UNTERWEGS IN KONSTANZ 1 1
Übersichtskarte
DIE ALTSTADT
Einen Rundgang durch die Altstadt beginnt man am besten beim nach florentinischem Vorbild erbauten Bahnhof. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofsplatzes sind repräsentative Fassaden der Gründerzeit zu sehen: das Hotel Halm und die ehemalige Reichspost, in der heute die Sparkasse residiert.
© laif/Schwelle, Dagmar:
Das majestätische Konzilgebäude im Hafen entstand schon im 14. Jh.
KONZIL A
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Gleich links nach der Unterführung zum Hafen steht das 1388 als Warenlager und Kaufhaus erbaute, mächtige Konzilgebäude. Tatsächlich wurde es aber nur einmal während des vierjährigen Konzils (1414 bis 1418) in Konstanz für diesen bedeutenden europäischen »Kongress« des Mittelalters zur Beendigung des großen Abendländischen Schismas genutzt, nämlich für die Wahl eines neuen Papstes, mit der die 40 Jahre währende Kirchenspaltung ein Ende fand. 70.000 Besucher musste das damals nur 7000 Einwohner zählende Konstanz in den vier Jahren beherbergen und verköstigen – eine Meisterleistung. 700 Wanderhuren sollen in der Zeit für die Unterhaltung der Würdenträger und Gäste gesorgt haben. An letztere erinnert an der Hafeneinfahrt die nicht ganz unumstrittene frivole Statue der Kurtisane Imperia B des Künstlers Peter Lenk >, die längst zu einem Wahrzeichen von Konstanz avanciert ist.
DAS MÜNSTER C 0
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Weithin sichtbar überragt der 76 m hohe Münsterturm die Stadt und bietet von der Aussichtsplattform eine grandiose Rundumsicht. Die Anfänge der dreischiffigen Basilika reichen bis ins 8. Jh. zurück. Bis 1821 diente sie als Bischofskirche, das heißt, sie war nur kirchlichen Würdenträgern vorbehalten. Hier war auch der eigentliche Tagungsort für das Konzil vor 600 Jahren. Viele Male wurde das Münster verändert, die Turmspitze erhielt die Kirche erst im 19. Jh. Die Krypta unter dem Hochaltar geht noch auf die karolingische Zeit zurück. Zu sehen sind dort vier riesige vergoldete Kupferscheiben (ab dem 11. Jh.), die sich am Ostgiebel des Chors befinden. Das romanische Kirchenschiff zieren gotische Fresken, das barocke Gewölbe stammt aus dem 17. Jh. (www.kirchenfuehrungen-konstanz.de, Führungen April–Okt. Sa 11, Juli–Sept. auch Mi 19 Uhr oder nach Anmeldung, Tel. 0 75 31/ 9 06 20). Kunsthistorisch bedeutsam sind auch die Kapellen an der Nordseite, z.B. die Mauritiusrotunde mit dem »Heiligen Grab« (13. Jh.) und den beiden Flügeln des Kreuzgangs an der Nordostseite.
KULTURZENTRUM AM MÜNSTER D
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Um den ziegelroten Neubau gegenüber dem Münsterportal gruppieren sich mehrere Altstadthäuser und bilden zusammen das Kunst- und Kulturzentrum – ein Musterbeispiel für gelungene Altstadtsanierung. Hier haben die Städtische Wessenberggalerie Online-Karte (www.konstanz.de/wessenberg, Mo–Di 10–18, Sa/So/Fei bis 17 Uhr, 3 €), der Kunstverein, Gewölbekeller und BildungsTURM sowie die Stadtbücherei ihr Domizil. Das Café-Restaurant Wessenberg im Erdgeschoss ist mit seinem lauschigen Innenhof ein einladender Ort für eine Kunstpause.
NIEDERBURG 0
Zwischen Münster und Rhein erstreckt sich als ältester Stadtteil die Niederburg. Ein Rundgang durch die engen Gassen mit ihren Häusern aus dem 13. und 14. Jh., originellen Werkstätten und historischen Weinstuben wie die Weinhandlung Fritz Online-Karte (Niederburggasse 7) und Hintertürle Online-Karte (Konradigasse 3) vermittelt eine gute Vorstellung vom mittelalterlichen Konstanz. Pulverturm und Rheintorturm (13. Jh.) am Seerhein sind Reste der früheren Stadtbefestigung.
Nach ersten keltischen Siedlungen gab es in spätrömischer Zeit im Bereich des Münsters ein Kastell, das wohl Constantia hieß. Dessen Reste sind seit 2005 durch eine kleine Glaspyramide zu sehen. Seit Ende des 6. Jhs. Bischofssitz, erlebte die Stadt vom 12.–15. Jh. ihre Blütezeit, als sie durch den Handel mit Leinenstoffen zu großem Reichtum kam. 1414–18 fand hier mit dem Kirchenkonzil von Konstanz der größte »Kongress« des mittelalterlichen Abendlandes statt, auf dem die Spaltung der Kirche durch Gegenpäpste überwunden und der Reformator Jan Hus als Ketzer verbrannt wurde. Der Niedergang setzte 1499 ein, als Konstanz durch die nach dem Schwabenkrieg neu gezogene eidgenössische Grenze den Zugang zum südlichen Hinterland unwiederbringlich verlor. 1821 wurde das einst größte Bistum auf deutschem Boden aufgelöst. Zu einem Provinzstädtchen herabgestuft, wurde Konstanz erst spät von der Industrialisierung erreicht, entwickelte sich aber zu einem Verwaltungszentrum. Seit den 1970er-Jahren bringt die Universität frischen Wind in die Stadt.
SÜDLICH DES MÜNSTERS
Die eigentliche Altstadt breitet sich südlich vom Münster aus. Besonders typisch sind die Gassen im Umfeld der Zollernstraße mit ihren kleinen Läden, Manufakturen und Lokalen wie die historische Weinstube Zum guten Hirten (Nr. 8) in einem Haus aus dem 15. Jh. mit einem beeindruckenden Steinrelief. mehr > Punkt # Das sechsgeschossige Hohe Haus Ecke Hohenhausgasse, 1295 erbaut und wohl das älteste mittelalterliche Hochhaus, ist ein erstaunliches Beispiel für das hohe Niveau damaliger Baukunst. Das Fassadenbild weist darauf hin, dass sich hier im Mittelalter der Fischmarkt befand.
Links von der St. Stephanskirche E auf dem Stephansplatz gibt es zwei Mal in der Woche einen bunten Wochenmarkt (Di, Do 8 bis 13 Uhr). Auf der rechten Seite führt die Torgasse direkt zu Peter Lenks Triumphbogen (1990) auf der Unteren Laube, mit dem der Künstler > Verkehrsteilnehmer und Verkehr jeglicher Art auf die Schippe nimmt. Westlich der Unteren und Oberen Laube liegt das beliebte Wohnviertel Paradies, das bis zur Schweizer Grenze reicht.
Auf dem Obermarkt F hielt man vom 13. bis 18. Jh. Gericht und richtete die zum Tode Verurteilten auch gleich hin. Der Platz wird von Häusern aus dem späten Mittelalter eingerahmt: Das Haus zum hohen Hafen rechts vom Hotel Barbarossa, das seit 1419 als Wirtshaus dient, zeigt in prächtigen Wandmalereien die Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg durch König Sigismund während des Konstanzer Konzils. Im Malhaus gegenüber befindet sich eine der ältesten Apotheken (14. Jh.).
Gleich um die Ecke in der Kanzleistraße Richtung Marktstätte fällt noch eine Fassade mit Wandmalereien auf: Die Fresken am Rathaus G thematisieren wichtige historische Ereignisse der Stadt wie der Friedensschluss Barbarossas mit den Städten der Lombardei im Jahr 1183 und der Einzug des Hohenstaufers Friedrich II. 1212 in Konstanz. Erst wenn man durch die Türe den Innenhof betritt, zeigt sich das Rathaus mit Erkern und Türmchen als schönes Beispiel für den Einfluss florentinischer Renaissance. Hier wird auch geheiratet, das Standesamt hat hier sein Domizil.
Ab Obermarkt geht die Wessenberg- in die Hussenstraße über. Der Name weist auf den tschechischen Gelehrten Jan Hus hin, der während des Konzils trotz königlicher Zusicherung freien Geleits als Ketzer verbrannt wurde. Sozusagen posthum ehrt ihn die Stadt mit dem Hus Museum Online-Karte (Nr. 64, Tel. 0 75 31/ 2 90 42, Di–So 11–17 Uhr, im Winter bis 16 Uhr, Eintritt frei). Das Schnetztor am Ende der Hussenstraße ist neben dem Rheintorturm das einzige noch verbliebene mittelalterliche Stadttor. Rechts und links davon sind noch Bruchstücke der alten Stadtmauer zu sehen.
AN DER ROSGARTENSTRASSE
Durch die Neugasse mit ihren alten Handwerkerhäusern erreicht man bei der Dreifaltigkeitskirche (Ende 13. Jh., Fresken aus der Konzilszeit) die Rosgartenstraße. Die Geschäftshäuser dort, um die Wende vom 19. zum 20. Jh. erbaut, sind zum Teil mit schönen Jugendstildetails geschmückt. Es lohnt sich auch hier, den Kopf in den Nacken zu legen. Das städtische kunst- und kulturgeschichtliche Rosgarten-Museum H Online-Karte wurde 1870 gegründet und besitzt bedeutende Kunstwerke und Dokumente des Mittelalters wie z.B. die Richental-Chronik des Konstanzer Konzils. Auch die wechselnden Ausstellungen zur Stadtgeschichte sind sehenswert (Rosgartenstr. 3–5, Tel. 0 75 31/9 00-2 45, www.rosgartenmuseum-konstanz.de, Di–Fr 10–18, Sa/So 10–17 Uhr). Das schnuckelige Museumscafé in den hinteren Räumen ist auch für Nichtmuseumsbesucher ein Tipp, im Sommer sitzt man gut in dem lauschigen friedvollen Garten (Öffnungszeiten wie Museum).
KLEIN-VENEDIG
Klein-Venedig nennt Konstanz das kleine Areal im Hafen an der Kunstgrenze zur Schweiz. Letztere können Fußgänger und Radfahrer ohne Zollkontrolle passieren. Statt Grenzzäunen markieren 22 überdimensionale Skulpturen des Konstanzer Künstlers Johannes Dörflinger die Landesgrenze....