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E-Book

Du hörst mein Gebet

365 Tage mit der Bibel beten

AutorUlrich Wendel
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783417220230
Altersgruppe35 – 99
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Gebete der Bibel - hier denkt man zuerst an die Psalmen. Doch sind viele weitere Gespräche aufgezeichnet, die die Menschen der Bibel mit Gott führten. Man denke an den Lobgesang Marias oder manche Fürbitte des Paulus. All diese Gebete sind ein großer Schatz, der auch uns heute im Glauben stärken kann. Sie zeigen uns außerdem, wie wir beten können, wenn uns die Worte fehlen oder wir schwach sind. Der gesamte Psalter sowie viele andere biblische Gebete wurden in diesem Buch auf 365 Portionen aufgeteilt. So kann man sich Tag für Tag mit den biblischen Vorgängern im Glauben vereinen und mit Gott sprechen.

Ulrich Wendel ist Pastor und hat in zwei freikirchlichen Gemeinden sowie als Lehrbeauftragter für Neues Testament an der Evangelischen Hochschule Tabor gearbeitet. Jetzt ist er Redakteur des Magazins Faszination Bibel und Programmleiter für Bibel und Theologie bei SCM R.Brockhaus.

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Leseprobe

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Einführung


»Verlasst euch nicht auf Wunder, sondern rezitiert Psalmen!«

So sagt es die Weisheit des osteuropäischen Judentums. Ob damit nur die 150 Psalmen gemeint waren, die als Buch in der Bibel gesammelt sind? Oder auch die vielen anderen Psalmen und vorbildlichen Gebete der Hebräischen Bibel?

Denn das ist eine der Entdeckungen, die man im vorliegenden Buch machen kann: Es gibt weitaus mehr als 150 Psalmen in der Bibel. Im Alten und auch im Neuen Testament gibt es Psalmen und Gebete von großer geistlicher Tiefe. Die Welt des biblischen Betens ist weit und reich.

»Rezitiert Psalmen!« – sicherlich sind dabei die 150 Gebete des Psalmenbuchs die Mitte, von der man ausgeht. Was aber heißt: Psalmen rezitieren?

Der geistlichen Übung des täglichen Psalmgebetes bin ich zuerst begegnet, als ich in einem Buch die Behauptung las, durch alle Jahrhunderte hindurch sei das tägliche Beten von Psalmen in der Christenheit geübt worden. Diese Gewohnheit gehöre zum eisernen Bestand, den man klugerweise nicht in Frage stellen sollte. Das provozierte mich: Jeden Tag soll ich ein vorgefertigtes Gebet – sprechen? Beten? Wie bete ich denn, wenn ich nicht meine eigenen Worte verwende?

Eine Vorgabe, die noch niemand verbessern konnte


Es war Eugene Peterson, der dies in einem Buch für geistliche Leiter behauptete:

»»Die grundlegende Gebetsform – und darüber herrscht seit zweitausend Jahren Konsens in der Gemeinde Jesu – ist das tägliche Psalmengebet in monatlicher Folge. (Das ist das ›Officium‹ in der katholischen Kirche, das Common Book of Prayer in der angli kanischen Kirche und für alle anderen sind es die Psalmen Davids, unterteilt in dreißig Abschnitte, die monatlich durchgebetet werden, ob uns danach ist oder nicht.) […]

Die Psalmen sind der festgesetzte ›Ort‹, an dem wir gewohnheitsmäßig über den Boden, durch das Vokabular und den Rhythmus des Gebets gehen, uns einreihen in die seit Jahrhunderten bestehende Gebetsgemeinschaft und diesen Freunden, die gebetet haben und beten, zu Gefährten werden. Die Formen des Gottesdienstes und des spontanen Gebets müssen regelmäßig gefüllt werden, und genau das bieten die Psalmen. Das ist die asketische Vorgabe für das geistliche Leben. Bisher hat niemand sie verbessern können.«1

Dieser Anspruch schien mir weitaus zu hoch: fünf Psalmen pro Tag. Später allerdings, in einem evangelischen Kloster, begegnete mir das Psalmengebet wieder. Es war orientiert an der Praxis der Benediktiner. Hier betet man den gesamten Psalter nicht einmal im Monat, sondern einmal in der Woche. Während eines Einkehrwochenendes konnte ich mich gut auf solche großen Psalmenportionen einlassen – aber wie geht so etwas im Alltag zu Hause?

Gottes Wort in die Seele aufnehmen


Ein Schlüssel war für mich die Erläuterung, die ich wiederum später von einem Benediktinermönch hörte. Er erklärte es sinngemäß so:

Wenn man jeden Tag in wöchentlicher Wiederkehr dieselben Gebetstexte betet, kann man das oft nicht mit voller Aufmerksamkeit tun – zumal wenn das Frühgebet schon um fünf Uhr beginnt. Man ist einfach müde. Doch beim Psalmenbeten kommt es auch gar nicht darauf an, alles mit dem Verstand zu erfassen. Vielmehr nimmt, wer betet, die Worte in sich auf; manchmal fallen sie gleich ins Unterbewusste, sie reinigen so die Seele. Und Worte aus der Heiligen Schrift tauchen dann ganz unverhofft wieder im Alltag auf – dann, wenn man sie braucht. Die Wiederholung ist wichtiger, als die Bibeltexte gedanklich zu durchdringen. – So jedenfalls habe ich die Erläuterung des Mönchs behalten. (Die einzelnen Psalmen immer wieder auch bewusst zu bedenken und zu erwägen, ist dabei natürlich nicht ausgeschlossen.)

Mit diesem Vorzeichen scheint es eher möglich, täglich Psalmen zu beten. Ich habe es irgendwann einfach angefangen – und zwar jeden Tag einen Psalm. Besonders lange Psalmen habe ich auf zwei, drei Tage verteilt. Und tatsächlich: Es tut gut, in die Worte derer hineinzuschlüpfen, die schon so lange zuvor Gott erfahren haben und deren Gebete in der Bibel zu Gottes Wort geworden sind. Es hebt mich hinaus aus den engen Grenzen meiner eigenen Gedanken, Erfahrungen, Worte. Es bringt eine neue Qualität in mein Beten hinein. Die Erfahrung des Dichters Rainer Maria Rilke ist da ganz typisch:

»»Ich habe die Nacht einsam hingebracht in mancher inneren Abrechnung und habe schließlich, beim Scheine meines wohl noch einmal entzündeten Weihnachtsbaumes, die Psalmen gelesen, eines der wenigen Bücher, in dem man sich restlos unterbringt, mag man noch so verstreut und ungeordnet und angefochten sein.«

Wenn Rilke das schon beim Lesen erfuhr, dann wird die Kraft der Psalmen noch größer sein, wenn man sie betet.

Wie betet man Psalmen?


Wie komme ich, wenn ich die aufgeschlagene Bibel mit einem Psalm vor mir habe, über das bloße Lesen hinaus? Was macht das Lesen zum Gebet?

Zunächst helfen einige Äußerlichkeiten. Am besten ist es, laut zu lesen. Dadurch wird es unmöglich, gedankenlos über manche Sätze hinwegzuhuschen. Die Psalmen wollen zudem langsam gelesen werden. Pausen nach jedem Satz geben den Worten Gewicht. Die einzelnen Verse sind – gemäß der hebräischen Poesie – in zwei Hälften unterteilt. In den meisten Bibeln sind sie durch eine neue Zeile oder zumindest durch einen Schrägstrich markiert. Die Mitte jedes Psalmverses bietet also Gelegenheit, einen Augenblick innezuhalten und Luft zu holen. Die zweite Vershälfte wird dadurch nicht einfach angefügt, sondern bekommt ihr eigenes Gewicht. Zugleich wird meine Seele langsam. Die falschen Antreiber verlieren für diese Zeit ihre Macht.

Diese Äußerlichkeiten bereiten den Boden, dass mein Inneres die Gebetsworte aufnehmen kann. Die Verse tragen mir nicht zuerst Informationen zu, sondern formen sich in meinem Herzen zu einem Gebet um. Das geschieht auf vielerlei Weise:

Ich kann jeden Satz, in dem ich mich wiederfinde, innerlich bestätigen: »Ja, das ist auch meins. So sage ich es dir jetzt, mein Gott.« Ehrlicherweise werde ich das nicht bei jedem Satz können – das ist auch nicht nötig. Es wird die Zeit kommen, wo auch solche Sätze »meins« werden, die ich jetzt ausspreche, ohne sie zu bestätigen.

Bestätigen kann ich durchaus auch solche Gebete, die irgendwie falsch erscheinen, weil sie sich gegen andere richten. Jeder Mensch leidet unter anderen Menschen. Dann kann und darf ich sehr wohl auch so beten: »Die sich an meinem Unglück freuen, / sollen selbst im Stich gelassen sein! // Schimpf und Schande soll über die kommen, / die gegen mich prahlen!« (Psalm 35,26). Denn in demselben Moment, in dem ich dies bete, habe ich ja keine eigenen Pläne gefasst, anderen zu schaden, sondern ich habe Gott darum gebeten – und die Sache also aus meinen eigenen Händen weggegeben! Wer gegen seine Gegner betet, aber dabei wirklich betet, kann eigentlich schon nicht mehr gewalttätig werden, denn er hat es ja nun Gott überlassen, was daraus wird. Auch zu solchen Vergeltungsbitten kann ich also, wenn es meiner Lage entspricht, im Herzen mein »Ja« sagen.

Daneben werde ich Sätze lesen, die ich mir keineswegs zu eigen machen will. Sie sind widerständig, ich sperre mich dagegen. Das hindert aber nicht das Gebet, denn nun sage ich zu Gott in meinem Herzen genau dies: dass ich so jetzt nicht beten mag oder kann. Wenn ich dann weiter innehalte, sage ich Gott auch, wa rum ich das nicht kann. Und schon ist der Gebetsfaden intakt geblieben. Ich entferne mich vom Psalmwort, aber zu Gott hin.

Immer wieder wird es bestimmte »Absprung-Verse« geben, die eigene Worte zu Gott hin auslösen. Kann einem etwas Besseres passieren? Das Vorhaben, Psalmen zu beten, sollte nie so verbissen werden, dass Nebenwege verboten wären. Gerade auch auf solchen Nebenwegen, die durch ein Wort Gottes angestoßen werden, kann der Heilige Geist reden. So hat es Martin Luther erfahren, der sein eigenes Beten gerne an vorgegebenen Schriftworten ausrichtete:

»»Es kommt wohl oft vor, dass ich in einem Stück oder einer Bitte [des Vaterunsers] in so reiche Gedanken komme, dass ich die anderen sechs [Bitten] alle lasse anstehen. Und wenn auch solche guten, reichen Gedanken kommen, so soll man die anderen Gebete fahren lassen und solchen Gedanken Raum geben, ihnen mit Stille zuhören und sie beileibe nicht hindern. Denn da predigt der heilige Geist selbst, und ein Wort seiner Predigt ist besser als tausend unserer Gebete. Und ich habe so auch oft mehr gelernt in einem Gebet, als ich aus viel Lesen und Denken hätte kriegen können.«2

Nicht jedes biblische Gebet trifft meine Situation. Ich werde nicht immer danken wollen, wenn mir an diesem Tag ein Dankpsalm begegnet. Ebenso bin ich nicht immer dann zur Klage aufgelegt, wenn mein Psalm mir dies vorgibt. Dann kann ich diesen Psalm im Blick auf andere Menschen beten, denen es jetzt so geht, wie der Psalm es sagt. Fürbitte ist eine vorzügliche Weise des Betens – auch des Psalmenbetens.

Der Name Gottes


In diesem Buch werden die biblischen Texte nach der Neuen evangelistischen Übersetzung wiedergegeben, die sich durch ihre Sprachgestalt besonders für das Beten eignet. Diese Übersetzung geht bei der Wiedergabe des Namens Gottes einen eigenen Weg: Er wird nicht, wie sonst üblich, mit »der Herr« wiedergegeben, sondern bleibt als Name bestehen: »Jahwe«. Es hatte seinen guten Grund, von alters her hier »der Herr« zu schreiben und zu sagen. Auch Jesus lebte in dieser Tradition. Doch geht so auch sehr...

Blick ins Buch

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