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Felix Mendelssohn Bartholdy

Große Komponisten

AutorWilhelm Adolf Lampadius
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl275 Seiten
ISBN9783849602178
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Eine umfassende Biografie des Komponisten unterteilt in folgende Kapitel: I. Abstammung, Geburt, Name, Kindheit und Jugend. II. Die Wanderjahre in England, Schottland, Italien, der Schweiz und Frankreich. III. Oeffentliche Wirksamkeit in Düsseldorf und Leipzig 1833-41. IV. Zwischenzeit in Berlin. Rückkehr nach Leipzig. Wirksamkeit daselbst. Tod und Begräbniss. V. Characteristik Mendelssohn's als Mensch und Künstler.

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Leseprobe

I. Abstammung, Geburt, Name, Kindheit und Jugend 1809–29.


 

Es ist eine auch durch Darwin's Descendenztheorie nicht ausreichend erklärte Thatsache, dass in der Regel die volle geistige Potenz nicht vom Vater auf den Sohn übergeht, vielmehr vom Grossvater auf den Enkel überspringt. Felix Mendelssohn-Bartholdy's Grossvater war Moses Mendelssohn, der vertraute Freund Lessing's (geboren als Sohn eines armen, jüdischen Schulmeisters in Dessau am 6. September 1729, gestorben am 4. Januar 1786 in Berlin), Bahnbrecher einer neuen besseren Zeit, tiefer philosophischer Denker und zugleich mit seinem reinen reichen Gemüth einer der edelsten Vertreter der ächten Humanität, für Lessing das Vorbild zu seinem "Nathan der Weise". Geboren in den ärmlichsten Verhältnissen, aber kaum fünf Jahre alt dem Unterricht seines Vaters entwachsen, folgte er seinem Lehrer Rabbi Fränkel von Dessau nach Berlin. Mit der bittersten Armuth kämpfend, rang er sich ganz aus eigener Kraft zu der Höhe der Bildung empor, die ihn befähigte, nicht nur sein eigenes damals noch unter dem schmählichsten Drucke schmachtendes Volk zu einer geachteteren Stellung zu erheben, sondern auch als Mitarbeiter an Nicolai's Bibliothek der schönen Wissenschaften, den von Lessing herausgegebenen Literaturbriefen und der deutschen Bibliothek ganz wesentlich die nachfolgende grosse Glanzepoche deutscher Kunst, Literatur und Wissenschaft vorzubereiten. In seinen selbstständigen philosophischen Schriften, in Briefen, Gesprächen und ästhetischen Abhandlungen, besonders in den beiden Hauptwerken Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele und Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes, offenbarte er seinen tief religiösen Geist, aber ohne Confessionalismus, als Anhänger des grossen Leibnitz und reiner Deist. Nicht unerwähnt darf auch in einer Biographie Felix Mendelssohn's bleiben, dass schon sein Grossvater einen lebhaften Sinn und ein feines Verständniss für Musik besass, auch in früheren Jahren die Kunst selbst ausübte.1

Aus Moses Mendelssohn's glücklicher Ehe mit Fromet Jugenheim, der Tochter eines Kaufmanns in Hamburg, die er sich trotz seines durch einen Höcker verunstalteten Aeussern, vor dem sie anfangs erschrak, auf die liebenswürdigste Weise gewann, (siehe die Vorrede zur "Familie Mendelssohn", S. VIII u. IX nach Berthold Auerbach's Bericht in seinem Buche "Zur guten Stunde") überlebten ihn sechs Kinder, drei Söhne: Joseph, Abraham und Nathan, und drei Töchter: Dorothea (als Gattin Friedrich Schlegel's berühmt geworden), Henriette und Recha. Der zweitgeborne Sohn, Abraham, wurde Felixens Vater.

Abraham Mendelssohn war zwar keineswegs ein unbedeutender Mann. Er besass nächst der grossen Umsicht und Thätigkeit als Kaufmann, die ihm bald zu einem bedeutenden Vermögen verhalf, gar manche hervorragende Eigenschaften des Geistes und Characters, die ihn zum Gegenstand verdienter höchster Verehrung in seiner Familie machten, einen sehr klaren Ueberblick über die Verhältnisse, ein ganz feines Urtheil über die Musik, ohne irgend ein Verständniss des Technischen in derselben, zärtliche sich immer gleichbleibende Liebe für seine Gattin, aufopfernde Hingebung für seine Kinder, deren Erziehung er mit der grössten Sorgfalt leitete, und zu dem allen war er ein guter deutscher Patriot; aber an geistiger Productivität erreichte er weder seinen Vater, noch seinen Sohn, was er selbst mit feiner Ironie bezeugte: "Früher war ich der Sohn meines Vaters, jetzt bin ich der Vater meines Sohnes," und von London schrieb er im Juni 1833, also zu einer Zeit, wo Felix in England schon sehr berühmt geworden war, unter anderem an seine Gattin: "Doch Du wirst gern noch lesen, wie vielfach geliebt und wahrhaft angesehen hier Felix noch ist. Ich fühle es am deutlichsten par ricochet, und der alte Horsley dachte mir heute ein grosses Kompliment zu machen, als er mir sagte, er schätze mich glücklich, der Sohn und der Vater eines grossen Mannes zu sein. ›Wo bleibt die Katz'?‹ dachte ich und wäre wahrscheinlich sehr böse geworden, wenn ich nicht selbst schon sehr oft darüber und über mich selbst mich moquirt hätte, dass ich zwischen Vater und Sohn gewissermaassen wie ein Gedankenstrich dastehe."2

Von Abraham Mendelssohn's Jugendverhältnissen ist wenig bekannt. Im Jahre 1803 finden wir ihn als Cassirer in dem bekannten Banquierhause Fould in Paris. Es gefiel ihm dort so gut, dass er glaubte nirgends anders als in Paris leben zu können. "Je préférerais manger du pain sec à Paris," schrieb er in einem seiner Briefe. Auf einer Reise von Paris nach Berlin lernte er jedoch Lea oder Lilla Salomon kennen, ein ebenso schönes als liebenswürdiges und feingebildetes Mädchen, deren Besitz nach dem Urtheil seiner Schwester Henriette, die als Erzieherin der Tochter des General Graf Sebastiani in Paris lebte, für ihn ein ausgezeichnetes Glück sein würde; eine Frau wie diese, werde er selten, vielleicht nie wieder finden. Abraham Mendelssohn wünschte, dass sie sein Loos in Paris mit ihm theilen möchte; da aber die Mutter des Mädchens erklärte, dass sie ihre Tochter einem "Commis" nicht geben würde, so stand er davon ab, gab seine Stellung in Paris auf, associirte sich mit seinem Bruder Joseph, und liess sich in Hamburg nieder, wo er mit seiner jungen Frau ein kleines hübsches an der Elbe dicht bei Neumühlen gelegenes Landhaus bezog, das den Namen Martens Mühle führte und bald darauf sein Eigenthum wurde. Also Lea geb. Salomon, nicht geb. Bartholdy war Felix Mendelssohn's Mutter. Den Namen Bartholdy hatte vielmehr ein Bruder Leas angenommen, seitdem er zum Christenthum übergetreten war. Es war dies der nachmals mit grossen Ehren genannte Königl. Preussische Generalconsul in Rom, ein feiner kunstsinniger Mann, der sich in Rom das heute noch unter dem Namen casa Bartholdy stehende und bekannte Haus baute, und dasselbe, obwohl er kein bedeutendes Vermögen besass, als guter Deutscher von den deutschen Malern Cornelius, Veit, Schadow, Overbeck und Schnorr mit Fresken schmücken liess. Seine Mutter, eine streng orthodoxe Jüdin, wollte ihrem Sohne diesen Uebertritt nicht verzeihen. Als aber einst Felixens Schwester, die herrliche Fanny, ihrer Grossmutter ganz besonders schön vorgespielt hatte, sagte ihr die alte Frau, sie könne sich zur Belohnung ausbitten, was sie wolle. Da sagte Fanny: "So vergieb dem Onkel Bartholdy," und die Grossmutter, gerührt über diese unerwartete Bitte, versöhnte sich wirklich mit dem Sohne um Fanny's willen. Daraus entspann sich eine grosse Liebe des Onkels und ein langer Briefwechsel.3

In einem Hause hinter der Michaeliskirche wurden Abraham Mendelssohn seine ersten drei Kinder geboren. Das älteste, die eben erwähnte Fanny, am 15. November 1805, Felix am 3. Februar 1809 und Rebecka am 11. April 1811; Paul, als letztes Kind, erblickte das Licht der Welt erst am 30. October 1813 in Berlin, wohin die Familie Mendelssohn vor der Gewaltherrschaft Davoust's, dem sie wegen ihrer kerndeutschen Gesinnung verdächtig war, von Hamburg flüchtend, übergesiedelt war. Bei der Erhebung von 1813 stand Abraham Mendelssohn mit ganzem Herzen auf Seiten Deutschlands, und rüstete selbst auf eigene Kosten mehrere Freiwillige aus. In Berlin wurde er in Anerkennung seines gemeinnützigen Sinnes zum Stadtrath erwählt.

Dass unserem Felix sein Name als ein ächtes prophetisches Prognostikon bei der Taufe mitgegeben wurde, zeigt sein ganzes Leben. Ja es ward kaum je ein Sterblicher unter einem glücklicheren Sterne geboren, als er. Den Namen Bartholdy nahm der Vater auf den Rath seines Schwagers für sich und seine Kinder an, als er sich entschlossen hatte, seine Kinder protestantisch erziehen zu lassen. Obgleich selbst weder orthodoxer Jude noch gläubiger Christ, liess er sie der reformirten Kirche zuführen. Seinen eigenen religiösen Standpunkt, der nach unseren heutigen Begriffen eigentlich ein religionsloser, nur ein moralischer war, gab er unter anderem in einem merkwürdigen Briefe an seine Tochter Fanny nach ihrer Einsegnung vom Jahre 1820 aus Paris kund, den uns Hensel überliefert hat (die Familie Mendelssohn, Bd. I, Seite 85):

 

 "Du hast, meine liebe Tochter, einen wichtigen Schritt in's Leben gethan, und indem ich Dir dazu und zu Deinem ferneren Lebenslauf mit väterlichem Herzen Glück wünsche, fühle ich mich gedrungen, über Manches, was bis jetzt zwischen uns nicht zur Sprache gekommen, ernsthaft zu reden. Ob Gott ist, was Gott sei? Ob ein Theil unseres Selbst ewig sei, und, nachdem der andere Theil vergangen, fortlebe? und wo? und wie? – Alles das weiss ich nicht und habe Dich deswegen nie etwas darüber gelehrt. Allein ich weiss, dass es in mir und in Dir und in allen Menschen einen ewigen Hang zu allem Guten, Wahren und Rechten und ein Gewissen giebt, welches uns mahnt und leitet, wenn wir uns davon entfernen." (Ohngefähr etwas, wie Kant's kategorischer Imperativ. Anmerk. des Verf.) "Ich weiss es, glaube daran, lebe in diesem Glauben und er ist meine Religion. Die konnte ich Dich nicht lehren und es kann sie Niemand erlernen, es hat sie ein Jeder, der sie nicht absichtlich und wissentlich verläugnet; und dass Du das nicht würdest, dafür bürgt mir das Beispiel Deiner Mutter, dieser edelsten, würdigsten Mutter, deren ganzes Leben Pflichterfüllung, Liebe, Wohlthun ist, dieser Religion in Menschengestalt ... Wir haben Euch, Dich und Deine Geschwister, im Christenthum erzogen, weil es die Glaubensform der  meisten gesitteten Menschen ist und nichts enthält, was Euch vom Guten ab leitet, (?) vielmehr manches (?) was Euch zur Liebe, zum Gehorsam, zur Duldung und zur...

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