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E-Book

Das Leben ist jo-jo

Meine Wohlfühlgeheimnisse

AutorChristine Neubauer
VerlagAufbau Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783841205063
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR

Bin ich schön? Das Leben ist schön!

In ihrem persönlichsten Buch lässt uns Christine Neubauer hinter die Kulissen ihres Lebens blicken. Sie erzählt, wie es frau gelingt, sich zwischen Berufsstress, Kindergeschrei und dem kritischen Blick in den Spiegel wohl zu fühlen. Die Vollblutschauspielerin berichtet von der tröstenden Wirkung eines Marmeladenbrotes, von Anti-Jetlag-Rezepten, wie man auf Gruppenfotos besonders vorteilhaft wirkt und legt einen S.O.S.-Plan für den großen Auftritt am Abend vor - ob mit oder ohne roten Teppich. Ihr Fazit: Ob man sich wohl fühlt oder nicht, hängt keineswegs davon ab, wohin die Nadel an der Waage zeigt, sondern von dem Vertrauen in sich selbst und die Schönheit, die von innen kommt.



Christine Neubauer, 1962 in München als Tochter eines Buchdruckerpaares geboren. Nach dem Schauspielstudium erste Schritte auf der Bühne u. a. am Münchner Volkstheater. Zahllose TV-Filme, zu ihren bekanntesten Rollen gehören die Geierwally, Vollweib und die Landärztin. Sie lebt in München und Palma di Mallorca. Ihre Vollweib-Bücher waren allesamt Bestseller.

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Leseprobe

II.
Haut, Haare, Hunger und ausreichend Schlaf


1. Alle nehmen ab, ich jetzt auch!


Fast jede Frau will dünn sein. Oft ist der Wunsch nach einer schlankeren Figur an den Wunsch nach Erfolg oder Liebe oder auch beides gekoppelt.

In meinem beruflichen Umfeld gibt es kaum dicke Menschen. Jedenfalls nicht vor dem Rotlicht des Aufnahmelämpchens, dahinter schon eher. Kein Wunder, denn die Fernsehkamera schummelt uns Schauspielern auf der Mattscheibe mindestens sechs Kilo mehr auf die Rippen und lässt uns dabei auch noch kleiner aussehen. Das ist gemein und unfair. Kein Flachbildschirm der Welt lässt mich in einer Rolle ausnahmsweise mal dünner wirken. Fragen Sie mich nicht, wie das Ganze technisch funktioniert und warum wir nicht einfach alle aussehen wie im wahren Leben. Denn große Schauspielerinnen wie zum Beispiel Veronica Ferres wirken sonderbarerweise durch die Linse kleiner. Da ist nichts, wie es scheint.

Die Arbeit vor der Kamera ist also keine günstige Voraussetzung, um schlank, langbeinig und sexy auszusehen. Es sei denn, man heißt Heidi Klum, Giselle Bündchen, Toni Garrn oder Claudia Schiffer und war eben schon in der Wiege schlank, langbeinig und sexy. Jeder Prominente will also dauernd abnehmen, denn jeder von ihnen steht mehr oder weniger oft vor einer Kamera.

Ich kenne Kolleginnen, die fünfhundert mal pro Tag den Bauch einziehen, weil ihn das angeblich ohne lästige Sit-ups stärkt. Models kauen auf Wattebäuschen herum, die sie zuvor in Zitronenwasser tauchen, damit sie überhaupt etwas haben, das im Magen aufquillt. Hungern macht das Leben nicht gerade schöner. Und auch ich habe erhebliche Probleme mit so manchem kranken Schönheitsideal, aber auch ich bin leider immer wieder darauf hereingefallen und habe schon als Teenager versucht, mich mit zahlreichen Diäten auf die Magermaße eines Models herunterzuhungern. Jo-Jo lässt grüßen. Ich wollte natürlich auch so attraktiv aussehen wie die Stars auf den Covern der Zeitschriften. Meine Bikinifigur präsentierte ich dann im Alter von fünfzehn Jahren das erste Mal eher schüchtern und unfreiwillig in den großen Sommerferien. Es waren die siebziger Jahre und meine Eltern arbeiteten hart in ihrer Druckerei. In der wenigen Freizeit gönnten sie uns Reisen in ferne Länder.

Ich war ein schüchterner Teenager, nicht der Typ Mädchen, der sich gern in der ersten Reihe präsentierte. Auf Bayrisch würde man das ein »bisserl g’schamig« nennen. Meine Eltern waren es,die mich auf Ibiza,angestiftet durch den Animateur, überredeten, am Schönheitswettbewerb des Hotels, in dem wir Urlaub machten, teilzunehmen. Eben lag ich also noch – ganz mauliger Teenager – auf der Sonnenliege, und plötzlich lief ich im Bikini am Rand des Pools auf und ab. Und es machte mir sogar Spaß! Brust raus und Bauch rein,langsam begann ich Gefallen daran zu finden. Eine Stunde später war ich Miss Delfin und wurde von der Hotelleitung für die Hotelzeitung fotografiert. Auf dem Foto hielt ich einen plüschigen Stofffisch im Arm und lächelte strahlend in die Kamera. Nach außen wirkte ich wie eine glückliche Gewinnerin, die mit sich und ihrem Körper im Reinen war. Doch als ich die Fotos sah, war ich plötzlich wieder der unsichere, zweifelnde Teenager. Ich nahm mich viel selbstkritischer wahr, als es die Komplimente des Publikums nahelegten, weil ich ein falsches Bild von mir im Kopf trug. In meiner absurden Fantasie wog ich an die hundertdreißig Kilo und fühlte mich wie ein überdimensionaler schattenspendender Öltank auf zwei Beinen.

Bikiniposen eines Teenagers

Ein Jahr später reisten wir in den Senegal. Wieder lag ich auf der Sonnenliege, und der sportliche Leiter des Hotels lockte mich auch dort mit einem spannenden ersten Preis auf den Laufsteg: eine Segeltour auf dem Meer. Das treibt selbst den mauligsten Teeny dazu, aktiv zu werden. Mein Ehrgeiz war geweckt, ich wollte die Tour gewinnen und lief zur Wahl der Miss Aldiana über den Hotellaufsteg. Zu meiner eigenen Überraschung wurde ich tatsächlich Miss Aldiana.

Einen halben Tag später saßen wir zu dritt auf dem Segelboot und genossen den Wind in den Haaren und die Gischt auf der Haut. Als wir wieder zu Hause waren, am Schrank in meinem Zimmer hing schlaff die Miss-Aldiana-Schärpe, begannen die Zweifel wieder mich zu quälen. Statt stolz auf mich zu sein, begann ich an meiner Figur herumzunörgeln. Quetschte mit Daumen und Zeigefinger winzige Röllchen am Bauch und an den Hüften hervor. »Du bist fett, Christine, so wirst du nie Schauspielerin werden können.« Tagelang aß ich von morgens bis abends gar nichts, um mich dann spät mit einer Tafel Nougatschokolade oder einem Teller Spaghetti Carbonara für diese Disziplin zu belohnen. Es begann ein absurder und ungesunder Kreislauf des Zu- und Abnehmens. Wie ein Jo-Jo auf Speed rauschte die Nadel meiner Waage auf und nieder. Ich wollte unbedingt auf die Bühne und dachte, dafür müsse man dünn sein wie Twiggy.

Heute weiß ich: Keine Frau unter fünfzig Kilo ist glücklicher oder unglücklicher als eine Frau mit weiblichen Rundungen. Meine Freundin Lili, bei der ich jede Rippe zählen kann, hat genau so viel oder wenig Liebeskummer wie ich. Sie trainiert wie eine Wahnsinnige für ihren ersten Ultramarathon und hat auf dem Weg zur Bestzeit ihren langjährigen Lebenspartner und beinahe auch noch ihren Job verloren. Heute kann ich gar nicht mehr sagen, an wie vielen Abenden ich einsam in Hotelzimmern gesessen habe und mir Süßigkeiten als Belohnung für einen anstrengenden Drehtag in den Mund gestopft habe. Ich liebe Süßes in allen Variationen. Bei Misserfolgen, Kritik und Unsicherheit waren die Schokoriegel meine Streicheleinheit. Der Zuckerschub hat mich oft die Einsamkeit unseres Berufs vergessen lassen, er war zu lange und zu oft mein Trostpflaster.

Keine dünne Frau ist mehr wert als eine kräftiger gebaute Frau. Dummerweise sehen schlanke Frauen im Bikini aber besser aus, und das kann nie schaden, wenn Freunde mit der Videokamera hinter der Palme lauern oder, schlimmer, die Paparazzi der Boulevardpresse. Klar, es gehört zu meinem Beruf, auf meine Figur zu achten. Ich werde für bestimmte Rollen gerade wegen meines sinnlichen Aussehens gebucht. Die Zuschauer kennen und lieben mich so wie ich bin, und wenn man dauernd in der Öffentlichkeit an seinem öffentlichen Bild gemessen wird, dann ist das schwer. Schließlich will ich dem hohen Maßstab auch gerecht werden.

Oft ist es für mich schwierig, an langen Drehtagen auch noch rechtzeitig vor Geschäftsschluss etwas Gesundes einzukaufen. Ich habe schließlich keinen Assistenten, der mir die Tüten schleppt. Während eines Drehs lebe ich oft in einem gemieteten Appartement. Also nutze ich die nächstbeste Gelegenheit und renne runter in den Frischemarkt an der Ecke, um schnell alles für meinen privaten Bedarf zu besorgen. In den Umleuchtpausen geht das immer ganz gut. In dieser Zeit wartet das Team, geht in die Mittagspause, und die Jungs vom Licht leuchten die neue Szene ein. Es ist mir egal, ob ich dann mit vollem Make-up und Kostüm in der Supermarktschlange stehe, ich muss dieses Zeitfenster schließlich nutzen. So war das auch bei den Dreharbeiten für »Moppel-Ich«. In einem Berliner Wohnblock war die Mietswohnung, in der wir drehten, und unten der Supermarkt. Für den Film musste ich einen sogenannten Fat suit tragen. Was das ist? Damit verhelfen die Kollegen vom Kostüm uns Schauspielern zu zwanzig oder noch deutlich mehr Kilos, wenn die Rolle es erfordert. Das Fünfzig-Kilo-Fähnchen Gwyneth Paltrow wurde zum Beispiel für »Shallow Hal« mittels Fat suit auf hundertvierzig Kilo aufgeblasen.

Ich stehe also an der Kasse und bin gleich dran mit dem Bezahlen. Da sagt die Frau hinter mir in der Schlange zu ihrer Kollegin etwas zu laut: »Guck mal, die Christine Neubauer, die ist im wahren Leben ja wirklich so dick und kauft sich auch noch Süßigkeiten.« Sie konnte ja nicht wissen, dass ich in Wirklichkeit dreißig Kilo weniger wog.

Gut, dass ich ein starkes Nervenkostüm besitze, um mir das alles anzuhören, und wahrlich nicht eitel bin. Und im Übrigen ist es eine alte Weisheit, dass Männer Frauen lieben, an denen auch etwas dran ist. Eine Statistik besagt, dass Männer ihre schlanken Ehefrauen mit den eher sinnlichen Vollschlanken betrügen, zum Repräsentieren aber dann wieder die Dünne ins Konzert oder zur Ausstellungseröffnung mitnehmen. Ich nenne sie immer: die Trophäenfrau. Aber wer hat schon gerne ein Date mit einer Frau, die sich am Abend nur Salatblättchen auf die Gabel legt und stilles Wasser trinkt?

Sicher kennen Sie den Film »Bridget Jones. Schokolade zum Frühstück«, oder? Den liebe ich. Für die Hauptrolle musste Renée Zellweger unglaublich viel essen, was sonst jedem Hollywoodstar strengstens verboten ist. Ich vermute, die müssen schon morgens um sechs Uhr drei Runden am Malibu Beach joggen oder mit dem Agenten skypen, um zu zeigen, was sie gerade im Kühlschrank haben. Eine Horrorvorstellung. Mir reicht es schon, wenn ich ständig in der Öffentlichkeit fotografiert werde. Für uns normalgewichtige Frauen ist Bridget eben eine von uns. Die sich bei Liebeskummer auch Schokoriegel und Walnusseis reinstopft, im Drive-in einen doppelten Hamburger mit Käse und einen Erdbeershake bestellt. Bridget ist eine, die sich auch nach achtzehn Uhr noch einen Teller Spaghetti mit Sahnesoße kocht. Ich liebe diese Filmfigur! Ein weibliches Wesen mit Busen, Hintern und Becken, sie regt die Phantasie an, auch wenn ihre beigefarbenen Schlüpfer eine Katastrophe sind. Aber sie ist eben eine Filmfigur.

Der ganze Abnehmwahn ist ein Irrsinn. Das ist jeden Tag...

Blick ins Buch

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