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E-Book

Philemon

Das Herz gewinnen

AutorErnst-August Bremicker
VerlagChristliche Schriftenverbreitung
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783892875949
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Eine Auslegung zum Philemonbrief Der Brief an Philemon ist ein besonderer Brief - nicht wegen der Kürze, sondern vor allem wegen des Inhalts. Er befasst sich nämlich nicht mit der christlichen Lehre, sondern mit der persönlichen Angelegenheit eines Christen, dem ein Sklave entlaufen war. Dieses scheinbar unbedeutende Ereignis aus der Antike nahm Gott zum Anlass, ein Dokument anfertigen zu lassen, dass uns im Alltag eine große Hilfe ist. Wie können wir uns in den Herausforderungen von Familie und Beruf als Christen richtig verhalten? Wie können wir Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich in der rechten Art und Weise lösen? Gerade darauf gibt der Brief eine Antwort und deshalb ist er für uns heute so wertvoll.

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Leseprobe

Auslegung


Vers 1


Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter

Paulus


Paulus stellt sich hier wie üblich mit seinem lateinischen Namen vor. Sein hebräischer Name lautet-von Saul abgelei- tet-Saulus. Der inspirierte Schreiber der Apostelgeschichte nennt ihn einige Male „Saulus“. In Apostelgeschichte 13,9 heißt es von ihm: „Saulus aber, der auch Paulus heißt.“[1] Das ist zugleich das letzte Mal, dass er so genannt wird. Er selbst spricht in den Briefen von sich selbst ausschließlich als Paulus. Das mag damit Zusammenhängen, dass er an seinen besonderen Auftrag an die Nationen dachte und deshalb seinen lateinischen Namen benutzte. Der Hauptgrund wird jedoch in der Bedeutung der Namen liegen, die ihm gut bekannt war:

  • Der hebräische Name Saulus erinnerte an den ersten König Israels – ein Mann nach dem Herzen der Menschen. Der Name bedeutet „gefragt“ oder „begehrt“ oder „einer, der fragt, begehrt, fordert“. Diese Art kennzeichnete das Leben des Paulus vor seiner Bekehrung, später nicht mehr. Bei seiner entscheidenden Begegnung mit dem verherrlichten Herrn kurz vor Damaskus wurde er mit diesem Namen angeredet: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4).
  • Der lateinische Name Paulus bedeutet „klein“ oder „gering“. Diesen Namen trug er nach seiner Bekehrung gerne. Er sah sich selbst an als den „allergeringsten von allen Heiligen“ (Eph 3,8) und den „geringsten der Apostel“ (1. Kor 15,9). In dieser inneren Haltung schreibt er diesen Brief an Philemon, um sein Herz zu erreichen.

Ein Gefangener Christi Jesu


Die Tatsache, dass Paulus ein Gefangener in Rom war, wird in mehreren Briefen erwähnt (Epheser, Philipper, Kolosser). Der Brief an Philemon ist dabei der einzige, der mit dieser Aussage beginnt. Sie scheint von großer Bedeutung für den Brief zu sein, was sich dadurch bestätigt, dass Paulus sich wiederholt darauf bezieht (vgl. V. 9.10.13.22.23). Die meisten Briefe beginnen damit, dass er sich als Apostel oder Knecht vorstellt. Hier dagegen will Paulus das Herz von Philemon bewegen und erwärmen. Deshalb stellt er sich als Gefangener vor.

Paulus sieht seine Gefangenschaft so, als wenn sie direkt von Christus käme. Er erlebt diese schwierige Zeit im Gefängnis mit seinem Herrn. Ähnlich drückt es später Johannes aus: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen“ (Off 1,9). Obwohl beide Apostel Gefangene der politischen Autoritäten waren, nahmen sie diesen widrigen Umstand aus der Hand ihres Herrn. Um seinetwillen waren sie in Gefangenschaft. Das ließ sie diese Unannehmlichkeiten gerne ertragen.

Paulus erwähnt sein Apostelamt nicht.[2] Er lenkt vielmehr Philemons Aufmerksamkeit auf seine notvollen Umstände im Gefängnis. Welcher Mensch würde nicht durch den Brief und die Bitte seines gefangenen Freundes bewegt werden?

Er wollte darüber hinaus durch sein eigenes Beispiel Phi- lemon etwas lehren. Er war bereit, auf seine Rechte als Apostel und die damit verbundene Autorität gegenüber Philemon zu verzichten. Paulus verleugnete sein Apostelamt zu keiner Zeit. Doch handelte er nicht immer kraft dieses Amtes. Hier nimmt er einen Platz ein, den er mit Philemon gemeinsam hatte, nämlich als Bruder unter Brüdern.

Paulus erwartete von Philemon nichts, was er nicht selbst vorgelebt hätte. Seine Gefangenschaft war eine Folge seines Dienstes; sie lag keineswegs darin begründet, dass er etwas Böses getan hatte. Paulus wusste, was es bedeutete, für andere etwas hinzugeben und zu opfern. Sein Opfer war deutlich größer als das Opfer, zu dem er Philemon motivieren wollte. Ein echter Hirte kann andere nur dann zum persönlichen Opfer und zur Selbstverleugnung auffordern, wenn er selbst mit gutem Beispiel vorangeht. Sonst sind seine Appelle leer und hohl. Darin ist Paulus für jeden von uns ein gutes Beispiel.

Timotheus, der Bruder


Paulus verbindet sich-wie in anderen Briefen[3]-mit Timotheus. Er tut das in jedem seiner Briefe, mit Ausnahme der Briefe an die Galater und Epheser. Häufig wird er, wie hier, mitgenannt als Absender. An anderen Stellen schreibt Paulus ausführlicher über diesen treuen Mitarbeiter, der Philemon zumindest dem Namen nach bekannt gewesen sein wird. HiererwähnternurdieTatsache, dasserein Bruderist. Sein Name bedeutet „Gott ehrend“ oder „von Gott geehrt“. Beides traf auf diesen treuen Diener zu. Paulus schrieb einen privaten Brief. Dennoch hatte Timotheus einen gewissen Anteil daran. Der weitere Verlauf des Briefs macht klar, dass er nicht im eigentlichen Sinn mitgeschrieben hat. Dennoch war es Paulus wichtig zu zeigen, dass Timotheus in der betreffenden Angelegenheit Gemeinschaft mit Paulus hatte. Das sollte Philemon wissen.

Timotheus war jemand, der wie Paulus aufgrund seiner Aktivitäten im Werk des Herrn gelernt hatte, auf die Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten. Paulus schreibt den Philippern: „Denn ich habe keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird; denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist. Ihr kennt aber seine Bewährung, dass er, wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium“ (Phil 2,20–22). Die Tugenden von Paulus wurden in seinem geistlichen Kind Timotheus sichtbar. Timotheus war moralisch qualifiziert, sich mit der Bitte von Paulus an Philemon zu identifizieren.

Es ist bemerkenswert, dass Paulus ihn hier einfach nur als „Bruder“ vorstellt. Das zeigt die schöne Verbundenheit dieser beiden Diener des Herrn, die nicht nur sie, sondern alle Geliebten des Herrn miteinander verbindet. Später werden Onesimus und Philemon ebenfalls „Bruder“ genannt. Paulus appelliert hier bereits an das Herz von Philemon. Es ist eine große Ehre, dass Kinder Gottes Brüder in Christus sind.[4] Der Titel „Brüder in Christus“ weist auf unsere Stellung hin, während die Bezeichnung „Diener im Herrn“ mit Verantwortung zu tun hat. Der Herr Jesus selbst hat die Jünger zuerst „Brüder“ genannt, als Er zu Maria von seinen Brüdern sprach, zu denen sie gehen sollte (Joh 20,17). Der Herr Jesus schämt sich nicht, uns „Brüder“ zu nennen (Heb 2,11). Deshalb war es Paulus eine Freude, Timotheus als „Bruder“ vorzustellen. Wie der Herr schämte er sich nicht, so mit ihm verbunden zu sein.

Philemon, der Geliebte und Mitarbeiter


Die Anrede zeigt die besondere Wertschätzung, die Paulus für Philemon hatte und die er nicht verbarg. Er war erstens ein geliebter Bruder und zweitens ein Mitarbeiter. Andere übersetzen „unserem Geliebten und Mitarbeiter“, was den Gedanken der Wertschätzung noch verstärkt. Damit bereitet Paulus den Boden für seine Bitte vor. Wir sehen, dass er das häufig in seinen Briefen tut. Er geht einfühlsam und vorsichtig vor.

  1. Die Tatsache, dass Philemon ein „Geliebter“ war, zeigt erstens, wie Gott ihn sah, und zweitens, wie Paulus ihn sah. Es ist das erste Mal in dem Brief, dass Paulus sich auf die Liebe bezieht. Glaubensgeschwister sind von Gott geliebt (1. Thes 1,4) und vom Herrn geliebt (2. Thes 2,13). Sie sind besonders wertvoll für Gott, weil es Brüder sind, für die Christus gestorben ist (1. Kor 8,11). Paulus spielt hier indirekt auf die Bedeutung des Namens von Philemon an, denn er bedeutet „einer, der lieb hat“ oder „der liebreich ist“. Der „liebreiche“ Bruder, der andere lieb hatte, ist selbst ein Gegenstand göttlicher Liebe. Und nicht nur das: Philemon war zugleich von Paulus und Timotheus geliebt. Das ist die Sichtweise des Glaubens. Sie sucht nicht nach den Fehlern und Schwächen in den Geschwistern – die man immer finden wird sondern sieht sie zunächst immer mit den Augen Gottes als solche, die geliebt sind. Es geht nicht um Sympathie oder menschliche Zuneigung, sondern um die Liebe, die deshalb liebt, weil sie Liebe ist.
  2. Während alle Gläubigen Geliebte sind, trifft das zweite Merkmal leider nicht auf alle zu. Wir werden zwar alle aufgefordert, im Werk des Herrn überströmend zu sein (1. Kor 15,58), doch leider sind wir es nicht immer. Für Philemon hingegen galt, dass er ein Mitarbeiter war. Damit stellt Paulus ihn auf eine Stufe mit sich und Timotheus. Ein Arbeiter ist jemand, der sich Mühe gibt und sich einsetzt. Er ist zum Verzicht bereit, um etwas zu bewegen. Ein Mitarbeiter ist jemand, der nicht nur persönlich arbeitet, sondern der zusammen mit anderen arbeitet. Die höchste Ehre ist ohne Frage, ein „Mitarbeiter Gottes“ zu sein und unter seiner Führung zu arbeiten (1. Kor 3,9). Hier geht es jedoch darum, dass Philemon in die Reihe der Mitarbeiter von Paulus aufgenommen wird. Mit anderen zusammenzuarbeiten ist Vorrecht und Herausforderung zugleich. Ein Mita rbeiterzu sein bedeutet, für Synergieeffekte zu sorgen. In dem griechischen Ausdruck steckt tatsächlich das Wort „Synergie“. Wenn zwei Personen Zusammenarbeiten, schaffen sie mehr, als wenn beide es getrennttun. Paulus spricht öfter von Mitarbeitern. Priska und Aquila gehörten dazu (Röm 16,3). Ebenso Urbanus (Röm 16,9), Timotheus (Röm 16,21; Phil 2,25; 1. Thes 3,2), Titus (2. Kor 8,23), Markus, Aristarchus, Demas und Lukas (Phlm 1,24). Es ist gut, wenn wir als Geschwister Hand in Hand arbeiten und so mögliche Synergieeffekte nutzen und Ziele erreichen, die wir allein nicht erreichen können. Die Beziehung untereinander wird dadurch gestärkt, dass wir im Dienst gemeinsam aktiv sind. Daran wird Philemon hier erinnert.

Vers 2


... und Apphia, der Schwester, und Archippus, unserem Mitkämpfer, und der Versammlung in deinem...

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