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Was können wir noch essen?

Unsere Lebensmittel auf dem Prüfstand

AutorMichael Despeghel
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864132605
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In Zeiten von Fleischskandalen, Genmais, landwirtschaftlicher Massenproduktion und Epidemien durch verunreinigte Nahrungsmittel haben wir die Orientierung und das Vertrauen in unser Essen verloren. Was können wir noch essen? Dieses Buch liefert klare und für jedermann verständliche Antworten auf diese Frage. Dabei finden nicht nur gesundheitliche, sondern auch ökologische und ethische Aspekte Beachtung. Das Buch bespricht alle bei uns gängigen Nahrungsmittel - von Gemüse und Obst über Brot, Fleisch und Fisch bis zu Fertiggerichten und Fast Food. Tabellen zeigen auf einen Blick die jeweiligen Eigenschaften und Inhaltsstoffe der Produkte. Sie ermöglichen es dem Leser, sich im heutigen Ernährungsdschungel zurechtzufinden und Lebensmittel auszuwählen, die ihm guttun und die Umwelt schonen. Lernen Sie, sich gesund und nachhaltig zu ernähren - Ihr Körper und unsere Umwelt werden es Ihnen danken.

Dr. Dr. Michael Despeghel ist Sportwissenschaftler und Spezialist für gesunde Lebensführung sowie Lehrbeauftragter am Institut für Sportwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er ist ein erfahrener Referent zu Gesundheits-, Präventions- und Fitnessthemen und durch mehrere Bestseller bekannt.

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Leseprobe

Nachhaltige und ethische Aspekte der Ernährung


Herkunft und Ökobilanz


Ökologisch erzeugte Lebensmittel sind aus oben genannten Gründen prinzipiell zu empfehlen. Doch nicht jeder kann sich Bio leisten. Deshalb muss es auch nicht unbedingt und immer Bio sein. Immerhin kostet Biofleisch je nach Tierart drei- bis viermal so viel wie konventionell hergestelltes Fleisch und ökologisches Obst und Gemüse um bis zu 50 % mehr. Auch Produkte aus herkömmlicher Erzeugung können gut sein. Vorausgesetzt, Tiere und Pflanzen wurden mit Bedacht behandelt. Viel gewonnen für Gesundheit und Umwelt ist schon, wenn Sie sich für naturbelassene Nahrungsmittel der Saison und möglichst aus der Region entscheiden. Denn nur wer die Herkunft kennt, kann beurteilen, ob auch drin ist, was draufsteht.

Wer sich die Biovariante nicht leisten kann oder möchte, aber trotzdem etwas für Tiere und Umwelt übrig hat, dem bleiben deshalb folgende Alternativen: Entweder er reduziert seinen Fleischkonsum und gönnt sich Biofleisch nur ein- bis zweimal die Woche und/oder er setzt auf Regionalität. Das heißt, er kauft seine Ware – übrigens frischer als irgendwo sonst – auf dem Wochenmarkt, direkt beim Bauern im Hofladen oder beim örtlichen Metzger, der noch selbst schlachtet. Der Vorteil für den Kunden: Auf Nachfrage kann er erfahren, wie das Obst und Gemüse angebaut werden oder woher das Vieh stammt und unter welchen Bedingungen es gehalten wurde.

i Mit dem Rad

Ein Pkw stößt pro Kilometer knapp 160 g CO2 aus. Damit produziert er fast ebenso viel Treibhausgas wie der Transport eines Kilogramms Obst von Argentinien nach Deutschland. Fahren Sie zum Einkaufen, wenn möglich, mit dem Fahrrad oder gehen Sie zu Fuß zum nächsten Wochenmarkt.

Regionale Produkte zu kaufen, gilt als Megatrend. Inzwischen entscheiden sich rund 40 % der deutschen Verbraucher regelmäßig für Ware aus der Region. Zahlreiche Supermarktketten tragen dieser Entwicklung Rechnung und bieten ein vielfältiges Sortiment an Nahrungsmitteln »aus der Region« an.

Diesem Trend als Verbraucher zu folgen hat extrem erfreuliche Auswirkungen auf unsere Umwelt: Das Sustainable Europe Research Institute hat errechnet, dass wir 116 000 Tonnen CO2 einsparen könnten, wenn wir nur 10 % unserer Einkäufe mit regionalen Produkten abdecken würden. Zu Ende gedacht, bedeutet das: Würden nur Lebensmittel eingeführt, die in unseren Breiten nicht wachsen, verringerte sich der CO2-Ausstoß insgesamt sogar um 22 %.

i Keine Flugware

Besonders umweltbelastend sind Transporte mit dem Flugzeug: Bei eingeführten Lebensmitteln aus Übersee entstehen bis zu 170 Mal mehr Emissionen pro kg Lebensmittel als bei einem Transport mit Seeschiffen. Flugimportierte Ware sollte aus Umweltgründen also möglichst nicht gekauft werden.

Allerdings: Der größte Anteil der Umweltbelastung durch Lebensmittel wird nicht durch den weiten Transport von Waren produziert, sondern geht auf den immensen Konsum von Fleisch zurück. Das gilt weltweit, aber besonders auch hierzulande. Konkret: In Deutschland verursacht die Lebensmittelproduktion 20 % des Gesamtausstoßes an Treibhausgasen. Etwa die Hälfte davon stammt aus der Landwirtschaft und davon der Hauptanteil aus der Herstellung tierischer Lebensmittel. Es würde also die Umwelt erheblich entlasten, wenn weniger Fleisch gegessen würde. Unter Experten erweist sich dies sogar als die wichtigste ökologische Maßnahme im Ernährungsbereich. Denn um 1 kg tierisches Eiweiß herzustellen, muss das Sechsfache an pflanzlichem Eiweiß verfüttert werden, das auch Menschen als Nahrung dienen könnte. Die Ökobilanz sieht dann folgendermaßen aus: 1 kg konventionell hergestelltes Rindfleisch verursacht 13,3 kg CO2. Beim Schweinefleisch sind es hingegen »nur« 3,25 kg.

Bei Milchprodukten gibt es große Unterschiede: Butter mit 23,8 kg CO2-Äquivalenten verursacht die höchsten Emissionen, gefolgt von Käse mit 8,5 kg und 7,6 kg für Sahne. Dahinter steckt die einfache Rechnung: Je höher der Fettanteil ist, desto mehr Milch und somit Kühe sind für die Herstellung erforderlich.

i Alternative Ernährungsweisen

Menschen, die sich rein vegetarisch ernähren, heizen das Klima nur halb so stark auf wie »Allesesser«. Veganer essen noch klimafreundlicher.

Vegetarier essen weder Fleisch noch Fisch. Sie ernähren sich wesentlich von pflanzlichen Lebensmitteln.

Veganer verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern konsequent auf alle tierischen Lebensmittel; das schließt Eier, Milchprodukte, Honig und Gelatine ein.

Frutarier ernähren sich nach dem Prinzip, keine Lebewesen zu verletzen – weder Tiere noch Pflanzen. Sie essen deshalb keine Wurzeln oder Knollen, sondern nur Obst, Samen und Gemüsesorten, die gepflückt werden oder selbst vom Baum fallen.

Zum Vergleich: Frisches Gemüse schlägt mit gerade mal einem Zehntel der Emissionen von Fleisch zu Buche. Wie wäre es also mit einem Veggietag pro Woche? Vorzugsweise mit Produkten der Saison, denn die Emissionen für frisches Gemüse oder Obst außerhalb der Saison vervielfachen sich, weil es entweder über große Strecken transportiert wird, aus beheizten Gewächshäusern stammt oder über Monate gekühlt gelagert wird. Der Energieaufwand dafür ist enorm, dementsprechend hoch sind die CO2-Emissionen. Beispielsweise verursacht ein Apfel aus Südafrika 220 g CO2, ein Apfel aus der Heimat 50 g. Weintrauben aus Chile erzeugen sogar 838 Mal mehr CO2 als Trauben aus der Region. Und Gemüse aus einem beheizten Gewächshaus kann um ein Vielfaches mehr Treibhausgase verursachen als Saisongemüse vom Feld, sogar wenn Letzteres weiter transportiert werden musste. Ein Beispiel:

Tomaten: CO2 in Gramm pro Kilogramm


konventioneller Anbau im heimischen, beheizten Gewächshaus außerhalb der Saison9300
ökologischer Anbau im heimischen, beheizten Gewächshaus außerhalb der Saison9200
Flugware von den Kanaren7200
konventioneller Anbau im heimischen, nicht beheizten Gewächshaus2300
Freilandtomaten aus Spanien600
konventioneller Anbau in der Region während der Saison85
ökologischer Anbau in der Region während der Saison35
Quelle: Universität Gießen, Ökologie & Landbau

Die Ökobilanz von Lebensmitteln hängt auch von der Jahreszeit ab. Beispielsweise kann im deutschen Winter ein in Neuseeland angebauter und dementsprechend weit transportierter Apfel klimaschonender sein als ein heimischer Boskop, der über mehrere Monate frisch gehalten werden musste. Grundsätzlich aber haben frische Nahrungsmittel im Vergleich zu tiefgefrorenen oder anders konservierten eine doppelt oder dreimal bessere Ökobilanz.

Die Schadstoffemissionen beeinträchtigen jedoch nicht nur unsere Umwelt. Vielmehr bekommt auch der Mensch sie direkt zu spüren – denn die toxikologische Qualität der Lebensmittel kann nur so gut sein wie das Umfeld, in dem sie erzeugt werden. Das bedeutet: Wer durch sein Konsumverhalten dafür sorgt, dass die Umwelt geschont wird, tut gleichzeitig auch etwas für seine Gesundheit.

Tierhaltung


Die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden sind die eine Sache. Doch wie steht es mit der Lebensqualität der Tiere, die zu unserer Ernährung beitragen? Welche Verantwortung haben wir für sie?

Die Bedingungen für Schweine, Rinder und Geflügel in der industriellen Fleischproduktion sind häufig katastrophal. Konventionelle Massentierhaltung in »Tierfabriken« bedeutet in der Regel viel Leid und Elend für die Tiere. Engste Platzverhältnisse in den Ställen, Dauerstress, genmanipuliertes und mit Pestiziden belastetes Futter, Mastfutter, Medikamentenbeigabe und stundenlange Transporte zum Schlachthof sind nicht nur aus moralischen Gründen und aus Sicht des Tierschutzes schwer zu akzeptieren. Vielmehr leidet darunter auch die Qualität des Fleisches. Denn Gift, Medikamente und Impfstoffe werden im Tier nicht abgebaut und landen über die fleischliche Nahrung im menschlichen Körper. Das ist auf Dauer gesundheitsgefährdend.

Wir brauchen Lebensmittel in höchster Qualität, die garantiert frei von Giften sind und die unter Bedingungen entstehen, die dem Tier ein artgerechtes Leben ermöglichen. Solange (von der Politik geplante) Tierschutzsiegel für die konventionelle Produktion jedoch weit unter den Standards für ökologische Landwirtschaft bleiben, kann dies nur »Bio« gewährleisten. Wer also Wert darauf legt, dass sein Fleisch und seine Eier unter für die Tiere akzeptablen Bedingungen hergestellt werden, trifft mit Bioware die bestmögliche Wahl. Denn Biobauern unterliegen diesbezüglich den strengsten Bestimmungen von allen. Informationen über Biosiegel für tierische Produkte finden Sie auf Seite 128130 (Fisch) und 154156 (Fleisch).

Obwohl inzwischen das Bewusstsein der Verbraucher...

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