Wie kann es sein, dass ausgerechnet die Künstlerische Leiterin der dOCUMENTA (13) von der »Obsoletheit der Ausstellung« spricht? Dieser Frage geht Dorothea von Hantelmann nach, Bezug nehmend auf ein Gespräch mit Carolyn Christov-Bakargiev und Einblick gebend in ihr kurz vor Abschluss stehendes Buchprojekt. Während mehr Museen gebaut, mehr Biennalen realisiert und mehr Besucher denn je gezählt werden, wächst Kritik an den aktuellen Ausstellungsformen. Die historische Entwicklung des Museumswesens zeigt, dass sich die Orte der Kunstpräsentation zunehmend von ihrer in der modernen bürgerlichen Gesellschaft definierten Aufgabe der »Objektschau« abwenden und den Erlebnis- und Erfahrungsgehalt der Dinge aufsuchen. Doch die klassischen Werke der Kunst verdichten die Zeit im Objekt und sind auf eine zeitlich ausgedehnte Rezeption angewiesen, die in der gegenwärtig nur noch selten geleistet wird. Der White Cube verschiebt den Fokus zwar bereits erfolgreich »vom produzierten Objekt zum konsumierenden Subjekt« und macht Ausstellungen im Sinne von Objektschauen tatsächlich obsolet. Zugleich aber muss die Wahrnehmung von Kunst ein »soziales Ritual« werden, sollen Traditionslinie und Legitimationsmacht des Museums gewahrt werden. Dorothea von Hantelmann (*1969) unterrichtet Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin.
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