Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,3, Universität Passau (Lehrstuhl für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Kinderarmut galt in Deutschland lange Zeit als unbedeutendes Randphänomen. Im Zuge des öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurses um Chancengerechtigkeit erschien in den letzten Jahren eine Reihe von Studien, die sich explizit mit der Thematik auseinandersetzen. Diese liefern ein umfassendes Bild der Auswirkungen von Armutslagen auf die Lebensbedingungen und Verwirklichungschancen von Kindern. Unklar bleibt jedoch inwieweit Armut sozial vererbt wird. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, inwieweit Kinderarmut in Deutschland einen reproduktiven Charakter besitzt. Ziel ist es aufzuzeigen, welche individuellen und institutionellen Mechanismen eine Vererbung von Lebenschancen begünstigen. Da die Forschung momentan über keinen allgemein anerkannten Armutsbegriff verfügt (vgl. dazu u.a. Beisenherz 2002, Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008, Leßmann 2006), werden zunächst die gängigsten Armutskonzepte erläutert, um dann auf die Besonderheiten der Definition und Messung von Armut bei Kindern einzugehen. Hieran schließt sich eine Erläuterung von Pierre Bourdieus Theorie der Reproduktion sozialer Lagen an. Zur Einführung in die aktuelle Lage folgt dann eine Kurzdarstellung der Situation armer Kinder in Deutschland. Eine ausschließliche Betrachtung der Einkommenssituation reicht hier nicht aus, da es sich bei Armut um ein multidimensionales Phänomen handelt, das in verschiedenste Lebensbereiche hinein wirkt. Es werden daher die Ausprägungen und Folgen von Unterversorgungen in den zentralen Dimensionen materielle Versorgung, Bildung, Wohnen, Gesundheit, Freizeit und soziale Integration überblicksartig dargestellt. An diese Momentaufnahme der Armutssituation schließt sich in logischer Folge die Betrachtung langfristiger Wirkungsmechanismen an. Unter Rückgriff auf Bourdieus theoretisches Fundament werden hierbei spezifische Habitusformen und Ressourcenverhältnisse aufgezeigt, die eine Reproduktion von Armutslagen befördern könnten. Eine vollkommene Verlagerung der Ursachen von Armutskarrieren auf die individuelle Ebene würde dabei der Realität jedoch nicht gerecht werden. Vielmehr führt erst die Interaktion der Betroffenen mit gesellschaftlichen Institutionen, wie dem Bildungs- oder Sozialsystem, zur Entstehung von Bedingungen, welche eine Verfestigung multipler Deprivationen hervorrufen können. Abschließend wird Bourdieus Ansatz daher durch empirische Erkenntnisse bezüglich der Einflussnahme staatlicher Sozialpolitik ergänzt.
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