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Der Gesang der Mönche

Die Wiederentdeckung des heilsamen Gregorianischen Chorals aus Stift Heiligenkreuz

AutorKarl Josef Wallner
VerlagIrisiana
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl287 Seiten
ISBN9783641037079
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Die Faszination des Gregorianischen Chorals: das Buch nicht nur für Fans der CD »Chant - Music for Paradise«
Die Mönche aus dem Wienerwald haben sich durch den Rummel um den sagenhaften Erfolg ihrer CD »Chant - Music for Paradise« nicht aus der Ruhe bringen lassen. Pater Karl berichtet in diesem Buch über den Hype um Stift Heiligenkreuz und die neue Begeisterung für den tausend Jahre alten Gregorianischen Choral. Man muss jedoch kein Ordensgelübde ablegen, um die Wirkung und die Kraft dieser Gesänge zu erleben. Das Buch zeigt, wie der Mensch in der Klarheit des Chorals zu Harmonie und innerer Kraft finden kann. Darin liegt die ungemeine Faszination und tiefe Bedeutung, die der Gesang der Mönche ausstrahlt. Wer die CD besitzt und mehr über die Hintergründe erfahren möchte, kommt um dieses Buch nicht herum. Es ist für alle geschrieben, die über den bloßen Musikgenuss hinaus auch besser verstehen wollen, welche Bedeutung in dieser uralten Musik mitschwingt. Nach der Lektüre werden Sie die Gregorianischen Choräle der Mönche aus Stift Heiligenkreuz mit anderen Ohren hören.

Sinn und Spiritualität aus der uralten Tradition des Gregorianischen Chorals für das heutige Leben schöpfen.

PATER DR. KARL J. WALLNER, geb. 1963, seit 1982 Zisterzienser im Stift Heiligenkreuz in Öster­reich, Rektor der Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, Professor für Dogmatik und Jugendseelsorger des Stiftes. Einem großen Publikum bekannt geworden durch die Öffentlichkeitsarbeit für die erfolgreiche Gregorianik-CD 'Chant - Music for Paradise' (Echo-Classic-Award 2009, über 1,1 Millionen verkaufte Exemplare weltweit).

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Leseprobe
Wenn Gott uns Menschen ein Geschenk macht, dann nennen wir das eine »Gnade«. Wir Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz empfinden den Gregorianischen Choral als eine solche Gnade. Seit der Gründung unserer Abtei 1133 verbinden die jahrhundertealten Melodien des Zisterzienserchorals uns betende Mönche mit Gott. Das Gnadenhafte und Heilsame des Gregorianischen Chorals liegt darin, dass er die Grenzen zwischen Mensch und Gott, Erde und Himmel, Diesseits und Jenseits übersteigt. Für uns ist der Choral daher nicht bloß Musik um der Musik willen, sondern er ist unser tägliches Gebet, das wir hinaufsingen in die Sphären des Ewigen.

Mit dem weltweiten Erfolg unserer CD »Chant - Music for Paradise« ist der Gregorianische Choral aber auch zu einer Gnade für viele Menschen außerhalb des Klosters geworden. Die positiven Reaktionen aus der ganzen Welt haben uns freudig überrascht. Sie bestärken uns in der Überzeugung, dass die Schönheit des Gregorianischen Chorals ein Geschenk ist, das Gott durch uns an viele Menschen weitergeben wollte. Es ist offensichtlich, dass der uralte Gregorianische Choral auch und gerade heute die Kraft hat, die Herzen der Menschen zu berühren. Wie wir an der Flut der E-Mails, Internetpostings und Briefe ablesen können, sind diese gesungenen Gebete mit ihren Melodien, die so ganz außerhalb unseres gewohnten Klangbogens liegen, ein Schlüssel zu den religiösen Empfindungen der Menschen. Es ist interessant, dass der Choral gerade auch bei der jüngeren Generation Gefallen findet. Von Anfang an haben wir das Projekt einer Choral-CD nur deshalb aufgegriffen, weil wir uns von Papst Benedikt XVI.
dazu ermutigt und aufgefordert fühlten. Bei seinem Besuch in Heiligenkreuz am 9. September 2007, fünf Monate vor unserer »Entdeckung« durch Universal Music, sagte der Heilige Vater, dass eine Gemeinschaft von gottgeweihten Ordensmännern, die sich täglich zum feierlichen zweckfreien Gotteslob versammelt, der Welt Zeugnis gibt, dass es ein letztes Ziel, einen letzten Sinn, eine letzte Erfüllung gibt: und zwar Gott. Für uns ist es deshalb darum gegangen, dass die Schönheit des Chorgebets den Charakter eines Zeugnisses für eine Sinn suchende Welt hat. Darum haben wir beharrlich alle auch noch so verlockenden Angebote und Einladungen zu Konzertauftritten abgelehnt.
Niemand aus unserer Gemeinschaft ist ins Kloster eingetreten, um dann im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen, sondern im Gegenteil: Unser Zeugnis als Zisterziensermönche nach der Regel des heiligen Benedikt besteht ja gerade darin, dass wir eine Kultur der Zurückgezogenheit pflegen. Es war uns ein großes Anliegen, in der Begegnung mit den Medien deutlich zu machen, dass es uns in erster Linie um das Gebet, um die Stille, um den klösterlichen Lebensstil im Rhythmus von Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung geht. Und genau deshalb ist nun dieses Buch entstanden.
Unserem Pater Karl Wallner fiel die Aufgabe zu, das überwältigende Medieninteresse an unserer Gemeinschaft durch eine umsichtige Öffentlichkeitsarbeit zu bewältigen, und zwar so, dass unsere klösterliche Ruhe möglichst gewahrt blieb. Denn unser Herr sagt: »Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?« (Lukasevangelium 9,25). Mit diesem Buch möchte Pater Karl das Zeugnis fortsetzen, das wir als klösterliche Gemeinschaft den Menschen des 21. Jahrhunderts schuldig sind; Menschen, die oft die Orientierung auf einen letzten Sinn aus den Augen verloren haben. Er möchte die heilsame Gnade entschlüsseln, die im Choral steckt, und von den spirituellen Grundlagen dieser Gebetsform erzählen, die in unserem klösterlichen Leben liegen.
Pater Karl hat dieses Buch als leidenschaftlicher Theologe und hingebungsvoller Jugendseelsorger geschrieben, aber er ist, wie er selbst betont, kein Musikwissenschaftler! Sieht man davon ab, dass er natürlich auch viel Wissenswertes über die Musikform des Gregorianischen Chorals erzählt, so handelt es sich doch keineswegs um ein musikwissenschaftliches Fachbuch, sondern um ein Zeugnis seiner persönlichen Begeisterung und seiner jahrelangen geistlichen Erfahrung im Kloster. Ich bin überzeugt, dass es ihm gelingen wird, bei den Lesern Sympathie für das Ordensleben zu wecken und auch so manchen verborgenen Aspekt unserer christlichen Spiritualität besser verständlich zu machen.
Schließlich ist es mir als Abt des Stiftes Heiligenkreuz noch ein persönliches Bedürfnis hinzuzufügen, dass wir uns über den Erfolg der CD zwar sehr freuen. Auch haben wir uns bemüht, die mediale Aufmerksamkeit, die uns in den letzten Jahren zuteil wurde, so gut wie möglich zu meistern. Aber wir werden deshalb nicht stolz! Denn es gibt viele Klöster in Europa und auf der ganzen Welt, aber auch viele kirchliche Chöre und Choralscholen, die vielleicht schöner, inniger und auch hingebungsvoller singen als wir. Und ist nicht die ganze Welt übersät mit Ordensgemeinschaften, in denen Gott geliebt und gelobt wird? Vielleicht wollte Gott in einer Zeit, in der der christliche Glaube zu verdunsten droht, durch uns Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz exemplarisch auf das Heilsame aufmerksam machen, das in der christlichen Liturgie, in der christlichen Spiritualität und im christlichen Gebet liegt. Ich möchte Sie deshalb daran erinnern, dass Papst Benedikt XVI. alle Stifte, Klöster und Ordensgemeinschaften, in denen gemeinsam gebetet wird, »Oasen der Kraft« genannt hat. Halten Sie doch, wo auch immer Sie zu Hause sind, einmal Ausschau, wo in ihrer Nähe eine christliche »Oase« der Stille und des Gebets zu finden ist. Es wird sicher die eine oder andere Möglichkeit geben, dort aus den Quellen zu schöpfen, die Gott in unsere Welt hineinfließen lassen will.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Buches von Herzen Gottes Segen!

Gregor Henckel Donnersmarck Abt des Stiftes Heiligenkreuz

Das Leben im Kloster und der Gregorianische Choral

Eine Liebeserklärung
Träume ich, oder ist das alles wirklich wahr? Ich stehe kurz nach fünf Uhr morgens auf meinem Platz im Chorgestühl in der mittelalterlichen Abteikirche von Heiligenkreuz; einer nach dem anderen kommen die Mitbrüder zum Gebet in die Kirche. Ich versuche, mich auf das Chorgebet vorzubereiten, das in wenigen Minuten beginnen wird. Dank einer Tasse Kaffee bin ich hellwach. Ich will beten, aber meine Gedanken bleiben an Erinnerungen hängen. Gleich werden wir beim Chorgebet zwei Stunden lang mit uralten Gesängen und unter der Rezitation lateinischer Psalmen Gott preisen. Wie ich das schon seit meinem achtzehnten Lebensjahr tue, als ich hier ins Kloster eingetreten bin.

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