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Wer bin ich - wer will ich sein?

Ein Arbeitsbuch zur Selbstanalyse und Zukunftsgestaltung

AutorLisa Krelhaus
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864152375
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Wenn Sie Näheres über sich selbst erfahren möchten, Ihrem Leben Fokus verleihen und Ihre wahre Berufung herausfinden wollen, dann ist der Ratgeber von Lisa Krelhaus genau das Richtige für Sie. Die Autorin hat ein Konzept entwickelt, das Instrumente zur Selbsteinschätzung bereithält. Begeben Sie sich auf Reise und entdecken Sie neue Seiten!

Lisa Krelhaus ist Diplom-Psychologin und war als selbständige Beraterin und Trainerin im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung und als Leiterin des Bereichs Wirtschaftspsychologie der Akademie der Universität Bochum tätig. Im Jahr 2001 gründete sie die Profiling Center GmbH, in der sie berufsbezogene Persönlichkeitsanalysen anbietet.

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Leseprobe

GRUNDVORAUSSETZUNGEN DER SELBSTVERWIRKLICHUNG


Was ist Selbstverwirklichung?


Klaus wusste schon im Alter von zwölf Jahren, dass er Arzt werden wollte. Er liebte es, seinen Vater in seiner Praxis zu besuchen und sich von ihm Geschichten von Krankheit und Genesung erzählen zu lassen. Bereits mit 15 Jahren durfte er aufgrund seines großen Interesses ein erstes Praktikum im örtlichen Krankenhaus absolvieren, danach arbeitete er regelmäßig in den Schulferien auf verschiedenen Stationen des Krankenhauses. Seinen Wehrersatzdienst leistete er beim Rettungsdienst in der Unfallhilfe. Da Klaus in den letzten Jahren seiner Schulzeit zielstrebig auf einen hohen Notendurchschnitt hingearbeitet hatte, bekam er ohne Wartezeit einen Studienplatz in Medizin. Das Studium beendete er mit sehr guten Noten, danach standen ihm viele Türen offen. Er entschied sich für eine Ausbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde. Heute, mit 35 Jahren, ist Klaus Oberarzt in einer Kinderklinik. Seit seinem 26. Lebensjahr ist er glücklich mit Stephanie verheiratet und hat mit ihr drei Kinder, sie leben in einem Häuschen am Stadtrand. Klaus ist mit seiner gesamten Lebenssituation sehr glücklich.

Als Holger nach seinem Abitur im Alter von 19 Jahren vor der Frage stand, wie es mit ihm weitergehen sollte, wurde in seiner Familie viel über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Studienrichtungen diskutiert. Betriebswirtschaftslehre und Jura waren die – besonders wegen der vielfältigen beruflichen Möglichkeiten – von allen bevorzugten Fächer. Holger fand beide Alternativen nicht schlecht, und er freute sich, dass seine Familie ihm so Großes zutraute. Letztlich begann er ein Jurastudium, weil er hierfür die besseren Argumente fand. Jedoch schon nach den ersten Semesterwochen beschlich ihn das ungute Gefühl, hier nicht am richtigen Platz zu sein. Doch so schnell wollte er nicht aufgeben, und so investierte er eine Menge an Zeit und Energie, um sich in das Fach einzuarbeiten. Im dritten Semester hatte er den Anschluss an seine Lerngruppe verloren, und mittlerweile keine Lust mehr, mit seinen Kommilitonen über fachliche Themen zu diskutieren. Die ganze Art der juristischen Denkweise erschien ihm eng und absurd. Es war nicht mehr zu leugnen, dass Jura nicht sein Fach war. Zuerst war es seine Schwester, die ihm Mut machte, das Studium abzubrechen und etwas Neues anzufangen. Schließlich zeigten auch seine Eltern Verständnis für seine Not, und gemeinsam überlegten sie, was das Beste für Holger wäre.

Mit Jura war Betriebswirtschaftslehre ebenfalls abgehakt, es musste also etwas ganz anderes sein. Holger entschied sich für Geologie, inzwischen war er 26. Doch auch die Geologie scheint nicht seine Leidenschaft zu sein. Heute, mit 32 Jahren, denkt er darüber nach, auch dieses Studium aufzugeben, und fragt sich, ob Betriebswirtschaftslehre nicht doch das Richtige gewesen wäre. Aber soll man in dem Alter noch einmal von vorn anfangen? Auch privat geht es Holger nicht besonders gut. Seit der Trennung von seiner Partnerin Mona vor zwei Jahren hatte er keine Beziehung mehr. Mona wollte eine Familie gründen. Die Verantwortung erschien Holger damals zu groß, ganz abgesehen von den persönlichen und finanziellen Einschränkungen. Heute könnte er sich ein Leben mit Mona und zwei Kindern sogar gut vorstellen und würde die Zeit gern zurückdrehen. Wenn er nur könnte …

Glücklich durch Selbstverwirklichung


Worin unterscheiden sich die Lebensgeschichten von Klaus und Holger? Klaus hatte das Glück, schon sehr früh eine klare Vorstellung von seiner Zukunft zu haben. Diese war für ihn so erstrebenswert, dass er sich ohne Schwierigkeiten für die Verwirklichung seiner Vorstellung einsetzen konnte. Offenbar besaß Klaus auch die erforderlichen Talente, sodass er schnell erfolgreich war, was ihm zusätzlich Antrieb gab.

Holger hingegen kann sich vieles vorstellen, weiß jedoch nicht, wie er zu einer Entscheidung kommen soll. Einerseits hätte er gern einen angesehenen Beruf. Andererseits lässt ihn der Gedanke nicht los, dass es eine Arbeit gibt, für die er sich richtig begeistern könnte. Er sagt von sich, dass er alles kann, aber nichts richtig. Auch mit seiner privaten Situation ist er unzufrieden. Wäre er mit seinem Studium schon fertig gewesen, hätte er vielleicht keine Zweifel an einer Zukunft mit Mona gehabt. Aber wie sollte er als Student eine Familie ernähren? Holger ist mit seiner gesamten Lebenssituation unglücklich und ratlos, wie es weitergehen soll.

Das, was beide Lebensgeschichten wirklich voneinander unterscheidet, ist der Grad an Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung bedeutet, eine Lebensvorstellung zu entwickeln und zu verwirklichen. Nicht bei allen Menschen sind die Vorstellungen über die eigene Zukunft so klar und eindeutig wie bei Klaus. Unter Umständen muss man sich aktiv auf die Suche danach machen, was einem selbst erstrebenswert und sinnvoll erscheint und wofür man gerne Energie investiert. Dazu ist es hilfreich, grundlegendes Wissen über die eigene Persönlichkeit zu haben.

Selbstverwirklichung bedeutet, eine Vorstellung von dem eigenen Leben zu entwickeln und diese zu verwirklichen.

Was sind meine Bedürfnisse? Was sind meine Talente? Was ist für mich erstrebenswert? Wenn diese Fragen beantwortet sind, können Sie Ihre persönlichen, bedeutungsvollen Ziele formulieren.

Wenn es Ihnen dann auch gelingt, diese Ziele zu erreichen, sind das die besten Voraussetzungen für ein glückliches und zufriedenes Leben. Gelingt es allerdings nicht, führt das zu schleichender Unzufriedenheit, zu Gefühlen von Traurigkeit, Enttäuschung und im schlimmsten Fall zu Depression.

Wovon hängt die Selbstverwirklichung ab?


Selbstverwirklichung ist ein sehr komplexer Prozess, der von vielen Faktoren abhängt. Die Hauptfaktoren sind Wollen, Können, Dürfen sowie die Rahmenbedingungen.

Das Wollen

Am Anfang der Selbstverwirklichung steht das Wollen. Klaus wollte schon immer Arzt werden, daran hatte er keine Zweifel. Für ihn war es selbstverständlich, sich die Voraussetzungen zu erarbeiten, die notwendig waren, um seine Ziele zu erreichen. Holger hingegen wusste nicht, was er wollte. Über seine Zukunft hatte er sich bisher keine Gedanken gemacht. Er war deshalb ganz dankbar, dass seine Familie mit ihm gemeinsam verschiedene Möglichkeiten erörterte und ihm bei seiner Entscheidung half. Da er von seinem Ziel bisher nicht wirklich überzeugt war, fiel es ihm schwer, konsequent darauf hinzuarbeiten. In diesem Punkt hatte es Klaus leichter. Vermutlich durch das Vorbild seines Vaters verspürte er das tiefe Bedürfnis, Arzt zu werden, und konnte sich gar nicht vorstellen, dass dies einmal anders gewesen sein sollte.

Um sich selbst verwirklichen zu können, muss man Klarheit darüber gewinnen, was man wirklich will.

Bei einigen Menschen kommen Ideen bezüglich der Zukunft wie von selbst. Andere brauchen etwas länger dafür, bis sich aus mehreren Interessen konkrete Vorstellungen für die Zukunft herauskristallisieren. Wieder andere haben absolut keine Idee und müssen aktiv danach suchen, was ihnen als erstrebenswertes Ziel erscheint.

Das Können

Wer sich endgültig für ein bestimmtes Ziel entscheidet, sollte vorher herausfinden, welche Fähigkeiten und Qualifikationen dazu benötigt werden. Als Nächstes stellt sich die Frage, welche dieser Fähigkeiten schon vorhanden sind und welche noch entwickelt werden müssen. Dabei geht es nicht nur um praktische Fähigkeiten, sondern auch um den persönlichen Charakter und die Kompetenzen.

Wer ein bestimmtes Ziel anvisiert, muss zunächst prüfen, ob er die notwendigen praktischen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften besitzt.

Klaus hatte keine größeren Probleme, seine vorhandenen Fähigkeiten einzusetzen und die fehlenden zu entwickeln. In vielen Fällen kann dies aber auch eine wirklich herausfordernde Angelegenheit werden. So wird es für Holger wahrscheinlich nicht einfach, mit der skeptischen Haltung seiner Mitmenschen umzugehen, wenn er sich noch einmal für einen Neuanfang entscheidet. Vielleicht überkommen ihn immer wieder Zweifel, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat. Ganz sicher wird er lernen müssen, seinen Weg selbstsicher zu gehen und sich nicht von Kritikern irritieren zu lassen. Dazu wird er eine hohe Umsetzungskompetenz benötigen. Unter Umsetzungskompetenz versteht man alle Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nötig sind, um Ziele zu erreichen: Dies sind zum Beispiel Konzentration auf das Wesentliche, selbstsicheres Auftreten, Umgang mit Kritik und Selbstzweifeln, Umgang mit Misserfolg, Stress und Unsicherheit.

Das Dürfen

Der nächste Faktor auf dem Weg zur Selbstverwirklichung ist das Dürfen. Die Meinungen und Reaktionen der Mitmenschen können einen großen Einfluss auf das eigene Verhalten haben. Genauso wie es ein Grundbedürfnis nach Selbstverwirklichung gibt, ist es uns ebenso ein Anliegen, von nahe stehenden Menschen akzeptiert zu werden.

Holger möchte, dass seine Eltern stolz auf ihn sind. Er weiß, wie wichtig es seiner Mutter ist, dass er einen soliden Beruf ergreift, mit dem er auch in schwierigen Zeiten eine Familie ernähren kann. Sein Vater dagegen legt viel Wert darauf, dass Holger sich mit seinem Beruf möglichst viele Optionen schafft und er ihn sowohl als Angestellter als auch als Selbstständiger ausüben kann. Deshalb hatte er für Jura plädiert. Während seiner Schulzeit hielten die Eltern ihm mehrfach vor, dass er zwar intelligent, aber faul sei und dass mit diesem Arbeitsstil nichts Großes aus...

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