Eiweiß ist einer der Grundbausteine des Lebens
„... Gehe sparsam mit Tierprodukten um, ernähre
Dich bevorzugt von pflanzlicher Frischkost. …“
Hippokrates
Soweit – so gut! Falsch ist jedoch, dass es sich dabei unbedingt um tierisches Eiweiß handeln muss. Dass Milch für die menschliche Ernährung weitestgehend ungeeignetes Eiweiß enthält, wird im diesbezüglichen Kapitel noch ausführlich behandelt werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Jedes artfremde, tierische Eiweiß kann vom menschlichen Organismus nicht ohne Probleme verarbeitet werden.
Sämtlichen, sich hartnäckig haltenden Mythen zum Trotz, leben Vegetarier keineswegs ungesünder als ihre „fleischfressenden“ Mitmenschen. Ganz im Gegenteil. Immer mehr Studien beweisen, dass eine ausgewogene (!) vegetarische Kost das Erkrankungsrisiko an vielen chronisch - degenerativen Krankheiten deutlich mindert.
Die Betonung liegt dabei auf „ausgewogen“, was reichlich Obst, Gemüse und ergänzend Vollkorn, Nüsse, Keime und Sprossen sowie Kräuter beinhaltet. Der sogenannte „Pudding-Vegetarier“ kann sich zwar an der Vorstellung erfreuen, anderen Lebewesen keinen Schaden zuzufügen, für ihn selbst gilt das jedoch leider nicht.
Fakt ist: Bei einer vitalstoffreichen Vollwertkost mit einem Rohkostanteil von mindestens einem Drittel des täglichen Nahrungsbedarfs benötigen Sie weder Fisch noch Fleisch, auch kein Geflügel oder sonstige tierische Produkte um den täglichen Eiweißbedarf zu decken.
Im Kapitel über Milch wird darauf verwiesen, dass immer mehr Mediziner gerade Milch, die auch heute noch als Eckpfeiler einer gesunden Ernährung in unserem Bewusstsein verankert ist, verantwortlich machen für die Entstehung von Neurodermitis, Psoriasis und das Auftreten gefährlichen Erbrechens.
Der ständige Verzehr artfremden Eiweißes provoziert den Körper immer wieder zu Abwehrreaktionen. Warum das so ist, werde ich kurz erläutern.
Eiweiß ist ein Grundbaustein des Lebens und findet sich praktisch in jeder Körperzelle.
Während Kohlenhydrate und Fette für die Energiegewinnung unerlässlich sind, ist es das Eiweiß für die Strukturierung. Proteine finden sich im Zellkern und bestimmen unser Erbgut.
Enzyme, Hormone, Blut – all das wäre ohne Eiweiß nicht denkbar.
Da Proteine nicht in größeren Mengen gespeichert werden können, müssen sie über die Nahrung zugeführt werden. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass wir wirklich nur so viel aufnehmen sollten, wie wir zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen brauchen.
Dabei handelt es sich streng genommen nur um die Menge, die die Leber zum Aufbau körpereigener Proteine benötigt.
Diesbezügliche Empfehlungen sind häufig stark übertrieben und wurden früher gern als Anti-Aging - Wundermittel oder Stimulans für Hochleistungssportler angepriesen, während sie heute als sogenannte Lifestyle-Medikamente auf eine noch größere Verbraucherklientel abzielen. Ob in diesen speziellen Bereichen tatsächlich Wirkungen zu erzielen sind, wird später noch zu klären sein.
Bedauerlicherweise sind es wieder einmal allein die Pflanzen, die in Sachen ökonomische Nährstoffverwertung eine enorme Überlegenheit an den Tag legen. Nicht genug damit, dass sie Stickstoff aus der Luft oder dem Boden aufnehmen und mit Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff zu Eiweißen aufbauen können. Nur sie sind tatsächlich in der Lage, die zwanzig Aminosäuren, die das Grundgerüst aller Eiweißstoffe bilden, auch selbst aufzubauen. Dem Menschen gelingt dies nur bedingt, acht „essenzielle“ Aminosäuren[9] müssen in der Nahrung enthalten sein.
Obwohl immer noch eine gegenteilige Meinung vorherrschend ist, liefern weder Fleisch noch Milch besonders hochwertiges Eiweiß, da es diesem an Methionin mangelt. Zwar weisen auch Getreide gewisse Mängel auf – hier sind es Lysin- und Threonin, die nicht ausreichend zur Verfügung stehen – jedoch lässt sich dieses Defizit ausgleichen, indem man sie mit Hülsenfrüchten kombiniert.
(Das ist der positive Aspekt der weiter unten beschriebenen Ornish-Diät.)
Die mit der Nahrung aufgenommenen Eiweiße werden im Magen (und Darm) mittels eiweißspaltender Enzyme wie Pepsin, Trypsin oder Chymotrypsin in einzelne Aminosäuren zerlegt.
Von hier aus gelangen sie über den Blutweg in die Leber, wo die Umstrukturierung der Nährstoffe beginnt. Während gut die Hälfte der Aminosäuren für die Energieversorgung bereitgestellt wird, wird der restliche Anteil in biosynthetische Prozesse eingebunden.
Der Eiweißstoffwechsel ist äußerst komplex und immer noch nicht vollständig erforscht.
Seine Steuerung obliegt wahrscheinlich ebenfalls der Darmflora. Drei Hauptbereiche lassen sich innerhalb des Eiweißabbaus unterscheiden. Zum einen die Übertragung von Stickstoffmolekülen, die Verbindungen entstehen lässt, die eine beschleunigte Energieverwertung im Zitronensäurezyklus ermöglichen.
Ferner die Kohlendioxydabspaltung, die Aminosäuren zu Aminen abbaut, welche wiederum die Grundlage für Botenstoffe und Struktureiweiße bildet. Und ein Stickstoffabspaltungsprozess, bei dem giftiges Ammoniak entsteht, das im Ornithin-Zyklus ausscheidungsfähig wird.
Für die Synthese der Gewebseiweiße benötigt die entsprechende Körperzelle die im Zellkern enthaltene RNS-Matrize als „Kopiervorlage“.
Eine unvollständige Synthese von Gewebseiweißen kann durch fehlerhafte Matrizen entstehen und diese wiederum u.a. durch Pestizide, die mit der Nahrung aufgenommen werden.
Das Stoffwechselendprodukt des Kernstoffwechsels ist die ebenfalls ausscheidungspflichtige Harnsäure. Sie hat einen großen Nachteil: Sie ist nicht weiter abbaubar. Die anfallende Harnsäure von ca. 1 Gramm täglich je Zelle (nur rote Blutkörperchen besitzen keinen Zellkern) wird bis zu 80% über die Nieren ausgeschieden.
Zu einer Erhöhung des Harnsäurespiegels trägt neben einer vorgeschädigten Niere die purinreiche Kost bei, aber auch ein gesteigerter Grundumsatz, wie er bei der Schilddrüsenüberfunktion anzutreffen ist. Obwohl es auch noch die Möglichkeit einer angeborenen Kernstoffwechselentgleisung gibt, die auf einem Enzymdefekt beruht, kann man davon ausgehen, dass eine in westlichen Industrienationen übliche massive Fehlernährung die Hauptursache für die Entstehung sowohl von Gicht als auch Harnsäuresteinen bildet.
Bedauerlicherweise muss, sollten diese Probleme erst einmal bestehen, nicht nur beim Fleischgenuss Verzicht geübt werden – auch viele prinzipiell hochwertige Eiweißträger pflanzlicher Herkunft müssen gemieden werden. Dazu gehören etliche Hülsenfrüchte und Pilze. Erlaubt sind neben Obst und Gemüse auch Quark und Soja sowie Hafer und Mais.
Von den Tees stehen hier besonders die Früchte und Kräutertees zur Verfügung, aber natürlich auch Obstsäfte und zwar besonders von alkalisierenden Zitrusfrüchten.
Da es auch unter den Mineralwässern sogenannte „Säuerlinge“ gibt, sollten diese gemieden werden.
Um die Homöostase[10] des Körpers nicht zu gefährden, darf die Stickstoffmenge, die dem Körper über die tierischen Eiweißprodukte zugeführt werden, nicht die täglich ausgeschiedene Menge von maximal 40 Gramm überschreiten.
Leider ist das jedoch bei der heutzutage üblichen Fast Food –Ernährung nicht der Fall. Wird über einen längeren Zeitraum jeden Tag das Mehrfache der erlaubten Menge aufgenommen, kommt es zu einer Selbstvergiftung des Körpers. Im Darm kommt es durch den Überschuss der unverdauten Eiweiße zu Fäulnis und Gärung. Diese giftigen Stoffe erreichen mit einem Säureüberschuss Milz und Leber, wo sie weitere Schäden anrichten. Auf dem Blutwege kommt es zu einer Ablagerung von Aminosäuren in feinsten Gefäßen, wodurch es reflektorisch zu einer Erhöhung des diastolischen Blutdruckes kommt. Die Folgen eines permanent zu hohen Blutdruckes sind Durchblutungsstörungen bis hin zum Infarkt, von dem nicht nur das Herz, sondern eine Vielzahl von Organen betroffen sein kann (Hirn, Lungen, Nieren).
Der Sauerstoffmangel in den Zellen führt aber auch zu einer permanent fortschreitenden Verschlechterung des Gesamtstoffwechsels und weitere Stoffwechselstörungen können sich praktisch „aufpfropfen“.
Eine zusätzliche Folge der Eiweißmast wurde an anderer Stelle[11]...