Im Vorwort haben wir schon einmal angedeutet, zu was Hunde mit ihrer Nase alles fähig sind. In dieser Hinsicht brauchen und können wir sie gar nicht ausbilden. Was wir ihnen jedoch beibringen müssen, ist eine Verständigung darüber, was sie gerade riechen. Wir müssen in der Lage sein, dem Hund zu sagen, was er für uns erschnüffeln soll und wir müssen erkennen können, wenn er auf einer »heißen« Spur ist bzw. wenn er etwas gefunden hat. Das meiste muss also - wie so oft in der Hundeausbildung - wieder der Mensch lernen.
Das Suchen des Motivationsmittels ist die Grundübung für alle Suchspiele. Alle Spielideen kann man ausgehend von einer Grundübung aufbauen. Damit lernt der Hund im Prinzip das Konzept »Suchen«. Schließlich müssen wir ihm ja auf irgendeine Art und Weise vermitteln, was er tun soll.
Zunächst ist es wichtig, etwas zu finden, das der Hund wirklich gerne mag. Da muss man - je nach Hund - unter Umständen etwas einfallsreich sein.
Eine Auswahl an Motivationsmitteln sind zum Beispiel Spielzeuge, Futter, von normalen Leckerchen über Leberwurst, Käse, getrocknete Lunge oder Pansen bis hin zu Fischfilets, oder auch mit Futter gefüllte Spielzeuge. Wenn das alles für den Hund noch nicht sehr motivierend ist, dann könnte man noch an ein Kaninchenfell denken, aber auch an Schafsköttel, an ein Taschentuch mit dem Duft einer läufigen Hündin oder was auch immer.
Für diese Grundübung in Sachen Nasenspiele sollten Sie wirklich das Nonplusultra für den Hund finden. Nur wenn er nämlich wirklich motiviert ist, zu finden, haben wir eine Chance, ihm die Aufgabe zu erklären. Außerdem unterstützen wir damit, dass er später auch wirklich mit Eifer suchen wird.
Das Suchen des Motivationsmittels ist nur der Einstieg. Später wird der Hund uns irgendetwas anderes suchen. Aber das lernt er erst Schritt für Schritt.
Beim richtigen Motivationsmittel muss man unter Umständen etwas einfallsreich sein.
Schritt 1
Halten Sie Ihren Hund fest oder lassen Sie ihn halten und legen oder werfen sein Motivationsmittel etwa zwei bis drei Meter weit vom Hund weg, so dass er es sehen kann.
Mit dem Kommando »Such« lassen Sie ihn laufen. Er sollte sofort zu dem Motivationsmittel laufen, sonst war es vielleicht doch noch nicht spannend genug. Anstelle von »Such« können Sie natürlich auch alle möglichen anderen Worte verwenden. Wichtig ist nur, dass Sie das einmal ausgewählte auch beibehalten.
Vielleicht fragen Sie jetzt: Warum soll ich »Such« sagen? Der Hund muss ja gar nicht suchen, sondern kann direkt hinlaufen. Wir sind hier aber erst bei Schritt eins einer Reihe von Schritten, die dem Hund am Ende deutlich machen, dass er suchen soll. Also haben Sie Geduld, wir kommen schon zum Ziel. Wiederholen Sie diesen Schritt mindestens zehnmal.
Schritt 2
Das Motivationsmittel wird leicht versteckt, aber noch so, dass der Hund zusehen kann. Dieser wird dann mit dem gewählten Kommando losgelassen und überschwänglich belohnt, wenn er findet. Auch diesen Schritt sollten Sie mindestens ein halbes Dutzend Mal wiederholen.
Schritt 3
Täuschen Sie jetzt mehrere Verstecke an. Der Hund sieht immer noch zu. Achten Sie dabei darauf, dass er wirklich nicht sieht, in welches der drei bis vier Verstecke Sie das Motivationsmittel nun deponieren. Das ist oft gar nicht so einfach. Hunde sind gute Beobachter. Jetzt muss er also zum ersten Mal wirklich die Verstecke absuchen, wenn er seine Belohnung finden will. Denken Sie dann natürlich daran, dem Hund auch deutlich zu zeigen, wie toll Sie ihn finden, wenn er gefunden hat.
Schritt 4
Haben Sie Schritt 3 einige Male wiederholt, ist es an der Zeit, das Motivationsmittel wirklich zu verstecken, das heißt, der Hund sieht nicht mehr länger zu. Sie sollten diesen Schritt jedoch am gleichen Ort wie die vorhergehenden Das Motivations üben, also im gleichen Zimmer oder an der gleichen Stelle draußen im Gelände. Damit helfen Sie dem Hund, sich daran zu erinnern, was er machen soll. Sie können nämlich noch nicht von ihm erwarten, dass er das Kommando schon versteht.
Der Hund wird also in einen anderen Raum gebracht oder draußen im Gelände abgelenkt, damit er nicht sieht, wo das Versteck nun ist. Mit dem gleichen Ritual wie zuvor, das heißt mit dem gleichen Kommando und den gleichen Bewegungen, schicken Sie ihn los. Jetzt wird deutlich, ob er schon eine Idee von dem hat, was er machen soll. Macht er sich sofort auf die Suche, haben Sie es geschafft, ihm das Konzept »Suchen« beizubringen. Sie können ihm natürlich auch einige Sekunden Bedenkzeit lassen, damit er sich erinnern kann.
Schritt 5
In diesem Schritt geht es nun darum, den Ort zu wechseln. Schließlich soll das Kommando ja überall gelten. Üben Sie also an vielen unterschiedlichen Orten, das heißt in allen Zimmern im Haus, im Garten, im Wald, auf dem Parkplatz und so weiter. Nur so kann der Hund lernen, dass das Kommando auch überall gilt. Das darf man nicht voraussetzen, weil Hunde sehr kontextspezifisch lernen, das heißt etwas, das sie an einem Ort gelernt haben, können sie normalerweise noch lange nicht an einem anderen Ort auch.
Achten Sie darauf, dass der Hund wirklich nicht sieht, in welches der drei bis vier Verstecke Sie das Motivationsmittel nun deponieren.
Mögliche Schwierigkeiten:
Tauchen in Schritt 1 bis 3 Schwierigkeiten auf, bedeutet das, dass der Hund nicht gut genug motiviert ist. Sie sollten sich also da noch einmal Gedanken um das Motivationsmittel machen. Was ein Motivationsmittel ist, entscheidet letztendlich der Hund. Wir können dem Hund etwas aus unserer Sicht noch so Tolles vorsetzen – wenn er es nicht lohnend findet, dafür zu arbeiten, ist es nicht wirklich ein Motivationsmittel.
Wir arbeiten gerne (so als As im Ärmel, falls sich ein Hund auf einem Seminar mit herkömmlichen Mitteln nicht motivieren lässt) mit einer Tube, die mit den unterschiedlichsten Leckereien gefüllt werden kann. Leere, immer wieder neu befüllbare Tuben gibt es im Outdoor-Bedarf. Bei der Füllung sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Eine für die meisten Hunde unwiderstehliche Füllung besteht aus gekochtem Ei, Käse und Brot, das alles zusammen in einem Mixer zu einem feinen Brei püriert wird. Will man sich die Arbeit nicht machen, ist auch Babynahrung (zum Beispiel Putengericht) ganz gut geeignet. Im Vergleich zu einer reinen Wurst-oder Käsefüllung sind solche Leckereien nämlich nicht gewürzt, und der Hund kann bedenkenlos eine ganze Tube nuckeln. Inzwischen gibt es auch fertige Tuben mit Hundeleberwurst. Es sieht für uns so aus, als wäre auch das Nuckeln etwas ganz Faszinierendes für die Hunde. Sollten Sie Babynahrung verwenden, achten Sie darauf, dass sie keine Zwiebeln enthält, weil die für Hunde giftig sind.
In seltenen Fällen gibt es auch Hunde, die übermotiviert sind und vor lauter Motivation regelrecht blockiert sind, irgendetwas zu machen. Labradore fallen manchmal darunter. Hier hilft es unter Umständen, ein weniger gutes Motivationsmittel zu nehmen. Wenn auch das nicht hilft, lernen sie oft durch Zusehen. Auch wenn es jetzt albern klingt: Lassen Sie den Hund einige Male zusehen, wie Sie suchen oder einen anderen Hund suchen lassen. In diesem Fall wird dann durch Abgucken gelernt – auch eine Möglichkeit.
Achten Sie bei den ersten Übungsschritten auf ein einheitliches Ritual, das dem Hund hilft, sich darauf einzustellen, was auf ihn zukommt. Dazu könnte zum Beispiel gehören, dass Sie sich neben ihn knien, mit der linken Hand ins Halsband greifen, mit der rechten an seiner Nase vorbei eine Richtung angeben, ihm etwas Aufmunterndes ins Ohr flüstern und schließlich mit dem Wörtchen »Such« loslassen.
Haben Sie das alles gemacht und der Hund steht immer noch auf der Leitung, wenn er zuvor nicht beim Verstecken zusieht, können Sie Zwischenschritte einbauen. Lassen Sie ihn zusehen, wie Sie das Motivationsobjekt verstecken, lassen Sie ihn jedoch nicht sofort zum Suchen los. Stattdessen machen Sie erst einige Übungen mit ihm oder, wenn Sie draußen im Gelände üben, gehen Sie einige Schritte mit ihm spazieren. Dann gehen Sie zur ursprünglichen Stelle zurück, spulen Ihr Ritual ab und lassen den Hund los. Nun sollte er wissen, worum es geht. Lassen Sie die Pause zwischen Verstecken und Loslassen anfangs kurz und dehnen Sie sie langsam aus. Nach einigen Wiederholungen können Sie dann zu Schritt 4 übergehen.
Hat der Hund Schwierigkeiten mit Schritt 5, also dem Suchen an anderen Stellen, wiederholen Sie dort noch mal kurz die Schritte von 1 bis 4. Unter Umständen müssen Sie das an mehreren Stellen machen. Es wird aber jedes Mal etwas schneller gehen, bis der Hund versteht, was er machen soll. Bald kann er es dann auch an einem völlig fremden Ort.
Aus dieser Grundübung kann man viele weitere Übungen ableiten. Auf Seite 226 finden Sie eine Übersicht. Im Folgenden werden wir einige Übungen davon im Detail besprechen.
Der Hund schafft den Übergang von Schritt 3 nach Schritt 4 nicht. Solange...