Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 2,0, Universität Erfurt, 21 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ob und in welcher Form Europa eine Identität besitzt, besitzen sollte, ob und, wenn ja, wie eine europäische 'Heimat' aussehen könnte - diese Debatte durchzieht den Kontinent seit langem. Neue Nahrung hat sie bekommen, seitdem 1990 die bipolare Weltordnung ein Ende fand und Europa damit nicht nur das kommunistische Feindbild abhanden kam, sondern sich ihm so auch die Fragen nach einer Osterweiterung, eines Paneuropa - und gleichsam dessen Grenzen - stellten. Gleichzeitig verlangten die entgrenzenden und entgrenzten Globalisierungserscheinungen verstärkt nach einem transnationalen europäischen Politkonstrukts, das demokratisch legitimiert werden kann. Doch die Bürger der EG/EU scheinen weiterhin vor allem regionalen Solidargemeinschaften zu vertrauen. Regionen und Nationalstaaten gewannen als Identifikationsgrößen seit den 1980er Jahren eher an Bedeutung. Die zweckrationale Integration des Kontinents hatte eine soziokulturelle Zusammenführung nicht bezweckt. Um ein handlungsfähiger, demokratisch legitimierter Akteur zu bleiben braucht Europa jedoch ein identitätsbasiertes Solidaritätsbewusstsein der Bürger, ein Bewusstsein für eine 'Heimat' Europa. Das soziokulturelle Zusammenwachsen des Kontinents hat jedoch zu heftigen Debatten geführt. Während die EG/EU eine identifikationsstiftende Konstruktionspolitik in Form von Einheitssymbolisierung, Historisierung oder etwa akademischer Europäisierung betrieb, richtete sich großer Widerstand gegen diese Homogenisierungsmaßnahmen. Dies lag nicht nur an nationalen Selbsterhaltungstrieb, sondern auch an generellen Vorbehalten gegen die artifizielle und manipulierende Forcierung von Kollektividentitäten. Diese seien nicht nur illusorische Verblendungen, sondern inner- und außergesellschaftlich Abgrenzungen mit hohem Gewaltpotential. Sie seien als Konstrukte zu erkennen und zugunsten einer kosmopolitischen Heimatlosigkeit abzulegen. Doch dies - so die These dieser Arbeit - scheint keine Antwort auf realpolitische Problem zu sein und an den Bedürfnissen der meisten Menschen vorbeizugehen. Die Globalisierung ruft in den Menschen verstärkt die Sehnsucht nach kollektiv gefühlter Identität, wenn man so will nach 'Heimat' hervor. Auch aus diesem Grund ist die Gewaltthese von anderer Seite weniger beachtet worden. Europa kann hiernach vielmehr ein Haltepunkt für die Menschen und eine reale politische Einwirkungsmöglichkeit gegenüber Globalisierungsentgrenzungen werden.
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