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E-Book

Viszeralosteopathie

Grundlagen und Techniken

AutorEric Hebgen
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783132420533
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,99 EUR
<p><strong>Die vier bewährten Konzepte</strong></p> <p>Dieses praxisorientierte Werk veranschaulicht die gängigen vier Behandlungskonzepte der Viszeralosteopathie: Barral, Finet und Williame, Kuchera, Chapman. Dabei liegt der Fokus auf der praktischen Anwendung in der Organbehandlung.</p> <p>Perfekt illustriert und leicht nachvollziehbar</p> <ul> <li>viszeraltherapeutische Sicht auf wichtige Zusammenhänge, z.B. Wechselbeziehungen zu anderen Organen und Strukturen</li> <li>diagnostische Tests und osteopathische Behandlungstechniken</li> <li>Informationen zu diagnostischen und therapeutischen Hilfsmitteln wie Organuhr und Organ-Zahn-Wechselbeziehung</li> </ul>

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Leseprobe

1 Viszerale Osteopathie n. Barral


1.1 Theorie der viszeralen Osteopathie


1.1.1 Physiologie der Organbewegung


Es werden drei Bewegungen der inneren Organe unterschieden: die Motrizität, die Mobilität und die Motilität.

1.1.1.1 Motrizität

Die Motrizität bezeichnet die passiven Verlagerungen von Organen, hervorgerufen durch die Willkürmotorik des Bewegungsapparates.

Neigt man z.B. den Oberkörper nach rechts, werden die abdominellen Organe auf der rechten Seite komprimiert, während es auf der linken Seite zur Dehnung der Rumpfwand mit Zug an den linksseitigen Organbefestigungen und zur Vergrößerung des Raumangebots kommt.

Beugt man den Oberkörper nach vorn, verlagern sich die intraperitonealen Organe aufgrund ihrer großen Bewegungsmöglichkeit und der Schwerkraft folgend nach ventral.

Eine dauerhaft sitzende Tätigkeit komprimiert den Dünn- und Dickdarm und beeinträchtigt seine Peristaltik.

Eine beidseitige Armhebung in maximale Flexion hat eine Extension der BWS und eine Inspirationsstellung der Rippen zur Folge. Da die Pleura parietalis dieser Bewegung des Thorax folgt und die Lunge in ihrer Ausdehnung an die Brustkorbbewegung gekoppelt ist, vergrößert die Lunge ihr Volumen durch diese Willkürbewegung, ohne dass zusätzliche Atemarbeit geleistet werden muss.

1.1.1.2 Mobilität

Unter Mobilität versteht man in der viszeralen Osteopathie die Bewegung zwischen zwei Organen oder die Bewegung zwischen einem Organ und der Rumpfwand, dem Diaphragma oder einer anderen Struktur des muskuloskelettalen Systems.

Motor dieser Bewegung können die Motrizität oder verschiedene „Automatismen“ sein.

Unter einem Automatismus versteht man eine Bewegung, die unwillkürlich in der quergestreiften oder glatten Muskulatur abläuft. Unterscheiden kann man ferner zwischen Automatismen, die ununterbrochen ablaufen und jenen Bewegungen von Organen, die einen periodischen Charakter aufweisen.

Zu den Automatismen zählen:

  • Diaphragmatische Atembewegung. Bei 12–14 Atemzügen pro Minute kontrahiert das Zwerchfell rund 20.000-mal pro Tag. Es verhält sich dabei einem Kolben ähnlich, der in einem Zylinder auf und ab gleitet. Bei der Inspiration senkt sich das Diaphragma nach kaudal – das Volumen des Thorax vergrößert sich und die abdominellen Organe werden nach unten verlagert. Durch die weiche muskuläre Abdomenwand können die Bauchorgane nach ventral ausweichen, sodass sich das Volumen des Abdomens in der Inspiration nahezu nicht verändert.
    In der Exspiration beobachtet man den umgekehrten Weg.

  • Herzaktion. Bei 70 Herzschlägen pro Minute kontrahiert das Herz rund 100.000-mal pro Tag. Diese Aktionen wirken wie Vibrationen auf die mediastinalen Organe und über das Diaphragma ebenso auf das Abdomen.

  • Peristaltik der viszeralen Hohlorgane des Magen- und Darmtrakts

1.1.1.3 Motilität

Die Motilität wird als intrinsische Bewegung der Organe mit langsamer Frequenz und geringer Amplitude definiert.

Sie ist von einer geschulten Therapeutenhand wahrnehmbar und kinetischer Ausdruck von Bewegungen der Organgewebe. In der embryonalen Entwicklung vollziehen die entstehenden Organe Wachstumsbewegungen oder positionelle Verlagerungen, die als eine Art Gedächtnis in jeder einzelnen Organzelle gespeichert bleiben. Die Motilität ist ein rhythmisches Wiederholen dieser embryonalen Bewegung zum Entstehungsort und wieder zurück in die postnatale Endposition.

Ein Zusammenhang mit dem kraniosakralen Rhythmus ist ebenfalls nicht auszuschließen, obwohl die Motilität eine andere Frequenz aufweist.

Man unterscheidet eine Exspirationsphase, d.h. die Bewegung zur Medianlinie, von der Inspirationsphase, einer gegenläufigen Bewegung von der Medianlinie weg.

Die Frequenz beträgt 7–8 Zyklen pro Minute. Ein Zyklus besteht aus einer Exspirations- und einer Inspirationsphase.

1.1.2 Viszerales Gelenk


Motrizität, Automatismen und Mobilität verursachen eine Änderung in den Lagebeziehungen der Organe. Diese Bewegung vollzieht sich um eine definierte Achse und Amplitude.

Die Organe mit struktureller Beziehung zueinander verhalten sich dabei ähnlich wie ein Gelenk des Bewegungsapparates:

Zwei Gelenkpartner bilden das viszerale Gelenk: Die beiden Gelenkpartner können zwei Organe (Leber – Niere) oder ein Organ und eine muskuläre Wand (Leber – Diaphragma) sein.

Die Gelenkpartner besitzen Gleitflächen miteinander: Die viszeralen Gelenkpartner sind durch einen kapillären Spalt voneinander getrennt, die Oberfläche ihrer Gleitflächen ist glatt und oft mit einem Flüssigkeitsfilm überzogen.

Die serösen Membranen Pleura, Peritoneum, Perikard und Meningen/periphere Nervenumhüllungen stellen einen Großteil dieser Gleitflächen.

Die Gelenkpartner sind miteinander fixiert: Es gibt eine Reihe von Befestigungen der Organe, die auch für die Achse der Bewegung maßgeblich sind.

1.1.2.1 System des doppelten Blattes

Überall dort, wo wir den Flüssigkeitsfilm finden (Peritoneum, Pleura, Perikard), sind die Organe eines viszeralen Gelenks durch diese Flüssigkeit voneinander getrennt, aber andererseits auch gerade dadurch miteinander verbunden. Sie verhalten sich wie zwei Glasscheiben, die einen Tropfen Flüssigkeit zwischen sich führen: Sie können aneinander vorbei gleiten, aber die Adhäsionskraft hält sie auch zusammen.

1.1.2.2 Ligamentäres System

Ligamente in der Viszeralosteopathie sind pleurale oder peritoneale Falten, die ein Organ mit der Rumpfwand oder Organe untereinander verbinden. Sie führen meist keine Blutgefäße, sind aber sensibel gut innerviert.

Sie fixieren die Organe gegen die Schwerkraft.

1.1.2.3 Turgor und intrakavitärer Druck

Turgor oder intraviszeraler Druck bezeichnet die Eigenschaft eines Organs, den größtmöglichen Platz einzunehmen. Gründe für dieses Bestreben sind die Elastizität, vaskuläre Effekte (Minder- oder Mehrdurchblutung) und Gase in den Hohlorganen.

Der intrakavitäre Druck ist die Summe aller intraviszeralen Drücke plus dem Druck, der zwischen den Organen herrscht.

Dadurch werden die Organe aneinander gepresst und gegenseitig fixiert. Es entsteht ein großer Überdruck im Abdomen, dem ein Unterdruck im Thorax gegenübersteht. Das Diaphragma ist die Grenzschicht für diese Druckverhältnisse. Die zwerchfellnahen Organe werden von Drücken stark beeinflusst. So wird eine Zwerchfellhernie immer eine Verlagerung von Organteilen aus dem Abdomen in den Thorax zur Folge haben, also entgegen der Schwerkraft. Das zeigt die große Potenz solcher Druckeffekte auf die Fixation der Organe.

1.1.2.4 Mesenterien

Mesenterien sind Duplikaturen des Peritoneums mit nur geringer Fixationsrolle.

Sie führen die Zirkulation zum Organ.

1.1.2.5 Omenta

Auch Omenta sind Duplikaturen des Peritoneums, die zwei Organe miteinander verbinden.

Ihre Rolle im Rahmen der Fixation von Organen ist eher gering, die vaskulonervöse Aufgabe umso wichtiger.

Merke

Organe sind befestigt...

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