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Wie alles begann
Ich habe beschlossen, dieses Buch mit der Erinnerung an jene Ereignisse zu beginnen, die mir vor mehr als fünfzehn Jahren in Sibirien widerfahren sind, damit auch Leser, die die vorhergehenden Bände dieser Serie nicht kennen, einen leichten Einstieg haben. Ich werde auch versuchen, ein paar zusätzliche Informationen zu meiner ersten Begegnung mit der außergewöhnlichen sibirischen Einsiedlerin Anastasia zu liefern.
Anastasia lebt in der Tiefe der sibirischen Taiga, am gleichen Ort, wo einst ihre Eltern und auch schon ihre Ahnen und Urahnen lebten. Die Entfernung von dort bis zur nächsten abgelegenen Taigasiedlung beträgt etwa 25 bis 27 Kilometer. Es gibt keine Wege, die dorthin führen, noch nicht einmal Trampelpfade. Den Weg ohne Führer zu bewältigen ist sehr schwierig. Die Lichtung, auf der sie lebt, unterscheidet sich kaum von den anderen Waldwiesen der Taiga, außer vielleicht, dass sie etwas harmonischer aussieht und dass es dort mehr Blumen gibt. Auf Anastasias Lichtung gibt es weder ein Gebäude noch eine Feuerstelle. Aber Anastasia hält genau diesen Platz für ihren angestammten Wohnort.
Bei meiner ersten Begegnung mit Anastasia im Jahr 1994 war sie 26 Jahre alt.
Die Sibirierin Anastasia ist eine schöne, sogar eine ausgesprochen schöne Frau. Der Ausdruck «ausgesprochen schön» ist keine Übertreibung. Stellen Sie sich eine junge Frau von etwas über 1,70 Meter vor, schlank – nicht abgemagert wie die Models von heute, sondern schlank und gelenkig wie eine Turnerin. Sie hat ebenmäßige Gesichtszüge, graublaue Augen und taillenlanges Haar, so goldfarben wie Weizenähren.
Mag sein, dass es irgendwo eine Frau gibt, die ihr äußerlich ähnlich sieht. Dafür hat aber Anastasia, die Tochter der Taiga, andere, tiefere Merkmale, die sie zu einer außergewöhnlichen Schönheit machen, wie man sie anderswo nicht finden wird. Ihr gesamtes Erscheinungsbild strahlt vollkommene Gesundheit aus – das zeigt sich sowohl am geschmeidigen Fluss ihrer Gestik als auch an ihrem leichtfüßigen, federnden Gang. Es scheint, als sei ihr Körper von einer unbändigen Energie durchdrungen, deren Übermaß die Umgebung mit unsichtbaren Strahlen erwärmt.
Unter Anastasias Blick verspürt man im Körper eine leichte Wärme, und die Taiga-Einsiedlerin kann, indem sie auf seltsame Weise die Augen zusammenkneift, aus der Ferne einen Körper so sehr erwärmen, dass der ganze Körper Schweiß absondert, besonders an den Fußsohlen. Dadurch treten Toxine aus dem Organismus aus, und man fühlt sich wesentlich wohler.
Ich vermute, dass Anastasia aufgrund ihrer Kenntnis aller Taigapflanzen und aufgrund einer inneren Energie in der Lage ist, einen Menschen vollständig von jeder beliebigen Krankheit zu heilen. Zumindest hat sie mit ihrem Blick innerhalb von Minuten mein Geschwür geheilt. Allerdings hat sie sich strikt geweigert, eine weitere Behandlung vorzunehmen.
«Krankheiten», sagt Anastasia, «sind ein ernstes Gespräch Gottes mit dem Menschen. Mit deinem Schmerz, der auch der Seine ist, teilt Er dir gleichzeitig deinen inakzeptablen Lebenswandel mit. Ändere ihn, und deine Krankheit wird weichen.»
Anastasia hat eine weitere außergewöhnliche Fähigkeit: Wenn sie etwas erzählt, entstehen im Bewusstsein oder im Raum Bilder von den Ereignissen, die sie schildert. Dabei sind die von ihr offenbarten Bilder um vieles vollkommener als das, was wir vom Fernsehen kennen. Sie sind dreidimensional, und gleichzeitig werden auch die Laute und Gerüche jener Zeit vermittelt, von der die Rede ist.
Es ist nicht auszuschließen, dass einstmals viele Menschen über solche Fähigkeiten verfügten. Wenn wir davon ausgehen, dass der Mensch unserer technokratischen Zeit nichts erfunden hat, was es nicht schon in der Natur gäbe, dann gab es in einer früheren menschlichen Zivilisation möglicherweise schon vollkommenere Gegenstücke zu Fernsehen und Telefon.
Anastasia hat Bilder aus dem Leben der Menschen aus verschiedenen Epochen gezeigt, angefangen mit der Erschaffung der Welt. Die meisten von ihr gezeigten Geschehnisse haben mit ihren Urahnen zu tun.
Wenn ich versuchen sollte, Anastasias Fähigkeiten kurz und bündig zu charakterisieren, könnte ich Folgendes sagen: Auf der Ebene der Gene bewahrt Anastasia in ihrem Gedächtnis das Wissen, die Erlebnisse und die Emotionen der Mitglieder ihrer Vorfahren, angefangen von der Erschaffung des ersten Menschen. Diese Dinge kann sie auf beliebige Weise abrufen.
Außerdem kann sie zukünftige Bilder aus dem Leben der Menschen modellieren.
Das Leben Anastasias in der sibirischen Taiga unterscheidet sich wesentlich von dem der Menschen in den modernen Städten. Um es verständlich zu machen, unter was für Bedingungen sie lebt, muss ich ein wenig auf die Beschaffenheit der sibirischen Taiga eingehen. Es ist die flächenmäßig größte, älteste und schneereichste Region Russlands. Sie erstreckt sich im europäischen Teil über 800 km, im westlichen und östlichen Sibirien über 2150 km. Wie wir sehen, handelt es sich um eine beachtliche Fläche. Die Taiga gilt heute zu Recht als die Lunge des Planeten Erde, denn sie erzeugt die Hauptmasse an freiem Sauerstoff.
Bemerkenswert ist außerdem, dass die Gebiete der Taiga sich noch vor dem Vormarsch der Gletscher zu bilden begannen; wenn wir also die heutige Taiga betrachten, erwarten uns Erkenntnisse über das Leben auf dem Planeten Erde zu präglazialen Zeiten.
Im Dauerfrostboden hat man gut erhaltene Überreste eines jungen Mammuts entdeckt, die heute im Zoologischen Museum von St. Petersburg ausgestellt sind.
Über die Fauna der voreiszeitlichen Taiga lässt sich nur schwer etwas sagen. Heute gibt es in der Taiga eine Vielfalt von Tierarten. Besonders verbreitet sind Luchs, Vielfraß, Burunduk, Zobel, Eichhörnchen, Bär, Fuchs und Wolf; Huftiere wie das Rentier, der Rothirsch, der Elch und das Reh; auch gibt es zahlreiche Nagetiere wie die Rotzahnspitzmaus und andere Mäusearten.
Unter den Vögeln begegnet man gewöhnlich dem Auerhahn, dem Haselhuhn, dem Tannenhäher und dem Kreuzschnabel.
Im Winter tritt die große Mehrheit der Tiere in den Zustand der Anabiose ein, auch Winterschlaf genannt. Jener in der Wissenschaft wenig untersuchte Zustand erweckt heutzutage großes Interesse bei den Erforschern des Kosmos.
Was die Flora betrifft, so wachsen in der Taiga verschiedenartige Sträucher: Wacholder, Geißblatt, Johannisbeere, Weide usw. Besonders vitaminreich sind die Heidelbeeren, Preiselbeeren, Moosbeeren und Sumpfbrombeeren. Unter den Kräutern, die sich als Nahrung eignen, sind besonders der Sauerampfer, das Wintergrün und die Farne erwähnenswert.
Die Bäume sind majestätisch und erreichen bis zu 40 Meter Höhe: Fichten, Weißtannen, Lärchen, Kiefern und die qualitativ einzigartige Zeder, in der Wissenschaft manchmal auch Zirbelkiefer genannt. Nichts gegen Kiefern, aber ich halte diese Benennung für einen völligen Fehlgriff. Unsere «sibirische Zeder» ist nämlich etwas ganz Besonderes. Warum? Weil die Zeder einzigartige Früchte hervorbringt und deshalb einen eigenen Namen verdient. Und die Nüsse der sibirischen Zeder sind denen von Zedern aus anderen Regionen qualitativ sogar weit überlegen. Das berichtete bereits Akademiemitglied Pallas in einem Brief von 1792 an Kaiserin Katharina II.
Auch das Holz der Zeder verfügt über desinfizierende Eigenschaften, sodass es in einem Kleiderschrank aus Zedernholz niemals Motten geben wird.
Bereits in alttestamentarischen Zeiten wusste König Salomon offenbar um die geheimnisvollen Eigenschaften der Zeder, denn er errichtete einen Tempel, für den er besonders ausgewählte Zedern beschaffen ließ. Er tauschte diese Bäume gegen mehrere Städte, die zu seinem Königreich gehörten.
Aber wegen einer Wolke, die sich im Tempel gebildet hatte, konnten die Priester ihren Dienst nicht verrichten (1. Könige 8.11).
Nachdem ich zahlreiche Quellen, die über die sibirische Zeder berichten, studiert habe, neige ich zu der wohlbegründeten Vermutung, dass die Zeder als Vertreterin der voreiszeitlichen Flora zu sehen ist. Möglicherweise ist sie auch Botschafterin einer anderen, biologisch höher entwickelten Zivilisation.
Auf welche Weise hat die Zeder die globale Katastrophe überstanden, um in unserer Welt wieder aufzuleben?
Die Samen der Zeder können lange Frostperioden überdauern, um dann unter günstigeren klimatischen Bedingungen aufzukeimen und sich der neuen Umgebung anzupassen. Diese Anpassung dauert bis zur heutigen Zeit an.
Worin besteht nun die Einzigartigkeit der Zedernnüsse? Warum kann man sie zu Recht als das ökologisch reinste und heilsamste Produkt unserer Zeit bezeichnen?
Der Zedernnusskern enthält einen ganzen Komplex lebenswichtiger Vitamine. Wissenschaftler der Universität Tomsk wollten die Eigenschaften von Zedernöl untersuchen und setzten es in der Verpflegung der Liquidatoren des Tschernobyl-Unglücks ein, die durch eine hohe Strahlendosis geschädigt worden waren. Als Ergebnis des Experiments wurde vermerkt, dass die Immunität der Testpersonen stieg.
Andererseits sind beim Zedernöl keinerlei Kontraindikationen bekannt; sogar schwangere Frauen und stillende Mütter können es problemlos zu sich nehmen.
Es gibt noch ein weiteres Geheimnis in Bezug auf Zedernnusskerne. Während der unfruchtbaren Periode der Zeder lassen die Weibchen einiger Pelztiere kein...