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Stress macht alt und krank
Stress und seine Folgen für die Gesundheit
Nach allem, was man bislang darüber weiß, scheint Stress einer der Hauptkrankheitsverursacher zu sein. Allem Anschein nach ist er vor allem für Krankheiten verantwortlich, die mit dem Arbeitsprozess zusammenhängen. In Amerika beziehen sich inzwischen bis zu 90 Prozent aller Hausarztbesuche auf durch Stress ausgelöste Gesundheitsprobleme.6 Die Zahlen für Deutschland werden nicht viel anders aussehen.
Fast jeder fühlt sich in seinem Leben gestresst – mal mehr, mal weniger. Aber was ist Stress überhaupt? Und was geschieht in unserem Körper, wenn wir unter Stress leiden?
Stress bezeichnet eine besonders starke Form von Beanspruchung. Sie kann auf schwere körperliche Arbeit zurückzuführen sein, ebenso aber auch auf Lärm, Leistungssport oder besonders starke psychische und geistige Belastungen. Hier sind zum Beispiel die Angst vor Versagen oder vor Gesichtsverlust zu nennen. Ähnlich wirken Verlustangst und Todesangst oder schwere Krankheiten. Krieg, Unfälle, Trennungen oder der Tod eines geliebten Menschen lösen Stress aus – ebenso wie Umweltschadstoffe, Strahlungen durch elektromagnetische Felder von Mobiltelefonen oder schnurlosen DECT-Telefonen, Fehlernährung oder Infektionskrankheiten. Stress wird von den Menschen unterschiedlich stark empfunden. Was der eine noch anregend findet, ist für den anderen bereits eine als Stress wahrgenommene Leistungsanforderung. Stress liegt vor, wenn sich jemand den Anforderungen auf körperlicher, geistiger oder psychischer Ebene nicht gewachsen fühlt.
Typische Stressfaktoren sind Zeitmangel, übermäßige Verantwortung bei der Arbeit oder in der Familie, Lärm, Überforderung, Angst nicht zu genügen, seelische Probleme und ungelöste Konflikte. Solche Überforderungen wirken sich nachteilig auf die Psyche und auf die Befindlichkeit des Körpers aus. Sie können die Gesundheit stark schädigen.
Meist verbinden die Betroffenen ihren Stresszustand mit einem Gefühl von Druck und Anspannung. Bei Stress werden notwendige Körperreaktionen aktiviert, um eine schnelle Energiebereitstellung sicherzustellen. So erhöht sich die Herztätigkeit, die Durchblutung der Organe und Muskeln nimmt zu, ebenso die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Die Arbeit des Immunsystems wird dagegen reduziert.
Stress ist nur schädlich, wenn er als negativ empfunden wird, als Sorge, Kummer oder Bedrängnis. Fühlen wir uns einer Herausforderung gewachsen, so empfinden wir sie nicht als schädlichen Stress, sondern eher als positiv und anregend. Positiven Stress aber brauchen wir, um unser Leben als sinnvoll zu erleben und es entsprechend zu gestalten.
Stress führt zu Mangel an Wohlfühlhormonen
Seit uralter Zeit geschieht das so: Wenn Menschen sich plötzlich einer Gefahr ausgesetzt sehen, mobilisiert ihr Körper sofort alle Kräfte, um der Angst auslösenden Situation zu begegnen. Das Gehirn nimmt die Gefahr über die Sinnesorgane wahr und schüttet vor allem den Botenstoff Adrenalin aus. So aktiviert der Körper alles, was für Kampf oder Flucht notwendig ist: Die Muskeln werden angespannt, die Adern verengen sich, damit im Falle einer Verletzung möglichst wenig Blutverlust eintritt. Das Immunsystem gerät in höchste Alarmbereitschaft, um Infektionen entgegenzuwirken. Endorphine setzen die Schmerzgrenze herauf, so dass man bei frischen Verletzungen zunächst überhaupt keinen oder nur geringen Schmerz empfindet. Das alles sind biologisch sinnvolle Schutzreaktionen. Nur: Bleibt der Körper infolge von Dauerstress, dem die Menschen heute verstärkt ausgesetzt sind, ständig im Alarmzustand, so kann er sich nicht mehr entspannen. Bei zu wenig Stressabbau durch Bewegung lagern sich die mobilisierten Blutfette dann in den Adern ab und führen auf lange Sicht zu typischen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Arterienverkalkung. Deshalb ist es so notwendig, regelmäßig für wirksame Entspannung zu sorgen und möglichst viele Glücksbotenstoffe zu aktivieren, denn sie sind die Gegenspieler der Stresshormone und können Stressfolgen verhindern.
Stress und Reizüberflutung
Stress, Unruhe in der gesamten Lebensführung, ständige Berieselung durch Fernsehen, Radio und neue Medien, Verkehrslärm, berufliche Überforderungen, Kummer, negatives Denken, Hetze, Termindruck, Angst und Aufregungen schaden der Gesundheit.
Nach neueren wissenschaftlichen Untersuchungen leidet heute rund ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen unter psychosomatischen Krankheitsbeschwerden. Vor allem Mädchen sind betroffen. Sie klagen über Allergien, Asthma, Bronchitis, Hautausschläge und Neurodermitis. Verantwortlich sind längst nicht nur die Schadstoffe aus dem Lebensumfeld. Ursache ist Stress durch massive Reizüberflutung – nicht nur, aber auch durch die modernen Massenmedien – und Überforderung durch Leistungsdruck. Auch leiden die Kinder häufig unter den Beziehungskrisen der Eltern. »Der Körper sucht sich zur Gegenwehr ein Ventil und findet es in allen möglichen Krankheiten« – so der bekannte Bielefelder Gesundheits- und Jugendforscher Professor Klaus Hurrelmann. Jedes vierte Kind leidet heute bereits im Grundschulalter an Depressionen.7
Unsere Gesellschaft lebt immer schneller. Überall versucht man, noch mehr Zeit herauszuholen – am Arbeitsplatz, aber inzwischen immer mehr auch im Privatleben. Man schläft kürzer, man isst schneller. Selbst das Duschen geht schneller. Trendforscher kommen zu dem Ergebnis, die Generation der sogenannten Netzwerkkinder (damit sind die ab 1980 Geborenen gemeint) sei bereits daran gewöhnt, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Ruft man heute in einer Firma an, so geschieht es nicht selten, dass der Gesprächspartner zugleich noch ein Gespräch auf einer anderen Leitung führt und seine Aufmerksamkeit zwischen beiden teilt. Um Zeit zu sparen, trinken heute viele Menschen bereits ihren Kaffee auf dem Weg zur U-Bahn. Sie verfolgen die neuesten Nachrichten beim Training im Fitnessstudio und telefonieren beim Fernsehen. Nach Umfragen essen und unterhalten sich 24 Prozent der Deutschen vor dem Fernseher, 8 Prozent schlafen sogar, während Fernsehsendungen weiterlaufen.
Multitasking lautet das Fachwort für diesen durchaus umstrittenen Lebensstil. »Multitasking macht krank«, warnen inzwischen Forscher aus den USA. Sie verweisen auf deutliche Aufmerksamkeitsdefizite bei den Untersuchten. Die ständige Überdosis an Informationen auf Grund moderner Technologien führt zu verkürzten Aufmerksamkeitsspannen. Sogar Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis können durch die ständige Reizüberflutung entstehen.
Offenbar gibt es Unterschiede in den Reaktionen. Die US-Wissenschaftlerin Carol Kallendorf geht davon aus, dass extravertierte Menschen sich durch Multitasking eher auf Hochtouren gebracht fühlen. Introvertierte klagen dagegen, sie könnten sich nicht mehr auf eine Aufgabe konzentrieren. Alle Energien würden aufgezehrt. Bei ihnen kommt es gehäuft zu psychischen Störungen wie Schlafproblemen oder Depressionen, aber auch zu Störungen des Hormonsystems.
Allerdings scheint zum Multitasking auch eine Gegenbewegung zu entstehen. Mehr Stress versuchen die Menschen durch mehr Wellness auszugleichen. Wellness ist so gesehen ein Versuch, Zeit zurückzugewinnen.
Schadstoffe aus Nahrung und Umwelt
Nach Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben rund 80 Prozent aller chronischen Erkrankungen einen Bezug zu Umweltbelastungen. Einzelnen Schadstoffen kann unser Organismus noch durch Anpassung begegnen. Doch wenn ihre Zahl sich vervielfacht, ist er irgendwann überfordert. Wie ein Fass, das plötzlich überläuft, reagiert er dann mit heftigen Alarmsignalen. Vorher dagegen schien doch alles in Ordnung zu sein. Krankheitssymptome waren nicht spürbar. Umso unbegreiflicher sind für die Betroffenen diese ungewohnten Krankheitsreaktionen ihres Körpers.
Chemische Substanzen, Hormone, Antibiotika, Rückstände von Medikamenten, Säuren und chemische Verbindungen, die in der Natur nicht vorkommen, gelangen heute über die Ausscheidungen der Menschen in die Kanalisation und schließlich ins Grundwasser. Sie finden sich inzwischen in Flüssen, Seen und Meeren. Hormonrückstände von Antibabypillen entdeckt man im Trinkwasser und im Grundwasser, selbst in der Antarktis. Antibiotika und Hormone gelangen auf dem Weg über die Nahrungskette in das Fleisch auf unserem Teller. Schwermetalle und Dioxin finden sich im Fisch wieder, selbst in Gemüse und Salat.
Wir sind in unserem Lebensraum immer mehr hoch- und niederfrequenten Strahlungen ausgesetzt. Der ständig zunehmende Elektrosmog durch Strom und immer mehr Funk- und Fernsehwellen, Mobiltelefone, Satellitenfunk, sich ständig weiter ausbreitende Radarsysteme, die zunehmende Belastung durch Gifte in Umwelt und Nahrung sowie durch erhöhte Radioaktivität schädigen unseren Organismus in seiner Abwehrfähigkeit...