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Vom Mythos des starken Staates und der europäischen Integration der Türkei

Über eine Ökonomie an der Peripherie des euro-atlantischen Raumes

AutorAxel Gehring
VerlagSpringer VS
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl471 Seiten
ISBN9783658245726
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Axel Gehring rekonstruiert das ökonomische und ideologische Verhältnis von Staat und Gesellschaft in der Türkei und analysiert, wie das Projekt der europäischen Integration im Kontext der Interessen türkischer Klassen- und klassenrelevanter Akteurinnen und Akteure zu verorten ist. Der Mythos, ein starker, über der Gesellschaft stehender Staat bilde das Haupthindernis der Demokratisierung der Türkei, entstand in den Kämpfen des 20. Jahrhunderts um die politische und ökonomische Macht. EU-Reformen und ein 'moderater politischer Islam' in Gestalt der AKP sollten den 'starken Staat' demokratisieren. Der Autor zeigt, dass die 1980 durch einen Militärputsch etablierte sozioökonomische Ordnung weder durch das EU-Projekt noch von der AKP entscheidend herausgefordert, sondern vielmehr neu kodiert und noch tiefer verankert wurde. Der Staatsmythos erleichterte der AKP, den Umbau der Staatsapparate selektiv zu betreiben und dabei lange Unterstützung aus der EU zu erfahren.


Axel Gehring ist Lehrbeauftragter an der Philipps-Universität Marburg.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung6
Inhaltsverzeichnis8
Abkürzungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis18
1 Wider den türkischen Staatsmythos – Europa als Klassenstrategie in der Türkei19
1.1Wer soll die Türkei jetzt nach Europa führen?19
1.2Es fehlt eine systematische Rekonstruktion der Türkei-EU-Beziehungen23
1.3Akteur_innen im Lichte von gramscianischer Hegemonie- und materialistischer Staatstheorie27
1.4Wider den türkischen Staatsmythos30
1.5Aufbau dieser Monografie36
2 Klassen- und Staatshandeln als artikulierende Praxen46
2.1Historischer Materialismus – Ein strategischer Essenzialismus als heuristischer Ausgangspunkt47
2.2Klasse – ein antagonistisch bestimmtes Produktionsverhältnis48
2.3Staat und Identität – von der Konstituierung der Verkehrsform50
2.4Popular-demokratische Anrufung53
2.5Hegemonie als artikulierende Praxis der Bearbeitung von Widersprüchen54
2.6Eigentum und Staat – eine Annäherung an das Lohnverhältnis58
2.7Vom Kapitalverhältnis und kapitalinduzierten Dynamiken60
2.8Legitimität und Materialität des Staates als Problem der Regulation67
2.9Verbindung der Dimensionen sozialen und politischen Handelns: Hegemoniale Projekte68
3 Staatszentrierte Entwicklung oder Rahmen der produktiven Welt? Die Gründungsjahre der Republik74
3.1Vom Wirtschaftskongress von ?zmir im Februar 1923 bis zur Gründung der Republik im Oktober 192377
3.2Ökonomische Entwicklungen 1923 bis 192980
3.3Die kulturellen Reformen: Beendigung eines Machtkampfes oder Gesellschaftsprojekt?82
3.4Zwischenfazit: Die Reformen der zwanziger Jahre – ad hoc entstanden, aber Kondensationskeim einer Politik passiver Revolutionierung85
3.5Konstitution des Etatismus als Krisenstrategie86
3.6Etatismus-Kemalismus als Projekt passiver Revolutionierung89
3.7Ausdehnung und Grenzen des kemalistischen Projektes91
3.8Ökonomie und Klassenformation während des Zweiten Weltkriegs und die Folgen96
3.9Desintegration des kemalistischen Projektes97
4 Internationalisierung der Klassenformation – Internationalisierung des Staates. Die Türkei fügt sich in die Nachkriegsordnung ein100
4.1Zur Konstitution einer transatlantisch-fordistischen (Welt-)Ordnung der frühen Nachkriegszeit100
4.2Der Übergang zum Mehrparteiensystem und die Suche nach einem neuen hegemonialen Projekt103
4.3Zur ökonomischen und institutionellen Integration der Türkei in die transatlantische (Welt-)Ordnung der frühen Nachkriegszeit106
4.4Embedded Liberalism und Economic Adjustment: Die Türkei in der Peripherie der (frühen) fordistisch-transatlantischen Weltordnung108
4.5Frühe Tendenzen der Transition der Handels- zur Industriebourgeoisie und die Bildung von Konglomeraten112
4.6Aufstieg der Demokrat Parti115
4.7Die artikulatorische Macht der DP und ihr Wahlsieg 1950118
4.8Entwicklung, Ökonomie und Wirtschaftspolitik unter der DP-Regierung bis 1954120
4.9Wirtschaftskrise 1954123
4.10Konkurrierende Politiken der Krisenbewältigung ab 1954124
4.11Strategische Konzeptionen der Konglomerate am Vorabend der IWF-Strukturanpassung126
4.12Europäische Integration am Vorabend der Türkei-EWG-Assoziation128
4.13Hintergründe des türkischen Antrags auf Assoziierung mit der EWG 1959131
5 Importsubstitution – Soziale Kämpfe um eine produktive Welt an der transatlantisch-europäischen Peripherie 1960 bis 1980134
5.1Artikulation der Widersprüche: Vom DP-Projekt und seinen Grenzen zum Putsch vom 27. Mai 1960134
5.2Kämpfe um Planung144
5.3Erste Planentwürfe der DPT-Planer_innen146
5.4Die Konglomerate im Kampf150
5.5Entwicklungsplanung ab 1967 – Eine hegemoniale Praxis der Konglomerate153
5.6Beginnende Selbstmobilisierung der Lohnarbeitenden und Genese einer politischen Linken157
5.7Charakteristika der industriellen Expansion unter dem ISI-Regime162
5.8Chronisch negative Handelsbilanz und wachsende Abhängigkeit von außen170
5.9Weiterentwicklung der Türkei-EG-Assoziation als Praxis des Klassenkampfes172
5.10Verhandlungen und Einigung auf das Zusatzprotokoll zur Türkei-EWG-Assoziation177
5.11Grenzen der Liberalisierung als Grenzen der EWG/EG: Finanzierung der ISI als hegemoniale Konzession im Kalten Krieg180
5.12Spannungen im Machtblock und der Aufstieg des politischen Islam184
5.13Verschärfung der politischen und ökonomischen Krisentendenzen: Der Weg zur Intervention der Streitkräfte am 12. März 1971191
5.14Kämpfe um den Übergang zur komplexen ISI: Wirtschafts- und Europapolitik der ‚technokratischen‘ Regierungen197
5.15Rechtskonservative Verfassungsreformen202
5.16Die CHP „links von der Mitte“: Gegenhegemoniale (Regierungs-)Politik und ihre Grenzen204
5.171972 bis 1979: Ökonomische Erosion und von außen induzierter Kollaps der ISI214
5.18Artikulation der Widersprüche und der Putsch des 12. Septembers 1980225
6 Etablierung einer neoliberalen Welt an der transatlantisch-europäischen Peripherie seit 1980. Das liberal-konservative Bündnis und sein Weg nach ‚Europa‘?231
6.1Vom Putsch des 27. Mai 1960 zum Putsch des 12. September 1980. Europa und die Artikulation der ISI-Widersprüche231
6.2Auf dem Weg nach Europa: Politische Ökonomie der Neoliberalisierung des Außenhandels und deren Einbettung in die Weltordnung243
6.3Reaktivierung der Beziehungen zur EG im Ersuchen um Mitgliedschaft250
6.4Anstelle einer türkischen Mitgliedschaft: Der Weg zur Zollunion als Weg der weiteren Neoliberalisierung254
6.5Klassenkampf und Kapitalmarktöffnung: Konstitution der finanzmarktgetriebenen Akkumulationsweise zwischen Boom und Bust263
6.6Neuartikulation der Klassenbeziehungen: Vom Wirken des politischen Islam, dem Ende der Refah und der Katharsis des politischen Islam271
7 Zwischen formeller Demokratisierung und neoliberaler Strukturanpassung – Das EU-Beitrittsprojekt292
7.1Diskursive Momente der neoliberalen Hegemonie nach 1980292
7.2Beiprodukt sicherheitspolitischer Interessen: Der EU-Gipfel von Helsinki macht die Türkei zur Beitrittskandidatin303
7.31998-2001: Finanzialisierung und Krise(n): Interessen der führenden Kapitalfraktionen und Reformulierung des türkischen Neoliberalismus bis zur großen Krise von 2001306
7.4Der Weg aus der Krise: Strukturanpassung und externe Regulierung als hegemoniale Praxis der führenden Konglomerate314
7.5Absorption von Widerständen gegen die Reform durch Demokratisierungsperspektive319
7.6Zwischenfazit: Artikulatorische Macht der EU-Beitrittsperspektive327
7.7Lohn für Neoliberalisierung: Politische Reformen der DSP-ANAP-MHP-Regierung329
7.8Transformismo und Katharsis: Auf dem Weg zum Sieg der AKP337
8 Kollektive Fürstin AKP oder EU?351
8.1Handlungsrestriktionen als Grundlage des Handelns – Neoliberale Expansion und Übernahme des EU-Projektes unter der Ägide der AKP354
8.2Gesellschaftliche-kulturelle Polarisierung und der Kampf um die Einheit der Staatsapparate368
8.3Krise der Beitrittsperspektive ab 2007381
8.4Strukturelle Probleme der neoliberalen Expansion und ökonomische Krisentendenzen seit 2007388
8.5Widerstreit der regulativen Paradigmen: ‚Osmanisch‘-populistischer Neoliberalismus versus neoliberale Regulation nach dem Diktum des Post-Washington-Konsensus394
8.6Grenzen der Europäisierung oder Verteidigung der Ordnung? Europa und die Revolte von Gezi418
9 Jenseits einer staatszentrierten Entwicklung – Europäisierte Regulation in der Türkei436
9.1Der Staatsmythos im Kontext gesellschaftlicher Kämpfe im und um den Staat438
9.2Die Bedeutung des EU-Projektes für die mythische Rekonstruktion der Hegemonie441
9.3Bedeutung des EU-Projektes für die Europäisierung der Regulation in der Türkei442
9.4Auf den Schultern des EU-Projektes? Populistischer Autoritarismus und Flexibilisierung des Post-Washington-Paradigmas unter Ägide der AKP444
9.5Von der EU nicht goutiert – Gezi und die Zuspitzung der Widersprüche des AKP-Projektes447
10 Epilog450
Literatur452

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