Die Gestalt der Maria ist in der christlichen Theologie nahezu abwesend, obgleich sie neben Jesus die Mit-Erlöserin der Welt ist. Diese Abwesenheit Marias in den Texten kontrastiert mit ihrer Allgegenwärtigkeit in der Kunst und widerspricht dem Eifer, mit dem das christliche Volk nicht aufhört, sich an sie zu wenden. Luce Irigaray nähert sich dem Mysterium, das Maria darstellt,und der Rolle, die sie in der Inkarnation des Göttlichen für die Menschheit spielt. Wie kann man nicht von der Tatsache berührt werden, dass die Virginität Marias nicht nur eine natürliche sein kann, sondern vor allem eine Virginität des Atems, der Seele sein muss, die sie dazu befähigt, ein anderes Ereignis des Göttlichen zur Welt zu bringen? In diesem Licht hat Luce Irigaray die so reiche Ikonographie der Verkündigung interpretiert, insbesondere das Erwecken und das Teilen des Atems, zu dem der Engel Maria einlädt. Das Schweigen, das Unsichtbare und das Berühren, so wesentlich für die Gestalt Marias, werden nicht als Zeichen einer bloßen Passivität oder Unterwerfung unter einen beliebigen Herrn interpretiert, sondern als Elemente einer weiblichen Präsenz, die imstande ist, in sich das aufzunehmen und zur Welt zu bringen, was noch nicht geschehen ist, sei es auf der menschlichen oder auf der göttlichen Ebene. Dank der Betonung des Atems und der natürlichen wie spirituellen Qualitäten der Frau erscheint Maria als eine Gestalt der Weisheit, gleich denen, die wir in anderen Kulturen finden, eine mögliche Vermittlerin zwischen verschiedenen Traditionen. Maria offenbart sich also als eine gewissermaßen verhüllte Manifestierung der göttlichen Kraft, dessen Trägerin und Verantwortliche eine Frau ist.
Die Französin Luce Irigaray forscht als Direktorin der Philosophischen Abteilung am Centre National de la Recherche Scientifique, Paris. Irigaray ist in einer Vielzahl von Disziplinen ausgebildet: Philosophie, Linguistik, Literatur, Psychologie und Psychoanalyse. Seit Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts (dt. 1980, Suhrkamp Verlag) widmet sie sich auf konstruktive Weise einer Kultur zweier Subjekte, dem männlichen und dem weiblichen, als Träger unterschiedlicher Werte, die jedoch von äquivalenter Bedeutung für die Ausarbeitung von Relationalität und Zivilität sind, sowohl im privaten Bereich als auch auf der Ebene einer weltweiten menschlichen Gemeinschaft.
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