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Selbstmitgefühl

Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden

AutorKristin Neff
VerlagKailash
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783641098780
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Unser unermüdliches Streben danach, in allen Bereichen überdurchschnittlich zu sein, schränkt uns eher ein, als dass es uns voranbringt. Denn wenn wir scheitern oder unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, kehrt sich Selbstbewusstsein rasch um in Selbstkritik. Und wir können uns anstrengen, wie wir wollen, es wird immer jemanden geben, der noch intelligenter, erfolgreicher oder attraktiver ist als wir. Was wirklich stärkt, ist Selbstmitgefühl. Kristin Neff erforscht seit vielen Jahren die Fähigkeit, sich selbst freundschaftlich und nachsichtig zu behandeln. Die Auswirkungen sind verblüffend: Selbstmitgefühl schützt vor Burn-out und Depressionen, stärkt die Gesundheit und fördert unsere Beziehungen. Es lässt uns unsere Ziele und Träume optimistischer in die Tat umsetzen. Wir entdecken einen Ort der Wärme und emotionalen Geborgenheit, an dem wir unsere inneren Reserven auffüllen können. Fundiert und einfühlsam untersucht die Autorin die Chancen, die uns Selbstmitgefühl bietet. Tests, Fallbeispiele und in der Praxis erprobte Übungen helfen uns, uns diese heilsame Lebenshaltung anzueignen. Wir schließen Freundschaft mit dem wichtigsten Menschen in unserem Leben: uns selbst.

Kristin Neff ist Professorin für Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung an der University of Texas in Austin. Durch den Buddhismus entdeckte sie das Konzept des Selbstmitgefühls und machte es vor zwanzig Jahren erstmals zum Gegenstand psychologischer Forschung. Neff hält international Vorträge und Seminare zum Thema Selbstmitgefühl.

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Leseprobe

Diese zwanghafte Beschäftigung mit »ich«, »mir« und »mein« hat nichts mit Selbstliebe zu tun … Selbstliebe verweist uns auf Fähigkeiten wie Belastbarkeit, Mitgefühl und inneres Verständnis, die einfach zum Leben dazugehören.

Sharon Salzberg

 

Wie viele Menschen fühlen sich in unserer so unglaublich wettbewerbsorientierten Gesellschaft wirklich wohl in ihrer Haut? Es scheint so etwas Flüchtiges zu sein – sich wohl zu fühlen –, zumal wir meinen, wir müssten uns als ganz besonders und herausragend empfinden, um uns als wertvoll zu betrachten. Alles, was hinter derlei Superlativen zurückbleibt, hat einen fahlen Beigeschmack des Versagens. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut daran, wie ich zu Beginn meines Studiums einmal Stunden damit zugebracht hatte, mich für eine riesige Party zurechtzumachen, nur um anschließend meinem Freund vorzujammern, dass meine Frisur, mein Make-up und meine Kleidung einfach nur erbärmlich aussahen.

»Keine Sorge, du siehst doch ganz gut aus«, versicherte er mir.

»Ganz gut? Na toll, das hab ich mir ja immer gewünscht, ganz gut auszusehen …«

Der Wunsch, sich als etwas Besonderes zu fühlen, ist verständlich. Das Problem liegt nur darin, dass wir nicht alle gleichzeitig aus der Masse herausragen können. Auch wenn wir uns auf die eine oder andere Weise auszeichnen, gibt es doch immer jemanden, der klüger, attraktiver oder erfolgreicher ist. Wie kommen wir damit zurecht? Im Allgemeinen nicht besonders gut. Um uns selbst positiv zu sehen, blähen wir meist unser Ego auf und setzen andere herab, damit wir uns im Vergleich zu ihnen besser fühlen können. Aber diese Strategie hat ihren Preis – sie hindert uns daran, unser volles Potenzial im Leben zu verwirklichen.

Zerrspiegel


Wenn ich das Gefühl haben muss, besser zu sein als Sie, um mich in meiner Haut wohl zu fühlen, wie realistisch werde ich Sie oder auch mich selbst dann wirklich einschätzen? Angenommen, ich hätte einen anstrengenden Arbeitstag gehabt, wäre mürrisch und reizbar, wenn mein Mann später heimkommt (natürlich rein hypothetisch). Falls es mir vor allem um ein positives Selbstbild geht und ich kein Risiko eingehen will, mich in einem negativen Licht zu sehen, könnte meine Interpretation der Ereignisse in eine Schieflage geraten, um sicherzugehen, dass irgendwelche Reibungen zwischen meinem Mann und mir ihm und nicht mir angelastet werden können:

»Toll, da bist du ja! Hast du die Einkäufe erledigt, um die ich dich gebeten hatte?«

»Du, ich komme gerade erst zur Tür herein. Wie wär’s denn mit einem Satz wie ›Schön, dich zu sehen, Schatz, wie war dein Tag?‹ oder so?«

»Wenn du nicht so vergesslich wärst, müsste ich dir vielleicht nicht ständig so auf die Nerven gehen.«

»Stell dir vor, ich war tatsächlich einkaufen!«

»Oh … na ja, gut … Ausnahmen bestätigen halt die Regel. Wenn du doch nur nicht so unzuverlässig wärst.«

Eine Konversation nach diesem Muster wird wohl kaum das Rezept für eine glückliche Beziehung sein.

Warum fällt es uns so schwer zuzugeben, dass wir uns schlecht benommen haben, unhöflich oder ungeduldig waren? Weil unser Ego sich sehr viel besser fühlt, wenn wir unsere Fehler und Unzulänglichkeiten auf jemand anderen projizieren: Es ist dein Fehler, nicht meiner. Denken Sie nur an all die Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die sich aus dieser schlichten Dynamik ergeben. Jeder schiebt dem anderen die Schuld in die Schuhe und rechtfertigt das eigene Handeln, als würde unser Leben davon abhängen, obwohl wir doch tief im Innersten wissen, dass immer zwei dazu gehören. Wie viel Zeit verschwenden wir auf diese Weise? Wäre es nicht wesentlich besser, wenn wir unsere Schwächen einfach zugeben und uns fair verhalten könnten?

Aber das ist leichter gesagt als getan. Es ist fast unmöglich, die Aspekte unseres eigenen Verhaltens zu bemerken, die unsere Beziehungen zu anderen Menschen belasten oder uns daran hindern, unser volles Potenzial zu verwirklichen, solange wir uns selbst nicht klar wahrnehmen. Wie können wir wachsen, wenn wir unsere eigenen Schwächen nicht anerkennen? Wir können uns vorübergehend in unserer Haut wohler fühlen, indem wir unsere Fehler ignorieren oder uns einreden, andere trügen die Schuld an unseren Problemen und Schwierigkeiten, aber langfristig schaden wir nur uns selbst, weil wir uns in einem endlosen Kreislauf aus Stagnation und Konflikten verfangen.

Der Preis der Selbstbeurteilung


Unser Bedürfnis nach einem positiven Selbstwertgefühl ständig befriedigen zu wollen ist ungefähr so, als stopften wir uns dauernd mit Süßigkeiten voll. Der Zucker verschafft uns ein kurzfristiges »Hoch«, unweigerlich folgt jedoch der Durchhänger. Und gleich nach dem Durchhänger schwingt das Pendel in die Verzweiflung hinein, weil wir natürlich erkennen, dass wir nicht ewig andere für unsere Probleme verantwortlich machen können – auch wenn wir es noch so gern täten. Wir können uns nicht immer herausragend und überdurchschnittlich fühlen. Das Ergebnis kann verheerend sein. Wir schauen – buchstäblich und im übertragenen Sinne – in den Spiegel, und was wir sehen, gefällt uns nicht. Wir werden von Scham erfüllt.

Die meisten gehen unglaublich hart mit sich selbst ins Gericht, wenn sie erst einmal so weit sind, eine Schwäche oder Unzulänglichkeit zuzugeben. »Ich bin nicht gut genug«, reden sie sich ein. »Ich bin wertlos.« Man neigt dazu, den Vorfall völlig zu übertreiben  – es findet eine Überidentifizierung statt. Da ist es kein Wunder, dass wir die Wahrheit vor uns selbst verbergen wollen, wenn Ehrlichkeit eine so harte Verurteilung zur Folge hat.

Folgen wir diesem Verhaltensmuster, dann fügen wir uns bei Themen, bei denen wir uns nur schwer etwas vormachen können  – beispielsweise wenn wir unser Gewicht mit dem von Models vergleichen oder unseren Kontostand mit dem der Wohlhabenden und Erfolgreichen –, ein unglaubliches Maß an emotionalem Schmerz zu. Wir verlieren das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten, beginnen unser Potenzial anzuzweifeln und verfallen in Hoffnungslosigkeit. Natürlich öffnet dieser jämmerliche Zustand Tür und Tor für noch mehr Selbstverurteilung, weil wir ja solche nichtsnutzigen Verlierer sind, und so bewegt sich die Spirale immer weiter abwärts.

Sogar wenn wir es schaffen, etwas auf die Beine zu stellen, liegt die Messlatte für das, was uns »gut genug« erscheint, doch immer frustrierend außerhalb unserer Reichweite. Wir müssen klug und fit und schick und interessant und erfolgreich und sexy sein. Oh, und natürlich auch spirituell. Und egal, wie gut wir etwas machen, es gibt immer jemanden, der es noch besser macht. Das Ergebnis dieser Denkweise ist ernüchternd: Millionen von Menschen müssen täglich Psychopharmaka schlucken, nur um mit ihrem Alltag klarzukommen. Unsicherheiten, Sorgen, Ängste und Depressionen sind in unserer Gesellschaft unglaublich weit verbreitet, und viel davon ist auf Selbstverurteilung zurückzuführen, darauf, dass wir uns niedermachen, wenn wir das Gefühl haben, im Spiel des Lebens nicht auf der Gewinnerseite zu stehen.1

Ein anderer Weg


Was können wir dagegen tun? Aufhören, uns fortwährend zu bewerten und selbst zu verurteilen. Den Versuch unterlassen, uns ständig als »gut« oder »schlecht« zu etikettieren, und uns selbst einfach mit offenem Herzen akzeptieren. Uns mit derselben Freundlichkeit und Fürsorge und mit demselben Mitgefühl behandeln, das wir einem guten Freund oder vielleicht sogar einem Fremden entgegenbringen würden, also selbstbezogene Freundlichkeit praktizieren. Aber leider gibt es kaum jemanden, den wir so verurteilen und so schlecht behandeln wie uns selbst.

Als mir die Idee des Selbstmitgefühls zum ersten Mal kam, hat sie mein Leben fast augenblicklich verändert. Es war während meines letzten Jahres im Human-Development-Doktorandenprogramm an der University of California in Berkeley, als ich gerade dabei war, meiner Dissertation den letzten Schliff zu geben. Ich machte eine wirklich schwierige Zeit durch, denn kurz zuvor war meine erste Ehe gescheitert, und ich war erfüllt von Scham und Selbstverachtung. Ich dachte, ein Meditationskurs im örtlichen buddhistischen Zentrum könnte mir helfen. Schon als kleines Kind hatte ich mich für östliche Spiritualität interessiert, denn ich war bei einer aufgeschlossenen Mutter am Stadtrand von Los Angeles aufgewachsen. Aber ich hatte nie ernsthaft zu meditieren versucht. Ich beschäftigte mich auch nie genauer mit der buddhistischen Philosophie, das östliche Gedankengut, mit dem ich in Berührung gekommen war, entsprach mehr den Vorstellungen des kalifornischen New Age. Als Teil meiner Entdeckungsreise las ich nun Sharon Salzbergs Klassiker Metta Meditation. Buddhas revolutionärer Weg zum Glück2 und war für immer verwandelt.

Ich hatte gewusst, dass die Buddhisten viel über die Bedeutung des Mitgefühls sprechen. Aber es war mir nie in den Sinn gekommen, dass Mitgefühl für sich selbst genauso wichtig sein könnte wie Mitgefühl für andere. Aus buddhistischer Sicht muss man sich um sich selbst kümmern, bevor man sich wirklich um andere kümmern kann. Wenn man die eigene Person ständig verurteilt und kritisiert, während man versucht, freundlich zu anderen zu sein, zieht man künstliche Grenzen und trifft Unterscheidungen, die nur zum Gefühl...

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