Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 1,3, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (Fakultät für Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Selbstgeschick und Selbstbehauptung - Heideggers Schriften vom 1921-1944, Sprache: Deutsch, Abstract: Die etablierten konfessionellen Großkirchen bemühen sich um den Missionserfolg, wobei sie sich dessen ganz gut bewußt sind, daß die neuzeitliche Religiosität von dem selektiven konfessionsübergreifenden Synkretismus gekennzeichnet ist. Die radikale und von den überlieferten Glaubenswahrheiten getrennte Individualisierung der Suche nach dem Göttlichen steht am Scheideweg. Auch die philosophischen Systeme und andere Ersatzreligionen wollen den verwirrten Menschen ansprechen. Sie bedienen sich dabei der quasireligiösen Sprache, die manchmal geschickt hinter den eigentlichen Gedanken verborgen steht oder für die partikulären Zwecke umgewertet wird. Der gegenseitige Einfluß ist in diesem Fall nicht zu vermeiden. Das hat gewiss positive und negative Folgen für jeweilige 'Parteien', aber eine Sache wird dabei auffällig: der Kampf um den Menschen, um seine Seele und seinen Verstand ist keineswegs ausgetragen. Die neuen Dimensionen dieses Kampfes werden mit neuen Fragen(-stellungen) gemacht, zwischen denen sowohl inhaltliche Differenzen als auch rhetorische Kunstfiguren vorkommen können.
Diese Hausarbeit ist ein kleiner Versuch einen von diesen Kämpfen aufzuhellen, und zwar das Gespräch zwischen der christlichen Heilslehre (Soteriologie) in ihrer reformatorischen Ausprägung (Martin Luther und Paul Tillich) und der Philosophie von Martin Heidegger, dem Zauberer von Meßkirch, wie den berühmtesten Philosophen aus der Provinzstadt in Schwaben sein Biograph Rüdiger Safranski einmal genannt hat. Martin Heidegger ist eine denkerische Größe an sich. Wenn man seine Werke liest und sein Leben dabei bedenkt, kann man sich keine Gleichgültigkeit leisten, es sei denn, daß man ihn überhaupt nicht richtig verstanden hat. Einerseits, nahezu prophetisch und in seiner Suche nach dem Sein andachtsvoll interpretiert, andererseits blasphemisch oder sogar atheistisch denkbar. Der Denker aus Leidenschaft und aus der selbstaufgeworfenen Berufung. Ein verkrachter Priester ohne seine Kirche und ohne Botschaft, der doch seine letzte Ruhe auf dem römisch-katholischen Friedhof in Meßkirch, unter erneuter Obhut der Kirche, finden wollte. Ob es begründet und mit seiner Philosophie übereinstimmend war, bleibt noch umstritten. Es sollten hier die Überlappungen, Ähnlichkeiten aber vor allem die Divergenzen der existenziellen Philosophie und der reformatorischen Theologie erörtert werden, die sich überraschenderweise bei vielen Diskussionsfragen begegnen.
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