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Bemerkungen auf seiner Reise durch die Welt

Vollständige Ausgabe

AutorGeorg Forster
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl420 Seiten
ISBN9783849613891
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Forsters 1778/80 erschienenes Werk machte den jungen Autor sofort berühmt. Es wurde von Christoph Martin Wieland als das bemerkenswerteste Buch seiner Zeit gepriesen und gilt bis heute als eine der bedeutendsten Reisebeschreibungen, die je geschrieben wurden. Das Werk markiert den Beginn der Geschichte der modernen deutschen Reiseliteratur und übte starken Einfluss auf Alexander von Humboldt aus, der Forster als sein Vorbild bezeichnete und ihn auf mehreren Reisen begleitete, prägte aber auch viele Ethnologen späterer Zeiten.

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Leseprobe

 


Auf der Erdkugel sind uns drey große Landmassen bekannt. Die erste ist die in der östlichen Halbkugel belegene sogenannte alte Welt, welche die drey festen Länder oder Continente, Europa, Asien und Afrika enthält. Auf diese folgt, an Größe und in der Reihe der Entdeckungen, die zwote Masse, Amerika, in der westlichen Halbkugel. Eine dritte liegt in der südöstlichen Gegend der ersteren. Schon im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts (1616 u.f.) da die Befehlshaber der holländischen Besitzungen in Ostindien noch Forschbegier äusserten, wurden die westlichen und nördlichen Küsten dieses Landes von holländischen Seefahrern entdeckt, darauf, bald von Engländern bald von Holländern besucht, bis Cook, der große unermüdete Seemann, erst im Jahr 1770 die östlichen Küsten dieses Landes berichtigte, welches, seinen ersten Entdeckern zu Ehren, bereits 1644, den Namen Neu-Holland erhalten hatte. Sollte man wol anstehen können, es mit mir ein Continent zu nennen, da es unserm Europa, dem niemand diese Benennung streitig macht, an Größe wenig oder gar nichts nachgiebt? Zwar ist kein Continent so unbevölkert und den Europäern so unwichtig wie Neuholland: Allein dieser Einwurf thut nichts zur Sache, da es in Zukunft noch immer eben so volkreich und nützlich als die andern Welttheile werden, und Europa für den Verlust seiner anderweitigen Pflanzvölker dereinst entschädigen dürfte. Unsre Kenntniß dieses Landes ist noch unvollkommen, und alle Seefahrer führen einerley Klage, daß es Mangel an frischem Wasser und großen Strömen hat. Vielleicht hätten sie aber bey sorgfältigerer Untersuchung des ganzen Umfanges, und vorzüglich der noch unbeschiften Südwestküsten, dergleichen angetroffen; wahrscheinlich ist es wenigstens, daß im Innern eines so großen Landes ansehnliche Gebirge vorhanden sind, welche nie ohne Flüße zu seyn pflegen. Hier könnten sich also, fern von der Gewalt des in Europa überhandnehmenden Despotismus, neue Pflanzer eine glückliche Freystätte wählen, und so würde auch Neuholland einst der Sitz der Wissenschaften und Künste, durch den Anbau, durch den Reichthum seiner Produkte, und durch die Zahl seiner Bewohner glücklich werden.

 

Alle übrigen Lande, welche nicht unter den erwähnten begriffen sind, werden nur für Inseln gerechnet. Von vorgedachten beyden ersten Continenten berührten wir auf unserer Fahrt blos das Vorgebirge der guten Hofnung in Afrika, und die Küste des Feuerlandes, oder die letzten abgebrochenen Stücke von Amerika: Von diesen Welttheilen können wir folglich, im allgemeinen, keine neue Bemerkungen anführen, eine einzige ausgenommen, welche Neuholland betrift, wo unsere Reisegefährten auf dem Schiff Adventure, im Jahr 1773, hingeriethen. Die südliche Spitze dieses Continents hat nemlich mit allen Südspitzen andrer Welttheile den großen Charakter gemein, daß sie felsigt, und von ansehnlicher Höhe ist, da doch das Land weiter nordwärts ebener wird und, wenigstens an den Küsten, keine hohen Berge hat.

 

Ohne irgend eine Hypothese über die Entstehung der Länder vertheidigen zu wollen, veranlaßt mich diese Uebereinstimmung, einen Blick auf beide Halbkugeln zu werfen, und da finde ich noch einige andere, der allgemeinen Aufmerksamkeit würdige Nebenumstände.

 

Alle südwärts gerichtete beträchtliche Landspitzen auf unserm Erdboden, haben untereinander die auffallendste Aehnlichkeit. Erhaben und aus Felsen gebildet, scheint jede das äusserste Glied einer nordwärts laufenden Gebirgskette zu seyn; ostwärts von jeder erblickt man eine oder mehrere Inseln, und an den westlichen Küsten eines jeden Continents macht das Meer, nach Norden zu, einen großen Busen. So viele zusammenstimmende Bezeichnungen scheinen nicht blos zufällig, sondern vielmehr Folgen einer allgemeinwürkenden einigen Ursach zu seyn. Diese Ursach getraue ich mir nicht mit Gewißheit anzugeben; nur muthmaßen möchte ich, daß jene Ähnlichkeiten in der Gestalt der Länder einer gewaltigen Überschwemmung von Südwesten her ihr Daseyn zu verdanken haben, wenn gleich der Zeit punkt dieser mächtigen Veränderung, und die nähere Bestimmung ihrer Art zu würken, unerforschlich bleiben müssen.

 

Amerika hat seine Andes, welche von Norden nach Süden laufen, und sich im Cap Froward endigen, oder noch über die Magellanische Meerenge hinaus gehen. Der Busen an der westlichen Küste wird um den Wendekreis des Steinbocks sehr merklich. Ostwärts von der Südspitze ab, liegt das Feuerland, nebst Staatenland und den Falklandsinseln.

 

Afrika bildet nordwärts vom Aequator einen ansehnlichen Busen. Die hohen Felsen am Vorgebirge der guten Hofnung machen den südlichen Schluß einer langen Gebirgskette, welche von da an nordostwärts fortstreicht. Madagaskar nebst andern kleineren Inseln liegt ostwärts oder nordostwärts von der südlichen Spitze.

 

Asien endigt sich nach Süden im Cap Comorin, einer hohen Felsenspitze, welche das äusserste Glied der Gebirge von Gatté ist. Jenseits Cambaya gegen den Sindstrom oder Indus liegt ein Busen, der dem vorigen ähnlich sieht, und östlich vom Cap Comorin liegt die Insel Ceylon.

 

Neuholland läuft, nach Tasmans und unserer Reisegefährten bereits erwähnten Nachrichten, in eine hohe felsigte Südspitze aus, welche das Ende einer langen Reihe weit ins Norden streichender Gebirge zu seyn scheint. Die merkwürdige Ähnlichkeit Neuhollands mit Africa im äussern Umriß wird man übrigens beym ersten Anblick gewahr, indem der westliche Meerbusen an beyden so sichtbar ist. Ostwärts von Neuholland sieht man die zwo großen Inseln, aus welchen Neuseeland besteht.

 

Zweyter Abschnitt. Inseln.


 


Die Inseln, welche wir auf unserer Reise gesehen haben, liegen theils im heißen, theils im gemäßigten Erdstrich. Die ersteren können füglich in hohe, und in niedrige oder flache Inseln abgetheilt werden.

 

Die hohen Inseln innerhalb der Wendekreise sind entweder mit Ebenen begränzt und in Riefe eingeschlossen, als: O-Taheiti, nebst Mäatea und allen Societätsinseln; desgleichen die höheren Freundschaftlichen Inseln: Tongatabbu, Ea-Uhwe und Namoka; endlich auch Turtle-Eiland (die Schildkröteninsel) und Neukaledonien - oder, es fehlen ihnen diese Riefe, als: den Marquesasinseln, allen neuen Hebriden, Savage-Eiland, und, unter den Freundschaftlichen Eilanden, den Inseln Tofua und O-Ghao.

 

Die niedrigen Eilande die wir kennen, sind Chain-Eiland (die Ketteninsel) nebst vier andern, die der Herr von Bougainville vielleicht gesehen hat; ferner Tedhuroa, Teaukéa, die vier Palliserseilande, Tupay, Howeseiland, Mopiha, Palmerstoneiland, Immer, eine der neuen Hebriden, und der ganze Archipelagus der niedrigen Freundschaftlichen Inseln.

 

Gleich auf den ersten Blick entdeckt man den Unterschied dieser von grundaus unähnlichen Inseln. Die sogenannten niedrigen Eilande sind schmale, ganz flache Korallenklippen, welche einen Kreis bilden, und innerhalb desselben eine Lagune oder eine Art von kleinem See einschließen. Mehrentheils sieht man in ihrem Umkreise hie und dort kleine sandige Stellen, um ein geringes über den höchsten Standpunkt der Fluth erhöht, woselbst Kokospalmen und eine geringe Anzahl anderer Pflanzen fortkommen. Alles übrige dieses Felsenringes ist so niedrig, daß die Wellen fast beständig, auch selbst zur Ebbezeit, darüber in die Lagune gehen. Von den größern Eilanden dieser Art, sind einige das ganze Jahr hindurch bewohnt; andre werden nur bisweilen, von den Einwohnern nahgelegener höherer Inseln, wegen der Fischerey, des Vogel- und des Schildkrötenfangs besucht, noch andre aber, die gleichwol mit Kokosbäumen bewachsen sind, haben, ausser häufigen Fregattenvögeln, Tölpeln, Meeven, Meerschwalben und Sturmvögeln, gar keine Bewohner.

 

Die hohen Inseln beyder Art sieht man in der Ferne wie Berge aus dem Meere hervorragen; sie sind zum Theil so hoch, daß ihre Gipfel selten unbewölkt erscheinen. Wenn sie mit Riefen und, am Strande her, mit fruchtbaren Ebenen umgeben sind, ist der Abhang der Berge mehrentheils sanfter, als wo jene nicht vorhanden sind. Doch findet man Ausnahmen hievon in Ambrrym, Sandwicheiland und Tanna, wo, hin und wieder, die Anhöhen ganz gemach sich erheben.

 

Unter dem gemäßigten südlichen Himmelsstrich haben wir Neuseeland, die Osterinsel und Norfolkinsel im Südmeere besucht. Alle diese Inseln sind bergigt, und mit keinem Riefe umgeben; jedoch liegt die letztere auf einer Sandbank, welche sich zehn bis zwölf Seemeilen (leagues, jede von 3',) im Kreise erstreckt. Neuseeland besteht, so weit wir es untersuchen konnten, aus hohen Gebirgen, deren Gipfel im innersten des Landes fast beständig in Wolken verhüllet sind. Bey klarem Wetter sieht man die mit Schnee bedeckten Spitzen derselben auf dreyßig Seemeilen in die Runde. Eine zwote Reihe von niedrigern Bergen, ist fast gänzlich mit Waldung bedeckt, und blos an den höchsten Stellen, unfruchtbar.

 

Das Feuerland scheint, unserm Bedünken nach, eine Inselgruppe zu seyn, welche von mehreren tiefen Armen der See durchschnitten wird. Es besteht aus schroffen, steilen, nackten Felsen, deren Koppen, vorzüglich im inneren Theil, wohin die feuchte mildere Seeluft nicht so leicht...

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