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Hemmschwellen im Strafrecht.

Eine übergreifende Untersuchung der Hemmschwellen bei Sexualdelikten und Totschlag.

AutorJenny Lederer
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2011
ReiheSchriften zum Strafrecht 227
Seitenanzahl432 Seiten
ISBN9783428536894
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,90 EUR
Bei dem Titel dieser Arbeit dürfte vielen Lesern die so genannte 'Hemmschwellentheorie' in den Sinn kommen; die Tötungshemmschwelle stellt indes nur den gedanklichen Ausgangspunkt für die Untersuchung dar, wenn die Autorin auch in einem übergreifenden Exkurs auf sie und das vom BGH entwickelte Hemmschwellenargument eingeht: Die vermehrt vorgebrachte Kritik hieran hält die Autorin für nicht überzeugend, sondern vertritt die Ansicht, dass angesichts einer grds. existierenden Tötungshemmschwelle diese auch normativ berücksichtigt werden muss. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob eine Hemmschwelle auch bei Sexualstraftaten existiert. Unter Zugrundelegung u. a. anthropologischer, neurobiologischer, psychiatrischer Argumente bejaht die Autorin diese Frage. Darüber hinaus stellt sie pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten von Sexualstraftätern vor, die zwar zu einer Wiederherstellung der Hemmschwelle führen können, jedoch auch mit erheblichen Risiken verbunden sind. Schließlich legt die Autorin in einer Übersicht dar, wie die Rechtsprechung bereits Hemmschwellen bei Sexualstraftaten in Ansatz bringt und wie diese stärker berücksichtigt werden müssten. Dies erfolgt anhand einer von der Autorin vorgenommenen Kategorisierung (Serientaten, Ambivalenz, Beziehungstat, Diametralität), die exemplarisch an verschiedenen BGH-Urteilen und den zugrunde liegenden erstinstanzlichen Urteilen veranschaulicht wird.

Jenny Lederer ist 1983 geboren. Bis zum 1. Staatsexamen im Jahre 2007 hat sie in Bochum Jura studiert. Von 2004 bis 2010 war sie am Lehrstuhl für Straf- und Strafprozessrecht von Herrn Professor Dr. Klaus Bernsmann tätig, bei dem sie mit der vorliegenden Arbeit promoviert hat. Ihr Referendariat beim LG Essen war u. a. verbunden mit einer Tätigkeit in der Forensischen Psychiatrie Basel. Nach dem 2. Staatsexamen im Jahre 2009 und Abschluss der Promotion ist sie seit 2010 als Strafverteidigerin in Essen tätig.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Einleitung14
Kapitel 1: Die Existenz von Hemmschwellen bei Sexualstraftaten20
A. Vergewaltigung22
I. Einleitung22
II. Entpersonalisierungsprozess und Opferappell26
III. Hemmungs- und Enthemmungsfaktoren34
IV. (Neuro-)Biologische Implikationen45
V. Täter und Tätertypologie50
VI. Zwischenfazit55
B. Sexueller Missbrauch von Kindern56
I. Einleitung56
1. Terminologie: Kindes-Missbrauch57
2. Gesetz versus Psychopathologie – sexueller Kindesmissbrauch versus Pädophilie59
II. Hemmungsexistenz63
1. Motivation65
2. Interne Hemmung67
3. Externe Hemmung und „Grooming“80
a) Überwindung der externen Hemmung80
b) Grooming82
aa) Vertrauensaufbau84
bb) Sexualisierung85
cc) Weitere Elemente87
4. Überwindung des Widerstandes88
5. Wiederholungstaten: Der Deliktkreis89
III. Fragenkatalog93
1. Die Fragen93
2. Die Antworten94
a) Herr X – „Die Ampel geht auf ,Go‘ . . .“94
b) Herr Y101
IV. Zwischenfazit103
C. Inzest103
I. Einleitung103
II. Ursprung des Inzestverbotes – „Nature versus Nurture“109
1. Biologische Implikationen und der Aspekt der Universalität111
2. Psychologische Erklärungsansätze117
3. Biologischer Schwerpunkt und verknüpfende Ansätze118
III. Exkurs: Tätertypologie126
IV. Zurück zu § 173 StGB130
D. Fazit135
Kapitel 2: Exkurs zur Tötungshemmschwelle136
A. Einleitung136
B. „Hemmung vor dem Tötungsvorsatz“ versus „Hemmung vor der Tötung“ oder: Zur Frage, ob es einer – qualitativen – Differenzierung zwischen der „Hemmung vor der Tötungshandlung“ und der „Hemmung vor dem Tötungsvorsatz“ bedarf bzw. ob eine solche vom BGH intendiert ist144
I. Problemdarstellung144
II. Erklärungsversuch146
1. Fehlende Systematik und Zuordnung147
2. Widersprüche durch Verweise150
3. Zwischenfazit153
III. Auswirkungen153
C. Hemmschwellenüberwindung mit Durchführung der Tathandlung? Oder: Zu dem Argument, dass der Täter durch die Handlung gerade seine fehlende Hemmschwelle demonstriert hat158
D. Existenz einer Hemmschwelle162
I. Allgemeines162
1. Biologische Ansätze165
2. Psychologische Ansätze170
3. Verbindende Ansätze: „Nature and Nurture“173
4. Zusammenfassung von Hemmungsfaktoren179
II. Krieg und Waffen181
III. Die Milgram-Versuche – und Replikationen188
1. Das Original190
2. Die Replikation(en)194
3. Abschließende Bemerkungen198
E. Hemmschwellenargument und Unterlassen199
I. Problemaufriss199
II. Unterlassungsneigung – Omission bias204
III. Konsequenzen211
F. Fazit212
G. Epilog217
Kapitel 3: Pharmakologische Behandlung von Sexualstraftätern – die medikamentöse (Wieder-)Herstellung einer Hemmschwelle218
A. Hintergründe218
B. Chirurgische Kastration221
C. Pharmakologische Ansätze224
I. Einleitung224
II. Die Behandlung mit Cyproteronacetat226
III. Die antihormonelle Behandlung mit GnRH-/LHRH-Agonisten228
IV. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer233
V. Zwischenergebnis236
D. Rechtliche Hintergründe der Pharmakotherapie237
I. Einleitung237
II. Verfassungsrechtliche Fragen237
III. Einfachgesetzliche Fragen239
IV. Europarechtlicher Exkurs252
V. Abschließende Betrachtung256
Kapitel 4: Rechtsprechungsübersicht258
A. Einleitung258
B. Serientat – Serieller Charakter, situativer Zusammenhang266
I. Einleitung266
1. Allgemeines266
2. Reaktion auf die Abschaffung der „Fortgesetzten Handlung“271
3. Weiterer Untersuchungsgang274
II. BGH, Urt. v. 22.03.1995 – 3 StR 625/94275
1. Das erstinstanzliche Urteil275
a) Sachverhalt275
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen276
2. Die Revisionen der Staatsanwaltschaft und des Angeklagten278
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes279
4. Bewertung280
III. BGH, Urt. v. 18.09.1995 – 1 StR 463/95282
1. Das erstinstanzliche Urteil282
a) Sachverhalt282
aa) Feststellungen282
bb) Beweiswürdigung284
(1) Tatumstände284
(2) Psychopathologische Zusammenhänge285
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen286
2. Die Revision des Angeklagten288
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes288
4. Bewertung290
IV. Zwischenfazit296
C. Ambivalenz – ambivalentes Opferverhalten296
I. Einleitung296
II. BGH, Beschl. v. 14.05.2002 – 3 StR 133/02305
1. Das erstinstanzliche Urteil306
a) Sachverhalt306
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen307
aa) Anwendung von Jugendstrafrecht308
bb) Jugendstrafe308
cc) Strafzumessung310
2. Die Revision des Angeklagten311
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes312
4. Bewertung313
III. BGH, Beschl. v. 16.10.2003 – 4 StR 389/03316
1. Das erstinstanzliche Urteil316
a) Sachverhalt316
aa) Das Vor- und unmittelbare Tatgeschehen316
bb) Das Nachtatverhalten317
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen318
aa) Regelstrafrahmen versus besonders und minder schwerer Fall318
bb) Strafzumessungserwägungen in concreto319
2. Die Revision des Angeklagten319
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes319
4. Bewertung320
D. Beziehungstat – einer persönlichen Beziehung entspringend323
I. Einleitung323
II. BGH, Beschl. v. 25.03.1997 – 4 StR 556/96331
1. Das erstinstanzliche Urteil332
a) Sachverhalt332
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen334
2. Die Revision des Angeklagten335
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes335
4. Bewertung335
III. BGH, Urt. v. 09.12.2008 – 5 StR 412/08337
1. Das erstinstanzliche Urteil337
a) Sachverhalt337
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen339
2. Die Revision der Staatsanwaltschaft340
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes342
4. Bewertung343
a) Das Vorverhalten der Geschädigten343
b) Gegenwehr346
E. Diametralität – „strafschärfende“ Heranziehung348
I. Einleitung348
II. BGH, Urt. v. 25.01.2006 – 2 StR 345/05349
1. Das erstinstanzliche Urteil349
a) Sachverhalt349
b) Tatrichterliche Strafzumessungserwägungen350
2. Die Revision des Angeklagten354
3. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes354
4. Bewertung355
a) Grundsätzliche Bedenken355
b) Bedenken in Bezug auf die „Angemessenheit“ im Sinne des § 354 Abs. 1a Satz 1 StPO358
c) Bedenken in Bezug auf § 46 Abs. 3 StGB361
d) Abschließende Bemerkungen372
Schlussbetrachtung374
I. (Nicht-)Übertragung des Hemmschwellenargumentes auf Sexualdelikte374
II. Rechtliche Behandlung von Hemmschwellen bei Sexualstraftaten375
1. Ersatzlose Streichung des § 173 StGB375
2. Strafmildernde Berücksichtigung375
3. Verbot der strafschärfenden Berücksichtigung376
III. Tötungshemmschwelle376
Literaturverzeichnis378
Sachregister426

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