren – schienen fruchtlos zu sein. Genau in dem Moment fing er an, sich weniger auf seine eigene Leitung und mehr auf die Leitung anderer zu konzentrieren. Er sagte mir, dass er einen entscheidenden Unterschied bemerkte, als er begann, dies in seinem persönlichen Leben wie auch in seinem Beruf umzusetzen. Er formulierte es folgendermaßen:
Jeder möchte gern groß sein. Doch nur wenige verstehen, welche Kraft darin liegt, andere zu wahrer Größe zu führen.
Hero oder Hero Maker?
Ich traf Barry, nachdem er das erkannt hatte, und er führte den Gedanken noch weiter fort: „Dave, die Tage, in denen ich groß sein wollte, sind vorbei. Ich habe es mir stattdessen zur Aufgabe gemacht, das Leben von zehn jungen Leitern entscheidend zu beeinflussen.“ Bislang hat er sieben Leiter ausfindig gemacht, in die er sich investiert. Sein Traum ist zu sehen, dass sie erfolgreicher werden, als er es jemals war. Barry ist ein – wie ich es nenne – Hero Maker.
Auf den Ausdruck „Hero Maker“2 wurde ich zum ersten Mal aufmerksam durch Todd Wilson3, meinen Freund und Co-Leiter bei der Exponential-Konferenz. Warren Bird und ich (dieses Buch wurde von uns gemeinsam geschrieben, doch ich, Dave Ferguson, spreche stellvertretend für uns beide) haben Todds Ausdruck aufgegriffen und ihn wie folgt definiert:
Hero Maker: Ein Leiter, der sich entscheidet, nicht mehr selbst der Held zu sein, sondern der andere zu Helden in Gottes Geschichte macht.
Todd hat mir auch die Vorlage für diese Definition geliefert. Vor mehr als zehn Jahren kam er auf mich zu und sagte: „Ich werde die Arbeit übernehmen, die hinter den Kulissen anfällt, und dafür sorgen, dass alles läuft, wenn du der Präsident der Exponential-Konferenz bist und auf der Bühne stehst.“
„Abgemacht“, erwiderte ich. – Seitdem bin ich der Präsident und Todd ist der Geschäftsführer der Exponential-Konferenz, die inzwischen, soweit uns bekannt ist, die größte Gemeindegründungskonferenz weltweit ist. Viele Menschen meinen, weil ich der Präsident bin, auf der Bühne stehe und jeden willkommen heiße, sei ich auch der kluge Kopf hinter dem Ganzen. Doch das stimmt nicht. Tatsächlich sind Todd und sein Team für den Großteil der Arbeit verantwortlich (Marketing, Organisation, Registrierung, Logistik), wobei es ihm allein um den Auftrag geht, nicht darum, wer die Lorbeeren einkassiert. Er bereitet mir eine Bühne und lässt mich darauf stehen. Todd Wilson ist ein Hero Maker – er führt andere zu wahrer Größe.
Auf unserem gemeinsamen Weg hat Todd mich auch immer wieder daran erinnert, nicht selbst groß sein zu wollen, sondern stattdessen andere zu wahrer Größe zu führen. Ich denke zurück an eine Unterhaltung mit ihm, während wir gemeinsam im Flugzeug saßen und Todd einen Artikel von mir las, in dem ein Säulendiagramm von einem unserer Ostergottesdienste abgebildet war. Über 10.000 Menschen waren zur Community Christian Church gekommen – der Gemeinde, die ich im Großraum von Chicago leitete –, und ich war begeistert über diese Zahl. Todd wies auf den Artikel und rief mir den Traum ins Gedächtnis, den ich bei der Gründung der Gemeinde gehabt hatte: „Ich dachte, du hättest davon geträumt, eine Bewegung sich multiplizierender Gemeinden zu sehen“, sagte er. „In diesem Artikel klingt es so, als würdest du davon träumen, eine einzige riesengroße Gemeinde zu haben.“
Die Worte schmerzten, aber Todd hatte recht. Ich hatte nie beabsichtigt, mich nur darauf zu konzentrieren, die Gemeinde, die ich leitete, zum Wachsen zu bringen. Dann machte Todd mich auf etwas aufmerksam: Die Anzahl der Leute, die genau an diesem Osterwochenende durch NewThing, das Gemeindegründungsnetzwerk, welches wir gestartet hatten, erreicht worden waren, lag bei über 50.000. Und Todd forderte mich noch weiter heraus: „Dave, du solltest mit einem Diagramm arbeiten, welches veranschaulicht, was durch deine Gemeindegründungen und Gemeindegründer geschieht, und nicht eines, das nur darstellt, was du und Community Christian Church machen.“ Er ermutigte mich, nicht selbst groß zu sein, sondern andere zu wahrer Größe zu führen.
Damit ich Sie mit all diesen Geschichten nicht verwirre, möchte ich Ihnen kurz erklären, dass ich drei Funktionen ausübe: Ich bin der leitende Pastor von Community Christian Church; der Visionsträger von NewThing, einem Netzwerk, das aus sich multiplizierenden Gemeinden besteht, und der Präsident der Gemeindewachstumskonferenz Exponential.
Ich wollte herausfinden, ob ein Leitungsstil, der andere zu wahrer Größe führt, maßgeblich ist im Zusammenhang mit einer Bewegung der Multiplikation. Also zog ich meinen australischen Freund Steve Addison zurate. Was es heißt, eine Bewegung sich multiplizierender Gemeinden zu starten, versteht keiner besser als Steve, der diese Thematik studiert und Bücher darüber geschrieben hat. Er sagte mir: „Dave, Bewegungen werden gestartet von Leitern, denen es nicht länger um ihren persönlichen Erfolg geht.“
Der typische Leiter, Pastor oder Gemeindegründer denkt nicht so. Doch so denkt der, der andere zu wahrer Größe führt.
Wir möchten Sie als Leiter herausfordern, nicht selbst groß sein zu wollen, sondern herauszufinden, was es bedeutet, andere zu wahrer Größe zu führen. Vielleicht haben Sie eine leitende Position in der Geschäftswelt inne wie Barry oder Sie sind ein Pastor wie ich. Vielleicht leiten Sie ehrenamtlich ein Team oder eine Gruppe wie mein Koautor Warren. Ob Sie nun für zehn oder für 10.000 Menschen verantwortlich sind – wir wollen, dass Sie Ihr Leitungspotenzial erweitern, dass Sie so viel wie nur möglich für Jesus und sein Reich bewirken und dass Sie Teil unserer Bewegung der Multiplikation werden, indem Sie andere zu wahrer Größe führen.
Hero Maker – Aufbau des Buches
Damit Sie genau verstehen, was es bedeutet, andere zu wahrer Größe zu führen, haben wir das Buch in drei Abschnitte unterteilt.
Teil 1: Die Herausforderung, andere zu wahrer Größe zu führen. Mein Gespräch mit Todd Wilson und anderen einflussreichen Leitern hat sowohl meinen Leitungsstil in entscheidender Weise verändert wie auch den einer wachsenden Zahl von Leitern auf der ganzen Welt. Wir haben aufgehört, ständig die gleichen Fragen im Hinblick darauf zu stellen, wie wir eine Gemeinde zum Wachsen bringen können. Stattdessen haben wir angefangen neue Fragen zu stellen: „Was muss man als Leiter tun, um andere Leiter und Jünger bis in die vierte Generation zu multiplizieren?“ Und: „Was muss man tun, um eine Gemeindemultiplikationsbewegung schneller voranzubringen?“ Inzwischen sind wir noch konkreter geworden: „Wie können wir erleben, dass der Prozentsatz sich reproduzierender und multiplizierender Gemeinden in den USA von 4 % (wo wir derzeit stehen) auf einen Umkehrpunkt von 10 % (wo wir hinkommen möchten) ansteigt?“ Bei der Exponential-Konferenz nennen wir es unsere 4-10-Mission. Bei der Beantwortung all dieser Fragen kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass es Leiter braucht, die andere zu wahrer Größe führen. Sie haben das Geheimnis entdeckt, dass größere Resultate die Folge sind, wenn man sich durch andere multipliziert.
Im ersten Teil dieses Buches nennen wir sich multiplizierende Gemeinden Level-5-Gemeinden. Machen Sie sich keine Gedanken, wenn wir hier einen neuen Begriff verwenden. Der entscheidende Punkt ist zu verstehen, dass die Anzahl der Gottesdienstbesucher in Level-1-Gemeinden abnimmt, dass Level-2-Gemeinden stagnieren, dass Level-3-Gemeinden wachsen, dass Level-4-Gemeinden sich reproduzieren (einen neuen Standort starten oder eine neue Gemeinde gründen) und Level-5-Gemeinden sich multiplizieren (sich multiplizierende Werke starten, die ihrerseits sich multiplizierende Werke starten). Wenn wir uns auf Multiplikation konzentrieren, sind wir in der Lage, enormen Einfluss auszuüben und große Resultate zu sehen. (Wenn Sie die fünf Stufen bildlich dargestellt sehen wollen, blättern Sie weiter bis zu Abbildung 2.1.)
In diesem ersten Abschnitt möchten wir Sie herausfordern, sich Gedanken zu machen über die Fragen, die Sie stellen, wie auch die Leitungsprinzipien, die Sie anwenden, und zu reflektieren, ob diese Fragen und diese Prinzipien den künftigen Herausforderungen gerecht werden.
Teil 2: Fünf grundlegende Prinzipien,...