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Was ist wichtig an Unternehmenskultur? - Eine Analyse wichtiger Kulturmerkmale anhand einer empirischen Untersuchung

Eine Analyse wichtiger Kulturmerkmale anhand einer empirischen Untersuchung

AutorRoswitha Schwanke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl121 Seiten
ISBN9783640236053
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Wirtschaft und Industrie, Note: gut, Universität Wien, 144 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Einzigartigkeit eines Unternehmens ist mit der Individualität des Menschens zu vergleichen und lässt sich dadurch erklären, dass die Unternehmenskultur sich aus bereits gemachten Erfahrungen, aus Legenden, Traditionen und daraus entstandenen Wertvorstellungen und Gewohnheiten konstituiert.1 Unternehmen sind einzigartig und nie identisch, auch dann nicht, wenn die Unternehmen derselben Branche angehören oder ihr Standort direkt nebeneinander liegt. Unternehmenskultur als Konzept hat sich in den frühen 80er Jahren etabliert. Das Werk von Peter und Watermans 'The search of excellence' (1982) führte den Begriff Unternehmenskultur zu wirklicher Popularität, wodurch die Anzahl der diesbezüglichen Publikationen rapide stieg und Ende der 80er Jahre einen Höhepunkt erlangte.2 Seit dieser Zeit ist das wissenschaftliche Interesse im Bereich Unternehmenskultur nach Auffassung der Autorin rückläufig.3 Unternehmenskulturelle Modelle der Achtziger Jahre (z.B. SCHEIN4, SACKMANN5 etc.) scheinen auch heute noch als wichtigste Ausgangspunkte in der Literatur auf. Auch schon in den Achtziger Jahren dargestellte theoretische Lücken6sind nach Auffassung der Autorin zum großen Teil bis heute nicht geschlossen. Dennoch ist Unternehmenskultur auch heute noch immer ein Thema. So wird sie von Herrn PENZEL, Leiter des Zentralen Merger Offices der HypoVereinsbank München, als einer von sechs Erfolgsfaktoren bei Mergern angesehen, er sieht die Zusammenführung von Kulturen als eine 'besondere Herausforderung'.7

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Leseprobe

Kapitel 2 Theoretische Grundlagen dieser Arbeit


 

Die Autorin stellt nun drei soziologische Theorien dar, die ihrer Meinung nach als wesentliche Ansätze für die Erforschung von Unternehmenskulturprozessen herangezogen werden können. Weiters wird ein Modell zur Erforschung von Unternehmenskultur angeführt (das Modell von SCHEIN), da es einerseits in der Literatur als einer der häufigsten Ansätze aufscheint[134], aber andererseits auch nach Ansicht der Autorin ein gut strukturierter Ansatz ist.

 

 Alle Ansätze werden im Abschluß dieser Arbeit nochmals in Bezug auf die empirischen Ergebnisse diskutiert. (siehe Kapitel 7)

 

Die drei soziologische Theorien sind der Symbolische Interaktionismus, die Ethnomethodologie und die Systemtheorie.

 

Der Symbolische Interaktionismus wurde als mögliche Herangehensweise für die Erforschung von Unternehmenskulturprozessen gewählt, da er sich mit Symbolen und deren Bedeutungen auseinandersetzt. Auch Unternehmenskultur wird durch Symbole vermittelt.

 

Die Ethnomethodologie beschäftigt sich mit den Theorien, die Gesellschaftsmitglieder aufstellen, um sich im Alltag zu verständigen. Wie Wissensbestände entstehen, ist auch für die Analyse von Unternehmenskultur eine relevante Frage.

 

Als weiterer theoretischer Ansatz scheint hier die Systemtheorie auf, da Unternehmen soziale Systeme sind. Jedes Unternehmen ist einzigartig und funktioniert nach seiner eigenen Operationsweise, ist also selbstreferentiell, wie die Systemtheorie das darstellt.

 

Im Folgenden werden die obigen Ansätze nun genauer erläutert.

 

2.1 Das Modell von SCHEIN


 

SCHEIN hat eine sehr differenzierte Studie über Unternehmenskultur erarbeitet. In diesem Ansatz werden die Kernelemente von Unternehmenskultur in einem hierarchischen Modell miteinander verbunden.

 

 

ABB. 3: Manifeste und latente Ebenen der Unternehmenskultur. Entnommen aus SCHEIN, E. (1984b), S. 4.

 

Die Basisebene des Modells stellen die kulturellen Grundannahmen dar. SCHEIN nennt sie „basic assumptions“, andere Autoren bezeichnen sie als „theories-in-use[135], also als die grundlegenden Theorien, nach denen sich ein Unternehmen richtet.

 

SCHEIN teilt diese Grundannahmen in folgende sechs Dimensionen ein:[136]

 

 

TAB. 2: Grundannahmen nach SCHEIN, modifiziert entnommen aus SOCHER, K. (1999), S. 21.

 

Wenn Wertvorstellungen sich über einen längeren Zeitraum als erfolgreich erwiesen haben, werden diese immer weniger von den Unternehmensmitgliedern hinterfragt. Sie werden selbstverständlich und sind damit von den Handelnden verinnerlicht. Diesen Prozeß der Umwandlung von handlungsleitenden Wertvorstellungen in unbewußte kulturelle Grundannahmen bezeichnet SCHEIN als „kognitive Transformation[137]. Diese Grundannahmen sind nicht konkret sichtbar, sondern finden ihren Niederschlag in den Wertvorstellungen, im geltenden Normensystem und in den Artefakten des Unternehmens[138]. Wenn Informationen auftauchen, die gegen die Beibehaltung der Grundannahmen sprechen, werden eher die Informationen umgedeutet als die Grundannahmen aufgegeben.[139] Der Mensch braucht ein gewisses Maß an kognitiver Stabilität, das durch die Grundannahmen erreicht werden kann. Deshalb ist es sehr schwierig, die Grundannahmen zu verändern, weil dadurch die kognitive Stabilität vorübergehend destabilisiert wird und das zu Angst und Unsicherheit führt.[140]

 

Die zweite Modellebene stellen die gelebten Werte im Unternehmen dar. Die Wertvorstellungen werden teilweise bewußt von den Unternehmensmitgliedern wahrgenommen oder können durch deren Verhaltens- und Handlungsweisen (also durch Artefakte) im Unternehmen beobachtet werden. Sie bestimmen u.a. das Entscheidungsverhalten, die Zusammenarbeit, den Führungsstil und die Kommunikation.[141] Um Werte richtig deuten zu können, müssen die Grundannahmen in Erfahrung gebracht werden, denn bei Aussagen von Unternehmensmitgliedern zu Werten kann es sich auch nur um das sozial Erwünschte oder um Wunschvorstellungen für die Zukunft handeln.[142]

 

Die dritte Ebene des Modells von SCHEIN beinhaltet den bewußt wahrnehmbaren Teil der Kultur eines Unternehmens, die Artefakte. Da Artefakte Symbole für das zugrundeliegende Muster an Wertvorstellungen sind, müssen diese Werte und auch die Grundannahmen ermittelt werden, um die Artefakte richtig deuten zu können.[143] Ein Artefakt kann nämlich aufgrund von geradezu gegensätzlichen Werten entstanden sein[144] oder es kann auch Multikausalität vorherrschen.[145]

 

Diese Einteilung der Unternehmenskultur in drei Ebenen macht das Modell von SCHEIN wahrscheinlich so populär, da dadurch die Kultur eines Unternehmens gut einer analytischen Betrachtung unterziehbar ist. Das hierarchische Über- und Unterverhältnis demonstriert hierbei die jeweilige bewußte Wahrnehmbarkeit der einzelnen Ebenen. Die Ebenen sind in einer Art hierarchischer Wechselbeziehung eng miteinander verbunden. Dabei beeinflussen die Grundannahmen (basic assumptions) die Werte bzw. die Wertvorstellungen der Unternehmensmitglieder, und diese wiederum haben Einfluß auf die Gestaltung der Artefakte. Es besteht allerdings auch eine Wechselbeziehung in die andere Richtung. Die Artefakte werden sowohl vom Aktionsfeld als auch von den Unternehmensmitgliedern mitgestaltet, diese Einflüsse wirken auf das Wertesystem und in einem langen Prozeß auch auf die Grundannahmen des Unternehmens zurück. Selbst die basic assumptions sind also nicht unveränderbar. Besonders in Krisensituationen[146] werden die Beharrungstendenzen der Grundannahmen aufgeweicht, da der Glaube der Unternehmensmitglieder an die Erfolgsmuster der Vergangenheit abnimmt.[147]

 

2.2 Der Symbolische Interaktionismus


 

Der Symbolische Interaktionismus beschäftigt sich mit Symbolen, deren Entstehen und deren Bedeutungen. Die Verbindung zu Unternehmenskultur besteht darin, daß auch die Werte und Normen einer Unternehmenskultur durch Symbole vermittelt werden (siehe Kapitel 1.2 Kernelemente der Unternehmenskultur).

 

Als Begründer des Symbolischen Interaktionismus gilt der amerikanische Soziologe Herbert Mead[148]. Mead selbst hat wenig veröffentlicht, sein Werk wurde von seinem Schüler Herbert Blumer aufgezeichnet. Dieser prägte auch den Namen „Symbolischer Interaktionismus“. Blumer faßte die Ideen Meads zusammen und formulierte drei Axiome des Symbolischen Interaktionismus:[149]

 

1. Menschen handeln Dingen gegenüber auf Grund der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben.

2. Diese Bedeutung entsteht in einem Interaktionsprozeß.

3. Die Bedeutung ist historisch wandelbar.

 

Der Symbolische Interaktionismus geht davon aus, daß die Menschen die Welt, in der sie leben, und ihre Erfahrungen selbst erschaffen. Das tun sie, indem sie den Dingen gegenüber handeln auf Grund der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben.[150] Diese Bedeutungen entstehen in Interaktionen.[151]

 

Der Symbolische Interaktionismus beschäftigt sich mit den Zeichen und Symbolen[152], die die Menschen in ihren Interaktionen verwenden. Er versucht im Prozeß des Verstehens nachzuvollziehen, wie es zu der Bedeutung von Zeichen gekommen ist bzw. wieso der/die BetrachterIn ein Zeichen als bedeutungsvoll identifizieren kann und wie der/die Handelnde in einer Gesellschaft mit diesen bedeutungsvollen Zeichen umgeht.[153]

 

Alles irgendwie vom Menschen Geschaffene ist mit Bedeutung ausgestattet, also symbolhaft, allerdings nur, wenn es eine entsprechende Orientierung des Individuums zu dem Objekt[154] gibt. Einem Zeichen wohnt die Bedeutung nicht von selbst inne, sondern sie entsteht erst in der Interaktion. Da diese Bedeutung in einem Interaktionsprozeß entsteht, muß sie immer wiedergewonnen werden, steht also nicht ein für allemal fest, sondern ist historisch wandelbar.[155]

 

Durch den Umgang mit den Dingen wächst aus der Handlung dem Objekt ein Sinn zu. Ein Objekt, mit dem kein Subjekt Umgang hat, ist aus dieser Sicht bedeutungslos. Sinn stellt sich zuerst als Eigenschaft menschlichen Verhaltens dar und erst in zweiter Linie als Eigenschaft der Objekte. Das gilt vor allem für das Symbol als einem sinnhaltigen Objekt, dem erst aufgrund seiner besonderen Handlungsrelevanz eine symbolische Bedeutung zugewiesen wird.[156]

 

Der/die BetrachterIn identifiziert ein Zeichen als bedeutungsvoll durch die Übernahme der Perspektive des Anderen. Diese Perspektivenübernahme setzt voraus, daß die Werte und Motive der Anderen potentiell bekannt sind. Das ist dann der Fall, wenn die Handelnden eine Lebenswelt...

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