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Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht

Herrschafts- und Magiediskurse im Theater der englischen Renaissance

AutorAlexandra Coffey
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl499 Seiten
ISBN9783831607938
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Das Theater der englischen Renaissance entpuppt sich als ein diskursives Schlachtfeld, auf dem zu den Themen kosmische und weltliche Hierarchie vieles sag- und machbar ist: Fürsten werden gerügt, Könige als Tyrannen dargestellt, Prinzen von vorwitzigen Zauberern verspottet, skrupellose Machiavellisten, kriminelle Untertanen und Schwarzmagier greifen nach der Herrscherwürde und sakrosankte Monarchen werden widerstandslos abgesetzt.

Anhand verschiedener Dramen, in deren Zentrum Magier und Tyrannen stehen, und zahlreichen Handbüchern, Traktaten, Gesetzestexten und Predigten werden die Renaissance-Diskurse über Herrschaft, Magie und den Traum vom sozialen und kosmischen Aufstieg rekonstruiert und die Möglichkeiten des Theaters untersucht, an den strategischen Spielen der realen Macht teilzunehmen.

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Leseprobe
1 Themenstellung und Absichtserklärung (Seite 14)

Macht und menschliche Möglichkeiten sind Themen, denen sich nicht nur englische Dramatiker wie Barnabe Barnes, Robert Greene, Ben Jonson, Christopher Marlowe und William Shakespeare verschrieben haben. Auch zahlreiche Autoren anderer Institutionen und Disziplinen, Hoheitsgebiete, Nationalitäten und Kulturen beschäftigen sich in der Renaissance dezidiert damit. Marsilio Ficino, Giovanni Pico della Mirandola, Heinrich Cornelius Agrippa, John Knox, John Dee, Jean Bodin, George Buchanan, William Perkins und König James von Schottland und England sind ihrer nur ein kleiner Ausschnitt. Sie alle nehmen, mehr oder weniger intensiv, mit unterschiedlichem Erfolg und manchmal eher unbewusst am Diskurs über eine bestimmte Sorte von Macht teil. Dass sich kein homogenes Bild ergibt, wenn Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und Kultur versuchen, ihre eigene Position und die zukünftiger Generationen festzuschreiben, überrascht kaum. Bereits zwischen denen, den offen erkennbar daran liegt, den Status quo zu verteidigen und denjenigen, die eine Neuverortung befürworten, klaffen schier unüberbrückbare ideologische Gräben. Dies gilt vor allem dann, wenn das eigentliche und erklärte Ziel die Gestaltung der Realität ist, und somit ganz besonders für den Diskurs jener Macht, der jeder einzelne Untertan spürbar ausgesetzt ist. Insofern stellt selbst die beachtliche Materialfülle von acht Theaterstücken sowie Auszügen aus zahlreichen Traktaten, Handbüchern, Gesetzen, Briefen, Reden und Predigten nur eine kleine, aber repräsentative Auswahl dar, die notwendig ist, um anhand des Tyrannen- und Magiediskurses den Diskurs der Herrschaft selbst zu analysieren. Allerdings mit Einschränkungen: Die Aussagen beziehen sich in erster Linie auf den Diskurs der Macht im englischen Theater des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts und das sich darin offenbarende Menschenbild. Die zweite Einschränkung betrifft die Stellung der Macht innerhalb der sozio-politischen Hierarchie. Obwohl in einer streng hierarchisch strukturierten Gesellschaft natürlich mannigfache Machtbeziehungen herrschen – etwa die Macht des Mannes über die Frau oder des Vaters über seine Kinder – beschränkt sich meine Untersuchung auf ganz bestimmte Machtverhältnisse. In diesem Fall liegt das Interesse ausschließlich auf der obersten Spitze der Machtpyramide: auf der weltlichen Macht des Herrschers über seine Untertanen und der fast gottgleichen des Magiers über die Welt. Obwohl sich diese Analyse maßgeblich auf die Theorien Michel Foucaults stützt, hat sie mit dessen Machtbegriff, der Macht nicht als Unterdrückungsinstanz, sondern als ein diskursives Netz versteht, das den ganzen sozialen Körper überzieht und dadurch Diskurse und Dinge produziert,1 zumindest im ersten Drittel noch (!) nichts zu tun. Vielmehr beschäftigt sie sich zunächst mit dem Diskurs der Macht beziehungsweise der Dominanz auf höchster weltlicher und religiöser Ebene, man könnte auch sagen mit dem Diskurs des Herrschens. In diesem Fall ist allerdings im Hinterkopf zu behalten, dass es um mehr als bloße Staatsmacht geht.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Abkürzungsverzeichnis der Titel12
I Einleitung14
1 Themenstellung und Absichtserklärung15
2 Theoretische Grundlagen und Methoden22
3 Praktische Vorgehensweise36
II Renaissancediskurse und deren Definitions-grundlagen44
1 Über Magie45
2 Über Herrschaft142
III Dominanz, Herrschaft und die Theatermacht206
1 Formen der Macht208
2 Mechanismen zur Diskurskontrolle und Strategien des Widerstands216
3 Herrschaftszustände und Dominanz-Instrumente in England227
4 Theatermacht234
IV Theater über Dominanz262
1 Der Magier auf der Bühne265
2 Der Tyrann auf der Bühne359
V Zusammenfassung: Die Macht des Theaters?458
VI Literaturverzeichnis468

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