Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 1,00, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: In Schellings 'System des transcendentalen Idealismus' liegt uns der erste philosophisch relevante Versuch der Ideengeschichte vor, die Kunst als den privilegierten Zugang zum Absoluten zu denken. Zuvor galt, dass die Kunst, wenn sie überhaupt Thema philosophischen Nachdenkens wurde, von außen zu betrachten sei, als etwas nur Gegenständliches, das keine eigene Wahrheit beanspruchen darf. Der Wert eines Kunstwerks wurde daran gemessen, inwiefern es ein Ding adäquat repräsentierte. Das Kunstwerk hat sich nach dieser Auffassung an einem ihm äußerlichen Gegenstand auszurichten und sich an ihn anzugleichen. Es wird a priori unter den Voraussetzungen einer Logik der Repräsentation verstanden. Welterschließende Impulse werden der Kunst also abgesprochen. Ihre Aufgabe soll in der Kopie faktisch gegebener Dinge, nicht in der Kreation neuer Sichtweisen bestehen. Solange die Philosophie in diesem Denkmuster befangen ist, kann sie die Kunst nicht nur nicht als eigenständige Größe begreifen, sondern muss sie sogar radikal verneinen. Denn die Kunst bildet in diesem Verständnis den genauen Gegensatz zur Philosophie, der es darum zu tun ist, das Wahre vom Scheinhaften, das Urbild vom Abbild zu trennen. Erst durch die Exklusion der Kunst gewinnt die Vernunft ihr Selbstverständnis, den ihr eigenen Raum eines vermeintlich reinen logos. Sie muss Mythos und Kunst aus sich ausschließen, um sich selbst zu konstituieren. Durch diese Beschränkung auf logos und ratio behauptet sie ihre Unabhängigkeit. Diese Unabhängigkeitserklärung der Vernunft wird in der Frühromantik rigoros kritisiert. Aus der Kunst als einem Gegenstand, auf den die traditionelle Philosophie souverän und fast verächtlich herabgeblickt hatte, wird bei Schelling eine eigenständige Erkenntnisweise. Die ästhetische Anschauung steht dabei mit der logisch-diskursiven Denkbewegung nicht nur auf gleicher Augenhöhe, sondern bildet deren notwendige Ergänzung und eigentlichen Abschluss, den Schlussstein, welcher der eigentümlichen Architektonik des transzendentalphilosophischen Systems erst Halt gibt. Insofern die Kunst in der Lage ist, ihre Gegenstände nicht nur, wie das Denken, zu reflektieren, sondern auch konkret im Werk zu verwirklichen, ist sie der Philosophie sogar einen entscheidenden Schritt voraus. In Schellings romantischer Philosophie bildet sie den eigentlichen Königsweg zur Wahrheit, das 'Organon der Philosophie'.
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