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Die Identitätsfindung und kollektive Gewalt jugendlicher Migranten in Paris und Berlin

Wie es zu den Ausschreitungen in Paris 2005 kam und warum es in Berlin vergleichsweise ruhig ist

AutorVivian Ebert
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl82 Seiten
ISBN9783640734795
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Wohnen und Stadtsoziologie, Note: 1,5, Humboldt-Universität zu Berlin (Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)), Sprache: Deutsch, Abstract: Die brennenden Autos bei gewalttätigen Ausschreitungen in Pariser Vororten erregten 2005 viel Aufmerksamkeit über die Grenzen Frankreichs hinweg, denn die randalierenden Franzosen mit Migrationshintergrund schienen die Grundwerte der Republik, die stolz ist auf ihre Ideale der Universalität und Gleichheit, in Frage zu stellen. Als die Ausschreitungen in Paris im November 2005 ausbrachen, stellten Berichte über das Thema häufig die Frage an Politiker und Kriminologen, ob solche massiven Krawalle auch in Deutschland vorkommen könnten. Viele Befragte waren der Meinung, dass es sicherlich das Potenzial und mögliche Auslöser für solche Ausschreitungen gäbe, denn die zunehmende Frustration unter arbeits- und ausbildungslosen Jugendlichen in den sozialen Brennpunkten schien ganz ähnlich wie in Paris. Der ehemalige innenpolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion Wolfgang Bosbach zum Beispiel beurteilte die Situation kritisch: 'Auch wenn die gesellschaftliche Realität bei uns anders ist, sollten wir uns nicht der Illusion hingeben, dass so etwas wie in Frankreich bei uns nicht geschehen könnte' (zitiert in Frankfurter Allgemeine, 5. November 2005). Politiker in Deutschland wie der ehemalige Innenminister Brandenburgs Jörg Schönbaum (CDU) kritisierten, dass die Integration für eine zu lange Zeit nicht ernst genommen wurde, was zu Gettoisierung und zusätzlicher Gewalt führte (ebd.). Bis heute sind gewalttätige Ausschreitungen jugendlicher Migranten in der Form wie in Paris auf Berliner Straßen allerdings nicht zu sehen gewesen. Wie Ottersbach und Zitzmann (2009) schreiben: 'Die Bilder aus Frankreich von Straßenschlachten, Verfolgungsjagden und brennenden Autos haben bisher nach wie vor für Deutsche eher einen exotischen Charakter' (S.10). Die Krawalle zwischen türkischen Jugendlichen und Berliner Polizisten im Kreuzberger Wrangelkiez 2006 sind eins der wenigen vergleichbaren Ereignisse, doch sie hielten nur einen Tag an und blieben auf den Stadtteil beschränkt. Der wichtigste Grund für den Vergleich sind die Integrationsmodelle in Deutschland und Frankreich, die sich in ihrer Prägung durch die traditionellen Nationalbilder stark unterscheiden. Da die Lebenssituation der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den beiden Städten im Grunde genommen ähnlich ist, muss der Unterschied im Mobilisierungspotenzial für Krawalle wohl im Feindbild liegen, das die Ausschreitungen motiviert hat.

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