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E-Book

Weil du mir gehörst!

Borderline-Partner im Kampf um ihr Kind

AutorManuela Rösel
VerlagStarks-Sture-Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783939586296
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Umgangs- und Sorgerechtsregelungen erweisen sich in Borderline unbelasteten Beziehungen schon als schwierig. Was aber bringt eine Trennung von einer Borderline-Persönlichkeit mit sich, in die ein Kind involviert ist? Welche Auswirkungen hat die Trennung und das Verhalten des betroffenen Elternteils auf mein Kind, woher bekomme ich Hilfe? Was kann ich tun um mein Kind zu unterstützen?'. Die Probleme, mit denen Väter und Mütter konfrontiert werden, die sich aus einer Borderline-Beziehung gelöst haben, sind ebenso komplex und unkontrollierbar wie die Störung selbst. Im vorliegenden Buch behandelt Manuela Rösel, die Bestseller-Autorin von 'Wenn lieben weh tut', die häufigsten Fragen und Probleme der Eltern und ermöglicht durch Interviews mit amtlichen Helfern auch einen Einblick in deren Hintergrund. Anhand einer Geschichte aus dem wahren Leben kann der Leser erfahren, in welche katastrophalen Situationen involvierte Eltern, aber vor allem die Kinder geraten, wenn es amtlichen Helfern an Verständnis und Informationen zur Borderline-Störung fehlt. Das Buch soll aufklären und gleichermaßen Hilfswerkzeuge in die Hand geben, mit solch einer Trennung, im Sinne des Kindes, richtig umzugehen.

Ist 1961 in Berlin geboren, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie erhielt Examen im Bereich Pädagogik und Psychologie und ist zertifizierte Begleiterin von Menschen in Krisensituationen. Sie arbeitet als psychologische Beraterin (Diplom ILS) in eigener Praxis mit den Schwerpunktthemen: Konfliktmanagement und Kommunikation in allen Lebensbereichen, Selbstwahrnehmung, Kommunikations- und Verhaltenstraining für Borderline-Partner und -Angehörige. Sie hat sich auf die Arbeit mit Menschen spezialisiert, die privat oder beruflich in Kontakt mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung stehen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen Partner und Kinder von Betroffenen. Darüber hinaus vermittelt sie als Dozentin und Referentin themenkonzentrierte Informationen, u. a. an amtliche Helfer, Sozialpädagogen, Verfahrenspfleger und Anwälte. So bietet Manuela Rösel Fortbildungsveranstaltungen zum Thema 'Zielorientiertes Arbeiten mit Borderline-Erkrankten bzw. in Familien mit Borderline Erkrankten' an. Darüber hinaus schult sie Menschen in helfenden Berufen, wie zum Beispiel Jugendamtmitarbeiter, Richter und Verfahrenspfleger. Die Erfahrungen ihrer täglichen Arbeit gibt sie seit 2006 authentisch und verständlich in ihren Büchern weiter. In dem Bestseller 'Wenn lieben weh tut' zeigt sie kommunikative Möglichkeiten im Umgang mit der Störung auf. In 'Wie der Falter in das Licht' setzt sich Rösel überwiegend mit der Persönlichkeitsstruktur des Partners auseinander. In dem Kartenset 'Lieben leicht gemacht' erhält der Leser wertvolle Erkenntnisse darüber, was ihm und seinem Partner wirklich wichtig ist. Im deutschsprachigen Raum sind insbesondere ihre Bücher über Kinder, die in eine Borderline-Beziehung involviert sind, einmalig. Mit präziser Beobachtungsgabe zeigt sie in 'Mit zerbrochenen Flügeln' nicht nur das Erleben dieser Kinder auf, sondern auch die verhängnisvollen Konsequenzen für deren Entwicklung. 'Weil du mir gehörst' beschreibt weiterführend Einfluss und Konsequenzen von borderline-typischen Verhaltensweisen auf Sorgerechts- und Umgangsstreitigkeiten. Vor allem in der Auseinandersetzung Hilfe suchender Angehöriger mit amtlichen Einrichtungen, helfenden Institutionen und Beratungsstellen hat die Fehleinschätzung der Borderline-Störung für Angehörige oft tragische Auswirkungen. Mit 'Borderline verstehen' ermöglicht sie auf der Basis der Transaktionsanalyse einen ganz besonderen und bisher beispiellosen Einblick in die Thematik 'Borderline' und leistet so einen wesentlichen Beitrag zum Verstehen eines scheinbar unverständlichen Phänomens. In ihrem neuesten Ratgeber 'Wenn lieben immer wieder weh tut', der Fortsetzung des Bestsellers 'Wenn lieben weh tut', unterstützt die Autorin Partner und Angehörige von Borderline-Betroffenen darin, herauszukommen aus schmerzvollen Lebenssituationen um künftig eine reife und erwachsene Partnerschaft zu führen. Dabei führt sie den Leser in die Transaktionsanalyse ein, die hilft, das eigene Verhalten und das des Partners besser zu verstehen. Mit ihrem umfangreichen Repertoire an Büchern hilft Manuela Rösel nicht nur Betroffenen und Angehörigen, mittlerweile hat sie sich auch einen festen Platz in der Fachwelt geschaffen.

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Leseprobe

2. Im Gespräch mit …


… Frau Schulze, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes Berlin-Lichtenberg


Welche Unterstützung können Sie Angehörigen von Borderline-Persönlichkeiten anbieten?

Jeder, der sich in einer solchen Beziehung sieht und bei der Bewältigung der dort auftretenden Probleme Unterstützung benötigt, kann sich an uns wenden. Wir stehen beratend zur Seite, können aber auch andere Ansprechpartner vermitteln, die ebenfalls unterstützend wirken. Wir stehen auch dann zur Verfügung, wenn der oder die Betroffene und der Partner eine gemeinsame Beratung wünschen.

Wir sind vor allem dann Ansprechpartner, wenn die Borderline-Persönlichkeit durch ihr Verhalten sich selbst oder andere gefährdet. Wenn also ein Angehöriger sich, sein Kind oder auch seinen Borderline-Partner durch dessen Verhalten in Gefahr sieht, sollte er sich unmittelbar mit uns in Verbindung setzen. Wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung nachweisbar ist, fällt dies grundsätzlich in die Zuständigkeit des Gesundheitsamtes und gehört zu dessen hoheitsrechtlichen Aufgaben. Wir sind bei krankheitsbedingter Gefährdung berechtigt und verpflichtet, einzugreifen. Im akuten Notfall, z. B. bei suizidalen Drohungen, kann dies auch zu einer Klinikeinweisung führen. Hierfür ist allerdings ein zwar kurzfristiges, aber dennoch aufwendiges amtsgerichtliches Antragsverfahren notwendig.

Angehörige, die sich durch die Symptomatik einer Borderline-Persönlichkeit überfordert sehen, können sich jederzeit an uns wenden. Sollten sie allerdings die Erwartungshaltung einer Diagnostik an uns herantragen, können wir dem nicht entsprechen. Das können ausschließlich Betroffene selbst verlangen. Der Auftraggeber einer Diagnostik kann keine dritte Person sein, sondern allenfalls eine Institution, wie das Jugendamt oder das Familiengericht. Diese bestellen dann für diesen Zweck einen speziellen Gutachter. Wir sind aber unter Umständen bereit, den Betreffenden anzuschreiben und ihm eine Beratung anzubieten. Ob er sie in Anspruch nimmt, ist aber seine freiwillige Entscheidung.

Was müssen Angehörige oder Partner tun, um Ihre Hilfen in Anspruch zu nehmen?

Angehörige sollten die Zuständigkeit beachten und sich an den jeweiligen sozial-psychiatrischen Dienst in ihrem Stadtbezirk wenden, wenn es um die Klärungen ihrer Probleme und Fragen geht. Wenn der Betroffene in einem anderen Bezirk lebt und sich die Beratung thematisch auf diesen konzentriert, sollte der entsprechende Dienst in dessem Bezirk aufgesucht werden. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen, die eine Selbstgefährdung ausschließen oder beobachten sollen.

Können konkrete Hilfen vermittelt werden, die involvierte Kinder betreuen oder auf misshandelnde Muster Einfluss nehmen (Beobachtung, Kontrolle)? Wenn ja, wie sehen diese Hilfen aus?

Wir verweisen in unsere Beratung dann grundsätzlich an das Jugendamt. Dort werden dann entsprechende Hilfen wie z. B. eine Unterstützung im Rahmen der Familienhilfe in die betroffenen Familien integriert. Im Rahmen von Hilfekonferenzen haben gefährdete Kinder höchste Priorität, sodass eine enge Zusammenarbeit zwischen uns und dem Jugendamt unumgänglich ist. Diese familiären Hilfen integrieren dann in das instabile familiäre Umfeld eine stabile Bezugsperson, die sich dann ausschließlich dem Kind zuwendet.

Partner von Betroffenen leiden oft darunter, nicht ernst genommen zu werden. Häufig zweifeln sie an ihrer Wahrnehmung, sind verunsichert und selbst instabil. Gibt es für deren spezifische Problematik Ansprechpartner? Derartige Beratungen fallen nicht in unseren Bereich. Hier kann ich aber an die lokalen Krisendienste verweisen. Der Berliner Krisendienst steht Hilfesuchenden in akuten seelischen Notsituationen oder familiären Konflikten zur Verfügung.

Welchen Stellenwert würden Sie der Aussage beimessen, dass eine diagnostizierte Borderline-Persönlichkeit die Fähigkeit besitzt, sich in einer „stabilen“ Phase selbst stabil zu halten, womit eine Kindesgefährdung ausgeschlossen werden kann?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Um eine Kindesgefährdung verantwortungsvoll ausschließen zu können, sollte immer eine individuelle, personen- und situationsbezogene kompetente Begutachtung stattfinden.

Wann sollten Partner von Borderline-Persönlichkeiten immer den sozialpsychiatrischen Dienst einschalten?

Wenn der Betroffene sich oder andere akut in Gefahr bringt. Dabei geht es nicht um die Selbstverletzungen, die sich Betroffene zur Spannungsregulation beibringen, sondern um konkrete lebensbedrohliche Verhaltensweisen. Dazu gehört sowohl die Androhung eines Suizides, als auch die Androhung Familienangehörigen etwas anzutun.

Wie schätzen Sie die Aufklärungsarbeit im Bereich Borderline ein? Gibt es in diesem Bereich für Sie Defizite?

Ich schätze die Aufklärung zu dieser Thematik als sehr gut ein. Sowohl hier im Haus als auch in den amtlichen Bereichen, mit denen wir kooperieren, ist Borderline jedem ein Begriff. Ich denke, dass das gesellschaftliche Bewusstsein sich hier in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt hat und dass es keinerlei Unsicherheiten diesbezüglich gibt. In den hiesigen Berliner Jugendämtern können die Mitarbeiter kompetent mit der Problematik umgehen und sind so auch in der Lage, entsprechend darauf zu reagieren.

… Dagmar Engwicht, Rechtsanwältin für Ehe- und Kindschaftsrecht


Sie gehören zu den wenigen Familienrechtsanwältinnen, die mit dem Begriff Borderline vertraut sind, und sind auch in entsprechende Sorge- und Umgangsrechtsfälle involviert. Um was geht es in diesen Fällen vorrangig?

Oft um einen sehr streit- und emotionsbelasteten Kampf um das Kind. Ich denke, man sollte sich bei jedem Extremfall die Frage stellen, ob ein Borderline-Hintergrund vorliegen könnte. Mit Extremfällen meine ich vor allem diejenigen, bei denen sich die Eltern mit großem Energieaufwand und auffallend starken, oft gegenseitigen Ablehnungsgefühlen, um das Kind/die Kinder streiten. Dabei wird jedes Problem, jeder kleinste Vorfall und Vorwurf, gern dramatisch geschildert, Inhalt des Verfahrens. Oft fehlen Sachlichkeit, grundsätzliche Kompromissbereitschaft und der Fokus Kind, denn es geht im Grunde vorrangig um eigene Verletzungen und Enttäuschungen. An eine Borderline-Problematik sollte auch gedacht werden, wenn die Kinder den Umgang verweigern oder zumindest auffällig einen Elternteil verteidigen und den anderen ablehnen oder permanent kritisieren. Allein aus diesen Fakten ist allerdings noch nicht zu erkennen, welcher Elternteil nun gerade erhöhte Borderline-Züge aufweisen könnte.

Ich selbst kann ja auch nur mit meinem erarbeiteten Wissen, mit meinen Erfahrungen und meinem konkreten Verdacht arbeiten, das heißt, ich stelle keine ärztliche Diagnose und darf mir auch bezüglich meines Verdachts nie sicher sein, zumal ich den anderen Elternteil oft nur im Gerichtsverfahren persönlich erlebe und die Wahrnehmungen wiederum nur vom Mandanten gefiltert bekomme. Das heißt, ich muss mich hinsichtlich meines Verdachts auch ständig hinterfragen, ob ich mich nicht doch täusche.

Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Stufen und Phasen oder auch Vorstufen der eigentlichen Erkrankung gibt, weshalb ohne eine konkrete ärztliche Diagnose wahrscheinlich ohnehin nur von erhöhten Borderline-Zügen oder -prägungen gesprochen werden kann.

Woran erkennen Sie, dass die Probleme, mit denen die jeweiligen Väter oder Mütter an Sie herantreten, wahrscheinlich einen von Borderline geprägten Hintergrund aufweisen?

Häufig ahnen diese Mütter und Väter nicht einmal, dass sich hinter ihrem Erleben mit dem Partner eine Symptomatik versteckt. Das wiederum hat oft etwas mit dem mangelhaften Wissen um diese Persönlichkeitsstörung zu tun, da die meisten glauben: „Borderliner – das sind doch die, die sich immer die Arme aufritzen.“ Dass die Symptomatik viel komplexer und in allen Schichten vertreten ist, wobei auch die Arbeitsfähigkeit nicht ausgeschlossen ist, wissen oft die wenigsten.

Ich kann Ihnen keine vollständige Liste mit Kriterien für die Sorge- und Umgangsverfahren nennen, das würde den Interview-Rahmen sprengen. Von den meines Erachtens deutlichen Auffälligkeiten kann ich nur einige herausgreifen.

Dabei muss zwischen den verschiedenen Trennungsphasen und –formen, Geschlechtern und verschiedenen Betreuungssituationen unterschieden werden:

Wird der Borderliner von seinem Partner verlassen, gerät er in einen absoluten Ausnahmezustand. Es geht dabei aber nicht um die typischen trennungsbedingten Schmerzen und Verletzungen, die ja auch von jedem anderen durchlebt werden müssen, um loslassen zu...

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