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Fußballsprache - Eine Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung zeitgleicher Fußballberichterstattung im Fernsehen

Eine Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung zeitgleicher Fußballberichterstattung im Fernsehen

AutorSebastian Schoener
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783640200603
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,7, Universität Mannheim (Institut für Deutsche Sprache (IDS)), 98 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit macht sich zur Aufgabe über Fußball zu diskutieren und dabei eine ganz bestimmte Facette dieses Massensports näher zu beleuchten. Die Rede ist von der Fußballsprache, insbesondere ihrer spezifischen Erscheinungsform im Fernsehen. Der Aufbau gliedert sich dabei in drei Teile, von denen die ersten beiden deskriptiv gehalten sind, ehe im Anschluss daran ein analytischer Abschnitt folgt. Zu Beginn wird der Untersuchungskorpus der Fußballsprache näher beleuchtet. Als Basis hierfür dient der Aspekt 'Fußball als mediatisierte Wirklichkeit', unter welchem nicht nur die historische Entstehung des Sports, sondern auch dessen publizistischer Charakter herausgearbeitet werden. Einen zusätzlichen Grundstock für die Themenstellung liefert des Weiteren eine definitorische Auseinandersetzung mit dem Terminus 'Fußballsprache'. Wie sich zeigen wird, stellt sich dieser als Bündelung mehrerer Konstituenten dar. Hinsichtlich dessen ist es allerdings nicht der Anspruch vorliegender Arbeit, exakte Kategorisierungsversuche zu unternehmen. Stattdessen wird das Konglomerat der Fußballsprache strukturell erklärt, um dadurch eine Grundlage für die anschließende linguistische Untersuchung desselben zu schaffen. Der nächste Teilabschnitt setzt sich dann auf zweierlei Weise mit der Berichterstattung über Fußball auseinander. Einerseits stellt er dessen historische Entwicklung innerhalb der einzelnen Medienformen - Presse, Hörfunk, Fernsehen und Internet - dar, andererseits sucht er selbige Medienformen nach deren spezifischen kommunikativen Besonderheiten zu differenzieren. Die eigentliche Auseinandersetzung mit der Thematik vollzieht sich dann in den folgenden beiden Teilabschnitten. Zuerst werden die Charakteristika der Sprache der Fußballberichterstattung mit Hilfe der Forschungsliteratur eingehend dokumentiert, wobei die zur Veranschaulichung verwendeten Sprachbeispiele auch aus eigenen Erfahrungen als Rezipient resultieren. Im Weiteren sollen die auf diese Weise erarbeiteten Kennzeichen der Fußballsprache schließlich analytisch auf ein konkretes im Fernsehen übertragenes Fußballspiel angewendet werden.

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Leseprobe

III. Weiterführung: Sprache der Fußballberichterstattung


 

Im bisherigen Verlauf wurde das Fundament gelegt, um im Weiteren die Sprache der Fußballberichterstattung en detail zu betrachten, wobei aus Gründen der zu berücksichtigenden Masse und dem begrenzten Rahmen vorliegender Arbeit kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird. Auf eine systematische Untergliederung in verschiedene linguistische Teilgebiete wie jene der Lexikologie, Morphologie und Syntax wird dabei bewusst verzichtet, da es sich nicht „um klar voneinander abzugrenzende und isoliert zu betrachtende Bereiche der Sprache und der sprachwissenschaftlichen Untersuchung“[238] handelt. So hat beispielsweise die Komposition, welche als Phänomen der Wortbildung zu sehen ist, auch syntaktische Bedeutung, da sie eine Verkürzung auf der Satzebene bedingt.[239] Deshalb gliedern sich die Merkmale, welche ihrerseits wiederum als Basis für die analytische Auseinandersetzung mit dem Weltmeisterschaftskommentar des Jahres 2006 im nächsten Teilabschnitt dienen[240], stattdessen folgendermaßen: Zunächst werden solche Mittel lediglich angedeutet, die wegen des Umfangs der Arbeit bei der anschließenden Untersuchung nicht ausführlich beachtet werden können, deren Erwähnung aber dennoch von Bedeutung ist. Hierbei handelt es sich um die Wortbildungsphänomene der ‚Komposition’ und ‚Derivation’, sowie die rhetorischen Figuren der ‚Auslassung’ und ‚Parenthese’. Daraufhin wird auf die für die kommende Analyse entscheidenden Sprachmerkmale ausführlicher Bezug genommen.

 

1. Komposition


 


Die Komposition dient der Verdichtung und ist demnach ein Mittel der Sprachökonomie. Bei ihr werden „selbstbedeutende Bestandteile [...] zu einem neuen Wort vereinigt [...]. [...] [Sie] bietet den Vorteil, konzentrierten Inhalt in einem Wort zusammenzufassen, und erspart bisweilen kompliziertere, ausführlichere syntaktische Fügungen.“[241] So bedeutet der Begriff ‚Anspielmöglichkeit’ paraphrasiert beispielsweise: ‚Es bietet sich dem Spieler X. die Möglichkeit, dem Spieler Y. den Ball zuzuspielen’[242] und ‚„Konzessions-Elfmeter’ [...] müsste [...] etwa lauten: ‚Elfmeter als Fehlentscheidung mit dem Motiv, zuvor gemachte Fehlentscheidungen wiedergutzumachen.’“[243] Dabei lassen sich bereits fußballsprachlich etablierte „Zusammensetzungen von sog. ‚Augenblickskomposita’ unterscheiden“[244] – ‚Anspielmöglichkeit’ ist diesbezüglich unter erster, ‚Konzessions-Elfmeter’ unter zweiter Kategorie zu einzuordnen.

 

2. Derivation


 


Ebenfalls verdichtende Eigenschaft besitzen Derivationen. Sie „entstehen aus vorhandenen Wörtern, deren Form und Bedeutung [...] durch ein Affix modifiziert wird. [...] Mit ihrer Hilfe werden komprimierte Aussagen über Verfassungen[,] Eigenschaften und Fähigkeiten der Sportler möglich.“[245] Besonders auffällig sind „die vielen Ableitungen mit dem Suffix –er [...], die als Nomina agentis, als Täterbezeichnungen zu verstehen sind.“[246] Daneben dient das Affix aber auch zur Bildung von Sach- und Geschehensbezeichnungen.[247]

3. Auslassungen


 


Oben wurde angemerkt (Vgl. Punkt II.2.2.3), dass vollständige, grammatikalisch einwandfreie Sätze die Kommentierung eines Fußballspiels im Fernsehen begleiten sollten. Nun wird man als Rezipient häufig mit syntaktischen Auslassungen in Form von Ellipsen und Setzungen konfrontiert.[248] Die IDS-Grammatik definiert:

 

„Die ELLIPTISCHE PROZEDUR ist ein Verbalisierungsverfahren für kommunikative Minimaleinheiten, bei dem der Sprecher systematisch nicht versprachlicht, was aufgrund gemeinsamer Orientierung in der Sprechsituation, im aktuellen Handlungszusammenhang oder auf der Basis sprachlichen Wissens in den Hintergrund eingehen und mitverstanden werden kann. Das Äußerungsprodukt nennen wir ELLIPSE.“[249]

 

Doch lassen sich Ellipsen wie oftmals angenommen „nicht einfach als ‚unvollständige Äußerungen‘ bestimmen. Denn es ist nicht festzustellen, wann eine Äußerung vollständig ist.“[250] Gleiches gilt dann ebenso für Setzungen, auch wenn Eggers dahinter solche Äußerungen versteht, „die nicht zu grammatisch vollständigen Sätzen ausgeformt sind, in denen vor allem das verbale Prädikat und meistens auch das Subjekt fehlt“[251]. Da in der Literatur keine fruchtbaren Differenzierungsversuche von Ellipse und Setzung unternommen werden[252], beschränkt sich vorliegende Arbeit auf den Begriff der Auslassung als Beschreibung für entsprechende syntaktische Kurzformen. Durch sie werden innerhalb der Fußballberichterstattung „redundante Teile ausgespart“[253], was einer zügigen, des Spielgeschehens Folge leistenden Sprechleistung des Kommentators entgegen kommt. Vor allem aber ist es das Ergebnis des Bestrebens „nur die wichtigsten Informationen zum Verständnis zu geben, ansonsten aber das Bild ‚sprechen’ zu lassen.“[254] Dies kann sich auf vielerlei Weise äußern. Beispielsweise „brauchen etwa die Verben versenken, vergeben oder verwandeln kein Objekt, weil vor allem der Ball bzw. das Tor schon in der Wortbedeutung mitgedacht sind. Auch retten und klären haben in der Fußballsprache ihr (Kasus)objekt weitgehend verloren und können allenfalls durch die Angabe dessen, wovor gerettet oder geklärt wird, ergänzt werden.“[255] Des Öfteren entstehen sogar Einwortsätze, insbesondere dann, wenn der Reporter ausschließlich den Nachnamen des in Ballaktion befindlichen Spielers nennt.

 

4. Parenthesen


 


„Parenthesen sind ein spezielles Verfahren, mit dem Sätze oder Phrasen in einen Trägersatz [...] eingeschoben werden können. Die Grenzen zum Trägersatz hin sind [...] [in gesprochener Sprache] intonatorisch [...] markiert. [...] Funktional besteht eine ‚Anbindung’ an das im Trägersatz Gesagte“[256]. In der sprachlichen Realisierung offenbart sie sich häufig als „Einschub eines selbständigen Gedankens“[257]. In der Fußballberichterstattung können solche Einschübe zum Beispiel Hintergrundinformationen über Spieler, taktische Erläuterungen, oder auch Ergebnisse der vorangegangenen Spiele beinhalten.

 

5. Dominierende Wortfelder


 


Die Fußballberichterstattung bedient sich in bedeutendem Maße dem Leihvokabular aus vielen, differenzierbaren Lebensbereichen.[258] So gibt es „kaum ein Sachgebiet – von der Kriegstechnik bis zur Moraltheologie – das sich nicht in der Fußballsprache angesiedelt hat.“[259] Es bietet sich zur Untersuchung des Wortschatzes an, eine Unterteilung für die dominierenden Wortfelder ‚Gewalt’, ‚Leistung’ und ‚Unterhaltung’ vorzunehmen, deren Bestandteile im Folgenden näher erläutert werden.

 

5.1 ‚Gewalt’


 


Fußball ist Sport und dennoch auch ein Spiel. Ein Spiel, in welchem sich ‚Gewalt’ als eines der elementaren Wortfelder offenbart. Was zunächst wie ein Oxymoron[260] anmutet, ist, wie sich zeigen wird, doch nicht so abwegig – Uli Gleich stellt fest:

 

„Vor allem im Fernsehen werden schon seit Jahrzehnten häufig dramatisierende Statements verwendet, die das Konfliktpotential zwischen zwei Teams in der sportlichen Auseinandersetzung herausstellen. Durch diese Art der Kommentierung, so haben Dolf Zillmann und seine Mitarbeiter in mehreren Studien herausgefunden, wird Mediensport von den Zuschauern auch häufig als hoch dramatisch und gleichzeitig attraktiver empfunden.“[261]

 

Fußballsprachliche Äußerungen, „die Gewalttätigkeit, Brutalität und Vernichtung ausdrücken und niedere Instinkte [...] ansprechen“[262], um auf diese Weise das von Gleich angesprochene Konfliktpotential zwischen den Gegnern zu akzentuieren versuchen, werden in zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema entschieden bemängelt. Dort kritisiert man, dass Fußballbegegnungen zu Ersatzkriegen[263] hochstilisiert werden, dass eine „sprachliche Umdeutung des sportlich-fairen Wettkampfes zum Kampf auf Leben und Tod [erfolgt], wobei der Zuschauer bezeichnenderweise zum ‚Schlachtenbummler’, wird“[264]. Zweifelsohne charakterisieren viele Fußballberichterstatter die Spieler einer Mannschaft nicht selten als „Truppe, obwohl als Synonyme längst Team oder Elf zur Verfügung stehen. [...] Die Geschäftsstelle heißt Hauptquartier, zum Trainingslager (!) werden Spieler einkaserniert, obwohl es meist in gute Hotels geht. Im Spiel schlagen Bälle ein wie Granaten, Raketen, Bomben, Verteidiger spielen Abfangjäger, Angreifer haben Ladehemmung.“[265] Es wird hier ganz deutlich, „die Sprache der Sportreporter ist eine Sprache, die ihre Ausdrucksweisen der Militärsprache entlehnt hat“[266], doch stellt Monika Fingerhut fest, dass „der Kritiker, der [...] Begriffe wie...

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