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E-Book

Wenn Katzen Kummer machen

Verhaltensprobleme verstehen und lösen

AutorSabine Schroll
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783840460623
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Dieses Buch erklärt die wichtigsten Verhaltensprobleme der Katze wie Unsauberkeit, Kratzmarkieren, Harnmarkieren, Angststörungen und andere mehr und zeigt Lösungsmöglichkeiten auf. Wer seine Katze besser versteht, hat den ersten Schritt getan, um Probleme dauerhaft beheben und das Zusammenleben wieder harmonisch gestalten zu können. Verhaltensprobleme bei der Katze entstehen häufig aus mangelndem Wissen um die natürlichen Bedürfnisse des empfindsamen Stubentigers. Sie treten heute besonders häufig zutage, weil Katzen ihre Lebensbereiche meist nicht mehr so frei wählen können und wie bei der reinen Wohnungshaltung auf die Angebote durch den Katzenbesitzer angewiesen sind. Viele dieser Verhaltensprobleme, die von der Unsauberkeit über Angststörungen bis hin zur Aggression gegenüber Artgenossen oder den Menschen reichen, können mit Verständnis und Mitgefühl für die Natur der Katze und mit einfachen Managementmaßnahmen - zum Beispiel rund um das Katzenklo oder die Kratzmarkiermöglichkeiten - gelöst werden. Wesentlich sind vor allem für die Wohnungskatze auch Beschäftigungsmöglichkeiten, denn viele Katzen leiden ganz einfach unter Langeweile und entwickeln daraus Verhaltensprobleme. Allerdings führt die Autorin auch aus, dass es in manchen Fällen körperliche Gründe gibt, die zum problematischen Verhalten führen. Diese gilt es im Zweifelsfall zu erkennen, um den Ursachen für den 'Katzenkummer' schnell und effektiv auf den Grund gehen zu können. Das Buch beschreibt übersichtlich und gut verständlich die Vielzahl der Behandlungsmöglichkeiten, bei denen der Katzenbesitzer meist den größten Beitrag zu leisten hat. So kann er auch nach einer verhaltensmedizinischen Konsultation bei der Therapie seiner Katze aktiv mitarbeiten.

Sabine Schroll, geboren 1964, hat in Wien Tiermedizin studiert und betreibt seit 1991 eine Kleintierpraxis in Krems an der Donau mit den Schwerpunkten Allgemeinund Verhaltensmedizin. In Büchern, Seminaren und Zeitschriftenbeiträgen gibt sie ihr Wissen weiter. Sabine Schroll hat über Verhaltensmedizin bei Hund und Katze bereits Fachbücher verfasst, für den Cadmos Verlag hat sie das Handbuch Katzenkrankheiten geschrieben.

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Leseprobe

 

Katzen sind ausgesprochen saubere Tiere – und doch gehört die Unsauberkeit neben dem Harnmarkieren zum häufigsten in der verhaltensmedizinischen Praxis präsentierten Problem!

 

Offensichtlich stimmen hier die Ansprüche und Bedürfnisse der Katze nicht ganz mit denen des Menschen überein. Denn: Auch die „unsaubere“ Katze ist in der Regel „sauber“! Sie benutzt nur nicht das ihr angebotene Katzenklo, sondern wählt sich selbst einen Platz nach ihrer Vorstellung, der nicht immer die uneingeschränkte Zustimmung des Besitzers findet. Nur sehr selten sind Katzen wirklich unsauber, und dann handelt es sich meistens um körperliche Erkrankungen wie Inkontinenz oder auch um altersbedingte Störungen wie senile Demenz.

Es gibt natürlich Katzen, die standhaft und konsequent ein Katzenklo benutzen, auch wenn es zu klein und die Einstreu schmutzig ist, unangenehme Streu enthält oder an einem unpassenden Ort steht. Diese Katzen sind naturgemäß eher selten in der Verhaltenskonsultation – zumindest nicht wegen Unsauberkeit. Die Besitzer sind zufrieden, aber das bedeutet noch lange nicht, dass auch die Katze zufrieden ist und das Katzenklo-Management in diesem Haushalt optimal ist.

In einigen seltenen Fällen haben Katzen Defizite in ihrer Entwicklung und das Sauberkeitsverhalten nicht gelernt oder sie haben es aufgrund katastrophal unsauberer Lebensbedingungen oder Vernachlässigung wieder verlernt und aufgegeben.

Und dann gibt es die Katzen, die in Bezug auf ihren Ausscheidungsort kreative und flexible Freigeister sind: Wenn das angebotene Katzenklo ihren Vorstellungen nicht entspricht, dann findet sich doch bestimmt ein besseres Fleckchen, wie der Klassiker Badematte oder eine heimliche Ecke im Wohnzimmer. Das sind die eigentlich „unsauberen“ Katzen!

 

 

 

Um die unsaubere Katze besser zu verstehen, sehen wir uns zunächst das normale Ausscheidungsverhalten der Katze an: Unter natürlichen Bedingungen sucht sich die Katze einen Platz als Klo, der ihr ausreichend geschützt und sicher

vor unliebsamen Überraschungen erscheint, mit einem lockeren, saugfähigen, vorzugsweise trockenen Material, in das sie mit den Vorderpfoten eine kleine Mulde graben kann.

An ihrem passenden Ausscheidungsort angekommen, beschnuppert die Katze den Boden, dreht sich vor allem vor dem Kotabsatz oft mehrmals im Kreis, bis sie die passende Position findet, gräbt eine Mulde, hockt sich schließlich über ihre kleine Grube und setzt entweder Harn oder Kot ab. Uns Menschen erscheint es logisch, beide Ausscheidungen an einem Ort wie unserem WC zu erledigen. Für die Katze sind das prinzipiell zwei getrennte Verhaltenssequenzen, für die sie auch unterschiedliche Plätze aufsucht. Nachdem sie fertig ist, dreht sich die Katze um, beschnuppert ihren Harn oder Kot und gräbt die Mulde wieder zu. Nach neuerlichem Beschnuppern läuft sie meistens mit einem großen Satz auf und davon. Ganz allgemein sind Katzen bei der Wahl eines Platzes für den Kotabsatz etwas wählerischer – denn die ganze Verhaltenssequenz dauert länger, die Katzen suchen oft einige Zeit nach der richtigen Position und die Katze fühlt sich dadurch unsicherer.

Selbstverständlich entwickeln manche Katzen auch beim Ausscheidungsverhalten persönliche Eigenheiten und leider auch Vorlieben. So bevorzugen viele Freilaufkatzen ein Katzenklo im Haus, weil sie sich dort sicherer fühlen, andere wiederum verweigern jegliche Benutzung eines Katzenklos und bestehen auf ihrer Outdoor-Toilette.

 

Traumklo für Katzen: Dieser Reitplatz bietet jede Menge Platz, Übersicht und besten Sand auf 800 Quadratmetern. (Foto: Anneke Bosse)

 

Kein Protest

Katzen pinkeln niemals aus Protest oder Eifersucht oder Rache neben das Katzenklo! Das hat einen ganz plausiblen Grund: Harn und Kot sind für die Katze schlicht und einfach wertneutrale Körperausscheidungen, Ausscheidungsverhalten ist das normalste der Welt. Für Menschen sind jedoch Körperausscheidungen ab der Sauberkeitserziehung im Kleinkindalter in dem Augenblick, wo sie den Körper verlassen haben, nicht mehr neutral, sondern ausgesprochen negativ bewertet.

Dieser Unterschied in der emotionalen Bewertung von Harn oder Kot ist der Grund dafür, dass Katzen diese Körperausscheidungen nicht als Protest oder Rache benutzen (können). Dafür müsste der Katze klar sein, welchen negativen Wert Harn in der menschlichen Kultur hat und dass sie mit diesem für sie selbst wertneutralen Material Menschen ärgern oder quälen kann. Das ist einfach absurd!

Das bedeutet aber nicht, dass Katzen nicht aus emotionalen Gründen unsauber sein können – Unzufriedenheit mit dem Katzenklo, Stress, Frustration oder Angst können durchaus psychische Gründe für Unsauberkeit sein. Die Unsauberkeit ist aber nicht gegen jemanden oder etwas gerichtet.

 

 

 

Der erste Schritt bei der Lösung von Unsauberkeitsproblemen ist auf jeden Fall die tierärztliche Untersuchung der Katze, weil es sehr viele körperliche Gründe für Unsauberkeit gibt. Dazu gehören Blasenentzündungen, schmerzhafte Erkrankungen, Zuckerkrankheit, Durchfall oder auch Virusinfektionen, wie zum Beispiel mit dem Felinen Immunschwächevirus.

Ein zweiter wichtiger Schritt für die Analyse und die Lösungsstrategien ist die Unterscheidung zwischen Unsauberkeit und Harnmarkieren:

 

 

Am einfachsten ist das Markieren vom normalen Pinkeln natürlich zu unterscheiden, wenn Sie die Katze direkt dabei beobachten können. Ansonsten müssen die Orte und Spuren ausgewertet werden, wobei der sozialen Bedeutung eines Ortes, auf den gepinkelt wird, große Bedeutung zukommt.

Wenn Sie mehr als eine Katze besitzen, wird die Analyse noch schwieriger, weil im Grunde jede der Katzen unsauber sein und/oder mit Harn markieren kann. Für derart komplexe Fälle werde Sie nicht ohne die Hilfe eines Spezialisten auskommen.

 

 

Mit der genauen Betrachtung und Analyse des Ortes, an dem die Katze begonnen hat, unsauber zu sein, kann man schon sehr viel über die möglichen Gründe und Auslöser erfahren:

Wenn Katzen unmittelbar neben das Katzenklo oder in dessen Nahbereich pinkeln oder koten, finden sie den Standort an sich zwar grundsätzlich akzeptabel, aber es passen irgendwelche Detailbedingungen am oder im Katzenklo nicht.

Wenn sich Katzen im Wohnbereich einen neuen Platz suchen, der weitab vom Katzenklo liegt, stimmt häufig der zu entlegene Standort des Klos nicht, weil es zum Beispiel nur eines gibt oder es auf einer anderen Etage, im Keller oder auf dem Balkon steht. In diesen Fällen sucht sich die Katze in ihrem unmittelbaren Lebensraum einen aus ihrer Sicht besseren Platz.

Wenn Katzen an Orten mit einer speziellen sozialen Bedeutung oder intensiven Gerüchen hinpinkeln – wie zum Beispiel Sitzplätze bestimmter Personen auf dem Sofa, Kopfpolster, Schuhe usw., dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Harnmarkieren (siehe ab hier)

 

Die meisten Katzen, die unsauber sind, bevorzugen textile Materialien wie den Teppich. (Foto: Tierfotoagentur/Ramona Richter)

 

 

Im typischen Fall eines – aus Sicht des Verhaltensmediziners unkomplizierten – Unsauberkeitsproblems zeigt die Katze zumindest anfangs eine bestimmte Vorliebe für entweder textile Materialien wie Badematte, Bettdecke oder Teppich oder sie bevorzugt glatte Oberflächen wie Fliesen, Badewanne, Linoleum oder Parkett.

Die weitaus meisten Katzen finden textiles Material attraktiver und es entspricht auch viel mehr dem normalen Katzenverhalten, ein saugfähiges Substrat zu suchen, in dem sie auch scharren kann.

Glatte Oberflächen werden bevorzugt, wenn es kein textiles Material gibt (alle Teppiche und Badematten sind schon weggeräumt), wenn die Katze die kommerzielle Katzenstreu an ihren Pfoten absolut widerlich findet oder wenn sie – ganz wichtig – Schmerzen beim Harnabsatz hat.

Im Laufe der Zeit wird durch Lösungsversuche oder vor allem durch Strafen dieses anfangs ziemlich klare Muster der Unsauberkeit immer unschärfer und verschwimmt. Die Katze gewöhnt sich nach einiger Zeit auch an ihr neues – selbst erfundenes – Katzenklo. Daher ist es wichtig, möglichst rasch zu handeln und eventuell fachlichen Rat einzuholen, bevor sich unangenehme Gewohnheiten etablieren können!

Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Faktoren, die die Attraktivität eines Katzenklos für die Katze beeinflussen – und Sie werden gleich sehen, dass Sie diese schon im Zuge der Analyse verbessern können.

 

 

 

Das Katzenklo in der Wohnung ist für die Katze eine Kompromisslösung, zu der sie sich im Grunde freiwillig und weil sie anpassungsfähig ist bereit erklärt. Und obwohl es nicht möglich sein wird, ein wunderbares Sandstrand-Katzenklo zu Hause einzurichten, so sollten Sie dieses Bild doch irgendwie im Auge behalten. Und wenn es nur dazu dient, die Katze besser zu verstehen.

Natürlich gibt es Katzen, die mit weniger...

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