'Seid gegrüßt, edle Damen und Recken! Es ist mir eine Freude, euch hier zu erblicken! So tretet doch näher und nehmet Teil an dem Treiben hier! Feuerspuckende Gaukler, wagemutige Ritter, kräuterkundige Hexen und frohlockende Musikanten: All dies könnt ihr hier erleben!' So oder so ähnlich hat es wohl schon jeder gehört, der bereits ein Mittelalterfest besucht hat - sei es auf einer Burg, auf einem Altstadtfest oder einem Weihnachtsmarkt. Ein Herold, der die Massen unterhält, ein Schauspiel, das begeistert, und Verkaufsstände, mit fast allem, was das Herz begehrt, ziehen ein breites Publikum an. Interessant ist auf solchen Veranstaltungen, dass Schausteller und Verkäufer gleichermaßen nicht nur während der Öffnungszeiten in mittelalterliche Kleidung schlüpfen und versuchen, ein ebensolches Leben vorzustellen. Selbst wenn die Besucher nicht mehr anwesend sind, bleiben die Akteure in ihrer Gewandung und leben bestmöglich auf mittelalterliche Weise. Diese Studie geht den Gründen für das gelebte Mittelalter nach. Im Vordergrund stehen die Akteure, die sich bewusst mit dem Mittelalter beschäftigen und ihre Freizeit nach mittelalterlichem Vorbild gestalten, indem sie aktiv an Mittelalterveranstaltungen teilnehmen (beispielsweise als Ritter, Nonne, Narr oder Bauer), um sich für einige Zeit dem Trubel der Gegenwart zu entziehen oder den Besuchern darzustellen, wie man damals lebte, oder indem sie sich im privaten Fähigkeiten aneignen (Weben, Schmieden) und Gegenstände (Holzgeschirr, Rüstungen) anschaffen, die sie mit dem Mittelalter konnotieren. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, warum sich Menschen vorübergehend in eine andere Zeit versetzen. Warum machen sie sich solche Mühen, ihre eigene Kleidung, ihre Möbel und ihre Instrumente selbst zu fertigen oder sich eine alte Technik anzueignen? Warum verzichten sie bewusst auf den Luxus des 21. Jahrhunderts? Mit teilnehmender Beobachtung, Umfragen und einem Interview wird in der vorliegenden Arbeit nachgespürt, was die Beweggründe sind und welche Faszination sich dahinter verbirgt.
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