Als Mama oder Papa hast du nicht viel Zeit in deinem Eltern-Alltag. Daher habe ich eine Methode für dich als Einsteiger entwickelt, mit der du schnell zu wertvollen Erinnerungen kommst, denn der Dschungel der Fotografie ist ohne kompakte Anleitung schwer zu durchblicken. Ich führe dich in diesem Kapitel zielsicher hindurch und zeige dir Schritt für Schritt, was wirklich wichtig ist.
Die meisten Einsteiger haben schon ein Gefühl dafür, ob ein Bild gut ist oder nicht. Aber sie wissen nicht, was den Unterschied macht. Sie können nur schwer entschlüsseln, welche grundlegenden Bildgestaltungselemente sie verbessern sollten. Wenn es dir genauso geht, erhältst du in diesem Abschnitt erste Hilfe, denn jede Veränderung beginnt mit der Bewusstwerdung. Daher führe ich dich zunächst anhand zweier Beispielbilder durch die drei häufigsten Fehler hin zum perfekten Foto. So kannst du schnell deine ersten Gehversuche unternehmen und effektiv lernen.
Lass uns die beiden Bilder vergleichen und untersuchen, was den Unterschied ausmacht: Das linke Bild wurde mit einem Smartphone fotografiert, das rechte mit einer Spiegelreflexkamera. Dennoch ist das linke Bild auch sehr typisch für Einsteiger mit einer Spiegelreflexkamera im Vollautomatik-Modus (zum Thema Vollautomatik kommen wir noch).
Vergleich zwischen „Smartphone“ und „Spiegelreflexkamera“
Wir schauen uns jetzt die Elemente im Einzelnen an. So wirst du schneller verstehen, worauf es bei einem guten Bild wirklich ankommt. Die Elemente spielen natürlich alle ineinander. Es wird dich vielleicht auch wundern, dass die typischen Fehler teilweise gar nichts mit der Kameraausrüstung zu tun haben.
Im linken Bild ist von vorne bis hinten alles scharf abgebildet. Du bist abgelenkt von Haus, Bäumen und Büschen im Hintergrund und weißt nicht, was die eigentliche Aussage des Bildes sein soll. Rechts dagegen ist das Gesicht durch einen schön verschwommenen Hintergrund freigestellt. Wie funktioniert das?
Die Spiegelreflexkamera hat ein faszinierendes Gestaltungselement, das sich grundlegend von einem Smartphone unterscheidet. Es ist die Blende, mit der du bestimmen kannst, welcher Bereich des Bildes scharf und welcher verschwommen sein soll.
Der richtige Umgang mit der Blende ist eine Kunst, mit der wir uns noch detailliert befassen werden. Sie bildet den Kern meiner Methode, weil du alleine mit diesem Element unglaublich schnell herausragende Resultate erzielen wirst.
Das linke Bild wurde mittags bei schönstem Sonnenschein gemacht. Sicher ein Wetter, dass dich zum Fotografieren ins Freie locken würde. Dennoch sind die Kontraste sehr hart und ungünstig. Ich zeige dir in diesem Buch, wie du kontrolliert weiches Licht (z. B. bei bewölktem Himmel) bekommst und damit deine Bilder perfekt ausleuchtest.
Als Einsteiger fehlt dir vielleicht der Blick für eine klare Bildaussage. Daher ist auf dem linken Bild alles und nichts zu sehen. Es wirkt insgesamt nicht harmonisch, sondern unruhig. Rechts dagegen ein Porträt, auf dem nichts Unwichtiges ist, sondern das hell und voller Freude strahlt und dadurch viel emotionaler wirkt.
Nun weißt du, welche drei grundlegenden Dinge das Bildergebnis gewaltig beeinflussen. Ich zeige dir jetzt meine Abkürzung, um genau diese Fehler zu vermeiden.
Ich arbeite mit dem sogenannten Pareto-Prinzip der Vereinfachung. Es besagt, auf die Fotografie übertragen, dass du mit 20 % Wissen (aber dem richtigen!) bereits 80 % der Ergebnisse erreichen wirst. Ich liebe es, für meine Kursteilnehmer die Komplexität zu reduzieren, und werde mich auch zusammen mit dir als Leser nur auf das wirklich Wichtige konzentrieren. Ich verzichte auf unwesentliche technische Erklärungen und lasse nur sehr selten benötigte Kameraeinstellungen weg.
Es mag zwar Technik-Experten geben, die mich gern in einigen Details berichtigen möchten, aber in meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass im Alltag eine einfache Handhabung gewinnt. Das heißt, wir stellen die Kamera einmal professionell ein und richten unsere Aufmerksamkeit dann zu 100 % auf die Bildsituation. Es ist wie beim Autofahren. Du bist ein guter Autofahrer, wenn du dich voll auf den Verkehr konzentrieren und ihn vorausschauend einschätzen kannst. Du musst aber die Technik des Autos nicht komplett verstehen, es reicht, wenn du die wichtigsten Bedienelemente kennst.
Kontrolle über den Schärfepunkt und die Schärfentiefe 75 mm | f/2.8 | 1/1250 sec | ISO 100
Wenn du ständig an deiner Kamera herumfummeln musst, versäumst du die besten Bildsituationen. Dies überfordert die meisten Einsteiger, weil es zu komplex ist, sich ständig auf eine neue Kameraeinstellung und das Motiv gleichzeitig zu konzentrieren.
Diese Frustration möchte ich dir ersparen, indem ich dir zeige, auf welche beiden Elemente es wirklich ankommt:
•Kontrolle über den Schärfepunkt
•Kontrolle über die Schärfentiefe
Porträt mit verschwommenem Hintergrund 50 mm | f/2.8 | 1/250 sec | ISO 100
Es sind also nur zwei Dinge, die du an deiner Kamera beherrschen musst und die du dir leicht merken kannst. Wir werden sie noch oft wiederholen, damit sie dir zur Routine werden. Klingt das nicht verlockend? Dann lass uns mit den nötigsten Grundlagen starten und im Anschluss direkt in die Praxis übergehen.
Um dir die Vielfalt der Kinder- und Familienfotografie nahezubringen, habe ich unterschiedlichste Bilder ausgewählt. Ich zeige dir Bilder von unserer eigenen Zeitreise mit Moritz, aber auch Fotos von anderen Fotografen, wie z. B. beeindruckende Momentaufnahmen meiner Online-Fotokurs-Teilnehmer. Dies soll dir Mut machen und zeigen, dass auch du von meiner Methode profitieren wirst.
Da ich über meine Online-Fotokurse intensiven Kontakt zu einigen Tausend Eltern hatte, weiß ich um deine Ängste und Sorgen. Zum Trost: Mir ging es vor zehn, 15 Jahren als Anfänger der Fotografie auch nicht anders. Ich dachte, ich müsste mir eine sündhaft teure Profikamera kaufen, um richtig tolle Fotos machen zu können. Viele Jahre später kann ich dir sagen, dass du auch mit einer sehr günstigen Ausrüstung zu sehr guten Ergebnissen kommst.
Zwar machen Smartphones heutzutage auch schon wirklich gute Fotos, aber die sehr kleine Bauweise hat doch erhebliche fotografische Einschränkungen in der Bildgestaltung. Daher empfehle ich dir auf jeden Fall eine einfache Spiegelreflex- bzw. spiegellose Systemkamera. Gute Spiegelreflexkameras inklusive einem sogenannten Kit-Objektiv gibt es bereits ab 350 €. Systemkameras sind etwas teurer, da sie immer noch nicht ganz so verbreitet sind. Meinen Kamera-Tipp findest du immer aktualisiert auf meiner Webseite unter: www.spiegelreflexkamera-lernen.de/kameratipp.
Systemkameras haben den intern hochklappbaren Spiegel der Spiegelreflexkamera durch einen kleinen digitalen Sucher-Bildschirm ersetzt. Dadurch sind Systemkameras kompakter gebaut, haben aber eine deutlich kürzere Akkulaufzeit, da der digitale Sucher permanent Strom benötigt. Auch dein Auge ermüdet schneller, wenn du durch den Sucher auf den elektronischen Mini-Bildschirm schaust.
Spiegelreflexkamera-Bundle: Kamera-Body mit Kit-Objektiv
DIE FÜNF WICHTIGEN ELEMENTE IN SPIEGELREFLEXUND SYSTEMKAMERAS |
1. Wechselbare Objektive (z. B. Weitwinkel oder Telezoom)
2. Großer Bildsensor (zu Analogzeiten war dies der Film)
3. Wählbare Blende (für verschwommene Hintergründe)
4. Einstellbare Lichtempfindlichkeit (ISO)
5. Extrem kurze Bereitschafts- und Auslösegeschwindigkeit (für spontane Schnappschüsse)
Streng genommen ist jede Kamera, bei der du ein Objektiv wechseln kannst, eine Systemkamera, eben ein System aus Kamerakörper (Body) und Objektiv. Im weiteren Verlauf des Ratgebers verwende ich stellvertretend für beide Kameratypen oft den bekannteren Begriff Spiegelreflexkamera.
Bei sogenannten Bridgekameras und auch bei Kompaktkameras ist das Objektiv fest mit dem Kamerakörper verbaut. Auch ist der Bildsensor meist kaum wesentlich größer als bei einem Smartphone, wodurch du nicht die herausragenden Bildergebnisse wie mit einer Spiegelreflexkamera erreichst.
Oft halten Einsteiger oder erfolglose Fortgeschrittene die Kamera für das absolut wichtigste Element in der Fotografie. Viele Eltern, die in der Fotografie nicht weiterkommen, bitten mich um einen Tipp...