Sie sind hier
E-Book

Lehrer unter Druck

Arbeitsplatz Schule: zwischen Sokrates und Sozialarbeit

VerlagVerlag Bertelsmann Stiftung
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783867931953
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Das Buch 'Lehrer unter Druck' beschreibt differenziert und praxisnah die Situation eines ganzen Berufsstandes: der Lehrer. In einer reformbedürftigen Umgebung setzen sie den Bildungsauftrag von Schule tagtäglich um. Die Erwartungen, was sie dabei zu leisten haben, sind ebenso vielfältig wie hoch. Im Fokus von Medien, Öffentlichkeit und Politik sollen Lehrer ihre Schüler für eine multikulturelle, globale und mobile Gesellschaft befähigen. Mitten im System Schule sind sie dabei die am leichtesten fassbaren Adressaten für Kritik von außen. Druck auf die Schule bedeutet deshalb immer auch Druck auf die Lehrer. In der vorliegenden Publikation berichten Lehrer und Schulleiter von ihren Erfahrungen innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers. Bildungsexperten aus dem In- und Ausland zeigen mögliche Lösungsansätze für schulische Entwicklung in einer sich immer schneller wandelnden Gesellschaft. Schüler-, Eltern- und Gewerkschaftsvertreter formulieren ihre Sicht auf den gesamten Bildungssektor, in dem Unterrichtsmethoden ebenso wie Lehreraus- und -fortbildung schon lange nicht mehr den veränderten Anforderungen genügen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
Vom Versagen zum Erfolg: Die Rolle der Schulinspektionen bei der Verbesserung von Schulen
Timothy Key

Überblick


Einer der wesentlichen Erfolge der englischen Behörde für Bildungsstandards (Ofsted - Office for Standards in Education) innerhalb der letzten zehn Jahre war die Identifizierung und Verbesserung von Problemschulen (»Failing Schools«) im eigenen Land. Dieser Beitrag, geschrieben von einem Schulinspektor, beschreibt die Kriterien, nach denen englische Schulen bewertet werden, nennt die kennzeichnenden Merkmale »schlechter« Schulen und arbeitet heraus, was diesen Schulen bei ihrer Verbesserung und Fortentwicklung helfen kann.

Einleitung


Auch noch die schwächsten Schulen eines Landes verbessern zu wollen ist eine wichtige, aber auch schwierige Aufgabe, die in einigen Fällen zudem ein langwieriges Unterfangen bedeutet. In England hat man erkannt, dass die schulischen Leistungen aller Schüler verbessert werden müssen, wenn das Niveau des eigenen Bildungssystems im internationalen Vergleich verbessert werden soll. Ebenso deutlich war auch die Erkenntnis, dass die Schülerleistungen an Englands schwächsten Schulen einen ernsten Grund zur Sorge bedeuten.
Seit September 1993 müssen alle Schulinspektoren melden, wenn sie im Rahmen ihrer Inspektionen feststellen, dass eine Schule den notwendigen Anforderungen nicht mehr genügt und für diese Schule »besondere Maßnahmen« ergriffen werden müssen. Der Status »besondere Maßnahmen erforderlich« bedeutet zunächst nur, dass für eine Schule die höchste Dringlichkeitsstufe in Sachen Verbesserungsbedarf besteht. Er umfasst inhaltlich noch keine konkreten Maßnahmen, da diese von Schule zu Schule verschieden sind. Eine genauere Erläuterung zur Einstufung in diese Kategorie erfolgt etwas später.
Die Kriterien dafür, dass eine Schule nicht in der Lage ist, ihren Schülern akzeptable Bildungsstandards zu bieten, sind seitdem klar definiert. Auch der Begriff »Failing« ist mittlerweile als Terminus in der Gesetzgebung verankert. Er bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Schulen und Colleges, nicht aber auf Lehrer oder Dozenten - denn die Verantwortung für die Lehrer liegt bei den Schulen und nicht bei Ofsted.
Die Entscheidung, ob im Fall einer Schule besondere Maßnahmen erforderlich sind, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst einmal führt in der Regel nicht nur ein Faktor zu einer solchen Entscheidung. Es gibt jedoch typische Merkmale in Bezug auf die erreichten Bildungsstandards, die die Durchführung gesonderter Maßnahmen indizieren. Dazu gehören u. a. ein grundsätzlich geringes Leistungsniveau, geringe Lernfortschritte, auf breiter Ebene nicht zufrieden stellender Unterricht, schlechtes Benehmen der Schüler und auch schwache Managementleistungen von Seiten der Schulleitung.
Wird eine Schule als schlecht eingestuft, hat sie 40 Arbeitstage für die Vorbereitung eines Aktionsplans, in welchem sie darlegt, wie sie den im Inspektionsbericht aufgeführten Schwachstellen und Defiziten begegnen will. Der Aktionsplan muss dem Staatssekretär und der Schulinspektion vorgelegt werden. Die Kommunalbehörde hat dann weitere zehn Tage Zeit, innerhalb derer sie den Aktionsplan kommentieren und ihre eigene Vorgehensweise erläutern kann. Sie muss u. a. angeben, inwieweit von Behördenseite aus Handlungsbedarf besteht und welche zusätzlichen Anstrengungen die Behörde hinsichtlich der Problemschule unternehmen muss.
Die Führungseigenschaften und Managementqualitäten des Schulleiters haben entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Schule. Müssen im Fall einer Schule besondere Maßnahmen ergriffen werden, ist häufig mangelnde Führung einer der Gründe, die maßgeblich dazu beigetragen haben. Werden wirklich Führungsdefizite festgestellt, hat das in der Regel zur Folge, dass der Schulleiter abwägt, ob er über die notwendigen Fähigkeiten zur Verbesserung der Situation verfügt. In vielen Fällen verlässt der Schulleiter an diesem Punkt die Schule. Wenn das passiert, hilft die Kommunalbehörde zumeist dadurch, dass sie einen erfahrenen Schulleiter an die betroffene Schule entsendet.

Was wird geprüft?


Von Gesetzes wegen evaluieren und berichten Inspektoren über:
• die Bildungsarbeit der Schule und inwieweit diese die unterschiedlichen Bedürfnisse der guten sowie schlechten Schüler berücksichtigt
• die Bildungsstandards, welche die Schule erfüllt
• die Führungsqualität und das Management der Schule
• die geistige, moralische, soziale und kulturelle Entwicklung der Schüler
• den Beitrag, den die Schule zum allgemeinen Wohlergehen ihrer Schüler leistet
Mittlerweile liegt allen Inspektionsurteilen das gleiche Bewertungsschema zugrunde. Früher war dies noch eine 7-Punkte-Liste mit der Note 1 für »ausgezeichnet« und der Note 7 für »ungenügend«. Doch zeigte die Praxis schnell, dass nur sehr selten auch wirklich alle Bewertungsstufen verwendet wurden. Aus diesem Grund wurde die Bewertungsskala für alle Inspektionsurteile im September 2005 auf vier Punkte reduziert:
• Note 1: hervorragend
• Note 2: gut
• Note 3: befriedigend
• Note 4: mangelhaft
Das endgültige Urteil, das ein Inspektionsteam über eine Schule fällt, bezieht sich auf die »allgemeine Leistungs- und Funktionsfähigkeit« dieser Schule. Die Frage danach zielt auf den Unterricht sowie alle damit in Verbindung stehenden Leistungen ab und berücksichtigt, inwieweit diese den Bedürfnissen der Schüler entsprechen.
Das Urteil zur allgemeinen Leistungsfähigkeit wird erst am Schluss einer Inspektion gefällt, da es die Bewertung aller anderen Leistungskriterien einer Schule mit einbeziehen muss. Die Inspektoren legen im Rahmen ihrer Bewertung auch dar, welche weiteren Schritte sie für eine Verbesserung des Unterrichts für nötig erachten. In ihren Berichten bringen sie schließlich deutlich zum Ausdruck, warum sie gerade für diese oder jene Schule zu einem bestimmten Gesamtergebnis gekommen sind.

Evaluation der allgemeinen Leistungsfähigkeit - die Kriterien


Ein allgemeines Regelwerk für Inspektionen (zu finden auf der Webseite von Ofsted unter www.ofsted.gov.uk) listet alle Kriterien auf, die von den Inspektoren bei der Beurteilung der allgemeinen Leistungsfähigkeit verwendet werden. In zusammengefasster Form sind dies:
• Hervorragend (Note 1)
Eine Schule mit dieser Bewertung ist eine außergewöhnliche Schule. Fast alle Bereiche der schulischen Arbeit sind mindestens gut, maßgebliche Teile davon vorbildlich.
• Gut (Note 2)
Inspektoren bewerten eine Schule mit »gut«, wenn in allen Bereichen der Schularbeit grundsätzlich starke Leistungen zu verzeichnen sind und wenn auf der Grundlage bisheriger Entwicklungen ein ausgeprägtes Potenzial im Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungen erkennbar ist.
• Befriedigend (Note 3)
Die Leistungen einer mit »befriedigend« bewerteten Schule sind in keinem wichtigen Bereich mangelhaft und können in verschiedenen Aspekten gut sein.
• Mangelhaft (Note 4)
Eine Schule ist im Ganzen als eher »mangelhaft« zu bewerten, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte als mangelhaft eingestuft werden: erreichte Standards, persönliche Entwicklung und Wohlbefinden der Schüler, allgemeine Qualität des Unterrichts sowie Führung und Management.

Schulen, die Anlass zur Sorge geben


Wird im Rahmen einer Inspektion die allgemeine Leistungsfähigkeit einer Schule als mangelhaft beurteilt, wird sie in eine von zwei Kategorien eingestuft:
• Besondere Maßnahmen sind erforderlich: Dies ist der Fall, wenn eine Schule die akzeptablen Bildungsstandards nicht erreicht und wenn die für die Leitung oder das Management der Schule zuständigen Personen nicht über die Fähigkeit verfügen, die notwendigen Verbesserungen in der Schule sicherzustellen.
• Es besteht erheblicher Verbesserungsbedarf: In diese Kategorie werden Schulen eingeordnet, die zwar keiner speziellen Maßnahmen bedürfen, die sich in ihren Leistungen aber doch erheblich schlechter darstellen, als es unter den gegebenen Umständen von ihnen erwartet werden kann. Diese Schulen erhalten eine Art Verbesserungsbescheid.

Merkmale schlechter Schulen


Erreichte Standards


Schlechte Schulen verzeichnen - im Hinblick auf einzelne Schülergruppen oder auch die Mehrheit der Schüler - typischerweise ein niedriges Leistungsniveau und geringe Erfolge bei der Einhaltung der Lehrpläne. Auch wenn das Leistungsniveau absolut betrachtet vielleicht gut ist, können Inspektoren die Fortschritte der Schüler als unzureichend einstufen. In England kann mit Hilfe konkreter Daten festgestellt werden, welchen Beitrag eine Schule daran hat, dass Schüler von einer Leistungsstufe auf die nächste gelangen. Dies geschieht auf Grundlage der Ergebnisse nationaler Lehrplanbeurteilungen. Anhand dieser Vergleichswerte können auch Schulen identifiziert werden, die oberflächlich gesehen zunächst ganz gut abschneiden, deren Leistungen aber den Daten nach besser sein sollten.

Die geistige, moralische, soziale und kulturelle Entwicklung der Schüler


Zu den Merkmalen von Schwächen in diesen Bereichen der Schülerentwicklung gehören:
• regelmäßig störendes Verhalten
• Disziplinlosigkeit oder häufige Verweise von der...
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Fortbildung - Erwachsenenbildung - Weiterbildung

Handbuch der Berufsbildung

E-Book Handbuch der Berufsbildung
Format: PDF

Das 'Handbuch der Berufsbildung' erfasst die gesamte Breite des pädagogischen Handlungsfeldes und gibt einen umfassenden Überblick zu Didaktik, AdressatInnen, Vermittlungs- und Aneignungsprozessen…

Handbuch der Berufsbildung

E-Book Handbuch der Berufsbildung
Format: PDF

Das 'Handbuch der Berufsbildung' erfasst die gesamte Breite des pädagogischen Handlungsfeldes und gibt einen umfassenden Überblick zu Didaktik, AdressatInnen, Vermittlungs- und Aneignungsprozessen…

Handbuch der Berufsbildung

E-Book Handbuch der Berufsbildung
Format: PDF

Das 'Handbuch der Berufsbildung' erfasst die gesamte Breite des pädagogischen Handlungsfeldes und gibt einen umfassenden Überblick zu Didaktik, AdressatInnen, Vermittlungs- und Aneignungsprozessen…

Handbuch der Berufsbildung

E-Book Handbuch der Berufsbildung
Format: PDF

Das 'Handbuch der Berufsbildung' erfasst die gesamte Breite des pädagogischen Handlungsfeldes und gibt einen umfassenden Überblick zu Didaktik, AdressatInnen, Vermittlungs- und Aneignungsprozessen…

Weitere Zeitschriften

Ärzte Zeitung

Ärzte Zeitung

Zielgruppe:  Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten. Charakteristik:  Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit an niedergelassene Mediziner ...

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...