OHNE SIE KEIN BUCH
ANTONIA UND BARBARA
„Wir“ sind Antonia und Barbara Thiemann. Am selben Tag am selben Ort und von derselben Mutter geboren, leben wir seit nunmehr 37 Jahren als eineiiges Zwillingspärchen am Rande von Berlin. Während Antonia mit 1.700 Gramm und 41 Zentimetern um 00.05 Uhr des 22. August das Licht der Welt erblickte, kam Barbara mit 1.200 Gramm und 40 Zentimetern um 00.10 Uhr zur Welt. Damit nahmen wir unserer Mutter die große Sorge darüber, was wäre, wenn eines ihrer Zwillingsmädchen vor Mitternacht und das andere nach Mitternacht zur Welt käme.
Einer der bizarrsten Umstände in unserem bisherigen Zwillingsleben widerfuhr uns ganz sicher während der Schwangerschaft von Barbara: Wir durchlebten sie gemeinsam. Ob Heißhungerattacken, Rückenschmerzen, Völlegefühl oder Müdigkeit – jede Etappe wurde von uns beiden mutigangenommen.
DR. HABIL. ANDREAS BUSJAHN
Wie entstehen Zwillinge? Welche Ursachen gibt es dafür? Und sehen sich eineiige Zwillinge immer zum Verwechseln ähnlich? Um diese und viele weitere Fragen eindeutig beantworten zu können, haben wir uns Zwillingsforscher Andreas Busjahn zu Hilfe geholt. Im Jahre 1958 in Berlin geboren, studierte er erst klinische Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete später auf dem Gebiet der Stressforschung. Hier entdeckte er auch sein Interesse an der Genetik. So baute er an der Charité in Kooperation mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin eine Arbeitsgruppe zur Zwillingsforschung auf und gründete im Jahr 2003 die HealthTwiSt GmbH. Seine Erfahrungen und Untersuchungen der vergangenen Jahre halfen uns dabei, vielen Zwillingsvorurteilen auf die Schliche zu kommen.
DR. HELGA NEUMANN
Zur Beantwortung aller Fragen zur Entstehung von Zwillingen stand uns die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Helga Neumann, zur Seite. 1936 in Königsbrück bei Dresden geboren, studierte sie von 1954 bis 1959 Humanmedizin in Leipzig und Dresden. Im Jahre 1967 zog es sie nach Berlin, wo sie viele Jahre als Leiterin der Gynäkologischen Abteilung der Poliklinik Johannisstraße in Berlin-Mitte tätig war. Seit 1991 arbeitete sie in freier Niederlassung in Berlin und begleitete unzählige Schwangerschaften und Geburten. Das Zwillingsthema ist auch heute noch sehr spannend für Frau Dr. Neumann. So erzählt sie uns: „Zwillingsschwangerschaften waren immer eine Herausforderung, meist wurden sie in der Risikoschwangerenberatung weiter betreut.“
PROF. DR. RUDOLF DAU
Unser lieber und langjähriger Freund, der Germanist und Historiker Prof. Dr. Rudolf Dau, ging mit uns auf Recherchereise nach den Zwillingen als Inspiration für Mythen, Märchen und Literatur. Nach dem Studium an der Humboldt-Universität Berlin forschte und publizierte er zu zahlreichen Gegenständen der Literaturgeschichte. Inzwischen im sogenannten „Ruhestand“, kann er sich unbeschwert seinen Lieblingsgegenständen zuwenden. Schon seit vielen Jahren fasziniert ihn das Thema „Zwillinge“, das über Jahrtausende hinweg immer wieder literarische oder andersartige künstlerische Gestalt angenommen hat. Ein Thema, das ihn aber auch im gegenwärtigen realen Leben interessiert und berührt.
PROF. DR. MED. DIETRICH VON SCHWEINITZ
Prof. Dr. med. Dietrich von Schweinitz ist erfahrener Kinderchirurg und Direktor der Kinderchirurgischen Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Als Mitglied mehrerer Fachgesellschaften ist er auch auf dem Gebiet der angeborenen Fehlbildungen sehr versiert. Er stand uns zu unseren Fragen über siamesische Zwillinge Rede und Antwort. Denn die Trennungsoperation siamesischer Zwillinge stellt in dieser kinderchirurgischen Klinik fast schon eine kleine Tradition dar.
ZWILLINGSMUTTER INGRID
Die schönsten Antworten über die Stereotype von Zwillingen wissen meist die Eltern derselben zu berichten. Neben den Antworten unserer eigenen Zwillingsmama und den vielen Zwillingsmüttern, welche uns nach unserem Auftritt bei „Gottschalk live“ anschrieben, war es vor allem Ingrid, die sich viel Zeit für die Beantwortung der Interviewfragen nahm. Sie ist es auch, die nicht nur die schönen und lustigen Geschichten aus dem Leben mit Zwillingen zu erzählen weiß. Vom Schicksal verfolgt, verbrachte sie vor allem mit ihrer zweitgeborenen Zwillingstochter viele Jahre in Krankenhäusern.
Auch versteht es Ingrid wunderbar, den Unterschied zu einer Einzelschwangerschaft zu beschreiben. Denn neben ihren Zwillingsmädchen gibt es noch ihren erstgeborenen Sohn und großen Bruder der Zwillingskinder.
ZWILLINGSVATER WERNER
Zwillingsautor Werner Blattert bereicherte unser Zwillingswissen bereits vor vielen Jahren. Beim Schreiben unterstützte er uns mit seinen Erinnerungen und eigenen Erfahrungen als Zwilling und Zwillingsvater von Zwillingsmädchen, um den vielen offenen Fragen und Vorurteilen auf den Grund zu gehen. Doch die Angelegenheit „Zwillinge“ begleitet ihn nicht nur im Privatleben. So profitiert dieses Buch auch von seinen Lehrererfahrungen mit Zwillingen: „Ich erinnere mich an ein Zwillingspaar, Jungen, die auseinandersaßen und trotzdem bei einer Klassenarbeit die gleiche Note schrieben und verblüffenderweise sogar fast die gleichen Fehler machten.“ Aber das sind längst nicht alle Beobachtungen dieses Zwillingsfachmannes.
Nun zu den von uns befragten Zwillingsgeschwistern, die wir schriftlich zu ihren Angewohnheiten befragt haben. Sie sind dem Alter nach sortiert.
ANASTASIA UND ALINA
Alter: 12 Jahre
Eineiig oder zweieiig? Zweieiige Zwillinge
Verblüffende Ähnlichkeiten? Alina ist aufbrausend und hat glatte kurze Haare. Dagegen ist Anastasia ruhig und hat Locken. Alina redet viel zu viel und ist kleiner. Anastasia kommt kaum zu Wort und ist größer als Alina.
Der Auftakt ins Zwillingsleben: Kaiserschnitt.
Geburtsminuten, die uns trennen: 2 Minuten
Wer hatte die Nase vorn: Alina
Das weiß nicht jeder: In unserer Familie häufen sich Zwillingsgeburten.
Geschwister: 11 Jahre ältere Zwillingsschwestern
Ein gemeinsamer Wunsch: Nein, eigentlich gibt es keinen.
Wir können uns bildhaft vorstellen, wie sich Lockenköpfchen Anastasia und die kurzhaarige Alina kabbeln. Denn das tun sie nach eigener Aussage „dauernd“.
Besonders schön finden sie am „Zwillings-Dasein“, dass man nie alleine ist. Und erst recht nicht, wenn sich Zwillinge in der eigenen Familie häufen. Zu diesem Thema steuern diese beiden Schwestern dem Buch eine besonders schöne Geschichte bei. Denn sie sind die kleinen Zwillingsschwestern der eineiigen Zwillinge Ramona und Michaela.
Ganz klar, dass wir diese beiden Geschwisterpaare in Gemeinschaft für unser Zwillingsprojekt gewinnen wollten. Auf die Frage „Wie ist es, Zwillinge als Schwestern zu haben?“, antworten die Mädchen: „Anstrengend, auf Grund des großen Altersunterschiedes – man kann sogar von Machtkämpfen sprechen. Und die Großen erziehen die Kleinen mit.“
Beide Geschwisterpaare denken nicht, dass sie eine besondere Verbindung zu den jeweilig anderen Zwillingen haben. Sie sehen ihr Verhältnis eher normal: „Wie es unter Geschwisterkindern eben ist.“ Doch gibt es eine besonders schöne Gemeinsamkeit bei diesen Zwillingspaaren.
RAMONA UND MICHAELA
Alter: 23 Jahre
Eineiig oder zweieiig? Eineiige Zwillinge
Verblüffende Ähnlichkeiten? Augenfarbe, Haarfarbe, Schuhgröße und Konfektionsgröße sind gleich. Unsere Gesichtsform ist ein bisschen unterschiedlich. Michaela wollte schon immer blond und kurzhaarig sein und Ramona hat sich ihre langen Haare dunkelbraun gefärbt. Und außerdem ist Michaela ein bisschen größer.
Unterschiede gibt es in der Wahl des Berufes: Ramona macht gerade ihren Bachelor. Sie wird Gymnasiallehrerin für Deutsch und katholische Theologie. Michaela hat letztes Jahr ihre Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation beendet und arbeitet in einer Werbeagentur.
Der Auftakt ins Zwillingsleben: Die Zwillingsschwestern kamen „normal“ zur Welt. Michaela lag falsch herum und musste gedreht werden. Nach der Geburt erlitt die Mutter der beiden Schwestern einen Nabelbruch.
Geburtsminuten, die uns trennen: 3 Minuten
Wer hatte die Nase vorn: Ramona
Das weiß nicht jeder: Unser Geburtstag ist wie Weihnachten. Denn unsere Schwestern sind auf den Tag genau 11 Jahre jünger und ebenfalls Zwillinge. Wir haben also alle an einem Tag Geburtstag.
Geschwister: 11 Jahre jüngere Zwillingsschwestern
Ein gemeinsamer Wunsch: Wir würden uns wünschen, einmal zusammen die Hauptrollen in einem Film zu spielen.
Die Zwillinge Ramona und Michaela klären uns darüber auf, in welcher mysteriösen Verbindung schmerzende Weisheitszähne und ein ahnungsloser Schulbesuch stehen können.
Es gibt nur wenige Unterschiede zwischen den beiden eineiigen Zwillingsfrauen. Der gravierendste...