Ninja-Geheimwissen
Herzlich willkommen bei meinem kleinen Ratgeber. Hier herrscht ein lockerer Umgangston. Wir sprechen über ein ernstes Thema, aber das ist noch lange kein Grund, nicht auch ein wenig Spaß zu haben. Und da ich es viel persönlicher finde, komme ich ohne größere Umschweife zum unförmlichen Du. Wie ist denn dein Name? (An dieser Stelle sag bitte einmal laut deinen Namen, der Vorname reicht!) Ah, hallo! Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen! Mein Name ist Andreas Kraniotakes und ich freue mich, dass du dich für dieses Buch entschieden hast. Vielleicht hast du dich ja auch gar nicht dafür entschieden, sondern es geschenkt bekommen oder du bist ein ganz schlimmer Finger und hast es irgendwo »ausgeliehen«, ohne dass der Besitzer dir seine Zustimmung dazu gegeben hätte. Wie auch immer dieses Buch in deinen Besitz gekommen sein mag, du hast es aufgeschlagen und gibst ihm eine Chance. Vielen Dank schon einmal für das Vertrauen! Ich hoffe, dass ich es nicht enttäuschen werde.
Damit du auch morgen noch breit (und mit allen Zähnen) lächeln kannst, bitte weiterlesen.
Bei dem Titel des Buches können die Erwartungen vielfältig sein und es wird mir hoffentlich gelingen, eine Vielzahl davon zu erfüllen. Auch ich hatte beim Schreiben Erwartungen an das, was dieses Buch enthalten soll und was du daraus mitnehmen kannst. Zum einen würde ich mich sehr freuen, wenn ich dich (du merkst schon, wie persönlich es schon zu Anfang wird!) in die Welt der Selbstverteidigung und Selbstbehauptung mitnehmen kann. Es wird ein wilder Trip und am Ende weißt du hoffentlich mehr darüber, wie du dich in brenzligen Situationen verhalten solltest, als zuvor. Die zweite Erwartung, die ich an dieses Buch hatte, war, dass es dich auch unterhalten soll. Falls du also auf ein bierernstes, staubtrockenes Buch gehofft hast, dessen Autor sich selbst immer und zu jeder Zeit ernst nimmt, dann wirst du enttäuscht werden. Solltest du aber eine lockere Sprache bevorzugen, ein paar Anekdoten und vielleicht sogar den ein oder anderen Scherz, dann, denke ich, war es eine gute Wahl, dieses Buch aufzuschlagen.
Eigentlich wollte ich dir in der Einleitung ein paar Anregungen dazu geben, wie du dieses Buch am besten verwenden kannst, um am Ende genau das zu erhalten, was du dir davon erhoffst. Aber da ich natürlich weiß, was du eigentlich suchst, habe ich stattdessen beschlossen, dir hier lieber gleich das zu liefern, was du willst: Du wünschst dir das ultimative Geheimwissen, mit dem du sofort und ohne auch nur eine Sekunde üben zu müssen alle Gegner auf der Straße plattmachen kannst? Siehst du, ich kenne dich jetzt schon wirklich gut, auch wenn wir uns gerade erst kennengelernt haben. Auf den folgenden Seiten findest du also alles, was du dir wahrscheinlich von einem Selbstverteidigungsratgeber erhoffst, im Schnelldurchgang!
Lass uns von Anfang an ehrlich sein: Wer hat schon Lust auf das ganze Vorgeplänkel und die langweiligen Basics? Was du und ich wollen, ist doch die wahre Action. Die Hardcore-Techniken, mit denen man jeden Angreifer mit Leichtigkeit besiegt und auch große Gruppen von Gegnern, die mit Messern und Pistolen bewaffnet sind, in die Flucht schlägt. Die Jason Stathams, Daniel Craigs und Dwayne Johnsons der Welt schaffen das ja schließlich auch mit links und haben dabei sogar noch einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Deshalb lass uns gar nicht länger fackeln und vergiss einfach den ganzen langweiligen Kram. Ich habe dir hier ganz vorn im Buch die krassesten und eindrucksvollsten Techniken zusammengepackt. Der ganze Rest vom Buch ist eigentlich überflüssig. Du denkst vielleicht, ich mache Spaß! Aber es ist mein voller Ernst. Der Verlag wollte unbedingt, dass ich ein dickes Buch schreibe. In Wahrheit geht es aber eigentlich nur um das Folgende. Also lass uns in ein paar Hintern treten. Wenn du später noch Langeweile haben solltest, dann kannst du ja vielleicht doch weiterlesen …
Eine (fast) alltägliche Selbstverteidigungszene
Verteidigung gegen bewaffnete Gegner
Bei der Verteidigung gegen einen bewaffneten Gegner hilft am besten ein Drehkick. Je mehr »Dreh« darin enthalten ist, desto besser. Manchmal reicht es auch, sich einfach nur ganz viel zu drehen. Aber eine Aktion wie auf dem Foto auf Seite 8 sollte es schon sein.
Verteidigung gegen mehrere Gegner
Wenn du dich mehreren Gegnern gegenübersiehst, solltest du vor allem auf eines achten: Du musst einen coolen Spruch auf Lager haben. Sicher kennst du das aus Filmen. Nur wenn du das Wortgefecht gewinnst, wirst du auch als wirklicher Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgehen. Am besten denkst du dir schon einmal etwas aus. Falls du zu wenig Fantasie hast, kommen hier ein paar Anregungen:
- »Ihr zehn gegen mich allein? Ja, das klingt fair. Lasst uns anfangen.«
- »Ihr wollt mich schlagen? Ihr paar Witzfiguren? Pah. Gleich klatscht es – aber keinen Beifall!«
- »Ihr wollt mich besiegen? Ihr und welche Armee?«
Zahlenmäßig unterlegen? Körperliche Einschränkungen? Alles kein Problem – sagt Hollywood.
Danach musst du eigentlich nur noch einen coolen Blick aufsetzen und dann alle der Reihe nach verprügeln.
Verteidigung gegen eine Zombiehorde
Dieser Unterpunkt ist so einfach, dass ich noch nicht einmal ein Bild dazu machen musste. Wie jeder weiß, sind Zombies so langsam, dass sie ohnehin keine besondere Bedrohung darstellen. Gegen Zombiehorden helfen am besten Schrotflinten. Besorge dir eine Schrotflinte, dann wird alles gut. Ich höre dich fragen: »Was hat das bitte mit Selbstverteidigung zu tun?« Eigentlich nichts. Aber Zombies ziehen immer. Gib es zu, du warst auch ein wenig aufgeregt bei der Überschrift, oder?
Was geht dir gerade durch den Kopf? Wahrscheinlich denkst du, dass die Techniken ganz gut aussehen, aber du dir das nicht wirklich zutraust. Oder du denkst, dass diese Dinge vielleicht in kontrollierter Umgebung klappen oder im Film, aber niemals im wirklichen Leben. Oder aber du denkst: »Was für ein verdammter Blödsinn!« In jedem Fall hast du recht!
Wieso aber dann diese vollkommen bescheuerte Abschnitt mit offensichtlich schwachsinnigen Techniken? Tja, sorry, jetzt musst du wohl doch weiterlesen …
Reality Check
Es ist mir wichtig, von Beginn an etwas klarzustellen. Denn die meisten Selbstverteidigungsratgeber beschäftigen sich mit spezifischen Techniken für spezielle Situationen. Da geht es dann um Fragen wie »Was mache ich, wenn mich mein Gegner mit einem Faustschlag von der Seite angreift, während er vor mir steht?«. Sicherlich, die Antwort auf diese Frage ist interessant. Es ist auch davon auszugehen, dass die entsprechende Technik in dem dafür vorgesehenen Szenario (meistens) funktioniert. Leider gibt es hier ein paar Probleme, die immer gerne verschwiegen werden.
Problem 1: Was ist, wenn mein Gegner etwas anderes tut?
Ich kämpfe, seitdem ich denken kann. Früher mit meinen Cousins um das letzte Eis aus dem Gefrierfach, dann auf dem Pausenhof in der neuen Schule, dann in den Straßen meiner Stadt als Gangmitglied, schließlich als Türsteher und Kampfsportler. Weißt du, was mir in all der Zeit, in der ich gekämpft habe, niemals passiert ist? Genau: Niemand war so freundlich, mir vorher zu sagen, was er vorhat. Angenommen, du weißt also, dass gleich ein Kampf bevorsteht: Das bedeutet noch lange nicht, dass du auch weißt, wie dein Gegenüber dich angreifen wird. Das führt uns zum nächsten Problem.
Problem 2: Was, wenn ich keine passende Technik kenne?
Angenommen, du hast dir einen tollen Ratgeber gekauft und hast fleißig alle Techniken gelernt, die dir helfen, Angreifer von hinten und von vorn zu besiegen, und er kommt plötzlich von der Seite. Oder du hast gelernt, wie du dich gegen einen geraden Schlag verteidigst und gegen einen Haken von der Seite. Leider hast du aber die Übung übersprungen, in der es um die Frage geht, was du machst, wenn dein Gegner einen Aufwärtshaken schlägt. Oder noch schlimmer: Dein Gegner kommt auf die Idee, dich auf eine Art und Weise anzugreifen, die dein schlauer Ratgeber nicht vorgesehen hat. Du verstehst das Problem? Okay, dann kommen wir zum nicht unerheblichen letzten Problem.
Problem 3: Wie oft hast du die Technik geübt?
Nehmen wir mal den unwahrscheinlichen Fall an, dass du in einen Streit gerätst und sofort richtig einordnest, dass dein Gegner dich angreifen wird. Und dass du sofort siehst, dass er dich mit einem geraden Fauststoß angreifen will. Und dass du diese Übung auch bereits gelesen hast, in deinem Ratgeber. Wie gesagt: Es ist absolut unwahrscheinlich, aber selbst wenn dieser Fall eintreten würde – was dann? Im nächsten Kapitel werde ich dir ausführlich erklären, warum du mit hoher Wahrscheinlichkeit die gewünschte Technik nicht abrufen können wirst. Um es aber schon einmal kurz vorwegzunehmen, sei gesagt, dass es wirklich schwierig ist, etwas in einer Stresssituation umzusetzen, das man nur ein paarmal gelesen oder...