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E-Book

going tax!

Tagebuch einer Vorbereitung auf das Steuerberaterexamen

AutorStefan Steinhoff
VerlagNWB Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl166 Seiten
ISBN9783482756313
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Going tax! Unterhaltsames Tagebuch einer Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung. 'Going crazy' bezeichnet in der englischen Sprache das Gefühl, verrückt zu werden. Während seiner Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung empfand Stefan Steinhoff seine Stimmungslage durch diese Worte aber oft genug nicht ausreichend gewürdigt. Dank des deutschen Steuerrechts wähnte er sich immer noch ein Stückchen näher am Wahnsinn als andere. Er empfand es nicht als 'going crazy', sondern als 'going tax!' Auf unterhaltsame Weise erzählt der Autor in Form eines Tagebuchs von seinen Erfahrungen auf dem Weg zum Steuerberater, von Motivation, Zweifeln, Erfolgserlebnissen. Er richtet sich an alle, die den gleichen Weg einschlagen und von den Erfahrungen eines 'Leidensgenossen' profitieren möchten. Es gibt keine allgemeingültigen Regeln zum Bestehen der Steuerberaterprüfung. Aber es gibt Dinge, die sich Jahr für Jahr wiederholen und auf die man sich einstellen kann, wenn man sie kennt. Deshalb: Bleiben Sie zuversichtlich, Sie sind nicht allein!

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Leseprobe

Teil I – Vor dem Examen


Ein missglückter Start


Angefangen hat alles im ersten Semester meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Merseburg (FH). Hörsaal 2, zweiter Studientag, Vorlesung Einkommensteuer. Damals wusste ich von Steuern kurz und knapp: nichts.

Der Hörsaal bot Platz für 150 Studenten und war sehr gut besucht. Die ausklappbaren Tische waren allesamt aus Holz und nicht mehr im besten Zustand. Generationen vor mir hatten sich hier verewigt und ihre ewige Liebe zum FC Bayern München, Hansa Rostock oder eben auch Mandy, Susanne oder Maike geschworen.

Zu Beginn der Vorlesung verteilte der Professor Zettel, die allmählich durch die Reihen wanderten: „Das Besuchen der Vorlesung Einkommensteuer und das Schreiben der Klausur Einkommensteuer/Umsatzsteuer ist nur sinnvoll, wenn Sie die jeweiligen Kapitel in meinem Buch vor- und nachbereiten.”

Auf dem Blatt folgte in Tabellenform eine Auflistung der relevanten Kapitel und Seiten aus dem Buch des Professors mit Auslassen der unwesentlichen Kapitel, ohne dass sich jedoch die Gesamtseitenzahl von 565 Seiten merklich verringerte. Weiterhin stand da Folgendes:

„Sie benötigen die einschlägigen Gesetze und Richtlinien, des Weiteren ist der Besuch der Übungsveranstaltung „Einkommensteuer” unerlässlich.”

Kleine Falten bildeten sich auf meiner Stirn und die aufkommenden Zweifel löschten rasch das emotionale Feuerwerk, das sich noch wenige Stunden vorher anlässlich des beginnenden Studiums und damit dem besten Abschnitts meines bisherigen Lebens in meinem Kopf bunt und voller Vorfreude abgespielt hatte.

Nach nochmaligem Lesen dieses Unheil ankündigenden Zettels gewann ich den Eindruck, dass der Professor uns etwas vermitteln wollte, das mit dem Studentenleben, welches ich mir und die überwiegende Mehrzahl der hier anwesenden Studenten sich wünschten, nicht in Übereinstimmung zu bringen sei.

Ich fing an, mich in den Bankreihen umzuhören und schnell stellte sich heraus, dass nicht alle, die mit mir hier saßen, auch tatsächlich im ersten Semester waren. Viele kamen aus dem zweiten, dem dritten oder gar dem vierten Semester.

Die Frage nach dem „Warum?” beantworte der Professor höchstpersönlich. Ein Mann mit Kinn- und Schnauzbart, geschätzte 1,75 m groß, ca. 60 Jahre, dünn gebaut, aus München, Bayern:

„Nun, meine Damen und Herren, wenn ich so die Klausuren aus dem letzten Semester betrachte, und sehen muss, was da manche für einen Mist zusammenschreiben, dann ärgert mich das. Und, nur um es noch einmal zu betonen: Das ärgert mich richtig!”

Schon die Art und Weise, wie er die Worte „Meine Damen und Herren” aussprach, ließ ein ungutes Gefühl in mir aufkommen. Sein Akzent war nicht wirklich bayrisch, aber ein kleiner Unterton schwang durchaus mit. Er stand vorne rechts, vor ihm ein Pult, neben ihm ein Overhead-Projektor. Bis zu dem Wort „ärgert” lehnte er mit beiden Ellenbogen auf dem Pult nach vorne gebeugt und starrte in den Hörsaal.

Danach stand er aufrecht vor dem Pult und hielt sich mit beiden Händen steif an diesem fest. Sein Ausdruck schwang um von einem einführenden, ruhigen Sprachstil hin zu einem zornigen, wütenden Ton.

„Wenn da 60 % durchfallen, sieht das auch für mich bescheuert aus! Da werden Klausuren von Leuten geschrieben, die ich vorher noch nie gesehen habe! Die können nicht mal Einnahmen von Einkünften unterscheiden.”

Was bitte ist denn da der Unterschied?

„Die besuchen nicht meine Vorlesung, die gehen nicht in die Übungen, und wundern sich, wenn sie durchfallen?! Ja, wie wollen Sie die Klausur denn sonst bestehen, meine Damen und Herren? Ich kann Ihnen nur eines empfehlen: Nehmen Sie diese Veranstaltung hier ernst. Das deutsche Steuerrecht ist so komplex, so undurchschaubar, dass ein, zwei kleine Leseeinheiten sicherlich nicht ausreichen werden, um diese Klausur zu bestehen!”

Es folgte eine kleine Pause, in der sich seine Haltung wieder leicht entspannte, ohne jedoch die Sprache der Drohung zu verlieren. Er machte seinem Ärger über die letzte Klausur weiter Luft und es schien, als ob das nicht nur bei dieser Klausur so war, sondern auch in der letzten und allen anderen davor.

Aus heutiger Sicht bin ich mir sicher, dass der Professor eigentlich etwas Ehrwürdiges vorhatte. Er versuchte lediglich, uns zu warnen. Er warnte uns davor, das Steuerrecht auf die leichte Schulter zu nehmen, nichts für die Klausur zu tun und erst ein, zwei Tage vorher mit dem Lernen anzufangen.

Ich bezog das damals nur auf diese eine Klausur. Hält man sich jedoch die durchschnittlichen Noten der Steuerberaterklausuren der letzten Jahre vor Augen, kommt man nur zu einem Schluss: Ich hatte ihn noch nicht vollständig verstanden.

Musik, Fanatismus und das Examen


Vielleicht sollte ich mich erstmal vorstellen: Mein Name ist Stefan Steinhoff, geboren am 26. 6. 1980, aufgewachsen im südhessischen Einhausen und Sohn eines zweifachen Dipl.-Ing. und selbständigen Programmierers mit leichtem Hang zu klassischer Musik und guten Weinen. Sohn einer Einzelhandelskauffrau, deren Vater Bäcker und später stolzer Eigentümer eines Lebensmittelmarktes war, in Zeiten, in denen Discounter mit ihren Großsortimenten diese Erfolgsgeschichten noch nicht zu verhindern wussten.

Bislang bestand mein Leben aus 14 Jahren Schule, einem Jahr Zivildienst, einem dreimonatigen Aushilfsjob am Fließband einer Großbäckerei, vier Jahren BWL-Studium in Merseburg und einem Jahr Berufserfahrung.

In meinem Leben vor dem Studium nahmen nicht die Schule, Bildung oder gar das Steuerrecht den wichtigsten Platz ein, es waren meine Leidenschaften für zwei völlig andere Dinge: Erstens galt die komplette Aufmerksamkeit in meiner frühen Jugend der Technomusik und dem aus dieser Leidenschaft heraus betriebenen Tonstudio im Keller eines ehemaligen Güterbahnhofs in Bensheim. Dort produzierten wir elektronische Musik, veranstalten Partys, tranken Bier und andere Dinge. Und wenn das, wie so oft, zu langweilig wurde, kam Leidenschaft Nr. 2 ins Spiel: Der Fußball.

Ab meiner späten Jugend verschenkte ich mein Herz an eine Dame, die ich doch nie gewinnen konnte: Eintracht Frankfurt, die launische Diva vom Main. Gepeinigt von dem Gefühl, dass ich nach dem Kauf meiner ersten Dauerkarte im Jahre 1996 nicht die freudenreichen Exzesse und Jubel-Arien einer ruhmreichen Meisterschaft erlebte, sondern die Qualen und bitteren Tränen des ersten Abstiegs eines Bundesligagründungsmitglieds mit erleiden musste, war ich danach wie besessen davon, die Spiele live im heimischen Stadion und den anderen Arenen dieser Republik mitzuerleben. Und um dabei eines von vornherein klar zu stellen: Leidenschaft drückte sich bei mir nicht dadurch aus, alle Schaltjahre mal ins Stadion zu gehen oder ab und zu Hattrick oder die Sportschau mit Monica Lierhaus als Hauptattraktion im Fernsehen anzuschauen. Erst wenn man elf Stunden mit einem Bus von Frankfurt nach Rostock fährt, in dem es

1.
viel zu laut ist,
2.
um 5.00 Uhr morgens bereits los geht und
3.
die Sicht nach vorne von Nebelschwaden verhindert wird,

ahnt man, was ich mit Leidenschaft meine.

Man kommt zehn Minuten vor Spielbeginn am Stadion an, sieht das schlechteste Spiel der Saison, einen verschossenen Elfmeter und eine Niederlage gegen einen Mitabstiegskonkurrenten. Man verbringt weitere neun Stunden eines wertvollen Wochenendes mit den vorgenannten Punkten, nur dass nicht Abfahrt, sondern Ankunft zu Hause um 5.00 Uhr morgens sein wird. Nur, wenn man so etwas schon einmal erlebt hat und es immer wieder tun würde, erst dann weiß man, was Leidenschaft bedeutet und was diese...

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